tag:blogger.com,1999:blog-64710771589474172772024-03-28T17:45:44.523-07:00Nikolaus WyssPersönliche Erfahrungen und Beobachtungen zu Kolumbien, zur Schweiz meiner Jugend und von heute, zu Liebe, Sex und Schwulsein. Ich schreibe über Reisen, über Roger Köppel und andere Zeitgenossen, übers Altern, über mein früheres Berufsleben, über mich... und so weiter. Ups and downs halt. Entdeckungen und Abwechslungen sind garantiert - wie im richtigen Leben. Man kann den Blog auch abonnieren.Nikolaus Wysshttp://www.blogger.com/profile/08341067860591791269noreply@blogger.comBlogger187125tag:blogger.com,1999:blog-6471077158947417277.post-17206639004449852062024-02-24T23:24:00.000-08:002024-03-16T07:23:35.607-07:00Mein täglicher Spaziergang - oder der Furor von Olga, Santiago, Nohora und den anderen<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgP-rQIeesLWim7HA3lDFe30_nCaCU3ehwDEijp7Cag7HcTgGvcRmZ891Xiafd3ehm8vM_m21WwNVi7EwSyuRSP-Q0iX3JRx1hlmx-9wEV4whma_hymrGadFWKB7JqnsV_N3GknFwq1jDsau_MaJvH3GhzlKT65L5xCgWFJGKOPql9WCOEGHeXWjzFHH7zr/s2048/Gruppenchat.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="2048" data-original-width="2048" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgP-rQIeesLWim7HA3lDFe30_nCaCU3ehwDEijp7Cag7HcTgGvcRmZ891Xiafd3ehm8vM_m21WwNVi7EwSyuRSP-Q0iX3JRx1hlmx-9wEV4whma_hymrGadFWKB7JqnsV_N3GknFwq1jDsau_MaJvH3GhzlKT65L5xCgWFJGKOPql9WCOEGHeXWjzFHH7zr/w400-h400/Gruppenchat.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Fotos aus dem Gruppen-Chat<br /></td></tr></tbody></table><p class="MsoNormal" style="text-indent: 35.4pt;"><span style="font-size: large;"><span lang="DE-CH">Wenn es trüb aussieht, nehme ich den Schirm. In
der Regel brauche ich ihn dann nicht. Wenn ich ihn jedoch nicht mitnehme, so
kann ich mir fast sicher sein, dass ich auf meinem Spaziergang verregnet werde.</span></span></p>
<p class="MsoNormal" style="text-indent: 35.4pt;"><span style="font-size: large;"><span lang="DE-CH">Vor dem Haus begegne ich zuerst oft Benjamin.
Er wohnt gegenüber, sitzt gerne auf dem Treppenabsatz vor seinem Haus, raucht
Zigaretten und bearbeitet sein Handy. Seine Tür steht dann offen, und aus dem
Hintergrund ertönt jeden Tag ein anderes Genre Musik. Die Stücke reichen von Dmitri
Schostakowitsch über Vivaldi bis zu John Coltrane. Ich fühle mich jeweils bei
meinem Gruss über die Strasse aufgefordert, die Musik zu erraten, die gerade vom
Innern seines Hauses heraustönt, und ich konnte Benjamin mit meinem Wissen
schon ein paarmal überraschen. Er ist ein schwarzhaariger, bärtiger Argentinier
von eher kleinem Körperwuchs. Er fährt ein elegantes, schwarzes Fahrrad mit
blauleuchtenden Felgen. Er studiert Musikkomposition an der Uni Nacional. Erst
kürzlich erfuhr ich, dass er und seine Wohngenossen, die ich eher selten zu
Gesicht bekomme, Vegetarier sind. Als wir nämlich das letzte Mal etwas von
unserem Weihnachtshuhn hinüberbrachten, bedauerte er, sie würden kein Fleisch
essen. Gleichwohl nahm er unsere Gabe an, denn sie erwarteten am selben
Nachmittag Freunde, von denen er wusste, dass sie das Mitgebrachte gerne verspeisen
werden. </span></span></p>
<p class="MsoNormal" style="text-indent: 35.4pt;"><span style="font-size: large;"><span lang="DE-CH">Einmal auf der Strasse gehört zur täglichen
Routine die Entscheidung, in welche Richtung ich mich denn diesmal bewegen soll.
Gegen Norden, ins Chico, ginge es in eine vornehmere Gegend, wo für die
Bewohner Strom, Wasser, Telefonabonnement und Abfallentsorgung um die Hälfte
teurer sind als bei uns. Dort könnte ich mich mit einem feinen Cappuccino im
Café <a href="https://www.ilpomeriggiozonak.com.co/">Pomeriggio</a> für meinen
Spaziergang belohnen, serviert von weiss livrierten Kellnern. </span></span></p>
<p class="MsoNormal" style="text-indent: 35.4pt;"><span style="font-size: large;"><span lang="DE-CH">In Richtung Süden reicht mein Perimeter normalerweise
bis zur Buchhandlung <a href="https://www.casasantoysena.com/">Santo & Seña</a>
an der 4. Carrera mit der 54. Strasse. Dort gibt es auch Kaffee, vor allem aber
gibt es dort Bücher, die zum Verweilen und zum Kauf anregen. Dort überkommen
mich meistens Erinnerungen an meine eigene Buchhändlerzeit in Bogotá: der
Geruch des Papiers, die gedämpfte Stimmung, die Gewissheit, wenigstens etwas
mit allen anderen in diesem Raum zu teilen, nämlich die Liebe zum geschriebenen
Wort. Wobei zum heutigen Sortiment einer anständigen Buchhandlung auch Comics,
Vinyl-Schallplatten und Fanzines unterschiedlichster Provenienz gehören, was
damals bei meinem Chef <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Buchholz_(Kunsth%C3%A4ndler)">Karl Buchholz</a>
undenkbar gewesen wäre. Er war Vertreter der reinen Buchdeckel-Lehre. Schon
Broschuren fasste er lediglich mit spitzen Fingern an, schliesslich verdiente er
daran viel weniger, und sie wurden auch viel schneller alt und sahen vergriffen
aus. Seine wahre Leidenschaft aber war der Kunsthandel. Dort fasst man die
Gegenstände in der Regel schon gar nicht an, oder dann nur mit weissen Archivhandschuhen.
</span></span></p>
<p class="MsoNormal" style="text-indent: 35.4pt;"><span style="font-size: large;"><span lang="DE-CH">Gegen Osten hin würde mich ein steiler Anstieg
erwarten an unseren Lieblingsrestaurants (zum Beispiel dem <i><a href="https://salontropical.com.co/?page_id=276">Salon Tropical</a> </i>oder dem
<i><a href="https://www.tripadvisor.de/Restaurant_Review-g294074-d19710286-Reviews-Tierra_Restaurante-Bogota.html">Tierra</a>)</i>
und weiter bergauf an den schwedischen und russischen Botschaften vorbei bis zur <a href="https://caminatasecologicasbogota.com/quebrada-la-vieja/">Quebrada La Vieja</a>, einem steilen Tälchen bergauf, das Wanderern eigentlich nur an Wochenenden auf Anmeldung hin offensteht. </span></span></p>
<p class="MsoNormal" style="text-indent: 35.4pt;"><span style="font-size: large;"><span lang="DE-CH">Im Westen schliesslich liegt der eher schmucklose
Stadtteil <a href="https://es.wikipedia.org/wiki/Barrios_Unidos_(Bogot%C3%A1)">Barrios
Unidos</a>, der aber insofern interessant ist, als man dort weder interessante
Kunstgalerien, ausgezeichnete Fisch-Restaurants noch schöne Parks erwartet.
Doch es gibt sie, und gerade deshalb sind sie bei einem Spaziergang einer
Entdeckung wert. </span></span></p>
<p class="MsoNormal" style="text-indent: 35.4pt;"><span style="font-size: large;"><span lang="DE-CH">Ich weiss allerdings nicht, ob ich textlich
einen ganzen Rundgang in alle vier Himmelsrichtungen zusammenbringe. In den
ersten 100 Metern passiert bereits so viel Berichtenswertes, dass das verbale
Abschreiten aller Optionen wohl Romanvolumen annehmen würde, was ich sowohl mir
als auch der Leserschaft nicht zumuten möchte. </span></span></p>
<p class="MsoNormal" style="text-indent: 35.4pt;"><span style="font-size: large;"><span lang="DE-CH">Die Begegnung mit dem zahnlosen, herzensguten Carlos,
der zehn Jahre älter aussieht als er ist, gehört zum festen Bestandteil eines jeden
Spaziergangs. Entweder schlürft er grad einen Tinto bei Juan next door, der
dort Portier ist, oder er versucht, seiner Arbeit nachzugehen, nämlich auf
geparkte Autos am Strassenrand aufzupassen und auf ein paar Pesos zu hoffen,
wenn der Besitzer zurückkehrt. Unser Grussritual besteht in einem Fingerzeig
gegen den Himmel. Regen? Sonne? Meistens stecke ich ihm darauf ein paar Pesos
zu mit der Bemerkung, mein Auto stehe dort drüben, und er solle gut aufpassen, damit
es nicht gestohlen werde. Natürlich stimmt das so nicht, denn mein Auto steht
ja wohlversorgt in unserer Garage. Doch Spass muss sein, und es soll nicht nach
Almosen aussehen. Dann lachen wir beide und gehen unserer Wege.</span></span></p>
<p class="MsoNormal" style="text-indent: 35.4pt;"><span style="font-size: large;"><span lang="DE-CH">Im nächsten Haus befand sich vor der Pandemie
ein Swingerclub mit einem Jacuzzi-Bad im Treppenhaus. Ich weiss das, weil
morgens jeweils die Putzfrau vor unserem Haus auf die Ankunft des Betreibers wartete
und mir allerlei berichtete von den Überbleibseln der vorangegangenen Nacht. Der
neue Besitzer jedoch, der zuweilen mit seinem neuen Volvo vorfährt und zum Rechten
schaut, vermietet heute die Räumlichkeiten Start-ups und politischen Kampagnen.
Im vergangenen Jahr zum Beispiel hat sich der mittlerweile gewählte
Bürgermeister Bogotás, <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Carlos_Fernando_Gal%C3%A1n">Carlos Fernando
Galán</a>, mit seinem Team für die Wahlvorbereitungen dort einquartiert. Es
wird behauptet, er sei nur deshalb gewählt worden, weil sein Vater, Luis Carlos
Galán, einst Präsidentschaftskandidat Kolumbiens, 1989 von politischen Gegnern
ermordert worden sei. Der Sohn habe also vom Mitleidbonus profitiert. Befand
sich Galán in der Nachbarschaft, so war die ganze Strasse jeweils mit kugelsicheren
und mit verdunkelten Scheiben versehenen Toyota Cruisern und Polizeieskorten
überstellt, an deren wartenden Fahrern und an den Zigaretten rauchenden
Leibwächtern ich mich, freundlich grüssend, vorbeischlängeln musste. Ihre
Präsenz erhöhte mein Sicherheitsgefühl nicht unbedingt. Sie führte mir eher vor
Augen, mit welchen Gefahren hier zu rechnen ist. Es ist aber auch ein Ding des
Prestiges: je mehr Aufwand um eine Person, umso mehr Wichtigkeit wird ihr
zugeschrieben.<br /></span></span></p>
<p class="MsoNormal" style="text-indent: 35.4pt;"><span style="font-size: large;"><span lang="DE-CH">An unserer Strasse befindet sich auch ein
peruanisches Restaurant, klein, fein und teuer. Wir gingen dort schon ein
paarmal essen. Doch dann verleidete es uns, weil der Kellner Jhon, der uns vom
Vorbeigehen her bestens kennt, jedes Mal so ausführlich erklärte, was er uns gerade
auftischt, dass die Speisen zum Schluss nur noch lauwarm waren. </span></span></p>
<p class="MsoNormal" style="text-indent: 35.4pt;"><span style="font-size: large;"><span lang="DE-CH">Vor dem Peruaner sitzt morgens jeweils Fernando,
der mich doctor nennt. </span><span lang="DE">Er
dürfte um die 60 sein. Muy buenos dias, doctor. Como esta, doctor?, sagt er
jeweils. </span><span lang="DE-CH">Dann öffnet er
unaufgefordert seine Brieftasche und zeigt mir die Einladung zu seinem nächsten
Arzttermin, was mich immer etwas verlegen macht. Ich ging auch schon Umwege, um
ihm nicht zu begegnen. Seine Krankheitsgeschichten kenne ich mittlerweile
auswendig: Kropf und schmerzhafte, geschwollene Beine, manchmal Rücken und
Gicht. Er glaubt bekenntnisreich an Gott, der ihn tröstet und schon weiss, was
für ihn vorgesehen ist. Er verkauft an seinem kleinen Stand Lutschbonbons und
Zigaretten und wäscht auf Wunsch den Parkierenden auch deren Autos. Zu
Weihnachten bekommt er von mir etwas zugesteckt.</span></span></p>
<p class="MsoNormal" style="text-indent: 35.4pt;"><span style="font-size: large;"><span lang="DE-CH">Ab und zu begegne ich auch Jaime, das heisst,
er ruft mir vom dritten Stock aus zu, wo er gerade altes Brot auf die Strasse
schmeisst und so die Tauben rund ums Haus füttert. Er kann ein paar Brocken
Deutsch, die er bei jeder Begegnung anbringt. Er ist kleinwüchsig und ein
Dandy, zieht sich also extravagant an und trägt auf der Strasse einen Strohhut,
unter welchem die zu einem Rossschwanz gebundenen, weissen Haare hervorlugen.
Es ist zuweilen schwierig, sich von ihm wieder zu lösen, denn am liebsten
verstrickt er einen in einen <i>never ending</i> Monolog über die ganzen
Stockwerke hinweg. Manchmal macht er mit seiner Partnerin Lili, die in der
Nachbarschaft den Musikclub <a href="https://www.tripadvisor.com/Attraction_Review-g294074-d10209579-Reviews-Matik_Matik-Bogota.html">Matik
Matik</a> führt, und mit seiner Exfrau einen Ausflug in seinem stets putzfein gewaschenen,
eleganten schwarzen Mercedes aus dem Jahre 1961. </span></span></p>
<p class="MsoNormal" style="text-indent: 35.4pt;"><span style="font-size: large;"><span lang="DE-CH">Etwas seltener begegne ich Liz. Sie ist
Galeristin und bespielt mit ihrer Kunst internationale Messen in Mexiko-City, </span><span>São</span><span lang="DE-CH"> Paulo und Miami. Sie wohnt mit ihrem Gatten, einem Computerfachmann und
Liebhaber von Vinyl-Schallplatten, zwei Häuser weiter oben in einem Objekt, das
lange Zeit zum Verkauf stand. Auch wir interessierten uns damals dafür, doch es
schien uns etwas teuer angesichts der vielen Dinge, die noch hätten renoviert
werden müssen. Die beiden sind jetzt dort zur Miete. Doch sie beklagen sich
über die Feuchtigkeit im Haus und über ignorante Vermieter. </span></span></p>
<p class="MsoNormal" style="text-indent: 35.4pt;"><span style="font-size: large;"><span lang="DE">Vor ein paar Monaten lud mich Liz ein, einem Nachbarschafts-Chat
beizutreten. Dort würden Belange des Quartiers verhandelt. Zum Chat gehöre auch
eine direkte Linie zur Polizei, die man wählen könne, wenn Gefahr droht. Das
sei effizienter, als wenn man sich als Einzelperson über die Nummer 123 an die
Polizei wenden müsse. </span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE; mso-font-kerning: 0pt; mso-ligatures: none;"></span></span></p>
<p class="MsoNormal" style="text-indent: 35.4pt;"><span style="font-size: large;"><span lang="DE">Seit ich Teilnehmer dieser Nachbarschaftsverbindung bin, ist nichts mehr
wie früher, und meine Spaziergänge drohen in Depressionen zu enden. Der Chat
wird von geschätzten 60 Nachbarn fleissig genutzt, so fleissig und
erbarmungslos, dass einem davon übel werden kann. Olga, Santiago, Nohora und
ein Dutzend andere lassen hier ihren Beobachtungen, Verdächtigungen, Ohnmachtsgefühlen,
Früsten, Anschuldigungen und Ressentiments freien Lauf. In ihren Augen lauert
an jeder Strassenecke des Quartiers ein suspektes Subjekt. Kürzlich zum
Beispiel parkte ein Gast von mir sein Mietauto vor unserem Haus, und plötzlich
musste ich dem Chat entnehmen: „Polizei-Patrouille bitte an Calle 68#11-63,
verdächtiges Fahrzeug steht seit drei Stunden hier…“ Ein Foto wurde auch gleich
beigefügt. – Umgehend musste ich antworten, das Fahrzeug gehöre einem Gast von
mir. Ich konnte es mir nicht verkneifen anzufügen, dass vielleicht nicht jedes
geparkte Auto verdächtig sei… </span></span></p>
<p class="MsoNormal" style="text-indent: 35.4pt;"><span style="font-size: large;"><span lang="DE">Hauptthemen sind Abfall und geparkte Autos, gefolgt von Lärmbelästigungen und
Drogenkonsum. Ja, unsere ruhige Strasse wird von Jugendlichen der nahen Schulen
gerne frequentiert, um sich hier einen Joint zu drehen und hereinzuziehen, und es
kommt öfters vor, dass mein Heimweg durch Schwaden von Marijuana-Rauch führt. Nicht
weiter schlimm in meinen Augen, doch Santiago, den ich persönlich nicht kenne,
bekommt deswegen im Chat regelmässig Panikattacken. Kaum identifiziert er eine
rauchende Gruppe, ruft er nach einer Polizeipatrouille. – Während ich diese
Zeilen hier schreibe, jetzt, am Samstag, 24. Februar, 17.38 Uhr, verschickt
Olga gerade zehn Fotos von falsch geparkten Autos und bittet, die Polizei solle
doch umgehend vorbeikommen. Und ich denke dabei intensiv an den herzensguten,
armen Carlos, der sich seine paar Pesos mit dergestalt geparkten Autos
verdient. Kürzlich, so berichtete er mir, hätte ihn die Polizei fortgeschickt unter
dem Hinweis, hier habe er nichts zu suchen. Ich dachte sogleich, diese Aktion sei
unserem Chat zu verdanken. Woher soll er jetzt, klagte er mir, die paar Pesos
bekommen, die ihm bisher sein knappes Überleben sicherten? – In derselben
Manier verfährt unser Chat mit den Abfallverwertern mit ihren grossen
Schubkarren. Sie durchwühlen Abfallsäcke am Strassenrand und entnehmen unter
Hinterlassung von stinkendem Müll Reziklierbares, um damit ein paar Pesos zu
verdienen. Im Chat sind sie aber nur als lästiges Gesinde identifiziert, und
Nohora, die offenbar eine Schwiegertochter in der Schweiz hat und sie einmal
besuchen ging, schwärmte davon, dass es dort sowas nicht gebe. </span></span></p>
<p class="MsoNormal" style="text-indent: 35.4pt;"><span style="font-size: large;"><span lang="DE">Nun trage ich mich mit dem Gedanken, aus dieser unerträglichen virtuellen
Gemeinschaft wieder auszusteigen. Wie kann ich meinen Spaziergang geniessen,
wenn ich mich umstellt sehe von missgünstigen Nachbarn, die hinter ihren Vorhängen
den lieben langen Tag das Geschehen auf der Strasse beobachten und Verdächtigungen
kultivieren?</span></span></p>
<p class="MsoNormal" style="text-indent: 35.4pt;"><span style="font-size: large;"><span lang="DE">Vorgestern allerdings hatten wir wieder einmal den Sänger vor unserem Haus,
der alle zwei bis drei Monate im Vollsuff auftaucht und mit seiner rauhen
Stimme und falschen Gitarrenklängen von Mitternacht bis zum frühen Morgen
Flamencoähnliches von sich gibt. Es gibt niemanden in unserer Strasse, der davon
nicht geweckt wird, und ich dachte, jetzt sei der Moment, die Nützlichkeit
einer direkten Linie zur Polizei unter Beweis stellen zu können. Subito vermeldete
ich den Tatbestand und wartete am Fenster auf die Ankunft einer Polizeipatrouille,
um den Störefried zum Schweigen zu bringen. Eine Stunde verging, zwei Stunden vergingen,
meine Füssen wurden schon kalt, so dass ich mir Socken überstreifen musste.
Doch nichts geschah. Der nimmermüde Sänger waltete immer noch seines vom Alkohol diktierten Amtes. Auch Nachbarin Liz verlangte nach einer Patrouille,
dreimal, wie ich dem Chat entnehmen konnte, und auch ich doppelte alle halbe
Stunde nach. Um halb fünf morgens schliesslich zog er davon - ohne polizeiliche
Aufforderung. </span></span></p>
<p class="MsoNormal" style="text-indent: 35.4pt;"><span style="font-size: large;"><span lang="DE">Ich sehne mich nach meinen früheren, sorgenfreien Spaziergängen zurück und
beobachte den Zwiespalt, der sich vor meinen Augen auftut. Ich verstehe ja,
dass sich meine Nachbarn nach einem ordentlichen Leben sehnen, wie es ihnen die
Schweiz vormacht, und gleichzeitig anerkenne ich die Notwendigkeit, dass arme
Schlucker und Strassenbewohner mit irgendwelchen Drehs in dieser chaotischen,
korrupten Stadt zu überleben versuchen, einer Stadt, die nicht bereit scheint, ihren
ärmsten Einwohnern entgegenzukommen. Und wenn wir schon dabei sind: eigentlich
gehört auch die Polizei mit ihren Minimallöhnen hier zu den armen Schluckern, angewiesen
auf Zusatzeinnahmen, die mit der Wegweisung von Abfallverwertern und
Störefrieden nicht zu erwirtschaften sind. Da hält man sich doch eher an Falschparker,
die sich mit ein paar Geldscheinen freikaufen und am nächsten Tag wieder dort auftauchen,
wo es meine Chatgemeinschaft stört. <span> </span></span></span></p><p class="MsoNormal" style="text-indent: 35.4pt;"><span style="font-size: large;"><span lang="DE"><span>_____</span></span></span></p><p class="MsoNormal" style="text-indent: 35.4pt;"><span style="font-size: small;">©Nikolaus Wyss</span></p><p class="MsoNormal" style="text-indent: 35.4pt;"><span style="font-size: small;">_______</span></p><p class="MsoNormal" style="text-indent: 35.4pt;"><span style="font-size: small;"> </span></p><p class="MsoNormal" style="text-indent: 35.4pt;"><b><span face=""Arial",sans-serif" style="font-size: 13.5pt; mso-ansi-language: #0C00; mso-bidi-language: AR-SA; mso-fareast-font-family: Calibri; mso-fareast-language: EN-US; mso-fareast-theme-font: minor-latin;"><br /></span></b></p><p class="MsoNormal"><a href="https://nikolauswyss.blogspot.com/2019/07/meine-weiteren-beitrage-schon-nach.html"><b><span style="font-size: large;">Weitere Blog-Einträge auf einen Click</span><span style="font-size: small;"> </span></b></a></p><p class="MsoNormal" style="text-indent: 35.4pt;"><span style="font-size: small;"> </span><span style="font-size: large;"><span lang="DE"><span> </span></span></span></p>
<p><style>@font-face
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befand ich mich emotional in einer prekären Gemengelage: beruflich stand ich auf der
Abschussliste meines obersten Chefs unserer Fachhochschule, weil er sich <a href="https://nikolauswyss.blogspot.com/2020/06/nur-schwache-erinnerungen-luzern.html">mit meinem Stil und meiner Strategie für unsere Kunsthochschule nicht anfreunden mochte und mir offenbar nicht zutraute, es recht zu machen</a>. Er habe sich, so
wurde mir kolportiert, in seinen Gremien verschiedentlich negativ zu meiner
Person geäussert und angedroht, Konsequenzen zu ziehen. Seltsam nur, dass er
sich nie zu einer direkten Aussprache mit mir durchringen mochte. Ihm war es
wohl bequemer, ein grosses Maul zu führen und damit Drohkulissen zu bedienen
als mich zur Rede zu stellen. Belastend genug, so oder so. Der Konflikt
verstärkte sich noch durch ein lächerliches Gezänk um die Verleihung des
Professorentitels an mich. Ich vertrat die Meinung, Rektoren von Hochschulen
würden ex officio das Recht darauf haben, während der fragliche Fachhochschulratspräsident
der Ansicht war, man müsse den Titel unterlegen mit wissenschaftlichen
Arbeiten. Während also meine Rektorats-Kolleginnen und -Kollegen aus
Wirtschaft, Sozialer Arbeit, Musik und Architektur fleissig noch den letzten
Text, den sie vielleicht vor zehn Jahren in irgendeinem katholischen Amtsblatt
veröffentlicht haben, in ein Mäppchen legten, um zu beweisen, dass sie eines
Professorentitels würdig sind, weigerte ich mich standhaft, irgendwelche
Arbeiten beizubringen, die den Titel legitimiert hätten. <span> </span></span></span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-size: large;"><span lang="DE-CH"><span> </span>Auch privat
hing damals einiges schief bei mir, verstrickt in einer Beziehung über Tausende
von Kilometern hinweg. P. studierte in Yogyakarta Psychologie. Wir hatten uns
im Verlauf der vergangenen Jahre einige Male gegenseitig besucht und verstanden
uns im Bett wesentlich besser als ausserhalb. Ich erlebte mich, was meine
Alltagsansprüche anging, in seiner Gegenwart einsamer als allein. Klassische
Musik, Museumsbesuche, Würste aus Schweinefleisch, Lektüre und Wandern fielen in
seiner Gegenwart aus den Traktanden. Gleichzeitig aber bezeichnete er mich als
Mann seines Lebens und hatte ernsthaft die Absicht, nach Abschluss seiner
Studien den Rest meiner Lebtage mit mir zu verbringen. Das konnte meiner
Ansicht nach nicht gut enden, und ich trug mich mit dem Gedanken, diese
Fernbeziehung endlich zu beenden, was mir umso schwerer fiel, als ich P. über
alle Massen mochte.</span></span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-size: large;"><span lang="DE-CH"><span> </span>Im Verlauf desselben
Jahres pflegte ich auch einen lockeren Kontakt zu A. in Kalkutta. Ich kannte
ihn persönlich nicht, doch die unverbindlichen Plaudereien im Chatroom, wo wir
uns zufällig getroffen hatten, waren witzig und unbeschwert. Diese
gelegentlichen Interaktionen trugen dazu bei, dass ich zu jener Zeit nicht
depressiv wurde. A. erzählte mir, dass er zwei Neffen grossziehe, da deren
Mutter sich dazu überfordert fühle, nachdem ihr Mann, Vater der beiden, bei
einem Autounfall ums Leben gekommen sei. Die Buben waren damals sieben und acht
Jahre alt. Sie sahen entzückend aus, wie ich den zugesandten Bildern entnehmen
konnte. A. arbeitete bei einer Bank, hatte aber eigentlich Geschichte studiert.
Er stammte aus dem ostindischen Manipur, war gläubiger Christ und sah es als
solcher für selbstverständlich an, familiäre Verantwortung zu übernehmen. Das
imponierte mir und kam meinen eigenen Bedürfnissen nach familiärer Geborgenheit
entgegen. Im Verlauf des Herbstes entschloss ich mich dann, die Festtage zum
Jahresende zu benutzen, A. und seine Buben in Kalkutta aufzusuchen. <span> </span> <br /></span></span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-size: large;"><span lang="DE-CH"><span> </span>Bei meiner
Ankunft vermittelte mir die Stadt den Eindruck, den ich bereits von meinen Besuchen
von Städten in China und Afrika her kannte, dass nämlich die Welt zu gross sei,
um sie wirklich erfassen zu können. Hilflos schrieb ich in mein Notizbuch: «Sie
spucken wie die Vögel scheissen: sequenziell und nicht in einem Schuss. Hier
alles sehr laut, sehr verschmutzt. Irgendwie verlaufen sich die Gedanken in die
Verirrung, jeder ist sich selbst der Nächste, man schlängelt aneinander vorbei,
wenn im Auto, dann mit lautem Hupen.» Kalkutta verkörperte in idealer Weise das
Chaos in meiner Seele. Da war die Trennung von P. von einer Telefonkabine aus.
Ich rief ihn an, wünschte ihm alles Gute zum neuen Jahr und kündigte an, dass
es mit uns wohl ein Ende habe. Als ich den Hörer auf die Gabel zurücklegte, weinte
ich auf offener Strasse. Und: anstatt familiäre Gefühle für A. und seine Boys
zu entwickeln, kam ich schon bald zum Schluss, dass ich in Kalkutta und mit A. an
der Seite wohl kaum je glücklich würde. Ich war hier genauso hilflos wie in
diesem Scheiss-Luzern, wo mir der Chef im Verlauf dieses Jahres das Leben so schwer
gemacht hatte.</span></span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-size: large;"><span lang="DE-CH"><span> </span>A. lebte
mit seinen Buben in einer von seiner Arbeitgeberin, der Bank, zur Verfügung
gestellten Wohnung. Der Flur vor der Wohnungstür war grösser als das Appartment
selbst. Dort spielte ich mit den Kleinen Fussball. Es kam vor, dass der Ball
über die fensterlose Brüstung sprang. Dann mussten wir ihn im Hof vier
Stockwerke weiter unten holen. Die Luft war geschwängert vom Rauch unzähliger Kohlefeuerchen,
die in dieser Stadt für die Zubereitung von Speisen und zum Wärmen der Hände
loderten. Man sah abends keine zehn Meter weit, so dicht war er. Er räucherte
auch die Kleidung. Es war bitterkalt. - Und doch: mit jedem Tag stieg mein
Respekt für diese Stadt. Sie war eine Metropole mit imposanten Universitäten,
eindrücklichen Tempeln, lebendiger Literatur, U-Bahnlinien und grossartigen
Gedenkstätten und Museen. Sie war keineswegs nur das Drecksloch, wie ich es mir
vor meiner Ankunft ausgemalt und bei meiner Ankunft vorgefunden hatte. Mein
Bild von Kalkutta war halt geprägt von der Tätigkeit der Mutter Theresa, der kosovarischen
Sterbekönigin, der indischen Göttin Kali gleich. Ich kam zum Schluss, dass Mutter
Theresa wohl die übelste Botschafterin Kalkuttas war. Sie versaute den Ruf
dieser Stadt mit ihrer schon fast obszön anmutenden öffentlichen Hingabe für
die Ärmsten in einer Weise, die die stolze Stadt Kalkutta nicht verdient hat.
Ich wanderte in Parks, gewöhnte mich allmählich ans Gewusel und besuchte
angesagte Restaurants und fragte mich, wie es die Frauen hier machen, dass
ihnen ihr Sari-Umhang nicht von ihren Schultern gleitet. Ich wagte mich mit der
Zeit auf die fast undurchdringlichen Märkte der Stadt und begann, ab und zu
auch ein Häppchen Frittiertes zu kosten, das mir am Wegrand angeboten wurde. Allerdings
wurde die Anfreundung an die fremde Umgebung durch die Gewissheit erleichtert, ein
Retour-Ticket in der Tasche zu haben. </span></span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-size: large;"><span lang="DE-CH"><span> </span>Zum
Jahreswechsel mieteten wir ein Fahrzeug mit Chauffeur und machten eine mehrtägige Wallfahrt zur Tempelstadt Puri am Golf von Bengalen. Ich erinnere
mich, wie mich A. bei jedem Kauf eines Souvenirs belehrte, dass ich es viel zu
teuer erstanden hätte. Jetzt galt ich als blöder Westler, der sich überteuerte
Waren aufschwatzen liess, was mir die Freude am erstandenen Gegenstand drastisch
minderte. Ich nahm mir vor, von nun an ihm gegenüber niedrigere Preise zu nennen, wenn er
danach fragte, und einmal erregte ich so anerkennendes Staunen, als ich ihm ein aus
Rinden geschaffenes Leporello zeigte, auf welchem handgeschnitzt Kamasutra-Szenen
abgebildet waren. Ein Schnäppchen, meinte er, nicht wissend, dass ich dafür
wesentlich mehr hingelegt hatte…</span></span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-size: large;"><span lang="DE-CH"><span> </span>Puri im
indischen Staate Odisha ist für jemanden wie mich insofern uninteressant, weil ich als
Nicht-Hindu die grossen Tempelanlagen von Jagannath gar nicht besuchen durfte. Ich
wurde in einer verstaubten Bibliothek gegenüber des heiligen Viertels
abgestellt, von wo aus ich aus der Ferne das imposante Geviert betrachten konnte. Der
Christ A. hingegen und seine beiden Ziehsöhne zückten ihre Identitätskarten,
die sie als indische Staatsangehörige auswiesen, und wurden eingelassen.</span></span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-size: large;"><span lang="DE-CH"><span> </span>Mehr
actions für mich fand später vorne am weiten Sandstrand statt. Da war ich die
Attraktion des Ortes. Alle, wirklich alle, die unsere Stelle passierten,
wollten ein Bild mit mir schiessen. Ich war unglaublich begehrt und wurde viele
Male abgelichtet, wie ich ganze Familien umarmen und in die Kamera
lachen durfte. Eigentlich wollten sie nichts weiter von mir wissen. Eine Fotografie
mit einem Fremden war ihnen genug, um sie irgendwo auf ihrem Hausaltar auszustellen. </span></span></p><p class="MsoNormal"><span style="font-size: large;"><span lang="DE-CH"><span> </span>Jetzt befanden wir uns bereits im neuen Jahr. Ich schrieb dazu: «Die Geschichte
mit P. geht irgendwie weiter, ich denke unaufhörlich an ihn, wie überhaupt alles irgendwie weitergeht. Das ist
sowieso eines meiner Lieblingsthemen, dass sich Veränderungen oft erst
nachträglich erkennen lassen. Natürlich, man kann Veränderungen herbeiführen,
indem man den Wohnort wechselt, die Arbeit wechselt, den Partner wechselt, aber
oft geht die gleiche Chose in neuen Kleidern weiter. Das Äussere hat zwar
gewechselt, doch das Innere noch nicht zwangsläufig. Verändere ich mich denn
innerlich? – Schwierig, es selbst zu beurteilen.»</span></span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-size: large;"><span lang="DE-CH"><span> </span>Zum
Abschluss meines Aufenthalts wünschten sich meine Gastgeber ein Schweizer
Essen. Zuerst dachte ich an ein Käsefondue, doch ich musste feststellen, dass ich
dafür wohl etwas viel Logistik mit unsicherem Ausgang hätte betreiben müssen. Wo hätte ich mir
ein Caquelon und lange Gabeln ausleihen können? Auch dem Käse traute ich nicht,
und das verfügbare Fladenbrot vom Markt hätte sich wohl nur begrenzt für dieses
Vorhaben geeignet. <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/R%C3%B6sti">Also Rösti</a>. Beim Kartoffelkauf wurde ich von einem Dutzend
Einkaufshelfern begleitet. Alle priesen unterschiedliche Kartoffelsorten an,
die dort auf dem Boden zu Türmen aufgeschichtet lagen. Blitzartig kam mir das
Fehlen eines Sparschälers in den Sinn, was den Entschluss erleichterte, für die
Rösti gekochte Kartoffeln zu verwenden, bei denen das Schälen der Haut wesentlich leichter
fällt. Dazu machte ich eine Hühnerfricassée an Kokosmilch, was ich so noch nie
ausprobiert hatte. Da aber A. und den Buben der Vergleich fehlte, passierte das
Gericht als Schweizer Spezialität ohne Tadel…</span></span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-size: large;"><span lang="DE-CH"><span> </span>Dann der
Abflug. Der Flughafen damals ein Albtraum, in allen Teilen vernachlässigt,
staubig und mit sturem Personal versehen. Bei meiner Ankunft zehn Tage zuvor schon
der Schock, dass mein Koffer bei der Gepäckausgabe nicht dabei war, und ich in
Kalkutta erst einmal Zahnpasta, Socken und ein paar Ersatzunterhosen kaufen
musste. Als wir Tage später nachschauen gingen, ob mittlerweile der Koffer
angekommen sei, schien ich dort der erste zu sein, dem je ein Gepäckstück
verloren gegangen ist. Niemand kannte das Procedere, alle stellten sich an, als
ob sie vorher noch nie mit dieser Art von Problemen konfrontiert gewesen wären.
</span></span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-size: large;"><span lang="DE-CH"><span> </span>In der
Maschine der Binam Bangladesh Airlines vor dem Start dann die Verlesung eines
Gebets. Und die Zwischenlandung später in Dhaka kündigte der Pilot mit «inshallah» an.
Nun gut, ich bin immer noch da. A. schickte mir später ein SMS des Inhalts, die
Buben hätten als liebstes Erinnerungsstück an mich meine gebrauchten Zahnstocher
in ihre Vitrine gestellt. </span></span></p><p class="MsoNormal"><span style="font-size: large;"><span lang="DE-CH">_______________</span></span></p><p class="MsoNormal"><span style="font-size: small;">©Nikolaus Wyss</span></p><p class="MsoNormal"><span style="font-size: small;">______________________</span></p><p class="MsoNormal"><span style="font-size: small;"> </span><span style="font-size: large;"><b>Noch ein paar Städtebemerkungen hier zum Anclicken:</b></span></p><p class="MsoNormal">
</p><p class="MsoNormal"><b><u><span face=""Arial",sans-serif" style="font-size: 13.5pt;"><a href="https://draft.blogger.com/u/1/">"Zurückbleiben bitte" -
Berliner Impressionen</a></span></u></b><span lang="DE-CH" style="mso-ansi-language: DE-CH;"></span></p>
<p class="MsoNormal"><span lang="DE-CH" style="mso-ansi-language: DE-CH;"><span style="mso-spacerun: yes;"> </span></span><b><span face=""Arial",sans-serif" style="font-size: 13.5pt;"><a href="https://draft.blogger.com/u/1/">-
Meine Mexiko-Wochen</a></span></b></p>
<p class="MsoNormal"><span face=""Arial",sans-serif" style="font-size: 13.5pt;"><a href="https://draft.blogger.com/u/1/"><b>- Zürich, Ende September</b></a></span></p>
<p class="MsoNormal"><b><span face=""Arial",sans-serif" style="font-size: 13.5pt;">-
<a href="https://nikolauswyss.blogspot.com/2018/04/ein-tag-in-london.html">Ein
Tag in London</a></span></b></p><p>
<b><span face=""Arial",sans-serif" style="font-size: 13.5pt; mso-ansi-language: #0C00; mso-bidi-language: AR-SA; mso-fareast-font-family: Calibri; mso-fareast-language: EN-US; mso-fareast-theme-font: minor-latin;">- <a href="https://nikolauswyss.blogspot.com/2017/10/wieder-in-bogota.html">Wieder
in Bogotá</a></span></b></p><p><b><span face=""Arial",sans-serif" style="font-size: 13.5pt; mso-ansi-language: #0C00; mso-bidi-language: AR-SA; mso-fareast-font-family: Calibri; mso-fareast-language: EN-US; mso-fareast-theme-font: minor-latin;">___________________</span></b></p><p><b><span face=""Arial",sans-serif" style="font-size: 13.5pt; mso-ansi-language: #0C00; mso-bidi-language: AR-SA; mso-fareast-font-family: Calibri; mso-fareast-language: EN-US; mso-fareast-theme-font: minor-latin;"> <br /></span></b></p><p class="MsoNormal"><a href="https://nikolauswyss.blogspot.com/2019/07/meine-weiteren-beitrage-schon-nach.html"><b><span style="font-size: large;">Weitere Blog-Einträge auf einen Click</span><span style="font-size: small;"> </span></b><span style="font-size: large;"><span lang="DE-CH"> <br /></span></span></a></p>
<p><style>@font-face
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Fahrt nach Brüssel empfehlen die Schweizer Bundesbahnen den TGV über Paris. Laut
Fahrplan stehen dem Fahrgast ganze 45 Minuten zur Verfügung, um von der Gare de
Lyon zur Gare du Nord zu gelangen. Was für ein Gehetze. Vor vielen Jahren habe
ich das einmal gemacht mit meiner Mutter im Schlepptau. Nie wieder. Ich
entschied mich deshalb, diesmal in Paris einen Zwischenhalt einzulegen und erst
am darauffolgenden Morgen weiterzufahren nach Belgien.</span></span></p><p><span style="font-family: verdana; font-size: large;"><span lang="DE-CH">Als ich in Paris ankam, regnete es. Ich spannte meinen Knirps auf, buckelte den
kleinen Rucksack und unterzog den neu erstandenen Schuhen einem Wassertest. Ich
wanderte der Seine entlang, erwischte fotografisch eine Taube beim Abflug,
tauchte später ins Gewusel des 2. Arrondissement ein, um von dort, immer der
Nase nach, meine Absteige an der Rue Notre Dame de Lorette im 9. Arrondissement
zu erreichen. Auf dem Weg legte ich in einem Bistro einen Zwischenhalt ein und
ass libanesisch anmutende Speisen. Was mir auch diesmal auffiel, und was schon
meine früheren Paris-Eindrücke prägte, war die Attitüde der Kellner. Sie
performen in einer Mischung aus Nonchalance, Arroganz und Eleganz, die ich in
dieser Ausprägung von keiner anderen Stadt her kenne. Sie geben dem Gast
jederzeit das Gefühl, sich hier in Paris zu befinden, dem zivilisatorischen
Zentrum der Welt. Hier diktiert als legitime Vertretung der Parisiens das Servierpersonal die Verkehrs- und Verhaltensregeln, denen man sich als Gast
gefälligst zu unterwerfen hat. Für Einheimische kein Problem, doch für Besucher von auswärts stets
eine Lektion. Sollten diese zudem des Französischen nicht ausreichend mächtig sein, so fällt man ganz durch und wird mit
Geringschätzung und Nichtbeachtung bestraft. Das übertriebene Trinkgeld zum
Schluss, das eigentlich als Beschämungsversuch gemeint war, wird als
selbstverständlich und ohne ein Zeichen von Irritation einkassiert. </span></span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: verdana; font-size: large;"><span lang="DE-CH">Was mich
früher in Paris faszinierte, kam mir diesmal verkrustet vor. Als ob Paris in seiner
eigenen Falle stecke, in einer Attitüde, die dem Neuling und dem
unerschütterlichen Paris-Fan zwar immer noch Respekt abverlangt und imponiert, welcher aber auch eine gewisse Lächerlichkeit innewohnt, weil sie ohne Ironie
und ohne spielerische Variation seit 50, vielleicht seit 100 Jahren dieselbe
ist. Es ist dieselbe Aufführung, wie sie schon den Künstlern Francis Picabia,
Fernand Léger, Pablo Picasso oder Getrude Stein dargebracht wurde, von der auch
meine Mutter sprach, als sie vor dem Krieg ein Französisch-Semester in Paris
absolvierte, eine Aufführung, in deren Genuss auch Yves Montant, Jacques Brel und <a href="https://www.youtube.com/watch?v=7whXkifG_ms">Jacques Dutronc</a> kamen, oder Jean-Paul Sartre und Simone
de Beauvoir mit ihren existentialistischen, feingeistigen Compatriots im
Café de Flore oder im Les Deux Magots, damals noch mit einer Pfeife oder einer Gitanes oder Gauloise
aus Maispapier im Mundwinkel und – natürlich – einer Baskenmütze schräg auf dem
Kopf, einem Béret. <br /></span></span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: verdana; font-size: large;"><span lang="DE-CH">Ja, die
Kundschaft hat sich mittlerweile rundum erneuert. Die Stadt von heute steht in
grossen Teilen gewandelt da. Neue Museen, Strassen, imposante Gebäude und
Radwege prägen nun ausserhalb des innersten Kreises das Stadtbild. Doch die
Kellner sind geblieben, ob sie aus Marokko, Algerien oder aus den Banlieues
stammen. Sie gehören zu Paris wie der Eiffelturm. Sie stellen sicher, dass sich
in Paris jedes Mal ein spezielles Bewusstsein einstellt, das keinen Zweifel
aufkommen lässt, wo man sich befindet. Sie verkörpern die Identität des Ortes, trennen
diejenigen, die dazugehören, von denen, die zugelaufen sind. </span></span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: verdana; font-size: large;"><span lang="DE-CH">Als Besucher
verdanke ich der Stadt viel. Hier sah ich zum ersten Mal ein Stück von Fernando
Arrabal und liess mich verprügeln, weil ich die Hand hob ohne zu wissen, was «frapper»
heisst, worauf ich in die Arena gezogen wurde. Man stülpte mir eine Papiertüte über
den Kopf und verhaute mich gehörig. In Paris sah ich grossartige Ausstellungen
und besuchte immer wieder meine Lieblingsmuseen. Lange war es das Musée des
Arts et Métiers, welches stets mein Bewusstsein stärkte, doch das richtige
Studium, nämlich Volkskunde und Ethnologie, gewählt zu haben. Ich wandelte
durch die Strassen der Rive Gauche im Wissen um die Möglichkeit, Pierre
Bourdieu zu begegnen. Ich besuchte Herrensaunen im Wissen um die Möglichkeit, auf
den schlüpfrigen Fliesen Michel Foucault über den Weg zu laufen. Den ersten Aufstieg
auf den Eiffelturm schaffte ich in Gesellschaft meines Patenkindes Daniel, später
dann noch mit Padi und noch später mit Chuma und zuletzt mit Danika. In Paris
knüpfte ich <a href="https://nikolauswyss.blogspot.com/2020/08/mein-afrikanisches-cafe.html">meine Kontakte zu Afrika</a>, in Paris sah ich jedes Mal inspirierende
Theaterstücke und Opernaufführungen. Unvergesslich zum Beispiel der Saint François d'Assise von Olivier Messiën in der Opéra de Bastille, 2004. In Paris ass ich zuweilen unterirdisch
schlecht und nie wirklich erstklassig (ausser bei den Arabern mit ihren Couscous und anderen Köstlichkeiten). Höhepunkte fanden für mich aus einem
Land ohne U-Bahn oft auf langen Metro-Fahrten statt, wenn ich an brillanten Musikanten vorbeikam, welche die langen Umsteigetunnels in Tonhallen verwandelten. In
Erinnerung an Paris kommt mir auch noch das Belangloseste in den Sinn: einmal schiss
mir eine Taube auf den Kopf. Und so fort. </span></span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: verdana; font-size: large;"><span lang="DE-CH">Ich
schreibe über mein Paris, weil ich mich von dieser Stadt verabschieden will. Dankbar,
dass es sie gibt, dankbar, dass ich mich an ihr immer mal wieder reiben konnte,
doch einsichtig genug auch anzuerkennen, dass ich mich dort nie richtig
heimisch fühlte. Sie war eine Art Disneyland (wo ich übrigens nie war), wofür
ich jeweils viel Geld ausgab und jetzt zu zweifeln beginne, ob ich heute den
erhofften Gegenwert noch bekomme. Ich kenne die Theateraufführung dieser Stadt
mit den Tausenden von Statisten in den Restaurants zur Genüge, ich muss mir
nicht mehr von jedem Kellner mit seinem lächerlichen Gehabe vorführen lassen,
dass ich mich jetzt in Paris befinde. Ich entscheide mich, die Metropole jetzt
aufs Niveau eines Umsteigeortes zu degradieren, zu einem französischen Olten sozusagen.
So, wie die Taube weiss, wohin sie gehört und noch über Hunderte von Kilometern
hinweg den Heimweg findet, so weiss ich, dass ich nicht nach Paris fliegen
würde, wenn ich heimkehren müsste. Ich flöge vermutlich nach Bogotá, auch wenn
ich dort nicht zu den Einheimischen zähle. Aber wenigstens bilden sie sich dort
nicht ein, der Nabel der Welt zu sein. Das verbindet mich schon ein bisschen
mit dieser Stadt. </span></span></p><p class="MsoNormal"><span style="font-family: verdana; font-size: large;"><span lang="DE-CH">_______</span></span></p><p class="MsoNormal"><span style="font-family: verdana; font-size: large;"><span lang="DE-CH"> </span></span></p><p class="MsoNormal"><span style="font-size: small;">©Nikolaus Wyss</span></p><p class="MsoNormal"><span style="font-size: small;"> </span></p><p class="MsoNormal"><span style="font-size: small;">_____________ <br /></span></p><p class="MsoNormal"><span style="font-size: small;"> </span></p><p class="MsoNormal"><span style="font-size: medium;"><b> Noch ein paar Städtebemerkungen hier zum Anclicken:</b></span></p><p class="MsoNormal"><span style="font-size: small;"><span style="font-size: medium;"> </span></span></p><p class="MsoNormal">
</p><p class="MsoNormal"><b><u><span face=""Arial",sans-serif" style="font-size: 13.5pt;"><a href="https://draft.blogger.com/u/1/">"Zurückbleiben bitte" -
Berliner Impressionen</a></span></u></b><span lang="DE-CH" style="mso-ansi-language: DE-CH;"></span></p>
<p class="MsoNormal"><span lang="DE-CH" style="mso-ansi-language: DE-CH;"><span style="mso-spacerun: yes;"> </span></span><b><span face=""Arial",sans-serif" style="font-size: 13.5pt;"><a href="https://draft.blogger.com/u/1/">-
Meine Mexiko-Wochen</a></span></b></p>
<p class="MsoNormal"><span face=""Arial",sans-serif" style="font-size: 13.5pt;"><a href="https://draft.blogger.com/u/1/"><b>- Zürich, Ende September</b></a></span></p>
<p class="MsoNormal"><b><span face=""Arial",sans-serif" style="font-size: 13.5pt;">-
<a href="https://nikolauswyss.blogspot.com/2018/04/ein-tag-in-london.html">Ein
Tag in London</a></span></b></p><p>
<b><span face=""Arial",sans-serif" style="font-size: 13.5pt; mso-ansi-language: #0C00; mso-bidi-language: AR-SA; mso-fareast-font-family: Calibri; mso-fareast-language: EN-US; mso-fareast-theme-font: minor-latin;">- <a href="https://nikolauswyss.blogspot.com/2017/10/wieder-in-bogota.html">Wieder
in Bogotá</a></span></b></p><p><b><span face=""Arial",sans-serif" style="font-size: 13.5pt; mso-ansi-language: #0C00; mso-bidi-language: AR-SA; mso-fareast-font-family: Calibri; mso-fareast-language: EN-US; mso-fareast-theme-font: minor-latin;"><a href="https://nikolauswyss.blogspot.com/2024/01/rosti-in-kalkutta.html">- Rösti in Kalkutta </a></span></b>
</p><p class="MsoNormal"><style>@font-face
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{page:WordSection1;}</style></p><p class="MsoNormal"><span style="font-size: small;"><span style="font-size: medium;"><br /></span></span></p><p class="MsoNormal"><span style="font-size: small;"><span style="font-size: medium;">__________</span></span></p><p class="MsoNormal"><span style="font-size: small;"><span style="font-size: medium;"><br /></span></span></p><div dir="auto" style="text-align: start;"><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"><span style="font-size: x-large;"><b><a href="https://nikolauswyss.blogspot.com/2019/07/meine-weiteren-beitrage-schon-nach.html">Weitere Blog-Einträge auf einen Click</a></b></span></span></span></div><p class="MsoNormal"><span style="font-size: small;"> </span><span style="font-family: verdana; font-size: large;"><span lang="DE-CH"> </span></span></p>
<p class="MsoNormal"><span lang="DE-CH" style="mso-ansi-language: DE-CH;"> </span></p>
<p><style>@font-face
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{page:WordSection1;}</style></p>Nikolaus Wysshttp://www.blogger.com/profile/08341067860591791269noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6471077158947417277.post-78149334892954000632023-11-01T12:51:00.003-07:002023-11-01T12:51:18.852-07:00Stägeli uuf, Stägeli ab, juhee (Tagebuch 8) <p> <span style="font-size: large;"><b>16. Juli 2024</b></span></p><p><span style="font-size: large;"><b></b></span></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><span style="font-size: large;"><b><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj6LOZ98hNAR4Kcha5gqWuxsYUjnz1oFHM5_I30Orwsy-rYY8-NRUBMyDfBSLXGxG8br9Q4bxBGtQhyQFpuLC5E4ZMF0tUSKLrlFT7bXllTH5cW7hhYqDgPqCip0lMKWhCzNaAI5iNc5wgw9rKanMDkiv2EwNkCWkLLvpriGyu9x21gZlp75eAiB1qYoz67/s4032/Avers.jpeg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="4032" data-original-width="3024" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj6LOZ98hNAR4Kcha5gqWuxsYUjnz1oFHM5_I30Orwsy-rYY8-NRUBMyDfBSLXGxG8br9Q4bxBGtQhyQFpuLC5E4ZMF0tUSKLrlFT7bXllTH5cW7hhYqDgPqCip0lMKWhCzNaAI5iNc5wgw9rKanMDkiv2EwNkCWkLLvpriGyu9x21gZlp75eAiB1qYoz67/w300-h400/Avers.jpeg" width="300" /></a></b></span></div><p></p><p><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"><span style="font-size: large;"><span> </span>Im
Averstal: Abgestiegen und übernachtet in der Walserstuba in Avers-Cröt,
wo Chefkoch Simon und seine kolumbianische Partnerin Estefania wirten.
Er war in Kolumbien ein bekannter Fernsehkoch und arbeitete während 27 Jahren an den besten Adressen des Landes. Jetzt macht er
die <span><a class="x1i10hfl xjbqb8w x6umtig x1b1mbwd xaqea5y xav7gou x9f619 x1ypdohk xt0psk2 xe8uvvx xdj266r x11i5rnm xat24cr x1mh8g0r xexx8yu x4uap5 x18d9i69 xkhd6sd x16tdsg8 x1hl2dhg xggy1nq x1a2a7pz xt0b8zv x1qq9wsj xo1l8bm" href="https://www.facebook.com/walserstuba.avers?__cft__[0]=AZWa2i6bYSR-Q6di5V2v_fpsV0hq-YfuhVonwtZ_IvEmSu461AdIaKL82xHps04HAkoxBZF4x6wd2jBMzEcNFbrwpVSvGwqrgaSqveA67fP-epKSJIp-agKIn_BaL02riNZoQMw9wJIryHasZng9AuHKzFGPvgMyQgZuXgnRfzDi-4m6ZXgZQqwRt3nxrDVBeUc&__tn__=-]K-R" role="link" tabindex="0"><span class="xt0psk2"><span>Walserstuba Avers</span></span></a></span>
zur besten Adresse des Tales. Am meisten beeindruckt hat mich eine
simple Vanille-Eiscrème, die mit Zitronenolivenöl übergossen und mit
etwas fleur de sel verfeinert wird. Ein Traum. - Für Heimweh-Kolumbianer
wird an dieser Wegbiegung auch kolumbianisches
Bier ausgeschenkt, und, wer wott, kann auch Empanadas und andere
kolumbianische Köstlichkeiten bestellen. Ich hielt mich aber an Leberli
vom Angus-Rind (gestern) und an ein hervorragend gewürztes
Schweinskotelett mit Polenta (heute). Am Haus flattert neben einer
Schweizer- und einer Bündnerflagge auch eine kolumbianische. </span></span></p><p><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"><span style="font-size: large;"><span> </span>Bin etwas
müde vom Ausflug entlang des Murmeltier-Lehrpfades und später talabwärts auf der alten Averserstrasse, einem landschaftlich unerhört schönen Weg über pitoreske Steinbrücken und durch lauschige Arvenwäldchen. Beeinträchtig wurde der einsame Wandergenuss nur durch meine kürzlich gemachte Erfahrung, sinnlos zu stolpern und zu stürzen. Deshalb schenkte ich meine ganze Aufmerksamkeit den nächsten Schritten und schaute genau, wohin ich trete. Damit nicht genug. Plötzlich bekam ich in dieser Abgeschiedenheit Angst vor Bären. Was müsste ich unternehmen, wenn mir plötzlich so ein Kraftpaket entgegenkäme? - Ich hielt in der Folge Ausschau nach einem grossen Stecken am Wegrand. Doch dort lag nur morsches Fallholz. Ich übte schon mal, mich aufzuplustern und grunzte vor mich hin. Das musste ein seltsamer Anblick gewesen sein. Fast wäre ich hingefallen...</span></span></p><p><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"><span style="font-size: large;"><b>September (1) 2023</b></span></span></p><p><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"><span style="font-size: large;"><b></b></span></span></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"><span style="font-size: large;"><b><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhcPhovpRuQkFESk9zRSGaNLjJcyfjEqBcqviOBcSlirJHomn9sJxerUWxKn1beYYOz9bYRuSzcqM1iDTEP_-2eKzmNPWHI5POQjnIH2gYtn2fSWzfwGzloJKcVHmkNo9t4tRNjU-6h0vOUbzhHhHcC4YalnBGCBKRurITavTGtoFDCFcZ4qbk4_aV3aVX5/s640/Karli.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="640" data-original-width="480" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhcPhovpRuQkFESk9zRSGaNLjJcyfjEqBcqviOBcSlirJHomn9sJxerUWxKn1beYYOz9bYRuSzcqM1iDTEP_-2eKzmNPWHI5POQjnIH2gYtn2fSWzfwGzloJKcVHmkNo9t4tRNjU-6h0vOUbzhHhHcC4YalnBGCBKRurITavTGtoFDCFcZ4qbk4_aV3aVX5/w300-h400/Karli.jpg" width="300" /></a></b></span></span></div><p></p><p><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"><span style="font-size: large;"><b><span> <span> </span></span></b><span><span>Meine letzten Wochen waren etwas anstrengend, denn es zeigte sich, dass ich jetzt doch noch den kolumbianischen Führerschein machen muss. Und das nach 55jähriger unfallfreier Fahrpraxis. So ging ich brav 35 Stunden in die Theorie und machte die seltsame Erfahrung, dass hier die Gesetzgebung durchaus streng ist, aber dass sich im real existierenden Strassenverkehr kein Schwein daran hält. Das ist für einen Fahrschüler etwas stressig, weil er in zwei Welten zurechtkommen muss, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben (wollen). Auch seltsam ist, dass man hier die Höhe der Bussgelder auswendiglernen muss (z.B. Fahren ohne Führerschein: 8 Tagessätze des Mindestlohnes; Geschwindigkeitsübertretung: 15 Tagessätze; Verhinderung der freien Fahrt von Feuerwehr und Rettungsfahrzeuge: 30 Tagessätze; Fahren im besoffenen Zustand: 90 Tagessätze; bei vierfacher Wiederholung 450 Tagesätze...)</span></span></span></span></p><p><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"><span style="font-size: large;"><span><span><b> </b></span></span><b><span><span></span></span><span> </span></b>Ich warf im Kurs ein, dass die Polizei doch schon wisse,<b> </b>was bei einem Vergehen zu verlangen sei, worauf alle lachten. Denn es zeigt sich, dass die Polizei hier nicht so sehr darauf aus ist, Bussen zu verteilen,<b> </b>sondern Schmiergelder einzukassieren, um keine Busse ausrichten zu müssen, von denen sie mit ihrem Minimallohn ausser administrativem Aufwand nichts haben. Wahrscheinlich muss man hier die Höhe des Bussgeldes gerade deshalb wissen, um in etwa abschätzen zu können, wie hoch man beim Schmieren gehen muss, um keine Busse entrichten zu müssen, nämlich ganz wenig unter dem möglichen Bussgeld...</span></span></p><p><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"><span style="font-size: large;"><span> </span>Nun gut, ich war gestern ziemlich nervös, als es um die Prüfung meines angelernten Wissens ging. 40 Fragen vor dem Computer waren zu beantworten. Manche Fachausdrücke auf Spanisch kannte ich nicht und musste darum auf das Übersetzungs-App meines Handys zurückgreifen. Gottseidank klappte es. Ich beantwortete 94 Prozent der Fragen richtig, habe also die Prüfung bestanden. An meiner Erschöpfung am Nachmittag merkte ich aber, dass mich die Angelegenheit doch ziemlich gestresst hatte. In ein paar Tagen muss ich mich jetzt noch hinter das Steuer eines Autos setzen und denen zeigen, dass ich eines Führerscheins würdig bin. Dort werde ich dann Regeln anwenden müssen, die in der Theorie nie zur Sprache gekommen sind... </span></span></p><p><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"><span style="font-size: large;">Nachtrag: mittlerweile habe ich die praktische Prüfung auch bestanden und bin stolzer Besitzer eines kolumbianischen Führscheins. <br /></span></span></p><p><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"><span style="font-size: large;"><b>September (2) 2023</b></span></span></p><p><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"><span style="font-size: large;"><b></b></span></span></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"><span style="font-size: large;"><b><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj6VrYI1WJdLUgC-sTH75_TCKyZZGXCAvvJpCUz1qMVBf_sE23rKOYv6dmMXpAosob0u1ahAqqKzwWU_5LP-OsQmXa-dDYtF-lsQv5sG99q54tLyzuQ_YwA-fAk0RhYlw9XYADNvCf11pbzBSdqhRIRRCHXVktIetPKBIaXoFJLw12gSNwWiAIyMpTmJrK_/s640/Schwa.jpeg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="640" data-original-width="480" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj6VrYI1WJdLUgC-sTH75_TCKyZZGXCAvvJpCUz1qMVBf_sE23rKOYv6dmMXpAosob0u1ahAqqKzwWU_5LP-OsQmXa-dDYtF-lsQv5sG99q54tLyzuQ_YwA-fAk0RhYlw9XYADNvCf11pbzBSdqhRIRRCHXVktIetPKBIaXoFJLw12gSNwWiAIyMpTmJrK_/w300-h400/Schwa.jpeg" width="300" /></a></b></span></span></div><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"><span style="font-size: large;"><b><span> </span></b></span></span><span style="font-size: large;"><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u" dir="auto">Was
mich heute daran interessiert, ist die Fallhöhe. Da war ich also 1996
"Botschafter von Schwamendingen" aufgrund meines "hervorragenden
Einsatzes" zu dessen kultureller und gesellschaftlicher Belebung. - Auch
wenn die Amtszeit schon vor 26 Jahren zuende gegangen ist, hat mich
offenbar diese Auszeichnung bis nach Kolumbien begleitet, wo ich sie
kürzlich in einer vor sich hinmodernden Bananenschachtel wieder entdeckt
habe. Und ich frage mich aus diesem Anlass, was könnte ich alles als
Ex-Botschafter Schwamendingens hier in Bogotá zu Ehren meines früheren
Wohnquartiers ausrichten? Eine Schwamendinger Botschaft errichten? Den
Schwamendinger Opernchor mit kolumbianischen Zuzügern wiederaufleben
lassen? Sommertheater organisieren wie weiland in der Ziegelhütte?
Führungen organisieren durchs Bogotaner Niemandsland? Der
Genossenschaftsbuchhandlung "Büchertreff Schwamendingen" neues Leben
einhauchen? (Immerhin arbeitete ich vor 53 Jahren hier in Bogotá auch einmal
als Buchhändler in der Libreria Buchholz. Das war, bevor ich nach
Schwamendingen gezogen bin - auch so eine Fallhöhe, einfach rückwärts). <br /><span> </span>Ich glaube, die Kolumbianer hätten schon Mühe, "Schwamendingen" auszusprechen...<br /><span> </span>Noch
bin ich mir nicht sicher, ob ich diese Urkunde einrahmen soll und
woraus der Rahmen bestehen könnte. Aus gradlinigem Holz? Aus Aluminium
(weiss, metall, farbig lackiert)? Aus einen Firlifanz-Schnitzwerk? Oder
ist es an der Zeit, diese Zeit sein zu lassen? Sie der weiteren
Vermodernung auszusetzen? Schwamendinge, was seisch? Wo bisch? Kennt
mich dort überhaupt noch jemand? </span></span><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"><span style="font-size: large;"><b> </b> </span></span><p></p><p><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"><span style="font-size: large;"><b>10. Oktober 2023</b></span></span></p><p><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"><span style="font-size: large;"></span></span></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"><span style="font-size: large;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjMln2Pw-CfgcKuBWEwYSmrxYVmn-R2jVYEx79hvWqD5ZeQ-i8viGHYSu8B6k6ZCxjNYklky7NWBKQvnYWquWt4U-N1gKd-uuN6XFrZS8H30-7X5D7gJoY6yfFOEiJkeZLG11Y4ejK1NaYlQaUJUyZP03jHMYXuMQBct1mXuv6DH6auQNn9Ba-dXr2-rwWu/s1280/Wurst.png" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="711" data-original-width="1280" height="223" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjMln2Pw-CfgcKuBWEwYSmrxYVmn-R2jVYEx79hvWqD5ZeQ-i8viGHYSu8B6k6ZCxjNYklky7NWBKQvnYWquWt4U-N1gKd-uuN6XFrZS8H30-7X5D7gJoY6yfFOEiJkeZLG11Y4ejK1NaYlQaUJUyZP03jHMYXuMQBct1mXuv6DH6auQNn9Ba-dXr2-rwWu/w400-h223/Wurst.png" width="400" /></a></span></span></div><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"><span style="font-size: large;"><span> </span>Korruptiönchen:
Heute kam der Gasmann vorbei, denn alle fünf Jahre müssen die
Anschlüsse geprüft werden. Akribisch mass er alles aus und schnüffelte
mit seinem Sensor den Leitungen entlang. Dann befand er, der Boiler
befände sich zu Nahe an der Wand und müsse neu gesetzt werden mit drei
Zentimetern Abstand zur Mauer. Er protokollierte alles fein säuberlich
und meinte zum Schluss, eigentlich müsste er in einem Monat wieder
kommen, um zu schauen, ob wir die Beanstandung erledigt hätten. Dies
würde nochmals denselben Betrag generieren wie heute, nämlich 70.000
Pesos. Doch er hätte einen Vorschlag. Wir könnten ihm auch eine Foto
schicken vom Vollzug, dies würde genügen und ihm den Weg ersparen.
Wieviel wir denn bereit wären, ihm entgegenzukommen, damit die Sache für
erledigt erklärt werden könnte? </span></span><p></p><p><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"><span style="font-size: large;"><span> </span>Gesagt, getan. Jetzt haben wir für
die nächsten fünf Jahre wieder Ruhe und können frohgemut weiter unsere
Longanizas braten. Auf das Foto wird er noch etwas warten müssen.</span></span></p><p><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"><span style="font-size: large;"><b>Im Oktober 2023</b></span></span></p><p><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"><span style="font-size: large;"><b><span> </span></b><span>Plötzlich tritt Herr Knecht ganz klar vor meine Augen, Hermann Knecht. 1974 mein erster Nachbar an der Bocklerstrasse in Schwamendingen. Auf demselben Stockwerk gegenüber. Der Mann hatte früher, soweit ich mich erinnere, auf dem Bau gearbeitet und sich dabei geschlissen. Alles tat ihm weh, sein Knie schmerzte besonders. Arthrose, sagte er knapp. Doch einen Doktor hätte er deswegen nie an sich herangelassen. Die würden alles nur schlimmer machen, meinte er und lachte dabei rauh, ohne dabei die Zigarette in seinem zahnlosen Mund zu verlieren. Er rauchte wie ein Schlot und trank sein Bier im Sechserpack.</span></span></span></p><p><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"><span style="font-size: large;"><span><span> </span>Herr Knecht ist mir heute präsent, als ob er gerade vorhin die Treppe hinuntergehumpelt wäre, gestützt auf einen Ellbogenstock als Gehhilfe. Noch bevor er den unteren Stock erreicht, hielt er auf dem Treppenabsatz jeweils inne und schlug mit seinem schmerzhaften Bein aus, als ob er einen Ball fortschiessen oder einen bissigen Hund verscheuchen </span></span></span><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"><span style="font-size: large;"><span>wollte</span></span></span><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"><span style="font-size: large;"><span>. Dann ging er weiter und fluchte vor sich hin. </span></span></span></p><p><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"><span style="font-size: large;"><span><span> </span>Herr Knecht war mir während Jahrzehnten nicht mehr präsent. Er muss wohl schon längst gestorben sein. Ich war damals, vor 50 Jahren, 25, er wohl über 60. Irgendwann wechselte er ins Pflegeheim. Seinen Auszug aber habe ich nicht mitbekommen. Wahrscheinlich war ich grad unterwegs, in Deutschland vielleicht, oder in Paris. Jetzt aber taucht er vor meinem inneren Auge wieder auf, ohne dass ich viel über ihn zu erzählen wüsste. Doch er erscheint mir, weil mein linkes Knie zu schmerzen beginnt. Ich überlege mir schon, als Gehhilfe einen Stock zu kaufen, so wie Herr Knecht einen hatte. Mit Ellenbogenstütze zur Entlastung des Beines. </span></span></span></p><p><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"><span style="font-size: large;"><span><span> </span>Herr Knecht bekam zuweilen Besuch von Tanja, einer unscheinbaren Frau mit Kopftuch und gebrochenem Deutsch. Sie stammte aus dem Balkan und arbeitete in einem Restaurant als Küchenhilfe. Wenn sie da war, roch es im Treppenhaus nach gerösteten Zwiebeln. Sie räumte bei Hermann etwas auf, wechselte die Bettlaken, wusch seine Wäsche und verhalf ihm vermutlich auch zu einem entspannten Stündchen. Dies hielt Herrn Knecht aber nicht davon ab, sie als "Kuh" zu bezeichnen: Gestern sei die Kuh zu Besuch gekommen, sagte er zum Beispiel, oder: die Kuh ist in den Ferien und kommt jetzt für eine Weile nicht. Schöne Schiisdräck.</span></span></span></p><p><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"><span style="font-size: large;"><span><span> </span>Meine eigenen Knieschmerzen rücken mich plötzlich näher zu Hermann Knecht. Mein Mitleid für seine Schmerzen damals äussert sich erst heute. Damals sah ich in ihm einfach den alten Mann, der sich nicht geschont und dafür die Quittung bekommen hatte. Und jetzt ich, der sich sein Leben lang schonte und sich körperlich nie wirklich forderte, wenn man einmal absieht von einer Velotour nach Berg-Dietikon, die mir als Grenzerfahrung in Erinnerung bleibt, jetzt ich also, der auf dem Treppenabsatz auszuschlagen beginnt und einen Moment innehalten muss, bevor er den zweiten Teil in Angriff nehmen kann. Nein, fluchen tue ich deswegen nicht, aber zum Arzt möchte ich auch nicht gehen. Macht der nicht alles noch viel schlimmer? </span></span></span></p><p><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"><span style="font-size: large;"><span>______</span></span></span></p><p><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"><span style="font-size: medium;"><span>©Nikolaus Wyss </span></span></span></p><p><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"><span style="font-size: medium;"><span>_______</span></span></span></p><p><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u" dir="auto"><span style="font-size: large;"><i><b><a href="https://nikolauswyss.blogspot.com/2019/07/meine-weiteren-beitrage-schon-nach.html">Und hier alle weiteren Blog-Einträge auf einen Click </a></b></i></span></span><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"><span style="font-size: medium;"><span> <br /></span></span></span></p>Nikolaus Wysshttp://www.blogger.com/profile/08341067860591791269noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6471077158947417277.post-68925388109360669462023-09-20T17:29:00.001-07:002023-09-20T17:29:53.643-07:00The Lonesome Cook (Serie 2)<p style="text-align: center;"> <b><span style="font-size: large;">12. September </span></b></p><p style="text-align: center;"><span style="font-size: large;"></span></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><span style="font-size: large;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiLqKtr4VV1Iz97mrPMTK-EVr6sGUu0UJZm5VAMmxA3FxvgtY65HUCu_TcivnFvcD2xSZGZkNRfKLYW46tindY59ZJV14_YCE9zB3CxbBvvn0J2ImxL-wMsMpmbw0PkiptZ3iUpAK374iy2cxueumx6ROf7WlUtZv4cdmFx1cikqhi_HDVEcP99FK31CqDX/s4032/CO.jpeg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="4032" data-original-width="3024" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiLqKtr4VV1Iz97mrPMTK-EVr6sGUu0UJZm5VAMmxA3FxvgtY65HUCu_TcivnFvcD2xSZGZkNRfKLYW46tindY59ZJV14_YCE9zB3CxbBvvn0J2ImxL-wMsMpmbw0PkiptZ3iUpAK374iy2cxueumx6ROf7WlUtZv4cdmFx1cikqhi_HDVEcP99FK31CqDX/w300-h400/CO.jpeg" width="300" /></a></span></div><p></p><p style="text-align: left;"><span style="font-size: large;"><span> </span>Die heutige Kocherei des LONESOME COOK mündet in allerlei abwegige Feststellungen. Einige davon sind mir peinlich, andere sind schlicht langweilig. Um mit letzteren anzufangen: das Koch-Setting gleicht sich von Mal zu Mal. Ich improvisiere, was der Kühlschrank hergibt, und zum Schluss sieht es immer gleich aus, schmeckt immer ähnlich und ist eigentlich keiner vertieften Beschreibung wert. Gemüse, Salat, heute Pasta, und ein Anschnitt von Poulet. Beim Anschneiden des Huhns entdeckte ich nämlich, dass das Innere noch nicht ganz durchgegart war. So schnitt ich etwas am Rand ab und legte den Rest zurück in die Pfanne, wo er ein paar Minuten noch weiterschmoren durfte. Doch mit der Foto mochte ich nicht zuwarten, so wenig ich bereit war, die Pasta und das Gemüse kalt werden zu lassen.<span> </span></span></p><p style="text-align: left;"><span style="font-size: large;"><span> </span>Das Stückelchen Huhn auf dem Teller bringt mich nun zur Feststellung, die nicht ohne Peinlichkeit kommunizierbar ist. Dazu muss man wissen, dass der Begriff eines "pollo", eines Hähnchens also, hier in Kolumbien auch für attraktive Jungs gebraucht wird, eines Typus Mensch, der durchaus bereit ist, offenherzig sexuelle Freuden mit anderen zu teilen. Und wenn der andere schon etwas älter ist, sagt das Hähnchen auch nicht nein, dafür einen Geldschein entgegenzunehmen. Weiter muss man wissen, dass ausgerechnet heute Chefinterviewer David Karasek von Radio SRF im Rahmen des Mittagsgesprächs die beiden Historikerinnen von der Uni Zürich zum Missbrauchsreport der katholischen Kirche befragt hat, der zur Zeit die Schweiz zu Recht in helle Aufregung und Erschütterung versetzt. Doch statt in den Chor der Empörten miteinzustimmen, denke ich, in den braven Schweizer Durchschnittsfamilien findet doch ein Vielfaches dessen statt, was jetzt </span><span style="font-size: large;">an sexuellem Missbrauch</span><span style="font-size: large;"> in der katholischen Kirche tröpfchenweise bekannt wird. Ist da die landesweite Empörung nicht etwas geheuchelt, weil sie ausser acht lässt, was sich hinter den Kinderzimmertüren der Familien Biedermann alles so abspielt? </span></p><p style="text-align: left;"><span style="font-size: large;"><span> </span>Statt also die Empörung nachzuvollziehen, fiel mir unstatthafterweise der französische Pornoproduzent <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Jean-Daniel_Cadinot">Jean Daniel Cadinot</a> ein, der in den 80er und 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts Videos mit attraktiven Jungs drehte, die sich einmal in einer Berghütte trafen und sich das andere Mal in einem Pfadfinderlager verlustierten. Ein Video blieb mir dabei in besonderer Erinnerung und poppte ohne meinen Willen ausgerechnet heute während der Radiosendung vor meinem geistigen Auge auf. Die Handlungen spielten nämlich in einem katholischen Konvent. Natürlich waren dabei die Priester keine alten Säcke sondern gutgebaute, junge Männer, denen man es aber wegen der Soutane erst ansah, wenn sie diese hochhoben, um den Jünglingen und Missbrauchsopfern Zugang zu ihrer Lustquelle zu gewähren. </span></p><p style="text-align: left;"><span style="font-size: large;"><span> </span>Ich schäme mich natürlich dieser unkontrollierten Gedanken, und die Röte steigt mir noch mehr ins Gesicht, wenn ich mich an meinen Wunsch in der Pubertät zurückerinnere, doch in ein Internat zur Schule gehen zu dürfen mit dem unausgesprochenen Bedürfnis natürlich, dabei nächtens in den Schlafräumen allerlei Unwesen zu treiben und erotische Abenteuer zu erleben. Darob vergass und vergesse ich noch heute gerne, dass nicht alle diese Fantasien teilen mochten und mögen, und dass das, was den einen (wie mir) Sehnsucht und Lusterfüllung verhiess, den anderen zuwider, übergriffig und traumatisierend war und ist.</span></p><p style="text-align: left;"><span style="font-size: large;">Und ich stehe ratlos dazwischen, wohl wissend, was mehr zu gewichten wäre. Doch statt mir in aller Deutlichkeit vorzustellen, wie übel es den Missbrauchsopfern noch heute ergehen dürfte, entschied ich mich stattdessen herzlos, das mittlerweile durchgegarte Stück Huhn aus der Bratpfanne zu fischen und es mit einem gehörigen Rest von Genuss zu essen. </span></p><p style="text-align: left;"><span style="font-size: large;"><span> </span>Es gibt Momente im Leben, wo einem der passende Reim nicht einfallen will, wo man sich mit seiner Fantasie aussergesellschaftlich, aussercommonsenslich und ausserordentlich schlecht vorkommt und doch nicht anders kann als irgendwo in reumütiger Grundhaltung abzuwarten, bis man wieder auf sichererem Terrain anlangt.</span></p><p style="text-align: left;"><span style="font-size: large;"><b><br /></b></span></p><p style="text-align: center;"><span style="font-size: large;"><b>15. September</b></span></p><p style="text-align: center;"><span style="font-size: large;"></span></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><span style="font-size: large;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjUMA-HrVK-XVvNmp6MN8pheobs5pAVg2x80bbQlBzSDSGdyVL-P5IZ_hNoQw8ClwQf-nu91eL88mSfHmiKl8Zzxeu9yBDqU_OijNCF5QXyonprUDxEG6VRj1EWhY8dUt9YPQNFPk-2X3vGHt42jN9C6_Pim3oKv3HIP8X_1mGhg7xnrNomeNnsOlossU12/s640/Forell.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="640" data-original-width="480" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjUMA-HrVK-XVvNmp6MN8pheobs5pAVg2x80bbQlBzSDSGdyVL-P5IZ_hNoQw8ClwQf-nu91eL88mSfHmiKl8Zzxeu9yBDqU_OijNCF5QXyonprUDxEG6VRj1EWhY8dUt9YPQNFPk-2X3vGHt42jN9C6_Pim3oKv3HIP8X_1mGhg7xnrNomeNnsOlossU12/w300-h400/Forell.jpg" width="300" /></a></span></div><span style="font-size: large;"><b></b></span><p></p><p style="text-align: left;"><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u" dir="auto"><span style="font-size: large;"><span> </span>Erst
einmal muss ich mich erholen von der Entscheidung, das Mittagessen vom 12. September nicht online auf Facebook gestellt zu haben. Beim Kochen und
gleichzeitigen Anhören des Mittagsgesprächs über die Missbrauchsfälle in
der katholischen Kirche kam mir, scheint mir, zuviel Unstatthaftes und Ungehöriges in
den Sinn ist, um es zu veröffentlichen. So beliess ich meine Gedanken
vorerst besser im Giftschrank. Hier auf meinem Blog jedoch befinden sie sich am richtigen Ort...<br /><span> </span>Diesmal hingegen war die akkustische
Berieselung beim Kochen vergleichsweise harmlos. Heute nehme ich
lediglich aus dem täglichen Radioquiz "3von5" die Erkenntnis mit, dass
die Tennisschläger von Amateuren im Schnitt breitflächiger sind als
diejenigen von Profis. Der Quizkandidat, ein türkischer Goldschmied aus
dem Schweizerischen Mittelland, wusste das so wenig wie ich,
Entschuldigung Roger. Bei den restlichen Fragen allerdings lag der Türke
völlig richtig und darf jetzt mit einem Gutschein von Fr. 108.- aufs
Schilthorn reisen. <br /><span> </span>Bei mir gab es diesmal Kartoffelstock und (schon
wieder) ein Forellenfilet. Es ist nicht gut, im Tiefgefrierfach allzuviele kostbare Proteinen aufzubewahren, denn in letzter Zeit häuften
sich die Stromausfälle in der Stadt, und dann kannst du das Zeugs
wegwerfen wie neulich die vier Hühnerbrüstchen, die schon nach kurzer
Zeit im Abfalleimer zu stinken begannen. Später sah ich sie angekafelt
im Vorgarten herumliegen: Unsere Ratten im Keller rissen offensichtlich
den Abfallsack auf verköstigten sich mit dem verdorbenen Fleisch. <br />Ich
briet die Forelle an, die Hautseite besonders knusprig, legte das Stück
beiseite und briet darauf in demselben Fett feingehackten Lauch und
Karottenwürfeli an, löschte das Gemüse mit Weisswein ab, legte nach dem
Einkochen das Fischfilet wieder hinein und schloss mit einem Gutsch Rahm
den Kochprozess ab.<br /><span> </span>Dazu gab es Tomaten- und Gurkensalat, und wieder
einmal kam mir in den Sinn, was ich gestern im Supermarkt auch noch
hätte kaufen wollen: Dill. - Das mit dem Gedächtnis wird offensichtlich
nicht besser, aber ich bin noch nicht bereit, mir deswegen einen
Postizettel vollzuschreiben.<br /><span> </span>Mittlerweile sang Billie Eilish mit
ihrer lasziven Stimme wunderbare Songs. Ich gehöre zwar nicht gerade zu
ihrem Zielpublikum, doch sie gefällt mir ausserordentlich gut,
vielleicht auch deshalb, weil ich vor längerer Zeit einmal einen Dokfilm
über sie gesehen habe, woraus hervorgeht, dass ihr komponierender
Bruder am Erfolg dieser jungen Dame massgeblichen Anteil hat. Family
business.</span></span></p><p style="text-align: left;"><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u" dir="auto"><span style="font-size: large;">***</span></span></p><p style="text-align: left;"><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u" dir="auto"><span style="font-size: large;"><i><span> </span>Auf diese Publikation in Facebook bekam ich von Herrn Hannes Strebel folgendes Feedback: "Super kreative Küche! Das rote Plastic-Set mag praktisch sein, wirkt aber etwas bieder/billig."</i></span></span></p><p style="text-align: left;"><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u" dir="auto"><span style="font-size: large;"><i><span> </span>Ich antwortete darauf: "Danke für die Rückmeldung. Ich glaube halt, dass ich punkto Geschmack ziemlich bieder/billig unterwegs bin. Das hat man mir schon bei früheren Gelegenheiten öfters attestiert."</i></span></span></p><p style="text-align: left;"><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u" dir="auto"><span style="font-size: large;"><i><span> </span>"Erstaunlich für einen ehem. Direktor einer Kunsthochschule."</i></span></span></p><p style="text-align: left;"><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u" dir="auto"><span style="font-size: large;"><i><span> </span>"Die Rolle eines Chefs einer Kunsthochschule ist nicht, tonangebend Kunst und Design vorleben zu müssen. Das Lehrpersonal hat untereinander schon genug Streit, was geschmackvoll und ästhetisch befriedigend ist. Da konnte ich mich jeweils weit zurücklehnen... siehe auch '<a href="https://nikolauswyss.blogspot.com/2020/06/nur-schwache-erinnerungen-luzern.html">Nur schwache Erinnerungen an Luzern</a>'."</i></span></span></p><p style="text-align: left;"><br /></p><p style="text-align: center;"><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u" dir="auto"><span style="font-size: large;"><b>16. September</b></span></span></p><p style="text-align: center;"><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u" dir="auto"><span style="font-size: large;"><b></b></span></span></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u" dir="auto"><span style="font-size: large;"><b><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgKpnPuZtglhyqqx2TpxP7V3bBYtvQpynUJ0SodzAG0jvddEoOJGrjs6r7geTf34C8YUXGaJT8z4Lnlxmpd3us08k6eblfnRzuCLHyprCotCUf1YflQxwQ7Djspm8KoNRcSlJJhTwI_kLTmZdGQcMG846YgsX-_X-XjfSajuV4cYxoOO6gJQatkkYJxivy7/s4032/Ketch.jpeg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="4032" data-original-width="3024" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgKpnPuZtglhyqqx2TpxP7V3bBYtvQpynUJ0SodzAG0jvddEoOJGrjs6r7geTf34C8YUXGaJT8z4Lnlxmpd3us08k6eblfnRzuCLHyprCotCUf1YflQxwQ7Djspm8KoNRcSlJJhTwI_kLTmZdGQcMG846YgsX-_X-XjfSajuV4cYxoOO6gJQatkkYJxivy7/w300-h400/Ketch.jpeg" width="300" /></a></b></span></span></div><p></p><div dir="auto"><div class="x1iorvi4 x1pi30zi x1l90r2v x1swvt13" data-ad-comet-preview="message" data-ad-preview="message" id=":r4b:"><div class="x78zum5 xdt5ytf xz62fqu x16ldp7u"><div class="xu06os2 x1ok221b"><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"><div class="xdj266r x11i5rnm xat24cr x1mh8g0r x1vvkbs x126k92a"><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;"><span> </span>Aus der Serie THE LONESOME COOK: Heute kochte ich zu den Rhythmen von <a href="https://www.youtube.com/watch?v=IluGjaWG5Bk">Prince's "I feel for you"</a> - Ich weiss nicht, ob dieses unglaublich mitreissende Stück, das mich beim Rüsten in die Finger schneiden liess, heute politisch noch korrekt wäre. Denn der Meister singt: "... I wouldn't lie to you, baby / It's mainly a physical thing / This feeling that I got for you, baby / It makes me wanna sing..." , mit anderen Worten, er findet dieses baby einfach geil, er besingt sie wegen ihren Formen und vielleicht auch wegen ihrer Begabung im Bett, und er möchte nichts anderes als Sex mit ihr. That's it. Geht das heute noch? Oder müsste er heute ausweichen und sagen, "du hast eine attraktive Seele, bist eine interessante Person, gehen wir Kaffee trinken, oder möchtest du lieber einen Drink?" und noch weiteres Gelaber von sich geben in der Hoffnung, mit ihr zum Schluss doch noch ins Bett teilen zu können? - Und, das ist selbstverständlich, sie müsste mit einem ausgesprochenen Ja auf sein Vorhaben antworten, sonst wird das heute nix, Meister Prince. </span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;"><span> </span>Ich habe fünfmal hintereinander diesen Song gespielt, bis ich das Gemüse von vorgestern mit zwei Eiern, viel Pfeffer, einem Gutsch Soyasauce und etwas Parmesan vermischt und in einer Pfanne zu einer Art Tortilla angebraten habe. Die Kartoffelwürfeli schüttete ich ins heisse Oel und musste länger als gedacht warten, bis sie Farbe annahmen. In der Zwischenzeit schaute ich mir auf Youtube einige Prince-Auftritte an und erinnerte mich dabei an ein lautes Konzert im Hallenstadion Zürich. Damals beeindruckten mich am meisten seine Tanzkünste, wenn er zum Beispiel überraschend in einen Spagat grätschte, sich darauf rucklos wieder hochstemmte und dazu seine Gitarre zupfte und mit Kopfstimme sang.</span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;"><span> </span>Heute allerdings bin ich auf youtube wieder einmal bei seiner <a href=" https://www.youtube.com/watch?v=r967lcA_rR8">Gitarrensolo-Version von CREAM</a> gelandet und habe dabei seine fabelhafte Stimme, sein unglaubliches Gitarrenspiel und seine Bühnensouveränität bewundert. So geht Kartöffeli frittieren leicht von der Hand. </span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;"><span> </span>Also zum Schluss muss ich sagen: 1:0 für Prince. Das Essen heute gehörte eher zur Kategorie Ernährung statt zu derjenigen der Esskunst... Ich hoffte, mit etwas Ketchup das Schlimmste noch abzuwenden...</span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;"> </span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;">* * *</span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;"><i>Auf diese Publikation in Facebook bekam ich von Frau Silvia Barbara Haug folgendes Feedback: "</i></span><i><span style="font-size: large;">Hast
du keine Mühe, immer Bilder von vollen Tellern zu posten, im Wissen
darum, dass wir in einem Land leben, in welchem mindestens 30% oder mehr
mit 1 oder 2 kargen Mahlzeiten überleben müssen? <a href="https://www.youtube.com/watch?v=j13oJajXx0M">"You're so vain..."
(Carly Simon)</a>.</span></i></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><i><span style="font-size: large;">*** <br /></span></i></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><i><span style="font-size: large;">Meine Antwort war die folgende: "</span><span style="font-size: large;"><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u" dir="auto" lang="de-DE">Das
Merkwürdige ist, dass es Kolumbianer lieben, ihre Speisen
abzufotografieren und ins Netz zu stellen. Es vergeht keine Einladung in unserem Haus, an welcher zu Anfang der Mahlzeit nicht das Handy gezückt
wird, um einen Schnappschuss zu machen. Ich bin also in guter
Gesellschaft. </span></span></i></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><i><span style="font-size: large;"><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u" dir="auto" lang="de-DE">Aber wie aus meinen Textlein hervorgehen sollte, schreibe ich aus Anlass eines vollen Tellers
eher über anderes, über meine Befindlichkeit, über mein Unvermögen,
meine Fauxpas, meine Einsamkeit etc. </span></span></i></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><i><span style="font-size: large;"><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u" dir="auto" lang="de-DE">Dass Hunger hier in Kolumbien ein
Thema ist, ist mir wohlbekannt. Deshalb habe ich Sancocho-Lab ins Leben
gerufen, eine Suppenküche mit gleichzeitiger Weiterbildung der
Beteiligten. In einem Monat machen wir für den nächsten Ciclo ein
Convocatorio. <a href="https://youtu.be/nGksoRsBgA4?si=YHZN6Q3n0jel_FKq">Hier noch ein Video des Pilot-Zyklus, mit welchem wir auf (erfolgreiche) Geldsuche gingen</a>."</span></span></i></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><i><span style="font-size: large;"><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u" dir="auto" lang="de-DE">***</span></span></i></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><i><span style="font-size: large;"><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u" dir="auto" lang="de-DE">Frau Haugs Einwurf provozierte einen weiteren Eintrag auf meiner facebook-Seite. Patrick Stahel schrieb: "</span></span></i><i><span style="font-size: large;">Der
Mensch braucht auch seine kleinen Freuden im Leben - überall im Sinne
der politischen Korrektheit den moralischen Zeigefinger zu erheben,
nervt mich gewaltig, Frau Haug!</span></i><div dir="auto" style="text-align: start;"><i><span style="font-size: large;">Und
der Song „You‘re So Vain“ von Carly Simon hat einen völlig anderen
Kontext: <a href="https://www.youtube.com/watch?v=hWIiyYqqZ2g">Es geht um ihre Begegnung damals mit Mick Jagger.</a></span></i></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><i><span style="font-size: large;">***</span></i></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><i><span style="font-size: large;">Frau Haug antwortete darauf wie folgt: "Ich lebe seit über 19 Jahren in Kolumbien und habe viele Jahre in Armenvierteln gearbeitet, in welchen eine 7-köpfige Familie 1 Zahnbürste teilt. Das hat mit Ungerechtigkeit und Ungleichheit zu tun, nicht mit politischer Korrektheit oder moralischem Zeigfinger, Herr Stahel. Im Gegenteil. Ich tue im Kleinen etwas dagegen. Leben Sie mal von 2 Dollar im Tag, wenn der Bus zur Arbeit und zurück schon fast so viel kostet. Ich lade Sie gerne mal in eines dieser Armenviertel der Millionenstadt ein, auch wenn sich in viele von denen aus Angst nicht einmal die bestausgerüstete Polizei begibt. Mich nerven Leute, die auf dem hohen Ross sitzen, Herr Stahel. Auf mich trifft das wahrscheinlich nicht zu. </span></i></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><i><span style="font-size: large;">***</span></i></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><i><span style="font-size: large;">Zu mir schrieb Frau Haug auch noch: "Die Mehrheit der KolumbianerInnen, die ein kleinwenig Geld haben, leben von "apariencia". Sie sind bezüglich Handys noch in der pupertären Phase. Überall wird es als Status-Symbol als erstes gezückt, und dann wundern sie sich, wenn es im Bus geklaut wird. Wie sagt eine liebe Freundin aus Manizales stets: "Wir gingen vom Maultier direkt ins Weltall. Dazwischen fehlt alles." </span></i></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><i><span style="font-size: large;">*** </span></i></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><i><span style="font-size: large;">Ich fühlte mich veranlasst, Frau Haug und Herrn Stahel folgendes zu schreiben: Eure Ansichten schliessen sich ja nicht ganz aus. Es ist in der Tat problematisch, sich mit Essenszubereitung, leiblichen Genüssen und Tischsitten zu befassen, wenn nur wenige Meter weiter weg Leute am Hungertuch nagen. Ich überlegte mir auch schon, aus Solidarität mitzuhungern. <a href="https://www.youtube.com/watch?v=vtRaGrIbF6Y">Siehe dazu auch dies</a>. Ob das allerdings verstanden würde, ist eine andere Frage, und ob damit der Hunger der anderen kleiner würde, ist nochmals eine andere Frage. Die Zurschaustellung des eigenen Glücks ist etwas, was man überall beobachten kann. Ich habe in meinem Bekanntenkreis ein paar junge Menschen, denen es genauso ergeht, wie Silvia Barbara Haug beschreibt. Haben sie aber einmal Gelegenheit, eine Diskothek zu betreten oder bei <a href="https://www.google.com/search?client=firefox-b-d&sca_esv=567110025&sxsrf=AM9HkKmZ4a7yRQ9opWh6YQUwDRnyyGSGwQ:1695255206882&q=crepes+%26+waffles+bogot%C3%A1+photos&tbm=isch&source=univ&fir=FK6aYj5pjmg_zM%252CSsDRnU9oPWfoUM%252C_%253B4BXpgVM23TKGkM%252C--h7ArWctBmAbM%252C_%253BOqLvWAXZJT70HM%252Cwt00rJJY4zWGHM%252C_%253BNChL5XMUXKRRfM%252CSBzRpBO3srY5uM%252C_%253B8qp82dh87Ay7AM%252CeXf1C3IRJ4HY7M%252C_%253BXqMKMxmaGJNUmM%252CsmsHgD7KruokyM%252C_%253BegCEF8X7q_2REM%252CeXf1C3IRJ4HY7M%252C_&usg=AI4_-kTafpGnqX98RHABFWQ08fcgnQqmqQ&sa=X&ved=2ahUKEwj_o6PjtbqBAxUuh_0HHYWdCEcQjJkEegQIDhAC&biw=1203&bih=732&dpr=2">Crepes&Waffles </a>ein Eis zu essen, so wird das in ihren Reels und Stories minutenlang festgehalten, was auch noch heisst, es wird lieber gehungert als aufs Handy verzichtet, das eben Kontakt bedeutet zur Welt.<br /></span></i></div><div dir="auto" style="text-align: start;">***<span style="font-size: large;"><i><br /></i></span><div><div class="xv55zj0 x1vvkbs x1rg5ohu xxymvpz"><div class="x3nfvp2 x1n2onr6 xxymvpz xh8yej3"><div class="xdl72j9 x1iyjqo2 xs83m0k xeuugli xh8yej3"><div class="xmjcpbm x1tlxs6b x1g8br2z x1gn5b1j x230xth x9f619 xzsf02u x1rg5ohu xdj266r x11i5rnm xat24cr x1mh8g0r x193iq5w x1mzt3pk x1n2onr6 xeaf4i8 x13faqbe"><div class="x1y1aw1k xn6708d xwib8y2 x1ye3gou"><div class="x1lliihq xjkvuk6 x1iorvi4"><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u" dir="auto" lang="de-DE"><div class="xdj266r x11i5rnm xat24cr x1mh8g0r x1vvkbs"><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;"><i>Darauf Frau Haug: "Das
ist so. Ich habe viele Bekannte, die haben einen Schrank voller Kleider
und billigen Schmuck, aber nichts zu essem im Haus. Für den Ton Herrn
Stahel gegenüber entschuldige ich mich nicht. Ich lasse mir den
moralischen Zeigefinger nicht bieten. Politisch korrekt war und bin ich
allerdings immer. Seit ich 15 Jahre alt bin, engagiere ich mich immer
vehement für die Benachteiligten, aber mit "dignidad". Ich bin stolz
darauf, denn heute ist niemand mehr politisch korrekt (Martullo,
Blocher, Mörgeli, Glarner usw. usw. usw.). Vom Ausland gar nicht zu
reden. PS: Ich war acht Jahre lang als Vizeammann der SP mit zuständig
für die Brugger Literaturtage, an welchen ich viele hoch interessante
Begegnungen hatte."</i></span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;"><i>***</i></span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;"><i>Ich: "</i></span><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u" dir="auto" lang="de-DE"><i><span style="font-size: large;">Niemand muss sich hier entschuldigen. Es ging mir eher um den Tonfall"</span></i></span></span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u" dir="auto" lang="de-DE"><i><span style="font-size: large;">***</span></i></span></span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u" dir="auto" lang="de-DE"><i><span style="font-size: large;">Haug: "Ok. Schlaf gut." </span></i></span></span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u" dir="auto" lang="de-DE"><i><span style="font-size: large;">***</span></i></span></span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u" dir="auto" lang="de-DE"><div class="x1y1aw1k xn6708d xwib8y2 x1ye3gou"><span style="font-size: large;"><i>Stahel: "Wer nicht zu aller politischer Correctness und den Konsequenzen dieser Woke-Bewegung (alles importiert aus den USA <span class="x3nfvp2 x1j61x8r x1fcty0u xdj266r xhhsvwb xat24cr xgzva0m xxymvpz xlup9mm x1kky2od"><img alt="🇺🇸" height="16" src="https://static.xx.fbcdn.net/images/emoji.php/v9/tf2/2/16/1f1fa_1f1f8.png" width="16" /></span>) gleich ja und Amen sagt, muss noch lange keine SVP wählen! </i></span></div></span></span><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u" dir="auto" lang="de-DE"><div class="x3nfvp2 x1n2onr6 xxymvpz xh8yej3"><div class="xdl72j9 x1iyjqo2 xs83m0k xeuugli xh8yej3"><div class="xmjcpbm x1tlxs6b x1g8br2z x1gn5b1j x230xth x9f619 xzsf02u x1rg5ohu xdj266r x11i5rnm xat24cr x1mh8g0r x193iq5w x1mzt3pk x1n2onr6 xeaf4i8 x13faqbe"><div class="x1y1aw1k xn6708d xwib8y2 x1ye3gou"><div class="x1lliihq xjkvuk6 x1iorvi4"><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u" dir="auto" lang="de-DE"><div class="xdj266r x11i5rnm xat24cr x1mh8g0r x1vvkbs"><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;"><i>Ich
lasse mir diesen Herbst zwar die SP-Liste einwerfen (weil ich national
eine starke SP wichtig finde), was die Champagner-Garde rund um Corine
Mauch etc. in den Städten ablässt, finde ich hingegen das Hinterletzte -
in Zürich wähle ich deshalb die FDP. Und Sie müssen sich bestimmt nicht
entschuldigen, ich aber auch nicht."</i></span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;"><i>***</i></span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;"><i>Damit war die Diskussion noch nicht erschöpft. Es meldete sich der treue Stefan Keller mit folgendem Einwurf: </i></span><i><span style="font-size: large;">"Um
vielleicht auf deine Frage zurückzukommen: Mit was für feinsinnigen
Ausweichgesprächen und intellektuellen Komplimenten haben wir doch schon
vor vierzig Jahren versucht, den Damen politisch korrekt die
Reissverschlüsse zu öffnen. Daran ist ganz und gar nichts neu: "Du hast
eine attraktive Seele, bist eine interessante Person, gehen wir Kaffee
trinken, oder möchtest du lieber einen Drink?"</span></i></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><i><span style="font-size: large;">***</span></i></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><i><span style="font-size: large;">Worauf ich mich nicht entblödete, dies wie folgt zu beantworten: "Bei uns Männern ging das schneller. Einzig die Frage stand im Raum, trinken wir das Bier vor- oder nachher..." </span></i></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><i><span style="font-size: large;">***</span></i></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><i><span style="font-size: large;">Stefan Keller: "Tja. Gender gap." <br /></span></i></div></div></span></div></div></div></div></div></span></span></div></div></span></div></div></div></div></div></div></div></div></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><br /></div><div style="text-align: center;"><br /></div><div style="text-align: center;"><b><span style="font-size: large;">17. September</span></b></div><div style="text-align: center;"><b><span style="font-size: large;"><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgSfuB_yqhwe5lC8UzmRqAFU4TxWIEMraV-IQT40_lVJGimJtJR_2fKVL16yPEc8MPJo6zpO4_aP95QSxzb3JvtmD0Cji3xCEwHtqoQvY04LuQr6frIHltensYgcGGytnshYEtB256TJ6nRMDO7dZx3y0qW_jQz1ZutpMc-z_ONCZMY7M9F9Ekl8jPmpCWQ/s640/ZDF.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="480" data-original-width="640" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgSfuB_yqhwe5lC8UzmRqAFU4TxWIEMraV-IQT40_lVJGimJtJR_2fKVL16yPEc8MPJo6zpO4_aP95QSxzb3JvtmD0Cji3xCEwHtqoQvY04LuQr6frIHltensYgcGGytnshYEtB256TJ6nRMDO7dZx3y0qW_jQz1ZutpMc-z_ONCZMY7M9F9Ekl8jPmpCWQ/w400-h300/ZDF.jpg" width="400" /></a><b><span style="font-size: large;"> </span></b><br /></div></span></b></div><div style="text-align: left;"><div dir="auto"><div class="x1iorvi4 x1pi30zi x1l90r2v x1swvt13" data-ad-comet-preview="message" data-ad-preview="message" id=":rf:"><div class="x78zum5 xdt5ytf xz62fqu x16ldp7u"><div class="xu06os2 x1ok221b"><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"><div class="xdj266r x11i5rnm xat24cr x1mh8g0r x1vvkbs x126k92a"><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;"><span> </span>Das ist vermutlich für längere Zeit mein letzter Sonntags-Eintrag in der Rubrik LONESOME COOK. Meine Partnerin <a href="https://www.lomaasbello.com/">Joan Danika</a> wird im Laufe der kommenden Woche sehnlichst aus Barcelona zurückerwartet, und das bedeutet unter anderem erhöhte Betriebsamkeit in der Küche und mit Garantie mehrere Gedecke, wofür dann an den grossen Tisch in der Sala gewechselt wird.</span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;">Die Bemerkung des facebook-Freundes Hannes Strebel von vorgestern, die Verwendung meines roten Tischsets sei etwas billig und bieder, veranlasste mich, für einmal auf eine grüngelbe Ausführung zu wechseln. Genauso billig, auch aus Plastik, aber eben anderster... </span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;"><span> </span>Da ich gestern beim Betrachten der <a href="https://www.zdf.de/comedy/heute-show/heute-show-vom-15-september-2023-100.html">ZDF heute-show</a> im Bett einschlief, nahm ich mir vor, die Sendung heute zum Mittagessen nachzugucken. (Die AfD beschäftigt - zu Recht - die Deutschen heftig und wird entsprechend auch in dieser Satire-Sendung abgehandelt. Die Partei gibt ja so viel humoristischen Stoff her wie weiland Donald Trump. Das Perfide jedoch ist, dass dies die AnhängerInnen keineswegs davon abhält, an die AfD oder weiland an Donald Trump zu glauben und darin die Verheissung einer glücklichen Zukunft zu erblicken.)</span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;"><span> </span>Auch fürs Mittagessen aufgespart habe ich mir die verschiedenen Beiträge in der hiesigen Tageszeitung El Tiempo zum Tod von Fernando Botero. Immerhin verordnete die Regierung eine dreitägige Staatstrauer. Und vorsorglich öffnete ich, meine Gicht ignorierend, eine Flasche guten Weins aus Chile: einen jungen (2021) Carmenere "Medalla Real" aus dem Hause Santa Rita. </span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;">Und plötzlich schossen mir Tränen in die Augen. Ich bin ja eh nah am Wasser gebaut. Aber dieser Salsa-Song, den ich mir früher oft mit Danika anhörte, berührte irgendeine feine Ader heute, just als ich das Wasser für die Ricotta-Spinat-Ravioli aufsetzen wollte. Ich hätte damit das Wasser salzen können: <a href="https://www.youtube.com/watch?v=YOKruU4nV98">"Dejala Que Corra" von Tirso Duarte</a>. Das Lied handelt von einer Trennung, und der Sänger, der sie beklagt, bringt allen Grossmut auf und lässt die Geliebte gehen, was insofern bemerkenswert ist, als es in der hiesigen Gesellschaft nicht gerade wenig vorkommt, dass der Mann die Frau in einem solchen Falle tötet. Ganz besonders berührten mich die warm klingenden Posaunen ganz am Anfang und in der Mitte des Lieds, kontrastiert von den grellen Trompeten: seelischer Zwiespalt, musikalisch umgesetzt. </span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;"><span> </span>Ravioli brauchen immer etwas länger als gedacht, und ich zupfte in dieser Wartezeit die feinen Scheiben des Serrano, des spanischen Rohschinkens also, auseinander und beseitigte die trennenden Papierchen dazwischen. Man kauft diese teure Delikatesse in 85g bis 100g Packungen und bezahlt mindestens 20.000 Pesos, was ungefähr 4.50 Franken entspricht, für hier ein Vermögen.<br /></span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;"><span> </span>Die Tomatensauce (aus feingehackten Zwiebeln und Knoblauch, abgelöscht mit etwas Weisswein, weil ich keinen Roten offen hatte, aus Kapern, Hühnerbouillon, Lorbeerblättern, geschälten Tomaten, Tomatenpüree und italienischen Gewürzen, vorgemischt von McCormick, Pfeffer, <a href="https://nikolauswyss.blogspot.com/2022/10/un-po-di-spaghetti-alla-bolognese.html">siehe auch hier</a>), köchelte ich gestern für eine Mahlzeit mit unserer Putzfrau. Die Abmachung mit ihr sieht vor, dass sie uns einmal in der Woche aufsucht und das Haus sauberhält, und dass sie dafür, neben dem Lohn natürlich, jeweils auch ein Mittagessen serviert bekommt. Mit der Tomatensause zu den Nudeln gestern war ich etwas grosszügig und behielt einen Rest zurück, den ich heute, grosszügig verfeinert mit Butter, zu den weichgekochten und abgetropften Raviolis schüttete. Gestern gab es übrigens auch gebratenen Blumenkohl und Longanizas unseres Schweizer Metzgers Koller grad um die Ecke. Und Salat natürlich, der auch heute nicht fehlt. </span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;"><span> </span>Ich weiss nicht, was mit unserer Katze los ist. Früher kam sie bei jedem Fototermin brav posieren. Jetzt lässt sie sich nicht mehr erbicken. Ich entschuldige mich dafür bei all denen, die den LONESOME COOK nur deshalb zur Kenntnis nehmen, weil sie einen Blick auf die Katze werfen wollen.</span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;"><br />* * *</span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;"><span> <i>Diesmal</i></span><i> konnte ich Herrn Strebel vollauf zufriedenstellen. Er schreibt mir: "</i></span><span style="font-size: large;"><i>Ja, das sieht doch schon viel frischer aus, mit dem neuen gelb-grünen Set.</i></span><div class="x1lliihq xjkvuk6 x1iorvi4"><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u" dir="auto" lang="de-DE"><div class="xdj266r x11i5rnm xat24cr x1mh8g0r x1vvkbs"><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;"><i>Mit Nikolaus Wyss verbindet mich im Übrigen, dass auch ich bei der heute-show
eingeschlafen bin. Das liegt dann wohl eher an der Sendung der zunehmend
staatstragenden deutschen Satiriker…"</i></span></div></div></span></div><span style="font-size: large;"><i></i> <br /></span></div></div></span></div></div></div></div><b><span style="font-size: large;"> __________</span></b><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u" dir="auto"><span style="font-size: large;"><i><b> <br /></b></i></span></span></div></div></span></div></div></div></div><p style="text-align: left;"><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u" dir="auto"><span style="font-size: medium;">@Nikolaus Wyss</span><span style="font-size: large;"><i><b> </b></i></span></span></p><p style="text-align: left;"><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u" dir="auto"><span style="font-size: large;"><i><b> </b></i></span></span></p><p style="text-align: left;"><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u" dir="auto"><span style="font-size: large;"><i><b><a href="https://nikolauswyss.blogspot.com/2019/07/meine-weiteren-beitrage-schon-nach.html">Und hier alle weiteren Blog-Einträge auf einen Click </a></b></i> <br /></span></span></p>Nikolaus Wysshttp://www.blogger.com/profile/08341067860591791269noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6471077158947417277.post-68643055596952735482023-09-05T14:23:00.009-07:002024-01-12T05:57:03.259-08:00"Zurückbleiben bitte" - Berliner Impressionen 2023<p> </p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhrZ9D2CkmCaUo1BvEEYmPEXRcC7v1w-hOb8Yu_r97ufqx8E0-KS20BShrrZdRlto-psjv_IKndUPiSnCuQRgX1bCmn4F7ubtaq373LZGWOJwXD1Mj4Wj4dQHD_lbHaiuZDFoV5iXmaJu82_NlvTkwqzTWKvQaRzbqWMrVeU4TccQLJXyvZhuoPWhqcsxdt/s4032/Zuru%CC%88ck.jpeg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="4032" data-original-width="3024" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhrZ9D2CkmCaUo1BvEEYmPEXRcC7v1w-hOb8Yu_r97ufqx8E0-KS20BShrrZdRlto-psjv_IKndUPiSnCuQRgX1bCmn4F7ubtaq373LZGWOJwXD1Mj4Wj4dQHD_lbHaiuZDFoV5iXmaJu82_NlvTkwqzTWKvQaRzbqWMrVeU4TccQLJXyvZhuoPWhqcsxdt/w300-h400/Zuru%CC%88ck.jpeg" width="300" /></a></div><span style="font-size: large;"><span lang="DE-CH"> </span></span><p></p><p><span style="font-size: large;"><span lang="DE-CH"><span> </span><span style="font-family: verdana;">Es ist bestimmt nicht so, wie ich es beschreibe. Es ist nur so, wie ich
es zurzeit empfinde. Jetzt, in meinem Zustand dieser Tage in Berlin. Diese
Stadt hat mir sonst immer erhellende, bereichernde Erlebnisse und neue
Eindrücke beschert. Diesmal ist es anders. Meine Berliner Zeit scheint für
einmal darin zu bestehen, auf diese Bereicherungen verzichten zu müssen. Diesmal
rauschen sie unkenntlich und spurlos an mir vorbei. Ich konsultiere keinen
Veranstaltungskalender, besuche keine einzige Ausstellung und komme an keinem
wichtigen Monument vorbei. Ich mache keine Kneipentouren, und mein Sinn steht
auch nicht nach einem Abenteuer. Was überhaupt mache ich hier? Das ist doch reine
Geld- und Zeitverschwendung! </span></span></span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: verdana; font-size: large;"><span lang="DE-CH"><span> </span>Es ist einfach zu heiss. Meine Erschöpfung allein gibt den Tagesrhythmus
vor. Mein Alltag findet vornehmlich im Hotelzimmer statt: Nochmals schlafen
nach dem Frühstück. Später nach 80 Metern Abbruch eines Spaziergangversuchs. Voll
verschwitzt zurück zur Bleibe. Restminuten des Frühstückfernsehens mit Sven
Loreck angucken, der schon seit geschätzten 150 Jahren dabei ist, und, neu, mit
einer kecken jungen Dame, deren Name sich mir nicht einprägen will. Auch noch
mit dabei der Wettermann Benjamin Stöbe, immer munter drauf und kompetent. </span></span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: verdana; font-size: large;"><span lang="DE-CH"><span> </span>Zum Lesen zu schwach. Langes Werweissen, wo ich später am Tag noch etwas
essen könnte. Dann, nach ein paar Sushis um die Ecke, wieder auf dem Bett, mit
Unterhosen bloss. Später Mittagsschlaf bei laufendem Fernsehapparat. So
vergehen meine Berliner Tage im Jahre 2023.</span></span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: verdana; font-size: large;"><span lang="DE-CH"><span> </span>Einzig an den Abenden, wenn sich die drückende Hitze etwas legt, habe
ich mich schon mit ein paar Freunden getroffen. Für mich gestalten sich diese
Begegnungen immer mehr zu einer Art «peer review». Wir belauern uns wohlwollend
und in alter Freundschaft, beobachten dabei aber genau, wo es beim andern schon
zu bröckeln beginnt. In aller Verschwiegenheit finden Vergleiche statt, wobei
ich mich meistens als hinfälliger einschätzen muss als meine Gegenüber. Liegt es vielleicht
daran, dass das 24-Stunden-Hamsterrad Berlin es den hier Wohnhaften schon gar
nicht erlaubt, sich erschöpft zu geben? Man lebt schliesslich in dieser Stadt,
um davon zu profitieren, was es andernorts nicht gibt: Kultur, Parties,
Events, Premieren, Konzerte, neue Lokale… Darauf zu verzichten, kommt schon
fast einem Verrat gleich. Deshalb fühle ich mich tagsüber auch so unnütz in
meinem Hotelzimmer, ja, schuldig. </span></span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: verdana; font-size: large;"><span lang="DE-CH"><span> </span>Und doch, in einem bin ich mit meinen Freunden gleicher Meinung: es ist
nicht mehr so wie früher. Die Stadt gibt zwar den Einheimischen nach wie vor
den Lebensrhythmus vor. Nur kommt jeder und jede heute mehr ins Hecheln, führt
das aber auf die Hitze zurück und nicht auf das eigene, fortgeschrittene Alter,
auf eine gewisse Sättigung auch.</span></span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: verdana; font-size: large;"><span lang="DE-CH"><span> </span>Auf dem Heimweg nach einem abendlichen Freundesbesuch dann die überraschende
und tröstende Erleuchtung in einer gottverlassenen U-Bahn-Station. Dort ertönt
doch kurz vor Schliessen der Türen jeweils eine Stimme und mahnt: «Zurückbleiben
bitte.» - Plötzlich offenbaren für mich in der einen schwülen Nacht diese
tausendfach wiedergegebenen Worte eine erlösende Botschaft. Berlin erteilt mir zehn
Meter unter dem Boden die Absolution für mein Nichtstun: ich muss doch gar
nicht! Ich kann alles, was ich mir eigentlich vorgenommen habe, und weswegen
ich nach Berlin gefahren bin, sausen lassen. Ich kann all die Züge, die mich zu
spannenden Orte fahren würden, abfahren lassen und in aller Ruhe zurückbleiben.
So halte ich es schliesslich schon die ganze Woche, bedrückt und auch leicht verärgert. Doch jetzt bekomme ich offiziell und freihändig von der Stadt die Rechtfertigung für mein
Verhalten geliefert. Berlin hat gesprochen und mir unverhofft </span></span><span style="font-family: verdana; font-size: large;"><span lang="DE-CH">eine unbezahlbare Einsicht </span></span><span style="font-family: verdana; font-size: large;"><span lang="DE-CH">im Wert eines
U-Bahnfahrscheins beschert. </span></span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: verdana; font-size: large;"><span lang="DE-CH"><span> </span>Der nächste Morgen fühlt sich überraschenderweise energiegeladen an.
Mutig setze ich mich nach einem frühen Frühstück der Hitze aus, schaffe es bis
zum Uniqlo- Kleiderladen, wo ich mich in guten Händen von Roger Federer weiss.
Die stark aufgedrehte Klimaanlage trägt das ihrige dazu bei, dass ich wahllos
Unterwäsche, Hemden und Socken kaufe. Ich muss ja nirgends hin, bleibe im Perimeter des Hotels. Im Kaufhof daneben
erstehe ich mir noch einen Koffer, um das Eingekaufte auch gut geschützt zu
transportieren. Und ein roter Morgenrock zu günstigem Preis passt auch noch
rein. Übermütig, wenn auch verschwitzt, schaffe ich es zum Hotel zurück und
kleide mich für eine Fotografie an meine Lieben in Übersee so ein, damit sie
sehen, mit welchem Outlook sie bei meiner Rückkehr rechnen müssen. </span></span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: verdana; font-size: large;"><span lang="DE-CH"><span> </span>Abends dann Richard Strauss’ Elektra in der Deutschen Staatsoper unter
den Linden. Im Laufe der Aufführung komme ich zum Schluss, dass Elektra eine dumme Kuh sein muss. Liegt vielleicht auch daran, dass der
Tonmeister meint dem Publikum eine Freude zu bereiten, wenn er das ganze Haus
während der ganzen Aufführung mit derselben Tonstärke beschallt. Ein pausenloses
Geschrei und ein überlautes Orchester. – Ich hätte zurückbleiben müssen. Sei’s
drum. </span></span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: verdana; font-size: large;"><span lang="DE-CH"><span> </span>Tags darauf probt Zubin Mehta draussen auf dem Bebelplatz mit der Berliner
Staatskapelle Bruckners Siebte. Der Platz füllt sich mit Liegestühlen. Ich aber
gehe Eis essen. Übermorgen fahr ich eh los und lasse Berlin zurück. </span></span></p><p class="MsoNormal"><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"></span></span></p><div dir="auto" style="text-align: start;"><div dir="auto" style="text-align: start;"><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"><span style="font-size: large;">____________</span></span></span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"><span style="font-size: small;">©Nikolaus Wyss</span><span style="font-size: large;"> <br /></span></span></span></div><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"><span style="font-size: large;"><b> ___________</b></span></span></span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"><span style="font-size: large;"><b> </b></span></span></span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: medium;"><b>Noch ein paar Städtebemerkungen hier zum Anclicken:</b></span><p class="MsoNormal"><span style="font-size: small;"><span style="font-size: medium;"> </span></span></p><p class="MsoNormal">
</p>
<p class="MsoNormal"><span lang="DE-CH" style="mso-ansi-language: DE-CH;"><span style="mso-spacerun: yes;"> </span></span><b><span face=""Arial",sans-serif" style="font-size: 13.5pt;"><a href="https://draft.blogger.com/u/1/">-
Meine Mexiko-Wochen</a></span></b></p>
<p class="MsoNormal"><span face=""Arial",sans-serif" style="font-size: 13.5pt;"><a href="https://draft.blogger.com/u/1/"><b>- Zürich, Ende September</b></a></span></p>
<p class="MsoNormal"><b><span face=""Arial",sans-serif" style="font-size: 13.5pt;">-
<a href="https://nikolauswyss.blogspot.com/2018/04/ein-tag-in-london.html">Ein
Tag in London</a></span></b></p><p>
<b><span face=""Arial",sans-serif" style="font-size: 13.5pt; mso-ansi-language: #0C00; mso-bidi-language: AR-SA; mso-fareast-font-family: Calibri; mso-fareast-language: EN-US; mso-fareast-theme-font: minor-latin;">- <a href="https://nikolauswyss.blogspot.com/2017/10/wieder-in-bogota.html">Wieder
in Bogotá</a></span></b></p><p><b><span face=""Arial",sans-serif" style="font-size: 13.5pt; mso-ansi-language: #0C00; mso-bidi-language: AR-SA; mso-fareast-font-family: Calibri; mso-fareast-language: EN-US; mso-fareast-theme-font: minor-latin;"><a href="https://nikolauswyss.blogspot.com/2024/01/rosti-in-kalkutta.html">- Rösti in Kalkutta </a></span></b></p><p><b><span face=""Arial",sans-serif" style="font-size: 13.5pt; mso-ansi-language: #0C00; mso-bidi-language: AR-SA; mso-fareast-font-family: Calibri; mso-fareast-language: EN-US; mso-fareast-theme-font: minor-latin;"><a href="https://nikolauswyss.blogspot.com/2024/01/adieu-paris-paris-adieu.html">- Adieu Paris - Paris adieu </a></span></b>
</p><p class="MsoNormal"><style>@font-face
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<p><style><span style="font-family: verdana;">@font-face
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{page:WordSection1;}</span></style><span style="font-family: verdana;"> </span><br /></p>Nikolaus Wysshttp://www.blogger.com/profile/08341067860591791269noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6471077158947417277.post-17379894258344749362023-09-04T13:05:00.011-07:002023-09-06T05:43:52.358-07:00The Lonesome Cook (Serie 1)<p><span style="font-size: large;"><i>Die Geschichten zu diesen Gerichten erschienen zu verschiedenen Zeitpunkten zum ersten Mal auf meiner Facebook-Seite <br /></i></span></p><p><span style="font-size: large;"><i>* * * </i></span> <span style="font-size: large;"><b> <br /></b></span></p><p style="text-align: center;"><span style="font-size: large;"><b>22. Mai 2023</b></span></p><p><span style="font-size: large;"><b></b></span></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><span style="font-size: large;"><b><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjPcQnpounma5jj0CcUWOSv57ri179ZU5FbUPzAWcFonV3gevWbU5snody74wpOnQUYy9RX46wPXS_UnDLjD-02IqVk89l3R6HvGWmE-fwHRvvf8ap2nx3X6IAFYN2H3BG5REjbXZeDq5mIDY6aapzQ5lawBWUcitdnEDOtarHcCh-Kd2VUjGpWQXjg8xn4/s626/Erstens.png" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="626" data-original-width="480" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjPcQnpounma5jj0CcUWOSv57ri179ZU5FbUPzAWcFonV3gevWbU5snody74wpOnQUYy9RX46wPXS_UnDLjD-02IqVk89l3R6HvGWmE-fwHRvvf8ap2nx3X6IAFYN2H3BG5REjbXZeDq5mIDY6aapzQ5lawBWUcitdnEDOtarHcCh-Kd2VUjGpWQXjg8xn4/w306-h400/Erstens.png" width="306" /></a></b></span></div><span style="font-size: large;"><b> </b></span><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"><span style="font-size: large;">Grad
heute neige ich, aus eigener Betroffenheit, zur Meinung, dass besonders
einsame bzw. alleinstehende Menschen gerne Bilder von Sebstgekochtem
ins Netz stellen. Heute esse ich, nach Monaten, das erste Mal wieder
einmal alleine zu Mittag. Es gab aufgewärmte Tagliatelle mit Salat und
einem Glesli Rotwein. Und prompt griff ich zum Handy und lasse jetzt
alle wissen, was ich heute gekocht habe. Ist dies Herbeilocken von
Gesellschaft? Oder alle wissen lassen, dass man auch alleine <span></span>genussfähig ist? Rätsel über Rätsel…</span></span><p></p><p><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"><span style="font-size: large;"> </span></span></p><p style="text-align: center;"><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"><span style="font-size: large;"><b>25. Mai 2023</b></span></span></p><p><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"><span style="font-size: large;"><b></b></span></span></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><span style="font-size: large;"><b><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhnjwe674kkObczZFjeCPGy8Z98a8XqnrvT3V7U8UVoX7aKxOmGFMobE60Fyif4R-dvolRJXIrRnzBu07vE8g_MPSSv4KEbtmm37NxhBhcUG3dsWmFw0kKyYxCYFmM67NO0Iki_d6F5E8FiJUvGpXupHfIcbh4FV7Njiat8_nLISt3SDuUgYGd5Lf9E8TjG/s506/Ravioli.png" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="481" data-original-width="506" height="380" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhnjwe674kkObczZFjeCPGy8Z98a8XqnrvT3V7U8UVoX7aKxOmGFMobE60Fyif4R-dvolRJXIrRnzBu07vE8g_MPSSv4KEbtmm37NxhBhcUG3dsWmFw0kKyYxCYFmM67NO0Iki_d6F5E8FiJUvGpXupHfIcbh4FV7Njiat8_nLISt3SDuUgYGd5Lf9E8TjG/w400-h380/Ravioli.png" width="400" /></a></b></span></div><p><span style="font-size: large;">Schon wieder ein Food-Bild, d.h. ich bin immer noch allein. <span><a class="x1i10hfl xjbqb8w x6umtig x1b1mbwd xaqea5y xav7gou x9f619 x1ypdohk xt0psk2 xe8uvvx xdj266r x11i5rnm xat24cr x1mh8g0r xexx8yu x4uap5 x18d9i69 xkhd6sd x16tdsg8 x1hl2dhg xggy1nq x1a2a7pz xt0b8zv x1qq9wsj xo1l8bm" href="https://www.facebook.com/joan.danilo2?__cft__[0]=AZXcnyNRdR1-MrBUrsTRbzYI7-3108wBTDPfhsyuywWWpP4JhgDh0zW3KtZkwW3f1_w_iYe45IELpJ8gAjeAk24JKVivupmMKI-JU4yndJVgCR-tflMWMjuVXi3B-dnUaq-wb2lcLQxVJzmlWavuU7DzGdZjh8QLB2yS3NQ6aUKLvQ&__tn__=-]K-R" role="link" tabindex="0"><span class="xt0psk2"><span>Joan Danika</span></span></a></span> weilt zur Zeit in Amsterdam und bereitet sich auf ihre Show vom kommenden Samstag vor. (Am Samstag, 17. Juni, 16 Uhr, eröffnet sie übrigens das Festival der Zürich Pride auf der Kasernenwiese.)</span></p><p><span style="font-size: large;">Schon wieder Pasta. Diesmal in der Gestalt von Ravioli mit Spinat- und Ricottafüllung (aus dem Pasta-Laden "El Cisne" beim Parque de los Hippies) Die Sauce dazu bereitete ich aus etwas Lauch und den Resten einer Peperoni zu. Köchelte das Feingeschnetzelte in Weisswein gar und reicherte es mit den wenigen durchgekochten Rindfleischresten an, die gestern nach vierstündiger Kochzeit an den Suppenknochen hängen geblieben sind (was wiederum heisst, dass es morgen eine reichhaltige Suppe geben wird und wohl ein weiteres Bild, sollte sich bis dann keine Gesellschaft einstellen, die ein Föteli erübrigen würde). Das Sösseli ergänzte ich gegen Schluss mit ein paar Kapern, etwas Petersilie und mit einem Gutsch Vollrahm. </span></p><div dir="auto"><div class="x1iorvi4 x1pi30zi x1l90r2v x1swvt13" data-ad-comet-preview="message" data-ad-preview="message" id=":r45u:"><div class="x78zum5 xdt5ytf xz62fqu x16ldp7u"><div class="xu06os2 x1ok221b"><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"><div class="xdj266r x11i5rnm xat24cr x1mh8g0r x1vvkbs x126k92a"><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;">Schon wieder ein Glas Rotwein, immer noch aus derselben Flasche vom letzten Mal. Es regnet momentan in Strömen hier in Bogotá, und ich werde mir nach der Mahlzeit ein Nickerchen gönnen. </span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;">Neu: das andere Design der Serviette und etwas Kerzenschein...</span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;"> </span></div><div style="text-align: center;"><span style="font-size: large;"><b>27. Mai 2023</b></span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;"><b><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj9o789eT_ErxJBQhZXCbzoPdOkvSzLwJ_tzrHx5q2ifqPyRkiNOsfumbB8q_d-Q9vXuQA86QTaJuLP7_8CkQKjGIgyGspnpu4j8hVB48_kJovN03HiOU5038nO5m2y6IuVDkW2WU3KSyhuiamFlrfDiTExfCWfhTTPhAL7AHAhOJi-L-ZkRZDuuWDO5Y1R/s492/Gemu%CC%88se.png" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="481" data-original-width="492" height="391" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj9o789eT_ErxJBQhZXCbzoPdOkvSzLwJ_tzrHx5q2ifqPyRkiNOsfumbB8q_d-Q9vXuQA86QTaJuLP7_8CkQKjGIgyGspnpu4j8hVB48_kJovN03HiOU5038nO5m2y6IuVDkW2WU3KSyhuiamFlrfDiTExfCWfhTTPhAL7AHAhOJi-L-ZkRZDuuWDO5Y1R/w400-h391/Gemu%CC%88se.png" width="400" /></a></div></b><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto">Und
hier ist die angekündigte Gemüsesuppe mit der vorgestern vier Stunden
lang eingekochten Fleischbrühe aus Rinderknochen. Ich briet dazu
noch getrocknete Brotwürfeli in Butter mit etwas Knoblauch und Petersilie
an und verteilte diese über die Suppe. Nachher gab es ein paar
Hödöpfeli, unter welche ich die übriggebliebene Sauce der gestrigen
Ravioli mischte. Eigentlich war dazu ein Schluck Bier vorgesehen, doch
der Kühlschrank gab keines her. So gab es halt Wasser. Den Salat übrigens verschob ich aufs
Abendbrot, wovon es aber keine Bilder gibt, weil ich mich da in
angenehmer Gesellschaft befand. Ich mache nur Essenshelgeli, wenn ich
allein zugegen bin.</span><b> </b></span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;"><b> </b></span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;"><b>29. Mai 2023</b></span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;"><b><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgOC0SJIfXYDCT8v14OW8FNxjDQbN_Vl7COPvHGtoqee8k3qE6Zwy0lHakLmb5j5-nsZ1k5b4cRYj8BFAQ0u7gjZaXUiDijKZ3-KuW2K0dVQ38Qxecd_1TgSr22V3pSd9sttCIypeDxPMccKUV0eh-btqB-4LhG4gN1OmN8Zeun4usdC-w452Rqh5Y_J4P3/s638/fisch.png" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="481" data-original-width="638" height="301" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgOC0SJIfXYDCT8v14OW8FNxjDQbN_Vl7COPvHGtoqee8k3qE6Zwy0lHakLmb5j5-nsZ1k5b4cRYj8BFAQ0u7gjZaXUiDijKZ3-KuW2K0dVQ38Qxecd_1TgSr22V3pSd9sttCIypeDxPMccKUV0eh-btqB-4LhG4gN1OmN8Zeun4usdC-w452Rqh5Y_J4P3/w400-h301/fisch.png" width="400" /></a></div></b></span><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u" dir="auto"><span style="font-size: large;">Serviettli-Design gewechselt. Heute mit
Bier. Salm mit gerösteten Ingwer-Stäbli. In Butter und Petersilie
geschwenkte Salzkartoffeln. Gemüsemischung aus dem Supermarkt,
eingeköchelt mit Weißwein und indischer Gewürzmischung. Salat mit
Kürbiskernen. Meine Vinaigrette ist mittlerweile stadtbekannt. Kürzlich
sprach mich ein Unbekannter in einer Bar an, wann ich ihn denn einladen
würde, um meine Salatsauce zu kosten… Dazu "Echo der Zeit" gehört,
Erdogans Sieg u.a.m.</span></span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u" dir="auto"><span style="font-size: large;"> </span></span></div><div style="text-align: center;"><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u" dir="auto"><span style="font-size: large;"><b>3. Juni 2023</b></span></span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u" dir="auto"><span style="font-size: large;"><b><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"></div></b></span></span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u" dir="auto"><span style="font-size: large;"><b><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgLD7SCtOoY7riElofHjbYiLefJ_2rW7b82erVly7Yw0L3BGV4ArZ8iMh857Q7rHCjVIRAQAaivV7vmlNiFGZw-Z13WmwXJCT8ytVKFYCIxpyDbEOmwWUYAQlLsxO3vNC8OHWDgxbh9170gOfmdHDXchEcYQVdH8_Y0elR0_HvtDkqmn-I95AOgblYDPtgs/s4032/Wienerli.jpeg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="4032" data-original-width="3024" height="640" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgLD7SCtOoY7riElofHjbYiLefJ_2rW7b82erVly7Yw0L3BGV4ArZ8iMh857Q7rHCjVIRAQAaivV7vmlNiFGZw-Z13WmwXJCT8ytVKFYCIxpyDbEOmwWUYAQlLsxO3vNC8OHWDgxbh9170gOfmdHDXchEcYQVdH8_Y0elR0_HvtDkqmn-I95AOgblYDPtgs/w480-h640/Wienerli.jpeg" width="480" /></a></div></b></span></span><span style="font-size: large;">Heute: Wienerli in Gemüsecreme-Suppe. Erinnerungen an meine früheste Kindheit bestimmten die heutige Menüwahl: <br /></span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"></span><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;">Bei uns zu Hause gab es in den 50er Jahren kaum je Fleisch. Meine berufstätige Mutter konnte es sich schlichtweg nicht leisten. Nur samstags kochte Hedy aus Köln eine Kartoffelsuppe. Sie lebte bei uns und mahnte mich stets, alles aufzuessen, was auf den Teller kommt. Die Suppe wurde jeweils mit einem Wienerli pro Person angereichert. - Diese prägenden Erfahrungen führten dazu, dass ich seit jenen Tagen kein Wienerli mehr in meinen Mund führen mochte. </span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;">Und jetzt das: bei uns um die Ecke geschäftet seit 45 Jahren der Appenzeller Metzger Koller. Seine Schüblinge, Frankfurterli, Lioneser Redli und Weisswürste sind in ganz Bogotá Legende. Als ich mich heute früh entschloss, die Resten der Gemüsesuppe aufzuwärmen, kamen mir diese Kindheitserinnerungen hoch, und ich entschloss mich, die Suppe mit ein paar Kartoffeln und zwei Wienerli anzureichern. Bevor ich jedoch die Würstchen in der Suppe heiss machte, mixte ich das Gemüse mit den weichgekochten Kartoffeln klein.</span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;">Irgendwie schmeckte mir das Ganze noch nicht so ganz. Deshalb fügte ich noch einen Schuss Vollrahm hinzu und würzte mit einigen Kapern, die im Verlauf meines Lebens hier in Kolumbien zu einem festen Bestandteil der Speisenverfeinerung wurden. </span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;">Nun gut, wie schon Hedy einforderte, ass ich brav den ganzen Teller auf, aber ich glaube nicht, dass ich mir in meinem Restleben nochmals Wienerli antun werde. Sie sind im Geschmack zu eindimensional. Die Suppe hätte ohne dieses Fleisch wesentlich besser geschmeckt...</span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;"> </span></div></span><div style="text-align: center;"><div style="text-align: center;"><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"><div style="text-align: left;"><span style="font-size: large;"><b>6. Juni 2023</b> </span></div></span></div><br /></div><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"></span><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;"><b><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEilYPBYHJ3X6m6_2fkfBW2ohQlbPGJCx9c2VtmDUikmNxHEsT5xmeFMl_e0E8AGfmk0asrCC22NWHhy9h-w7dl9HVuJupWF-LI0oYzaUPkUi_kktRbaPsBXzG81pXanXbHxcb6T4fZ8E5mpaktMPi6Rf8Eg08KGGmDEwaW_6zn6jmXxzkjLKCOl50RNwH6F/s4032/Raffel.jpeg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="4032" data-original-width="3024" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEilYPBYHJ3X6m6_2fkfBW2ohQlbPGJCx9c2VtmDUikmNxHEsT5xmeFMl_e0E8AGfmk0asrCC22NWHhy9h-w7dl9HVuJupWF-LI0oYzaUPkUi_kktRbaPsBXzG81pXanXbHxcb6T4fZ8E5mpaktMPi6Rf8Eg08KGGmDEwaW_6zn6jmXxzkjLKCOl50RNwH6F/w300-h400/Raffel.jpeg" width="300" /></a></div></b>Dazu folgendes: Ich werde ja hier in Kolumbien des öfteren um <a href="https://nikolauswyss.blogspot.com/2021/01/die-lektion.html">Darlehen und Unterstützung</a> angegangen. Doch momentan verunmöglicht es mir meine angespannte Finanzlage, darauf einzugehen, was für mich insofern erleichternd ist, als ich nicht irgendeinen Vorwand brauche, um das Begehren abzulehnen. Was ich aber im Gespräch oder über Whatsapp immer hinzufüge: du kannst bei uns vorbeikommen. Etwas zu essen gibt es bei uns immer. Zu diesem Behufe halte ich im Tiefgefrierer stets ein paar Portionen Böhnli bereit, im Dampfkochtopf an einer Tomatensauce cremig zubereitet und mit ein paar Rüeblistückli verfeinert. </span></div></span><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"><div dir="auto" style="text-align: start;"><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"></span><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;">Heute wollte Jaime von meinem Angebot Gebrauch machen, nachdem ich ihm den Wunsch nicht erfüllen konnte, sein nächstes Semester an der Uni finanziell zu ermöglichen. Es passte mir insofern in den Kram, als dass in der vergangenen Nacht für ein paar Stunden wieder einmal der Strom ausgefallen ist, und die im Tiefgefrierer gelagerten Speisen schon am Auftauen waren. Doch dann meldete sich Jaime ab (für ein Handy reicht meistens das Geld dann doch), und jetzt gibt es halt ein weiteres Mal ein Lonesome-Essensbild. Ich raffelte dazu eine Kartoffel fein und röstete sie in etwas Oel. Das Resultat war eine knusprige Waffel. Eigentlich bereitete ich zwei Waffeln zu, doch die erste ass ich noch vor dem Auftischen auf, so fein schmeckte sie. Dazu wie üblich etwas Salat, diesmal mit gekochten Randen angereichert. Ich würzte sie vorgestern beim Kochen mit etwas Kümmel. Der gibt ihnen eine besondere Note.</span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;"> </span></div></span><div style="text-align: center;"><div style="text-align: center;"><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"><div style="text-align: left;"><span style="font-size: large;"><b>9. Juni 2023</b></span></div></span></div></div><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;"><b><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjoh5H7jtjlF07c-bxmQH0GKeV5q-9PJZnHM-0abiB_Eg-A5oXTUZt9AabfjuUMUMYRC_dGigXbxXmfv3YPUW8LtxeogynLvyLj4qgETQzcemgHx6_d8M9VXICrQI6Km9uW9YhLob5tZa6tf2JzZF8eig5l5tTYCRRFwqtQBQgNRUuIlCYmgb-D_WH-DKHe/s4032/Bo%CC%88hnli.jpeg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="3024" data-original-width="4032" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjoh5H7jtjlF07c-bxmQH0GKeV5q-9PJZnHM-0abiB_Eg-A5oXTUZt9AabfjuUMUMYRC_dGigXbxXmfv3YPUW8LtxeogynLvyLj4qgETQzcemgHx6_d8M9VXICrQI6Km9uW9YhLob5tZa6tf2JzZF8eig5l5tTYCRRFwqtQBQgNRUuIlCYmgb-D_WH-DKHe/w400-h300/Bo%CC%88hnli.jpeg" width="400" /></a></div></b>Seit ich unsere Katze namens CUAL einem gewissen Abmagerungs-Regime unterziehe, streicht sie unentwegt um die Töpfe und kann nicht verstehen, wie jemand vegetarisch glücklich werden kann. Parat zum Naschen wäre sie schon...</span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;">Heute mischte ich den Saft der übrig gebliebenen Randen in die Resten von Reis und briet das Ganze etwas an. Der Kümmel, den ich den Randen zum Kochen beigegeben hatte, entfaltete plötzlich seinen zweiten Frühling und duftete herrlich über den ganze Reis hinweg. Dazu gab es grüne Bohnen, gewürzt mit wunderbarem Bohnenkraut, das mir <span><a class="x1i10hfl xjbqb8w x6umtig x1b1mbwd xaqea5y xav7gou x9f619 x1ypdohk xt0psk2 xe8uvvx xdj266r x11i5rnm xat24cr x1mh8g0r xexx8yu x4uap5 x18d9i69 xkhd6sd x16tdsg8 x1hl2dhg xggy1nq x1a2a7pz xt0b8zv x1qq9wsj xo1l8bm" href="https://www.facebook.com/flurin.capaul.14?__cft__[0]=AZVw5xF7oYXS-pBHIxMqOX4IZly6SBwgpEQwe1ittnUfSaRut8Td9xE_61eSdl5UKfKcUhoJE_7J7QPdnyetjUNjIuBQu0lTcuUJq8GLa_LbD1Q_S4HAzFUrDOSvgrhrj97GeJVtp_GCyxTT29fKWkWzUsvEwHzSRkH8GxXL-7wBPE0o2JFOQ1FT125m1bGOj6M&__tn__=-]K-R" role="link" tabindex="0"><span class="xt0psk2"><span>Flurin Capaul</span></span></a></span> vor schon bald zwei Jahren anlässlich einem meiner Zürich-Besuche geschenkt hat. Erst später fiel mir ein, dass ich über den Reis noch etwas Parmesan hätte streuen können. Sei's drum. Weg ist weg. Und nun leert sich langsam der Kühlschrank, während ich den bereits abgestaubten Koffer bereitstelle, um ihn allmählich für meine Reise nach Europa mit ein paar Habseligkeiten zu füllen. Nur mit wenigen, es soll ja dort Sommer sein. </span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;"> </span></div><div style="text-align: center;"><span style="font-size: large;"><b>13. Juni 2023</b></span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;"><b><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhk7oKwWrFyobFrUSKTXwXrWGAF6JiZS9t73elKpGgmokYtfgeJJKZrD9LR-FY22SN1WFa9B0SjbRdHiZkImh7Pizq0b3L6VQ1Y87qt23XR1Z5J2HkV0dGpZOWQfjMjGlQN6ALZj8RopgyNHUOzPLJh8tP7lSVaOloI_j-c5RX87-_KzW1XkMNdFfU09OGf/s4032/Rest.jpeg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="4032" data-original-width="3024" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhk7oKwWrFyobFrUSKTXwXrWGAF6JiZS9t73elKpGgmokYtfgeJJKZrD9LR-FY22SN1WFa9B0SjbRdHiZkImh7Pizq0b3L6VQ1Y87qt23XR1Z5J2HkV0dGpZOWQfjMjGlQN6ALZj8RopgyNHUOzPLJh8tP7lSVaOloI_j-c5RX87-_KzW1XkMNdFfU09OGf/w300-h400/Rest.jpeg" width="300" /></a></div></b><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto">In
Vorwegnahme des Lounge-Feelings heute Abend auf dem Flughafen El Dorado
in Bogotá genehmigte ich mir heute Mittag bereits einen Gin Tonic. Dazu
bereitete ich zu und ass ich, was der Kühlschrank noch hergab, denn
dort aufbewahren an Verdeblichem wollte ich nichts nach der Erfahrung
der vielen Stromausfälle in letzter Zeit. Also, da fand ich ein einsames
Tomätli, dem ich die Rolle eines Salats zukommenliess. Dann wärmte ich
den Rest der grünen Bohnen auf und
bereitete zum zweiten Mal krokante Waffeln aus geraffelten Kartoffeln
zu. Herzstück des Mittagsmahls war allerdings eine schlaffe Karotte und
eine angeschnittene, halbe Zwiebel, die keine Lust mehr verspürte, meine
Augen zu reizen. Ich röstete dieses Gemüse und legte noch ein paar
Scheiben Ingwer hinzu. Des weiteren fand ich im Fach schon arg
angegrauten Blattspinat, den ich wusch, kleinschnitt und unter
Entfernung allzu unappetitlicher Blätter der Bratpfanne beifügte. Ein
hart gekochtes Ei, in Stückchen geschnitten, wurde als Krone obenauf
gesetzt. Ich muss sagen, alles schmeckte wie frisch. Als Dessert, und
darauf hätte ich im Nachhinein gerne verzichtet, meinte ich, das
Mandarinen-Eis noch aufbrauchen zu müssen. Es litt am meisten unter den
Stromausfällen, wurde zweimal wässrig und dann wieder steinhart. Das
ginge ja alles noch, aber ich wette mit jedem, der will, dass dieses Eis
noch nie in Berührung mit einer Mandarine gekommen ist. Beim Verspeisen
kamen mir meine Velofahrten in den Sinn, die ich vor bald 40 Jahren von
Schwamendingen aus unternahm, und die mich oft genug zum Greifensee
über Dübendorf führten, wo aus den Fabrikanlagen von Givaudan Tag für
Tag andere Düfte entstiegen und Nase und Gaumen schmeichelten. Ich bin
sicher, Mandarinen-Aroma war auch darunter...</span><b> </b></span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;"><b> </b></span></div><div style="text-align: center;"><span style="font-size: large;"><b>24. Juli 2023</b></span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;"><b><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgr4OJl07W6POpz3GqXlHuX54TOv9socZIVmeDaACj_cLPixYZWtXClzqsn0FAcRFDprqgOX2Hg26PeXG5TTGyfuaIzN6pzBbe4hOpkEc1f98Nc0dUSFgeRFvVp8N3msOVx-TQwTOAapdLZ1F-6ZFc05bppJkVgAsb8d_17UDYskhHiSlloDVyfJO6zVTA2/s4032/NAch.jpeg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="4032" data-original-width="3024" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgr4OJl07W6POpz3GqXlHuX54TOv9socZIVmeDaACj_cLPixYZWtXClzqsn0FAcRFDprqgOX2Hg26PeXG5TTGyfuaIzN6pzBbe4hOpkEc1f98Nc0dUSFgeRFvVp8N3msOVx-TQwTOAapdLZ1F-6ZFc05bppJkVgAsb8d_17UDYskhHiSlloDVyfJO6zVTA2/w300-h400/NAch.jpeg" width="300" /></a></div></b>Kaum zurück in Bogotá und bevor noch alle Koffer ausgepackt waren, habe ich rote Böhnchen in Wasser eingeweicht. Ich musste nach einigen Rotweintouren und nach ausgiebigem Rotfleischkonsum (natürlich an erster Stelle Kalbsläberli und Röschti) in der Schweiz und in Deutschland dringend etwas gegen meine schmerzhafte Gicht unternehmen. Die krummen Hände taten mir von Tag zu Tag mehr weh, zuweilen weckten sie mich sogar des Nachts und liessen mich nicht weiterschlafen.</span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;">Also kochte ich am folgenden Tag Böhnchen auf Vorrat, damit die Zufuhr von Proteinen ohne Fleisch für eine Weile gewährleistet war. Gestern mixte ich dann einen Teil davon und machte einen Aufstrich für Tacos. Doch soviel Tacos konnten wir gar nicht essen, um den Aufstrich zu bodigen. Als heute früh herauskam, dass ich die Serie THE LONESOME COOK fortsetzen muss, bereitete ich mir etwas Pasta zu und mischte den "Aufstrich", verfeinert mit Butter und Currypulver, als Sauce darunter. Darüber etwas Reibkäse Typus Parmesan, den man ja hier neuerdings nicht mehr so nennen darf, weil nur noch der Original-Parmesan aus Norditalien als Parmesan durchgeht, und meiner ist kolumbianischer P... aus der Molkerei <span><a class="x1i10hfl xjbqb8w x6umtig x1b1mbwd xaqea5y xav7gou x9f619 x1ypdohk xt0psk2 xe8uvvx xdj266r x11i5rnm xat24cr x1mh8g0r xexx8yu x4uap5 x18d9i69 xkhd6sd x16tdsg8 x1hl2dhg xggy1nq x1a2a7pz xt0b8zv x1qq9wsj xo1l8bm" href="https://www.facebook.com/alpina?__cft__[0]=AZWnOgSngYTJ5ua8i5qGQTRyb-Aco3_SnY07Pnkrfu5zpoo2CUL99NRzaiuAC_o1t_RU5YJdTXRJB5HHnwJ9NthheM0YQWs7OaFWoemZaWiF0Fe1pRZMwfNwzHABJGA0XHdw5QpfroulrOsQVvpTxMZlG35yBPZBWlvEYi8n384li7g2CukycLrBjYGDiOnaag8&__tn__=-]K-R" role="link" tabindex="0"><span class="xt0psk2"><span>Alpina</span></span></a></span> in Sopó...</span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;">Dazu Salat. Obendrauf ein paar in Essig und Zuckerwasser eingeweichte Zwiebelringe. Und KEINEN Wein. Auch KEIN Bier. Die Fingergelenke verdanken es schon ein bisschen, weil ich bereits die Tage zuvor vegetarisch und alkoholfrei unterwegs war. Sie schmerzen jetzt nur noch bis zum Einschlafen. Dann ist Ruhe.</span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;"> </span></div><div style="text-align: center;"><span style="font-size: large;"><b>3. September 2023</b></span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;"><b><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgvD9-voBZs1jC1LNrLwLAUcu6tTue-AkzTG0i4jhLgiL6UnPZD3lQB0LhnJQ04k3Ang-FQrtvNGjehRhUSoSqGKUyVyEAB3AGJ1Vw4v4pql6W6YLcQVtkcufGz4MZ1EM_r0SAdpgn_5dyr3TtAX088XdClC8J2yFPN0bY1Vkks1jLx9-wXYkGXCh0zBs9e/s4032/Scha%CC%88tzeli.jpeg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="4032" data-original-width="3024" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgvD9-voBZs1jC1LNrLwLAUcu6tTue-AkzTG0i4jhLgiL6UnPZD3lQB0LhnJQ04k3Ang-FQrtvNGjehRhUSoSqGKUyVyEAB3AGJ1Vw4v4pql6W6YLcQVtkcufGz4MZ1EM_r0SAdpgn_5dyr3TtAX088XdClC8J2yFPN0bY1Vkks1jLx9-wXYkGXCh0zBs9e/w300-h400/Scha%CC%88tzeli.jpeg" width="300" /></a></div></b>Am vergangenen Sonntag stellte ich mich darauf ein, allein zu Mittag zu essen, weil mein Schätzeli ankündigte, über Nacht in einer Bar hinter der Theke noch ein paar zusätzliche Pesos zu verdienen und deshalb den Sonntag fürs Ausschlafen reservierte. </span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;">Ich kochte am Vorabend Linsen (mit den Resten einer seit Tagen vor sich hindarbenden Gemüsesuppe) und den im Kühlschrank schlaff gewordenen Mangold (zuerst bräunte ich ein paar Knoblauchzehen an, dann schüttete ich den verkleinerten und vom Waschen nur schlecht abgetropften Mangold ins heisse Olivenöl, dass es spritzte). Kochzeit für beides: ca. 45 Min. Auch Kartöffelchen kochte ich am Vorabend auf Vorrat weich, und zur Krönung von das Ganze lag eine Tranche Forelle im Kühlschrank bereit. So sollte das Fertigkochen tagsdarauf keine Mühe bereiten. </span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;">Am Sonntag dann schwenkte ich bereits die geschälten Kartoffeln in den glänzig angebratenen Zwiebeln, als mein Schätzeli überraschenderweise doch auftauchte. Bevor es mir erzählen konnte, was der Hintergrund seines frühen Erscheinens war, unterbrach ich eilfertig meine Kocherei und rannte schnell zum Supermarkt, um ein zweites Forellen-Filet zu erstehen. Und wie immer regte ich mich dann beim Warten an der Kasse über die in die Länge ziehende Behäbigkeit der Kunden vor mir auf, die nach Kleingeld in ihrem Portemonnaie kramten und dabei noch einen Schwatz mit der Kassiererin abhielten, um die Zeit etwas auszufüllen und ihr Defizit an Kommunikation etwas zu verkleinern. </span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;">Zurück vom Notkauf wärmte ich Linsen und Mangold auf und setzte das Anbraten der Kartoffeln fort. Ganz zum Schluss waren dann die beiden Fischfilets dran, gewürzt mit etwas Estragon. </span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;">Im Supermarkt entdeckte ich übrigens gelbe Zitronen, die hier sonst eher selten anzutreffen sind. In Kolumbien werden zum Kochen als auch für die Limonade normalerweise die einheimischen, kugeligen, grünen Limetten verwendet. </span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;">Für eine anständige Tischdekoration allerdings reichten weder Zeit noch Energie. Doch die Anwesenheit meines überraschenden Herzbesuchs tauchte alles in appetitliches Licht. Servietten brauchte es dazu nicht. </span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;">Dazu gab es noch Salat und für mich ein Bierchen. (Danke, die Gicht ist unter Kontrolle...)<br /></span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;"> </span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;">____________</span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: small;">©Nikolaus Wyss</span><span style="font-size: large;"> <br /></span></div><span style="font-size: large;"><b> ___________</b></span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;"><b> </b></span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;"><b> </b></span><span style="font-size: x-large;"><b><a href="https://nikolauswyss.blogspot.com/2019/07/meine-weiteren-beitrage-schon-nach.html">Weitere Blog-Einträge auf einen Click</a></b></span></div><span style="font-size: large;"><b> </b> </span></div><span style="font-size: large;"><b> </b> </span></div></span><span style="font-size: large;"><b> </b> </span></div></span><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u" dir="auto"><span style="font-size: large;"><b> </b> </span></span><br /><span style="font-size: large;"><b> </b> </span></div></div></span></div></div></div></div><p><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"><span style="font-size: large;"><b> </b> </span></span></p>Nikolaus Wysshttp://www.blogger.com/profile/08341067860591791269noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6471077158947417277.post-54449247751076199312023-08-27T14:41:00.005-07:002023-11-01T13:17:41.591-07:00Stägeli uuf, Stägeli ab juhee (Tagebuch 7) - Bruchstücke ohne Jahresangabe<p><b><span face=""trebuchet ms" , sans-serif"><span style="font-size: large;"></span></span></b></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg2VqviZcMtJjVYE9ibUdkVI4d8IJdrj7puqSPz5EWP584G_-ywiPjcmVVMYnclNkLMIS7leTXmU1-6rJRqIZBa0LEk1kkXeVTqpBL4Y2jyEqbEmdNPaToQ55WlkiQ4-OiK4XEaP1Ed5LPQQb2CBl-mpmKXzerz_sFozIxyO3aaEg_s-9DMNBpeiHWiYpoL/s1159/Mit%20Mutzi.jpeg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1159" data-original-width="788" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg2VqviZcMtJjVYE9ibUdkVI4d8IJdrj7puqSPz5EWP584G_-ywiPjcmVVMYnclNkLMIS7leTXmU1-6rJRqIZBa0LEk1kkXeVTqpBL4Y2jyEqbEmdNPaToQ55WlkiQ4-OiK4XEaP1Ed5LPQQb2CBl-mpmKXzerz_sFozIxyO3aaEg_s-9DMNBpeiHWiYpoL/s320/Mit%20Mutzi.jpeg" width="218" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Mit Mutzi, ca. 1960<br /></td></tr></tbody></table><b><span face=""trebuchet ms" , sans-serif"><span style="font-size: large;">10. Juli</span></span></b><br />
<span face=""trebuchet ms" , sans-serif"><span style="font-size: large;"><span> </span>Meine Ratlosigkeit beim Anblick eines halbtoten Vogels, welchen unsere Königin geschnappt und malträtiert hat. Jetzt liegt er zitternd am Boden und die junge Katze ist sowas von stolz. Auf den finalen Biss allerdings hat sie keine Lust. Muss ich jetzt die Tat selber vollziehen? Wie macht man sowas?</span></span><br />
<span face=""trebuchet ms" , sans-serif"><span style="font-size: large;"><span> </span>Feige verziehe ich mich für eine Weile und überlege, was zu tun sei und ob überhaupt etwas zu tun sei. Ich erinnere mich an meine Jugendzeit an der <i>Winkelwiese</i>, wo <i>Mutzi</i> zu wiederholten Malen halbtote Amseln heimbrachte und sie uns stolz präsentierte. Meine Mutter hielt dafür eine mit Stroh ausstaffierte Schuhschachtel bereit, um den erschöpften Tieren Unterschlupf zu bieten. Nach ein paar Stunden oder nach der ersten Nacht starben sie aber jeweils weg. So auch hier: Als ich nach einer Stunde nachschaute, war der Vogel tot, und ich schickte mich an, den Körper in eine Plastiktüte einzuwickeln und zu entsorgen. Die Federn wischte ich auf, während mich die Katze dabei ganz genau beobachtete. Ich tröstete mich beim Gedanken, dies sei halt die Natur, mich gehe es nichts an. </span></span><p></p><p><span face=""trebuchet ms" , sans-serif"><span style="font-size: large;"> </span></span><br />
<br />
<span face=""trebuchet ms" , sans-serif"><span style="font-size: large;"><b>13. September</b></span></span><br />
</p><div style="-moz-text-size-adjust: auto; -webkit-text-stroke-width: 0px; caret-color: rgb(0, 0, 0); color: black; font-family: Verdana; font-style: normal; font-variant-caps: normal; font-weight: normal; letter-spacing: normal; text-align: start; text-decoration: none; text-indent: 0px; text-transform: none; white-space: normal; word-spacing: 0px;">
<span style="font-size: large;"><span> </span>Was die Gründung der <a href="https://www.kunsthallezurich.ch/de/">Kunsthalle Zürich</a> angeht, so ist das damals wohl der Initiative des Kunstmalers <i><a href="http://thomasmuellenbach.com/">Thomas Müllenbach</a></i> zu verdanken. Ich war zu dieser Zeit Thomas’ Nachbar in Schwamendingen, und weil ich damals schon bei einigen Initiativen und Gründungen mitgemacht und sie z.T. auch angestossen hatte, fragte er mich, wie man sowas denn anstelle. Da habe ich ihm dabei geholfen, wobei das Glück insofern mitspielte, als Kunstsammler und Rechtsanwalt <a href="https://www.tagblatt.ch/ostschweiz/todesfall-kunstzeughaus-verliert-gruender-peter-bosshard-ld.1015297"><i>Peter Bosshard selig</i> </a>damals für seine einzigartige Sammlung in Rapperswil Müllenbach-Bilder kaufte und so des öfteren, zusammen mit seiner Frau <i>Elisabeth</i> an der Hüttenkopfstrasse 12 auftauchte. Er zeigte in seiner besonnenen und schon fast zögerlichen Art Interesse und rutschte, weil er nicht definitiv nein sagte, eigentlich wie von selbst ins Vorhaben rein. Das einzige Problem bei ihm bestand in seiner limitierten Verfügbarkeit. Bosshard entwarf beispielsweise die Statuten, aber er liess dazu einen um den anderen Termin verstreichen und kabelte Entschuldigungen aus Übersee. Ich wunderte mich auch, wie viel er in diesem dann doch endlich vorliegenden, aber doch eher schludrig verfassten Dokument offen liess und der wilden Interpretation anheimstellte. Doch man liess sich von der Gewissheit leiten, dass auch präziser verfasste Statuten zu Streitereien führen, und man traute ihm als brillanten Juristen zu, allfällige Unklarheiten in Verhandlungen und mit spitzer Zunge im Interesse der Kunsthalle zu lösen. In diesen Statuten, eventuell auch im Gründungsprotokoll sollte man nachlesen können, wie damals die Gründung einer Kunsthalle Zürich begründet wurde. Mir liegen hier in der Ferne diese Dokumente nicht vor.</span></div>
<div style="-moz-text-size-adjust: auto; -webkit-text-stroke-width: 0px; caret-color: rgb(0, 0, 0); color: black; font-family: Verdana; font-style: normal; font-variant-caps: normal; font-weight: normal; letter-spacing: normal; text-align: start; text-decoration: none; text-indent: 0px; text-transform: none; white-space: normal; word-spacing: 0px;">
<span style="font-size: large;"><span> </span>Inhaltlich ging es wohl darum, einen Kunstraum zu schaffen, wo sich zeitgenössische Kunst entfalten konnte, ich glaube aber, auch Lokalstolz und Prestigedenken spielten eine nicht zu unterschätzende Rolle, denn auch ohne Kunsthalle hätte es ja in Zürich eigentlich schon genügend Entfaltungsmöglichkeiten für aktuelle Kunst gegeben (von der Roten Fabrik übers Helmhaus, den Strauhof bis zu den Ausstellungen in Oerlikon). Es war wohl eher so, dass das viel kleinere Bern seit langem schon eine Kunsthalle hatte (seit 1918) und das nicht viel grössere Basel auch (seit 1872), beide verknüpft mit Ausstellungen namhafter Künstler und reputierter Kuratoren. Bern profitierte immer noch vom Ruf <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Meyer_(Kunsthistoriker)">Franz Meyers</a> und <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Harald_Szeemann">Harry Szeemanns</a>, und in Basel wirkte zu jener Zeit <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Jean-Christophe_Ammann">Jean-Christophe Ammann</a>. Da kam sich der von Bonn zugezogene Müllenbach im viel grösseren Zürich doch etwas einsam und provinziell vor, zumal er seine liebe Mühe hatte mit dem damaligen, eher konventionell orientierten Kunsthaus-Direktor<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Felix_Baumann"> Felix Baumann</a>. Ich glaube also, Kulturpolitisches und der Städtevergleich waren durchaus auch Treiber des Vorhabens. - Denn welcher Art diese zur Ausstellung gebrachte Kunst in Zürich sein sollte, war in meiner Erinnerung kein Thema im Vereinsvorstand. Die Wahl des Kurators und dessen Definitionsmacht, was und welche Künstler in eine Kunsthalle ausgestellt gehören, genügte. War anfangs auch nicht so von grosser Bedeutung, war der Verein ja vorerst ambulant unterwegs und bespielte verschiedene Räume mit grossen Pausen dazwischen und grossen Geldsorgen auch. - <a href="https://nikolauswyss.blogspot.com/2018/05/im-wolfbachli.html">Gut erinnere ich mich an meine sonntäglichen Hütedienste am Steinwiesplatz</a>.<br /></span></div><div style="-moz-text-size-adjust: auto; -webkit-text-stroke-width: 0px; caret-color: rgb(0, 0, 0); color: black; font-family: Verdana; font-style: normal; font-variant-caps: normal; font-weight: normal; letter-spacing: normal; text-align: start; text-decoration: none; text-indent: 0px; text-transform: none; white-space: normal; word-spacing: 0px;"><span style="font-size: large;"><span> </span>Sobald sich eine Konkretisierung einer Ausstellungsstätte und die Festanstellung von Mendes Bürgi sich abzeichnete, verabschiedete ich mich von der Kunsthalle…</span></div><div style="-moz-text-size-adjust: auto; -webkit-text-stroke-width: 0px; caret-color: rgb(0, 0, 0); color: black; font-family: Verdana; font-style: normal; font-variant-caps: normal; font-weight: normal; letter-spacing: normal; text-align: start; text-decoration: none; text-indent: 0px; text-transform: none; white-space: normal; word-spacing: 0px;"><span style="font-size: large;"><span> </span>Ich freute mich natürlich riesig, dass irgendwann später <a href="https://www.kunsthallezurich.ch/de/kalender/2493-rundgang-mit-guided-tour-with-daniel-baumann-direktor-kurator">Daniel Baumann</a> die Leitung der Kunsthalle Zürich übernehmen konnte. Ich durfte nämlich vor nunmehr 54 Jahren bei ihm das Amt eines Göttis übernehmen. Er sieht heute fast noch so jung aus wie damals, als wir zusammen eine Reise nach Paris unternahmen. Damals sammelte er CocaCola-Flaschen unterschiedlichster Herkunft...</span></div><div style="-moz-text-size-adjust: auto; -webkit-text-stroke-width: 0px; caret-color: rgb(0, 0, 0); color: black; font-family: Verdana; font-style: normal; font-variant-caps: normal; font-weight: normal; letter-spacing: normal; text-align: start; text-decoration: none; text-indent: 0px; text-transform: none; white-space: normal; word-spacing: 0px;"><span style="font-size: large;"> </span></div><div style="-moz-text-size-adjust: auto; -webkit-text-stroke-width: 0px; caret-color: rgb(0, 0, 0); color: black; font-family: Verdana; font-style: normal; font-variant-caps: normal; font-weight: normal; letter-spacing: normal; text-align: start; text-decoration: none; text-indent: 0px; text-transform: none; white-space: normal; word-spacing: 0px;"><span style="font-size: large;"><br /></span></div><div style="-moz-text-size-adjust: auto; -webkit-text-stroke-width: 0px; caret-color: rgb(0, 0, 0); color: black; font-family: Verdana; font-style: normal; font-variant-caps: normal; font-weight: normal; letter-spacing: normal; text-align: start; text-decoration: none; text-indent: 0px; text-transform: none; white-space: normal; word-spacing: 0px;"><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhaZGTJFAlLusiQ1KaHy8gN-5QYYBl69KOziA_VY8fLGyYUu1QwRPoBSi3klRG3jLBIRXDueVOjleVJ8yCsVr6x0AuvpJeUtB_H0aloOBKYiHtJOlikNz1KEJ6CgEJ-oP4FsSe-gmsaTqTe7EXdDLissEFSWo0ce2XGZNnY2S4WOuO7LM02igd9iP8i5fh1/s1382/Bildschirmfoto%202019-05-18%20um%2012.48.18.png" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="704" data-original-width="1382" height="204" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhaZGTJFAlLusiQ1KaHy8gN-5QYYBl69KOziA_VY8fLGyYUu1QwRPoBSi3klRG3jLBIRXDueVOjleVJ8yCsVr6x0AuvpJeUtB_H0aloOBKYiHtJOlikNz1KEJ6CgEJ-oP4FsSe-gmsaTqTe7EXdDLissEFSWo0ce2XGZNnY2S4WOuO7LM02igd9iP8i5fh1/w400-h204/Bildschirmfoto%202019-05-18%20um%2012.48.18.png" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Rätselhafte Jahre<br /></td></tr></tbody></table><br /><b><span style="font-size: large;"><span face=""trebuchet ms" , sans-serif">4. Mai</span></span></b><br />
<span style="font-size: large;"><span face=""trebuchet ms" , sans-serif"><span> </span>Das unvollständige Datum: Zu ihrer Zeit als Redaktorin benutzte meine <a href="https://www.laurewyss.ch/">Mutter</a> fürs Briefeschreiben meistens die Schreibmaschine. Ich
nehme an, sie schrieb diese im Büro. Es waren fast immer A5-Blätter. Im Pensionsalter wechselte sie dann
zur Handschrift. Dadurch wurden ihre Briefe unlesbarer.</span></span><br />
<span style="font-size: large;"><span face=""trebuchet ms" , sans-serif"><span> </span>Aus
der Distanz von Jahrzehnten beschäftigt mich allerdings etwas
Anderes: Ich kann ihre Briefe nur sehr ungenau einem bestimmten Jahr
zuordnen. Ob einer aus dem Jahre 1975 stammt oder aus 1981 erschliesst
sich erst aus dem Kontext, und auch dieser ist nicht immer eindeutig. Es
scheint, als ob sie ihren Briefen keine historische Bedeutung
beigemessen hätte. Wäre die Nennung des Jahres für sie mit zu viel
Pathos verbunden gewesen? Sie schrieb ganz aus dem Moment und für
den Moment. Die Inhalte bezogen sich auf die letzten Begegnungen und
auf die Zweifel und Erfolge ihres Sohnes. Und sie beinhalteten Klatsch
über Verwandte, Freunde und Bekannte jetzt, am 14. September oder
am 19. Oktober. Das hatte zu genügen.</span></span><br />
<span style="font-size: large;"><span face=""trebuchet ms" , sans-serif">Konnte sie sich überhaupt
vorstellen, dass ich ihre Briefe aufbewahrte, sei es aus Respekt oder
weil sie mir tatsächlich etwas bedeuteten, oder weil ich mir vornahm,
sie später wieder einmal zu lesen, dann, wenn sie vielleicht schon tot
sein würde?</span></span><span style="font-size: large;"><span face=""trebuchet ms" , sans-serif"></span></span><span style="font-size: large;"><span face=""trebuchet ms" , sans-serif"> </span></span><br />
<span style="font-size: large;"><span face=""trebuchet ms" , sans-serif"><span> </span>Bei
mir lagen die Briefe bis zu deren Ablieferung ins Schweizerische
Literaturarchiv in Bern stossweise und ungeordnet in Schachteln herum.
Gedacht für später. Traf dieses Später je einmal ein? Meine Mutter ist
jetzt immerhin schon seit über 20 Jahren tot.</span></span><span style="font-size: large;"><span face=""trebuchet ms" , sans-serif"></span><span face=""trebuchet ms" , sans-serif"> </span></span><br />
<span style="font-size: large;"><span face=""trebuchet ms" , sans-serif"><span> </span>Ja, ich las einige davon nochmals vor ihrem Verschwinden im Archiv. Nicht systematisch und
wissenschaftlich, sondern nach dem Zufallsprinzip. Wühlen,
hervorklauben, lesen, wieder weglegen, weiter wühlen, innehalten, sich
erinnern, sich ein paar Gedanken dazu machen, etwas schreiben, weiter
wühlen, übergehen, erschöpft liegen lassen, noch einmal lesen,
fantasieren, rot werden…</span></span><br />
<span style="font-size: large;"><span face=""trebuchet ms" , sans-serif"><span> </span>Nun werden die Briefe im Lager nur noch mit weissen Handschuhen angefasst, Vorstufe zum Heiligen. Bern liegt fern.</span></span><b><span style="font-size: large;"><span face=""trebuchet ms" , sans-serif"> </span></span></b></div><div style="-moz-text-size-adjust: auto; -webkit-text-stroke-width: 0px; caret-color: rgb(0, 0, 0); color: black; font-family: Verdana; font-style: normal; font-variant-caps: normal; font-weight: normal; letter-spacing: normal; text-align: start; text-decoration: none; text-indent: 0px; text-transform: none; white-space: normal; word-spacing: 0px;"><b><span style="font-size: large;"><span face=""trebuchet ms" , sans-serif"><br /></span></span></b></div><div style="-moz-text-size-adjust: auto; -webkit-text-stroke-width: 0px; caret-color: rgb(0, 0, 0); color: black; font-family: Verdana; font-style: normal; font-variant-caps: normal; font-weight: normal; letter-spacing: normal; text-align: start; text-decoration: none; text-indent: 0px; text-transform: none; white-space: normal; word-spacing: 0px;"><b><span style="font-size: large;"><span face=""trebuchet ms" , sans-serif">17. Mai</span></span></b><br />
<span style="font-size: large;"><span face=""trebuchet ms" , sans-serif"><span> </span>Schweizer
Nationalcircus Knie auf dem Zürcher Sechseläuteplatz Zürich. Ich
ergatterte gestern noch den letzten der 1500 Sitzplätze. Sass bei der
Abschrankung zum Orchester und überblickte nur die Hälfte der Manege,
bekam aber mit, wie ein herumfliegender Papagei sich in den Schnüren,
die vom Chapiteau herunterhingen, verhedderte und vor unseren Augen
abstürzte.</span></span><br />
<span style="font-size: large;"><span face=""trebuchet ms" , sans-serif"><span> </span>Das
Orchester hatte eine Art Weichspüler vorgeschaltet. Die Bässe dröhnten
zwar überlaut, doch im mittleren und oberen Klangbereich vermisste ich
Brillanz und Intonationsschärfe. Lag vielleicht daran, dass da gar keine
Bläser mehr im Einsatz waren. Der Sound kam aus der Konserve, ergänzt
mit einem Schlagzeuger und einem Mann an der Gitarre. Das Mischpult generierte zum grössten Teil diese Konservenmusik. Daran änderte auch der
Harlekin nichts mit seinen gelegentlichen Saxophon-Einsätzen aus dem
Publikum zum Heraufbeschwören alter romantischer Zeiten. Hätten sie doch zur Erinnerung ein paar Löwen, Zebras, Elefanten und Dromedars in die Manege gebracht. Doch nur
noch gerade Pferde dürfen an den klassischen Zirkus erinnern. In Zürich
liegt sogar eine parlamentarische Motion auf dem Tisch, in Zukunft dem
Zirkus sämtliche Tiere zu verbieten... </span></span><br />
<span style="font-size: large;"><span face=""trebuchet ms" , sans-serif"><span> </span>Zum
Schluss des Abends die Übergabe an die 159. Knie-Generation. Dieser
Moment war insofern bemerkenswert, als ich meinte, einem historischen
Akt beizuwohnen. Fakt aber ist, dass in jeder Aufführung diese Übergabe
stattfindet, als Teil des Programms. 288mal oder so. Mit meinen Tränen
der Rührung fiel ich auf die Einmaligkeit des Ereignisses total darauf hinein. </span></span><span style="font-size: large;"></span></div><div style="-moz-text-size-adjust: auto; -webkit-text-stroke-width: 0px; caret-color: rgb(0, 0, 0); color: black; font-family: Verdana; font-style: normal; font-variant-caps: normal; font-weight: normal; letter-spacing: normal; text-align: start; text-decoration: none; text-indent: 0px; text-transform: none; white-space: normal; word-spacing: 0px;"><span style="font-size: large;"><br /></span></div><div style="-moz-text-size-adjust: auto; -webkit-text-stroke-width: 0px; caret-color: rgb(0, 0, 0); color: black; font-family: Verdana; font-style: normal; font-variant-caps: normal; font-weight: normal; letter-spacing: normal; text-align: start; text-decoration: none; text-indent: 0px; text-transform: none; white-space: normal; word-spacing: 0px;"><span style="font-size: large;"><b>1. Juni</b></span></div><div style="-moz-text-size-adjust: auto; -webkit-text-stroke-width: 0px; caret-color: rgb(0, 0, 0); color: black; font-family: Verdana; font-style: normal; font-variant-caps: normal; font-weight: normal; letter-spacing: normal; text-align: start; text-decoration: none; text-indent: 0px; text-transform: none; white-space: normal; word-spacing: 0px;"><span style="font-size: large;"><b><br /></b></span></div><div style="-moz-text-size-adjust: auto; -webkit-text-stroke-width: 0px; caret-color: rgb(0, 0, 0); color: black; font-family: Verdana; font-style: normal; font-variant-caps: normal; font-weight: normal; letter-spacing: normal; text-align: start; text-decoration: none; text-indent: 0px; text-transform: none; white-space: normal; word-spacing: 0px;"><span style="font-size: large;"><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjuiTpbPnXB_Cg7ZH1u-324yIOgrokFGvTX6EzhIarAQ_hLEEF1AGbONu6okoFH0nCbRci6T63WJDSvNWRE-VxYa-4R8b43LIRCBTaECCpl57u2Ew6S5GX15viVVm2bUk0qMpzHEh9RVSOJoUNlB83caUas7IaVU8v3MiivMkYQBbb6Fj0TxkWraWghuYJA/s1080/sleeping.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1080" data-original-width="1080" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjuiTpbPnXB_Cg7ZH1u-324yIOgrokFGvTX6EzhIarAQ_hLEEF1AGbONu6okoFH0nCbRci6T63WJDSvNWRE-VxYa-4R8b43LIRCBTaECCpl57u2Ew6S5GX15viVVm2bUk0qMpzHEh9RVSOJoUNlB83caUas7IaVU8v3MiivMkYQBbb6Fj0TxkWraWghuYJA/w400-h400/sleeping.jpg" width="400" /></a></div></span></div><p><span style="font-size: large;"><span face=""trebuchet ms" , sans-serif"><span> </span>Es
ist so, als ob ich mich in unterschiedlichen Geschwindigkeiten dem
unvermeidlichen Ende nähere. Da ist mein Körper, der mit seinen Falten
und seiner unappetitlichen Schwabbeligkeit schon resigniert hat, mit
seinen Schmerzen und seiner Unbeweglichkeit mir deutlich zu verstehen
gibt, dass ich jetzt im letzten Abschnitt meines Lebens angekommen bin.
Er nimmt das unabwendbare Schicksal hin und lebt mir vor, was jetzt noch
ansteht. Er verwandelt meine Gestalt in eine lächerliche Figur, die
zuweilen froh wäre, abtreten zu können. Ich sage mir, zieh doch
wenigstens deinen Bauch ein, und ich bedaure, meinem Körper nicht mehr
Unterhalt zukommen gelassen zu haben.</span></span><br />
<span style="font-size: large;"><span face=""trebuchet ms" , sans-serif"><span> </span>Ganz anders aber mein Geist, der immer noch von Liebesnächten und anderweitigem Erfolg träumt, vom <i>Durchbruch</i>
dorthin, wo der Honig fliesst und stets genug Geld vorhanden ist, um
mir jede Köstlichkeit zu leisten, genug Anerkennung, von allen
wohlwollend beachtet zu werden. Wo ich umgeben bin von dienstfertigen,
attraktiven Menschen, die mir alle Wünsche von den Lippen lesen und
diese alsogleich umsetzen in Tat. </span></span><br />
<span style="font-size: large;"><span face=""trebuchet ms" , sans-serif"><span> </span>Noch
bevor andere über meine Unverbesserlichkeit lachen, sperre ich meine
Gedanken in den Giftschrank, betrachte sie durchs Glas und sollte froh
sein, den Schlüssel verlegt zu haben. Nur nachts in meinen Träumen finde
ich ihn, öffne die Tür, nehme sie heraus, schmücke mich damit von Kopf
bis Fuss. Und siehe da, wer steht hier vor dem Spiegel? Ein alter Mann,
glücklich und dankbar.</span></span><br />
<span style="font-size: large;"><span face=""trebuchet ms" , sans-serif"><span> </span>Nicht immer, leider, vermag ich mich an die Träume der vergangenen Nacht erinnern. </span></span></p><p><span style="font-size: large;"><span face=""trebuchet ms" , sans-serif">____</span></span></p><p><span style="font-size: large;"><span face=""trebuchet ms" , sans-serif"><i><span style="font-size: small;">©Nikolaus Wyss</span></i></span></span><br />
<br /></p><p><b><span style="font-size: large;">_________</span></b></p><p><b><span style="font-size: large;"> </span></b></p><p><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"><span style="font-size: large;"><b><a href="https://nikolauswyss.blogspot.com/2019/07/meine-weiteren-beitrage-schon-nach.html">Alle weiteren Einträge dieses Blogs hier auf einen Click</a> </b></span><span style="font-size: medium;"> </span><span style="font-size: large;"><u><b> </b></u></span></span><b><span style="font-size: large;"><br /></span></b></p><p><b><span style="font-size: large;"> </span></b> <br /> <span style="font-size: large;"><span face=""trebuchet ms" , sans-serif"></span></span><br />
<span style="font-size: large;"><span face=""trebuchet ms" , sans-serif"><br /></span></span>
<span face=""trebuchet ms" , sans-serif"><span style="font-size: large;"><b> </b> </span></span><b><span face=""trebuchet ms" , sans-serif"><span style="font-size: large;"> </span></span></b></p>Nikolaus Wysshttp://www.blogger.com/profile/08341067860591791269noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6471077158947417277.post-74179045720749468102023-07-05T01:05:00.004-07:002023-09-06T07:10:36.561-07:00Ein Tag im Leben von Danika/Lomaasbello<p></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjAYBgZeNT49FYCMKBUeZ96GqQxc3rO6rGLm8o3Mn7EJ4n-r2DulJzYQ1YVamf5zB6Zy-3bgY5mH47aKBLcCcRHp5iJTqOAXOcI_DlsusoxvvcLqWCWyDHaCnQfaDrt_mf8b4E17Mfk_EHS1LIEWVbf6TmwPORbF93BLWftmwSbKKc3IWSZjUme_E5fd2kh/s640/Dandan.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="640" data-original-width="480" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjAYBgZeNT49FYCMKBUeZ96GqQxc3rO6rGLm8o3Mn7EJ4n-r2DulJzYQ1YVamf5zB6Zy-3bgY5mH47aKBLcCcRHp5iJTqOAXOcI_DlsusoxvvcLqWCWyDHaCnQfaDrt_mf8b4E17Mfk_EHS1LIEWVbf6TmwPORbF93BLWftmwSbKKc3IWSZjUme_E5fd2kh/s320/Dandan.jpg" width="240" /></a></div> <span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"><div class="xdj266r x11i5rnm xat24cr x1mh8g0r x1vvkbs x126k92a"><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;">"Auch wenn bei mir in Kolumbien jeder Tag anders aussieht, er beginnt stets mit dem Trinken von ganz viel Wasser. Es macht mich munter und schwemmt die nicht immer angenehmen Träume der vorausgegangenen Nacht weg. Auch frische Früchte und eine Arepa, eine Art gerösteter Maisfladen, gehören zum Start in den Tag. Dazu werfe ich einen Blick auf diverse Newsportale, die meistens von Mord und Totschlag in unserem Land berichten, was einen deprimieren könnte, wenn man nicht schon <span></span>von Kindesbeinen an daran gewöhnt wäre.</span></div></div></span><p></p><div dir="auto"><div class="x1iorvi4 x1pi30zi x1l90r2v x1swvt13" data-ad-comet-preview="message" data-ad-preview="message" id=":rf3:"><div class="x78zum5 xdt5ytf xz62fqu x16ldp7u"><div class="xu06os2 x1ok221b"><span class="x193iq5w xeuugli x13faqbe x1vvkbs xlh3980 xvmahel x1n0sxbx x1lliihq x1s928wv xhkezso x1gmr53x x1cpjm7i x1fgarty x1943h6x xudqn12 x3x7a5m x6prxxf xvq8zen xo1l8bm xzsf02u x1yc453h" dir="auto"><div class="x11i5rnm xat24cr x1mh8g0r x1vvkbs xtlvy1s x126k92a"><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;">Ich bin Afrokolumbianerin und wuchs unter ärmlichen Bedingungen in der pazifischen Hafenstadt Buenaventura auf. Die Gegend dort gehört zu den stark vernachlässigten Regionen Kolumbiens und ist geprägt von Auseinandersetzungen zwischen Drogenbanden, Militär, Guerilla und Paramilitärs.</span></div></div><div class="x11i5rnm xat24cr x1mh8g0r x1vvkbs xtlvy1s x126k92a"><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;">In diesem Milieu fiel ich schon früh auf, ich passte nicht ins Mann-Frau-Schema. Ich spielte zwar Streiche, wie Jungs es tun, aber ich interessierte mich auch für Puppen und Kleider. Für die Familie war ich ein nicht zuordnungsbarer Exot. Mit neunundzwanzig Jahren reifte endlich mein Entschluss, offen das Leben einer Transfrau zu führen. Sicher half mir dabei die Möglichkeit, mich auch künstlerisch mit dem Thema auseinanderzusetzen.</span></div></div><div class="x11i5rnm xat24cr x1mh8g0r x1vvkbs xtlvy1s x126k92a"><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;">Für mich sind Sex, wovon einige meiner Songs ganz explizit handeln, Geschlechterprovokation, Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung sowie der Einsatz für Chancengleichheit und Respekt auf derselben Ebene angesiedelt – es sind für mich ebenbürtige Themen. Solange sie Faktoren der Unterdrückung und der Ausbeutung sind, gehören sie angesprochen, angeprangert und diskutiert; das bin ich meiner Herkunft schuldig. </span></div></div><div class="x11i5rnm xat24cr x1mh8g0r x1vvkbs xtlvy1s x126k92a"><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;">Kommt hinzu, dass ich Fan von vulgären Inhalten bin, von solchen, die in breiten Kreisen tabuisiert sind. Vor allem amerikanische Performerinnen wie Nicki Minaj, Cardi B, Megan Thee Stallion und City Girls haben es mir angetan, ich kann alle ihre Trap-Songs auswendig.</span></div></div><div class="x11i5rnm xat24cr x1mh8g0r x1vvkbs xtlvy1s x126k92a"><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;">Eines Tages ermutigte mich Nikolaus, mit dem ich seit sieben Jahren hier in Bogotá zusammenlebe und der für mich jetzt auch das hier Gesagte auf Deutsch aufschreibt, selbst Songs zu komponieren und davon Videos zu machen. So bin ich allmählich ins Showgeschäft gerutscht und werde jetzt hier in Kolumbien als «aufstrebende Künstlerin» gehandelt. Ich nehme an Talkshows im Fernsehen teil, leite Workshops und bin auch schon für einen Spielfilm engagiert worden. </span></div></div><div class="x11i5rnm xat24cr x1mh8g0r x1vvkbs xtlvy1s x126k92a"><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;">Leider ist das grosse Geld noch nicht eingetroffen, und ich teile damit das harte Schicksal vieler meiner Landsleute. Wir alle versuchen, etwas Geld zu verdienen, das so ungerecht und ungleich verteilt ist in diesem Land.</span></div></div><div class="x11i5rnm xat24cr x1mh8g0r x1vvkbs xtlvy1s x126k92a"><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;">Teil meiner Performances und meiner Videos sind auch meine selbst angefertigten Kleider. Sie gelten als Blickfang. Ich habe immerhin mal Fashion Design studiert und in diesem Beruf auch ein paar Jahre lang gearbeitet, nachdem mir an der Universität klar geworden war, dass Betriebswirtschaft nicht so mein Ding ist. Während ich für meine Auftritte neue Outfits nähe, gucke ich mir gerne eine Folge der bekloppten amerikanischen «RuPaul’s Drag Race»-Show an.</span></div></div><div class="x11i5rnm xat24cr x1mh8g0r x1vvkbs xtlvy1s x126k92a"><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;">Meine Songs entwickeln sich meistens von einem Rhythmusteppich aus, den ich jeweils von verschiedenen Produzenten zugeschickt bekomme. Einige davon inspirieren mich zu Versen. Gerne texte ich auf «Spanglisch», eine Art lyrische Transversion. Mit diesem Material gehe ich dann zu Juan Conde, meinem Musikproduzenten, wo wir in langen Sessions alles zusammenfügen. Ich bin gespannt, was das Zürcher Publikum dazu meint. </span></div></div><div class="x11i5rnm xat24cr x1mh8g0r x1vvkbs xtlvy1s x126k92a"><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;">Ich bin aber auch gespannt auf Zürigschnätzlets mit Rösti. Ist es hier so gut wie das von Nikolaus, das er in Bogotá zu besonderen Gelegenheiten zubereitet?"</span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;"> </span></div></div><div class="x11i5rnm xat24cr x1mh8g0r x1vvkbs xtlvy1s x126k92a"><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;">Publiziert im DAS MAGAZIN vom 17. Juni 2023 in der Rubrik "Ein Tag im Leben von", diesmal von <u><b><a href="https://www.lomaasbello.com/">Danika / Lomaasbello</a></b></u></span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;"><u><b> </b></u></span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: medium;">©Nikolaus Wyss</span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: medium;"> </span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;"><b><a href="https://nikolauswyss.blogspot.com/2019/07/meine-weiteren-beitrage-schon-nach.html">Alle weiteren Einträge dieses Blogs hier auf einen Click</a> </b></span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;"><b> </b></span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;"><b>... und vielleicht besonders erwähnenswert in obigem Zusammenhang:</b></span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><span style="font-size: large;"><b> </b></span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><a href="https://nikolauswyss.blogspot.com/2022/10/das-froilein-und-das-herrlein.html"><span style="font-size: large;"><b>DAS FRÖILEIN UND DAS HERRLEIN </b></span></a><span style="font-size: medium;"> </span><span style="font-size: large;"><u><b> </b></u><br /><br /></span></div><div dir="auto" style="text-align: start;"><span><a class="x1i10hfl xjbqb8w x6umtig x1b1mbwd xaqea5y xav7gou x9f619 x1ypdohk xt0psk2 xe8uvvx xdj266r x11i5rnm xat24cr x1mh8g0r xexx8yu x4uap5 x18d9i69 xkhd6sd x16tdsg8 x1hl2dhg xggy1nq x1a2a7pz xt0b8zv x1qq9wsj xo1l8bm" href="https://www.facebook.com/LoMaasBello?__cft__[0]=AZXYKyBT7AVD54uRpBXx9HxgnW1Kb8qQwZN9DMEkFf3NSjb3CSxRd7A2Hym9hdJUOiweofX47b2Z2cqmYI3qW-_nMDILVX5vmPjgtyXNZgaw6o24DCbdrRc7U7VLqKbPBF-bDD6Zs48QvMAU8HrMWHHyHNgIZ2gAx3J7hAQAlMqPwiyXEKxdyYAuDrgX4AFTqWc&__tn__=-]K-R" role="link" tabindex="0"><span class="xt0psk2"><span></span></span></a></span><br /></div></div></span></div></div></div></div><div class="x1n2onr6" id=":rf4:"><div class="x1n2onr6"></div></div><div><div class="x1n2onr6" id=":rf4:"><div class="x6ikm8r x10wlt62"></div></div></div><div><div class="x168nmei x13lgxp2 x30kzoy x9jhf4c x6ikm8r x10wlt62" data-visualcompletion="ignore-dynamic"><div><div><div><div class="x1n2onr6"><div class="x6s0dn4 xi81zsa x78zum5 x6prxxf x13a6bvl xvq8zen xdj266r xktsk01 xat24cr x1d52u69 x889kno x4uap5 x1a8lsjc xkhd6sd xdppsyt"><div class="x6s0dn4 x78zum5 x1iyjqo2 x6ikm8r x10wlt62"><span aria-label="Sieh dir an, wer darauf reagiert hat" class="x1ja2u2z" role="toolbar"><span class="x6s0dn4 x78zum5 x1e558r4" id=":rf6:"><span class="x6zyg47 x1xm1mqw xpn8fn3 xtct9fg x13zp6kq x1mcfq15 xrosliz x1wb7cse x13fuv20 xu3j5b3 x1q0q8m5 x26u7qi xamhcws xol2nv xlxy82 x19p7ews xmix8c7 x139jcc6 x1n2onr6 x1xp8n7a xhtitgo"><span class="x12myldv x1udsgas xrc8dwe xxxhv2y x1rg5ohu xmix8c7 x1xp8n7a"><span class="x4k7w5x x1h91t0o x1h9r5lt x1jfb8zj xv2umb2 x1beo9mf xaigb6o x12ejxvf x3igimt xarpa2k xedcshv x1lytzrv x1t2pt76 x7ja8zs x1qrby5j"></span></span></span></span></span></div></div></div></div></div></div></div></div><span aria-label="Sieh dir an, wer darauf reagiert hat" class="x1ja2u2z" role="toolbar"><span class="x6s0dn4 x78zum5 x1e558r4" id=":rf6:"><span class="x6zyg47 x1xm1mqw xpn8fn3 xtct9fg x13zp6kq x1mcfq15 xrosliz x1wb7cse x13fuv20 xu3j5b3 x1q0q8m5 x26u7qi xamhcws xol2nv xlxy82 x19p7ews xmix8c7 x139jcc6 x1n2onr6 x1xp8n7a x1vjfegm"><span class="x12myldv x1udsgas xrc8dwe xxxhv2y x1rg5ohu xmix8c7 x1xp8n7a"><span class="x4k7w5x x1h91t0o x1h9r5lt x1jfb8zj xv2umb2 x1beo9mf xaigb6o x12ejxvf x3igimt xarpa2k xedcshv x1lytzrv x1t2pt76 x7ja8zs x1qrby5j"></span></span></span></span></span><div><span class="x4k7w5x x1h91t0o x1h9r5lt x1jfb8zj xv2umb2 x1beo9mf xaigb6o x12ejxvf x3igimt xarpa2k xedcshv x1lytzrv x1t2pt76 x7ja8zs x1qrby5j"><br /></span></div><p> </p>Nikolaus Wysshttp://www.blogger.com/profile/08341067860591791269noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6471077158947417277.post-4452774080809126952023-06-12T18:48:00.000-07:002023-06-12T18:48:09.237-07:00Quak Quak - Aus dem Notizbuch einer Ente<p> </p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhH-KtlZ4QBLcUE3bbPcbBTaw2R965mGO1ALcZYRXOIUAO9CPqWaOSbocudlbXSt4DQK_EW7cHeYH9iEo1htHXbFMKocXwIsd6VybZ9AuOsadVzCNgjbt0QrrnU1Kz0JICwrITSEvlzOEWIcS-V74yL9K86OXnxsjlhmw_EpRPjxZZLXgKCjzwRlipykg/s640/Daisy.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="640" data-original-width="480" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhH-KtlZ4QBLcUE3bbPcbBTaw2R965mGO1ALcZYRXOIUAO9CPqWaOSbocudlbXSt4DQK_EW7cHeYH9iEo1htHXbFMKocXwIsd6VybZ9AuOsadVzCNgjbt0QrrnU1Kz0JICwrITSEvlzOEWIcS-V74yL9K86OXnxsjlhmw_EpRPjxZZLXgKCjzwRlipykg/w300-h400/Daisy.jpg" width="300" /></a></div><p></p><p><span style="font-family: inherit; font-size: large;"><i>[Dieser Text erschien am Donnerstag, 19. September 1991, auf der Seite "Alltag" im Tages-Anzeiger. Und ich frage mich, ob heute, im Sommer 2023, das Parkgeschehen von Daisy Guck noch ähnlich geschildert würde wie damals.] </i></span></p><p><span style="font-family: trebuchet; font-size: large;"><span> </span>Wir Enten haben nur ein beschränktes Verhaltensrepertoire. Wir quaken bloss, wo immer wir uns befinden: in der Luft, an Land und im Wasser. Und anders als watscheln, paddeln<i> </i>oder fliegen können wir auch nicht. Unsere Handlungen werden einzig von Appetit, Sicherheitsbedürfnis und anständiger Erziehung unserer Brut geleitet. Letzterem gewinne ich Vergnügen ab. Denn ich bekomme, wenn ich mit meinen kleinen Tolpatschen im Schlepptau<i> </i>spaziere, von allen Passanten regelmässig grosse Aufmerksamkeit geschenkt. Dann wedle ich stolz mit meinem Federschwänzchen. Sonst aber wüsste ich nicht, was es über uns im Park Spezielles zu berichten gäbe.</span></p><p><span style="font-family: trebuchet; font-size: large;"><b>Gute Luft am Morgen</b></span></p><p><span style="font-family: trebuchet; font-size: large;"><span> </span>Für mich ist der Park Alltag und nicht selten stressig genug. Nun gut, sagte ich mir<b> </b>- da ich sowieso in der Gegend bin, kann ich ja der Anfrage nachkommen. So reportiere ich jetzt als Sonderkorrespondentin über 24 Stunden im "Arboretum". So nennen die Leute die Grünzone vor dem Mythenquai und der Rentenanstalt.</span></p><p><span style="font-family: trebuchet; font-size: large;"><span> </span>Beginnen wir doch mit dem frühen Morgen. Es ist der Moment, wo der Tau die Nacht endlich aufgeweicht hat. Der neue Tag darf frisch beginnen. Diese Läuterung geschieht in erhebender Stille, in die hinein mit einem Schlag die Vögel zu singen beginnen. Menschen? Selten selten. Es gibt welche, die um diese Zeit vorbeihuschen, doch sie streben heimzu nach einer überhockten Nacht. Für sie ist der Park nur Durchgangsweg. In diese wenigen Passanten mischen sich allenfalls andere, die, wenn's nicht in Strömen regnet, in aller Herrgottsfrühe joggen oder mit dem Fahrrad unterwegs sind. Doch niemand lässt sich jetzt im Park nieder. Die Bänklein sind feucht, die Wiese ist nass. Gleichwohl habe ich bei diesen Frühaufstehern den Eindruck, dass sie die Atmosphäre des Parkes schätzen. Sie atmen die um diese Zeit noch mit wenig Schadstoffen belastete Luft genussvoll ein.</span></p><p><span style="font-family: trebuchet; font-size: large;"> <b>Performance für Tanten</b></span></p><p><span style="font-family: trebuchet; font-size: large;"><b><span> </span></b><span>Später, wenn die Geräusche von der Strasse her schon ohrenfälliger werden und der Tag unaufhaltsam sein Herrschaft entfaltet, wird die Parkruhe oft von einer herumhäckelnden Gärtnerbrigade gestört, und das Geschrei meiner eingesperrten Kollegen drüben in der Volière gibt an, dass jetzt wohl ihr Onkel Oberaufseher mit den Körnern unterwegs ist. Gut, manchmal beneide ich sie, wenn sie gratis und franko ihren Frass vorgesetzt bekommen, während wir uns für unsere Nahrung Tag für Tag abrackern müssen.</span></span></p><p><span style="font-family: trebuchet; font-size: large;"><span><span> </span>Doch auch wir werden ab und zu verwöhnt. Es gibt da so ein paar ältere Damen, die uns regelmässig aufsuchen und altes Brot aus ihren Papiertüten schütten. Mir ist das natürlich recht. Zum Dank veranstalten wir Enten dann im Einklang mit den Möven, Schwänen, Taucherlis und anderen Nutzniessern ein Spektakel mit viel Geschrei, Geschwadder und Streit. Ich glaube, diese Performance gefällt den Tanten. Wir bestätigen ihnen damit, dass sie die einzigen Barmherzigen sind, die sich in dieser grausamen Welt noch um uns armen, hungernden Tierchen kümmern. - Ein Tante übrigens hat sich vorne beim Touristenkiosk vorgeblich aufs Füttern von Spatzen spezialisiert, doch sie richtet es so ein, dass ihr ab und zu Brocken vor die Füsse fallen. Darauf wagt sich unsere Kunhilde, eine weisse Ratte, aus ihrem Versteck vor und stiehlt das Fallengelassene weg. Das ist die Zirkusnummer der beiden, und all die Fremden, die dort aus den Bussen steigen, schreien dann entsetzt auf und zücken gleichzeitig die Kameras.</span></span></p><p><span style="font-family: trebuchet; font-size: large;"><span><b>Territorium besetzen</b></span></span></p><p><span style="font-family: trebuchet; font-size: large;"><span><b><span> </span></b>Wir Enten haben ein feines Gespür für Reviere.<b> </b>So entgeht es meinen Beobachtungen nicht, dass auch die Menschen, die uns tagsüber besuchen kommen und im Park verweilen, ihr Territorien beanspruchen. Sie wählen sie so, dass sie während der Dauer des Aufenthaltes relativ sicher und ungestört bleiben. Die Bänklein werden dementsprechend zunächst einzelweise besetzt, und es braucht schon gehörigen Druck, dass jemand Unbekannter sich auf ein schon besetztes Bänklein niederlässt.</span></span></p><p><span style="font-family: trebuchet; font-size: large;"><span><span> </span>Ähnliches ist auf der Wiese zu beobachten, wo sich jeden Tag von neuem Territorien herausbilden. Manche Menschen betonen das mit einem ganzen Equipment von Sportgegenständen wie Bällen, Netzen, Krickettoren, Decken und Taschen. Andere ziehen ihre Grenzen mit raumgreifenden Handlungen wie zum Beispiel dem Ball- oder dem Frisbeespiel. Jeder Platzauftritt und jede Vereinnahmung von Raum ist eine Geschichte für sich und ersetzt Romane. Ich beobachte oft Leute, die zwar noch in ihr Buch starren, ihre Aufmerksamkeit aber schon längst den Abläufen im Park schenken.</span></span></p><p><span style="font-family: trebuchet; font-size: large;"><span><span> </span>Ist das Terrain erst einmal besetzt, so verlangt das ungeschriebene Parkgesetz in alttestamentarischer Weise, dass sich die Späteren halt einen anderen Ort suchen müssen. Basta.</span></span></p><p><span style="font-family: trebuchet; font-size: large;"><span><b>Die Unterschiede</b></span></span></p><p><span style="font-family: trebuchet; font-size: large;"><span><b> </b> Ich kenne mich in den Unterschieden menschlicher Rassen und Kulturen zwar nicht so aus, aber mir fällt auf, wie Leute mit Schlitzaugen untereinander anderen Umgang pflegen als etwa Schwarzfarbige oder solche, bei denen die Männer noch bei in der grössten Sommerhitze einen Hut tragen. Aus aller Welt sind sie da, und alle sind sie eigen, nehmen unterschiedliche Distanzen zueinander ein, berühren sich häufig oder bleiben körperlich sehr distanziert, sind laut oder leise.</span></span></p><p><span style="font-family: trebuchet; font-size: large;"><span><span> </span>Und dann die Spaziergänger aller Art! Die Rollstuhl- und Buggiegängigkeit der Wege führt dazu, dass sowohl ältere Menschen als auch die Jüngsten keine verschwindende Minderheiten sind. Und immer wieder durchqueren Leute zu Fuss oder mit dem Velo den Park mit einem anderen Ziel vor Augen. Sie gewinnen dem erholsamen Aufenthalt keinen Reiz ab. Vielleicht haben sie zu Hause einen eigenen Park, oder sie haben Wichtigeres im Sinn als schieres Faulenzen. Sie signalisieren, dass sie zur Zeit nicht wie die einfachen Parkbesucher auf öffentliches Grün angewiesen sind. So kann in herrlicher Umgebung mit feinen Unterschieden gespielt werden. Kennen wir Enten ja alles auch.</span></span></p><p><span style="font-family: trebuchet; font-size: large;"><span><b>Ohne Menschen kein Park</b></span></span></p><p><span style="font-family: trebuchet; font-size: large;"><span><b><span> </span></b>Wichtig scheint mir in diesem Zusammenhang, dass erst die Leute den Park zu dem machen, was er ist. <b> </b>Wie sie ihn abschreiten, wie sie ihn nutzen, wie sie andere Menschen zu irgendwelchen Massnahmen veranlassen. Ihr Gehabe definiert immer auch gleich den Sinn und Zweck der Umgebung. In ihren Verhaltensweisen kommt ein Anspruch an diese Umgebung zum Ausdruck. Sie kontrollieren , indem sie sich selber auf eine bestimmte Art geben. Sie setzen Standards, wie es hier sein soll. Selbst die Provokation mit nackten Körpern oder mit Musikmachen verfolgt denselben Zweck. Sie ist ein Kampfmittel für die stimmungsmässige Beherrschung des Territoriums.</span></span></p><p><span style="font-family: trebuchet; font-size: large;"><span><span> </span>Für mich als Langzeitbeobachterin am interessantesten ist aber, dass dieser Anspruch temporär ist, befristet auf die Anwesenheit der entsprechenden Leute. Sobald die fütternden Tanten, die Mütter mit ihren Kindern, die ballspielenden Buben, die sonnenbadenden Nixen, die Rentner und die Pärchen sich verzogen haben, treten andere auf den Plan, die jetzt den Park für ihre eigenen Anliegen neu definieren. So bekommt die Bedeutung des Parks im Lichte der Dämmerung eine andere Färbung. Jetzt betreten Menschen die Wiesen, mit denen die anderen Parkbesucher wohl nichts am Hut haben. Wir bekommen dann nämlich Besuch von Männern, die andere Männer suchen. Im fahlen Schein der Laterne drehen sie ihre Runden, manche von ihnen fast so schön und aufgeplustert wie unsere eigenen Männchen, und manchmal verziehen sie sich auch ins Gebüsch. Mir sind diese Parkbesucher nicht unangenehm, sie belästigen weder Frauen noch Enten.</span></span></p><p><span style="font-family: trebuchet; font-size: large;"><span><span> </span>Doch noch lieber ist mir die Zeit spät nach Mitternacht, wenn der Scheinwerfer auf die mächtige HängebucheFagus silvatica pendula, so das belehrende Schildchen, längst ausgeschaltet ist und die Frequenz der Besucher und Passanten rapide abgenommen hat. Es ist die Zeit, in welcher zuweilen aufregende Überfälle passieren, die Polizei schon mal in die Büsche leuchtet, müde Rucksacktouristen ihren Schlafsack ausrollen und die Ratten ihr Reinigungswerk beginnen. Ich weiss wirklich nicht, wieviel Geld sie Dank der Ratten beim Abfuhrwesen sparen. Ich meine nur, mit dem Ersparten sollten endlich einmal Ratten gezüchtet werden, die auch Papierchen, Zigarettenstummel und Plastikfolien fressen.</span></span></p><p><span style="font-family: trebuchet; font-size: large;"><span><span> </span>Aufs Ganze gesehen, auf diese 24 Stunden, sehr geehrte Redaktion, scheint mir dieser Park gut genutzt und dank kräftiger Durchmischung der menschlichen Population sozial gesund. Ich muss zwar für meinen Geschmack etwas zuviel Zeit im sicheren Wasser verbringen, weil besonders im warmen Sommer oder bei Vollmond die Geschäftigkeit der Menschen überbordet. Doch ich sage mir immer, der nächste Winter kommt bestimmt, und dann haben wir endlich wieder Ruhe.</span></span></p><p><span style="font-family: trebuchet; font-size: large;"><span>___________</span></span></p><p><span style="font-family: trebuchet; font-size: large;"><span>© Nikolaus Wyss</span></span></p><p><span style="font-family: trebuchet; font-size: large;"><span>__________</span></span></p><p><span style="font-family: trebuchet; font-size: large;"><span><br /></span></span></p><p><span style="font-family: trebuchet; font-size: x-large;"><span><a href="https://nikolauswyss.blogspot.com/2019/07/meine-weiteren-beitrage-schon-nach.html">Weitere Blog-Einträge auf einen Click</a></span></span></p><p><span style="font-family: trebuchet; font-size: large;"><span> </span><b><span></span></b></span></p><p><span style="font-family: trebuchet; font-size: large;"><b><span> </span> </b> </span><span style="font-family: inherit; font-size: large;"><i> </i></span><br /></p>Nikolaus Wysshttp://www.blogger.com/profile/08341067860591791269noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6471077158947417277.post-35360378294730059872023-05-19T14:56:00.017-07:002023-05-24T06:22:30.911-07:00"Geht nicht. Ich bin dann schon weg" <div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjy3sJjRFcJq-8TpbYJm6_OEdsA9y3CtSMxwl0-GyDv9C7qDjEy4RmkpXNmiIervlKnHbkK2YDNi89sQNsaA6tB1uIrWUpWnWUadvz9YtMX9VQrYxsZP09TT3olKUz7ss9i7atRPROSiO-RXB6vdQZ5dREudLZG-AzyUjXB8WDQ1ocIPc2lb3_fmDUMug/s2816/Bild2.JPG" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="2112" data-original-width="2816" height="243" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjy3sJjRFcJq-8TpbYJm6_OEdsA9y3CtSMxwl0-GyDv9C7qDjEy4RmkpXNmiIervlKnHbkK2YDNi89sQNsaA6tB1uIrWUpWnWUadvz9YtMX9VQrYxsZP09TT3olKUz7ss9i7atRPROSiO-RXB6vdQZ5dREudLZG-AzyUjXB8WDQ1ocIPc2lb3_fmDUMug/w400-h243/Bild2.JPG" width="400" /></a></div><p></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiGIuXwGt5ntfao-3soqdii8Z3pZWgYq1LsJ74YuMYpgmgb5fkg1daD4Rec8pSRnxTS1fwf3E6uNTQ4htL4NHEPHK1jpVeZHwixGOrX49cbRl_-wMxkZxZ1KvwhJseEU6mDU29zrdBpV9zn4sn5duVggWD-3dVwPuNxnvyR6SKNdwPLI4tul7oPk9I_bA/s2816/Bild4.JPG" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="2112" data-original-width="2816" height="277" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiGIuXwGt5ntfao-3soqdii8Z3pZWgYq1LsJ74YuMYpgmgb5fkg1daD4Rec8pSRnxTS1fwf3E6uNTQ4htL4NHEPHK1jpVeZHwixGOrX49cbRl_-wMxkZxZ1KvwhJseEU6mDU29zrdBpV9zn4sn5duVggWD-3dVwPuNxnvyR6SKNdwPLI4tul7oPk9I_bA/w400-h277/Bild4.JPG" width="400" /></a><span style="font-size: large;"> <br /></span></div><p></p><p></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhC4QrJfKwNSMpZaa3gojy9gDrE7X8TwooP3f304lIc5E68pRQ5pq8_zH0-M401MjF1AzngJXFmFTXmJ83x7dFdPs7_BcMQRwwWxetga9AR0m8H0fN15pl8r8JjVKL4ggbGnpGsqPBDoGrCLvjpg0105tAgMKT1Djd3zc45XU0tGn03EKI73ABug7AiuA/s2816/Bild1.JPG" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="2112" data-original-width="2816" height="344" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhC4QrJfKwNSMpZaa3gojy9gDrE7X8TwooP3f304lIc5E68pRQ5pq8_zH0-M401MjF1AzngJXFmFTXmJ83x7dFdPs7_BcMQRwwWxetga9AR0m8H0fN15pl8r8JjVKL4ggbGnpGsqPBDoGrCLvjpg0105tAgMKT1Djd3zc45XU0tGn03EKI73ABug7AiuA/w400-h344/Bild1.JPG" width="400" /></a></div><span style="font-size: large;"><span> </span>Dieses kleine Porträt schreibe ich von einem seitlichen Blickwinkel aus. Nicht von vorn und auch nicht von oben oder von unten, und auch nicht von ganz nah. Sondern eben von der Seite - aus einer gewissen Distanz. Denn die Person, um die es sich hier handelt, war nicht mit mir, sondern mit meiner besten Freundin, einer Fotografin, befreundet. Ich stiess einfach manchmal und zufällig dazu, wenn sich die beiden im Nachbarhaus trafen. So lernte ich sie kennen. Eine distanzierte Frau, die sich abwendend auf die Wange küssen liess. Sie hätte wohl niemals zugegeben, der Liebe oder Zuneigung zu bedürfen. Im Gegenteil. Doch ihr abweisendes Gehabe schien mir eine andere Geschichte zu erzählen, nämlich die einer verletzlichen Frau, die vermutlich gern einen Partner gehabt hätte. Vielleicht hatte sie ab und zu auch einen. Doch irgendwie schien es auf die Dauer nie ganz zu klappen. Ich fragte mich, ob sich die Partner von ihr wegen ihres reservierten Verhaltens abwendeten, oder ob ihr reserviertes Verhalten das Resultat einiger Enttäuschungen war. Sie trug ihre Verletzlichkeit in der Gestalt eines Harnischs vor sich her. Diese Frau, sie hiess Huguette, Huguette Maier, gab mir stets das Gefühl, es sei schon eine zuvorkommende Geste, von ihr überhaupt wahrgenommen zu werden. Und es war ein unschätzbares Geschenk, nicht nur als Störfaktor zu gelten.</span><p></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>Sie war eine erfolgreiche Geschäftsfrau und vertrat für Europa und die Schweiz vornehme, internationale Marken der Kosmetikbranche. Vermutlich war sie eine strenge Chefin. Sie hielt sich öfters in New York City und in Tokio auf, flog Business Class und lud manchmal meine beste Freundin ein, sie zu begleiten, um für sie ein paar Aufnahmen von Schaufensterdisplays ihrer Kosmetika zu machen. Ein heikles Unterfangen wegen der Spiegelung von der Strasse her. Ich glaube aber, das Hauptmotiv für Huguette war eher, etwas Gesellschaft zu haben auf ihren Reisen und jemanden, den sie auch ein bisschen herumdirigieren konnte. Meine beste Freundin jedenfalls kam nach jeder Reise erschöpft nach Hause und schwor sich, nie mehr mit Huguette zu reisen - bis zum nächsten Mal. </span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>Huguette kaufte sich einen Steinway-Flügel. Ich weiss nicht einmal, ob sie überhaupt Klavier spielen konnte. Ich kannte damals ihr Zuhause nicht. Doch der Flügel passte zu ihrem angestrebten Status und verlieh ihr einen kulturellen Touch. Ich kannte lediglich ihr Auto. Abweichend von ihrer gesellschaftlichen Stellung als business woman fuhr sie einen Subaru. Sie wechselte erst zu einem Golf GTI, als Skirennfahrer Bernhard Russi begann, in vielen Werbekampagnen den geländegängigen Subaru Bergbauern und kinderreichen Familien schmackhaft zu machen. <br /></span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>Huguette feierte regelmässig Weihnachten bei der sechsköpfigen Familie meiner besten Freundin, wo noch andere Heimatlose während der Festtage Aufnahme fanden, wie ich zum Beispiel, oder Verena. In all den Jahren kam ich Huguette aber nicht näher. Wir waren stets freundlich distanziert, beschenkten uns nicht, ganz im Gegensatz zu Verena, die für jeden mindestens zwei Gschänkli bereithielt, was jeweils zu einem etwas peinlichen Ungleichgewicht beim Bescherungsakt führte. </span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>Und plötzlich liess mich meine beste Freundin wissen, dass Huguette an Brustkrebs erkrankt sei und sich einer schmerzhaften und entbehrungsreichen Behandlung unterziehen müsse. Als ich sie Monate später wieder im Nachbarhaus antraf, sah sie abgemagert aus und trug eine Perücke. Sie sei noch einmal davongekommen, sagte sie. Doch ein zweites Mal würde sie sich einer solchen Tortur nicht mehr unterziehen. Ihr Entschluss war klar, der Rahmen fürs Weiterleben abgesteckt. Würde sie je wieder an diesem Krebs erkranken, fasste sie ihren Entschluss in Worte, so werde sie sich dem Übel beugen und mit Exit aus dem Leben scheiden. </span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>Jetzt baute sie sich ein eigenes Geschäft auf, ein kleines, überschaubares. Sie wollte nun ihr eigener Boss sein und nicht mehr abhängig von den Direktiven der Zentralen grosser Konzerne. Sie wollte die verbleibende Zeit so einteilen, dass sich bei ihr nicht zu viel Stress ansammeln konnte. An Erspartem mangelte es ihr nicht. Sie gründete eine Fachzeitschrift namens Inspiration, die sich an Ladenbesitzer und Dekorateure richtete und Themen wie Schaufenstergestaltung und Ladeneinrichtungen behandelte. Damit war eine kleine Öffnung mir gegenüber verbunden. Sie nahm mich jetzt als Fachmann wahr, als Journalist und Zeitschriftenverleger, Tätigkeiten, die ich früher einmal, ganz zu Anfang meiner beruflichen Laufbahn, ausgeübt hatte. Es mutete mich seltsam an, nach so vielen Jahren anderer Beschäftigungen darauf angesprochen zu werden, zumal ich zum Inhalt ihrer Publikation keinen Bezug hatte. Doch ich wertete es als Erfolg, von Huguette ab jetzt nicht nur als geduldeten Nachbar unserer gemeinsamen Freundin, sondern als jemand, mit dem man sich fachlich unterhalten konnte, wahrgenommen zu werden. </span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>So flossen die Jahre dahin, bis plötzlich meine beste Freundin selber schwer erkrankte. Huguette hatte sofort eine Meinung dazu und liess alle wissen, dass wohl ein medizinischer Kunstfehler bei einem Eingriff, den sie vornehmen musste, daran schuld sei. Sie verbreitete ihre Ansicht in Sammelemails an ihren grossen Bekanntenkreis. Ich weiss nicht, ob sie damit eine Protestbewegung gegen die fragliche Ärzteschaft in Gang bringen wollte. Doch dann stellte sich heraus, dass meine beste Freundin an einer unheilbaren Krankheit litt und nicht wegen Versäumnisse während einer medizinischen Intervention. Wenige Jahre später starb sie unter Qualen, und ich musste als Freund und Nachbar an der Abdankung ein paar Worte sprechen, was eine bemerkenswerte Wendung meines Verhältnisses zu Huguette zur Folge hatte. Statt uns aus den Augen zu verlieren, schrieben wir uns jetzt ab und zu Emails. Ihr war wichtig, mich das Neueste über die Söhne meiner verstorbenen Freundin wissen zu lassen, ungeachtet dessen, dass ich das Neueste aus direkter Quelle jeweils schon wusste. Aber ich liess ihr den vermeintlichen Wissensvorsprung und amüsierte mich über diese Art von Wettbewerb.</span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>Als Huguette erfuhr, dass ich als Dozent in China an Kunsthochschulen Workshops gab und Vorträge hielt, das war im Jahre 2009, bat sie mich, für ihre Zeitschrift Aufnahmen von schicken Ladeneinrichtungen und Schaufenstern heimzubringen. Ich unterzog mich diesem Auftrag mit mässigem Interesse und stellte bei meinen Recherchen lediglich fest, dass selbst die elegantesten Läden über hässliche Deckenleuchten verfügten. Klar, der Konsumentenblick richtet sich in erster Linie auf die angeleuchteten Produkte und nicht an die Decke, doch mir schien, dass diesem Teil des Raumes nicht die Bedeutung zukam, die ihm gebühren würde. Einzig BMW schien die Anstrengung wert, Deckenleuchten zu designen, die schnellen Verkehr suggerierten. Oder war es gar nicht BMW, sondern das im selben Raum sich breitmachende Kleidergeschäft mit den dämlichen Schaufensterpuppen, der Saison entsprechend eingekleidet in Winterjacken und wasserfesten Moonboots? - Meine Ausbeute an Bildern war so unbedeutend, so belanglos, dass ich nach meiner Rückkehr Huguette kein einziges Bild ablieferte. Erst kürzlich, beim Anschauen von altem Fotomaterial, habe ich ein paar Aufnahmen von damals wiederentdeckt, die mich jetzt zu diesem Text inspirieren. </span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>Meine Geschichte mit Huguette endet so, dass sie einige Zeit später einen Rückfall verzeichnen musste und mich wissen liess, dass ihr jetzt nur noch eine beschränkte Anzahl von Monaten oder Jahren zur Verfügung stünden. Ich schrieb ihr zurück, dass mich diese Nachricht erschüttere. Und gleichzeitig teilte ich ihr mit, dass sie jetzt einen Weg gehe, der mir noch bevorstehen würde. Sie mache jetzt Erfahrungen, die mir noch verborgen blieben. Falls sie je Lust habe, sich mit mir auszutauschen und von ihren Erfahrungen zu berichten, so wäre ich dazu nicht nur bereit, nein, ich wäre sogar neugierig darauf, </span><span style="font-size: large;">ihr mein Ohr leihen dürfen</span><span style="font-size: large;">.</span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>So kam es, dass sie in den darauffolgenden Monaten zu verschiedenen Malen bei Sprüngli Chääschüechli bestellte, einen frischen Salat zubereitete, ein Fläschlein Roten auf den Tisch stellte und mich zu sich nach Hause zum Lunch einlud. Zum Dessert brachte ich eine Süssigkeit mit, auch vom Sprüngli. Wir kommentierten bei diesen Treffen die Vorlieben ihrer Katze, das Tun und Lassen der Söhne meiner verstorbenen, besten Freundin, etwas Schweizer Wirtschaftsgeschehen, und sie liess mich wissen, wer was aus dieser Wohnung bekommen wird, wenn sie einmal nicht mehr da sein wird. Ich gehörte nicht zu den Berücksichtigten. Doch über das Sterben als Moment der Wahrheit, als ultimativen Augenblick des Lebens, sprachen wir nie. - Nach dem Essen machte ich jeweils einen kleinen Zwischenhalt auf dem Grab meiner Mutter, das nur wenige hundert Meter von Huguettes Haus auf dem Friedhof Rehalp lag. </span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>Aus einer Mischung aus Neugier und Langeweile hielt ich den Kontakt aufrecht und freute mich für sie, dass sie noch zwei grosse Reisen plante. Als Abschiedtour. Die eine führte nach Japan, wo sie in Kyoto ein paar Tempel besuchen wollte, und die andere Reise nach Brasilien. Ich verfolgte ihre Reisen auf Google Earth, fuhr auf dem Bildschirm den Strassen entlang, die sie zu befahren beabsichtigte, und verirrte mich prompt in den Gässchen der Dörfer im Hinterland von Saõ Paulo. </span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>Irgendwann schrieb sie mir, jetzt gehe es dem Ende zu. Ihre kleine Reise nach Mallorca (ich wusste gar nicht, dass sie auch noch von dort Abschied nehmen wollte) sei ein Desaster gewesen. - Ich wollte nicht genau wissen, worin es bestand, signalisierte ihr aber, dass ich sie gerne noch einmal sehen möchte. Lange kam keine Antwort. Ich wusste nicht recht, was ich in einer solchen Situation zu tun hatte. Meine Mutter hätte wohl Blumen geschickt, und meine Grossmutter wäre wohl unangemeldet mit den Blumen vorbeigegangen. Ich jedoch erstarrte in lähmenden Überlegungen und wartete auf ein weiteres Zeichen von ihr. Wochen später schrieb sie mir, jetzt sei alles geregelt. Ihre Zeilen wirkten aufgeräumt, ja munter, und ich antwortete gleich mit der Frage, ob ich mich von ihr verabschieden dürfe. Sie schrieb zurück, sie hätte bis zum kommenden Montag noch allerhand zu tun, worauf ich den kommenden Dienstag vorschlug. Darauf antwortete sie: "Geht nicht. Ich bin dann schon weg."</span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>Ich weiss nicht, ob es bei einer derartigen Sachlage noch einen Kommentar braucht, einen Abgesang, einen letzten Seitenblick. Es war für mich einfach das erste Mal, dass jemand so präzise und so nüchtern seinen Tod anzukündigen vermochte. Huguette erwartete am Montagnachmittag die Leute von Exit. Das war's. Um 15 Uhr dreissig konnte sie ihren Harnisch entsorgen. Ihr gelebtes Leben wurde von niemandem mehr angefochten, auch von ihr selbst nicht.</span></p><p><span style="font-size: large;">_______</span></p><p><span style="font-size: large;">©Nikolaus Wyss</span></p><p><span style="font-size: large;">______</span></p><p><span style="font-size: large;"></span></p><p><a href="https://nikolauswyss.blogspot.com/2019/07/meine-weiteren-beitrage-schon-nach.html"><span style="font-size: x-large;"><b>Weitere Blog-Einträge auf einen Click</b></span></a><span style="font-size: large;"><br /><br /><br /><br />. <br /></span></p><p><span style="font-size: large;"><br /></span></p><p><span style="font-size: large;">. <br /></span></p>Nikolaus Wysshttp://www.blogger.com/profile/08341067860591791269noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6471077158947417277.post-33791112984378230162023-05-11T17:18:00.022-07:002023-09-09T19:23:10.255-07:00Bei laufendem Motor - Ein Selbstgespräch<p></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEioCT6fzL_oFxmdsqJlVAZLGGy_Mjfe9f7uiw5AnvWxobXFX1CQlDweQA1okOD9dxzNbOpm063-VUd1evGnuJAY64Nh8QtgFDlJEkKF699MI9N3RcQh1J_pUz8NB55pEEQogpc78_Vq-48JuFzzUCKwyYiF92s4fB4iwicOKfOLkf03woBxV7FHZlfPfA/s4032/cafe%CC%81.jpeg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="4032" data-original-width="3024" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEioCT6fzL_oFxmdsqJlVAZLGGy_Mjfe9f7uiw5AnvWxobXFX1CQlDweQA1okOD9dxzNbOpm063-VUd1evGnuJAY64Nh8QtgFDlJEkKF699MI9N3RcQh1J_pUz8NB55pEEQogpc78_Vq-48JuFzzUCKwyYiF92s4fB4iwicOKfOLkf03woBxV7FHZlfPfA/w313-h400/cafe%CC%81.jpeg" width="313" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Kaffee-Ausschank auf einer Durchgangsstrasse. Der Barrista ging schnell Pipi machen und bat mich, so lange auf den Jeep aufzupassen. Kunden kamen während meiner Präsenzzeit keine vorbei, dafür hupten aber viele Autos. <br /></td></tr></tbody></table><p><i> </i><span style="font-size: large;"><i><span> </span>Von Ferne betrachtet scheinst du hier in Kolumbien glücklich zu sein. Ist das richtig? Ist denn das Land so grossartig?</i></span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>Mein Glück zeigt sich im Fehlen von Depressionen und allfälligen, weiteren Sehnsüchten<i>. </i>Es zeigt sich in einer gewissen Zufriedenheit und Gelassenheit. Ist vielleicht auch altersbedingt. Welche Rolle in meinem Gemütszustand das Gastland dabei spielt, ist dadurch nicht abschliessend definiert. Es gibt so vieles, was mich hier aufregt, aufregen könnte. Was mich vor eventuellem Ärger rettet, ist die Distanz, die ich hier zu den Menschen, zum Land, zu den Verhältnissen habe. Ich bin hier nicht integriert, ich picke mir die Dinge heraus, die mir behagen, und davon gibt es viele, und ich versuche Dinge, die mir nicht behagen, zu ignorieren und ihnen, wenn immer möglich auszuweichen. Wobei ich mich manchmal schon äussere, sollte mich etwas über alle Massen stören. Doch ich habe keinen missionarischen Eifer, hier der Umgebung meinen Stempel aufzudrücken, auch wenn es mich manchmal juckt.</span></p><p><span style="font-size: large;"><i><span> </span>Beispiel?</i></span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>Ich war kürzlich beim Arzt. Im Wartezimmer nahm sich eine reifere Frau heraus, ihre Beine samt Schuhen auf den gegenüberliegenden Stuhl zu legen. Sah lässig und relaxed aus. Sie sprach laut in ihr Handy, damit alle ein Ohr davon mitbekommen konnten. Als Gesamtperformance in meinen Augen ein absolutes No-Go. Das kommt in der Schweiz nur noch bei Jugendlichen vor, die der Umgebung beweisen wollen, dass sie auf Normen pfeifen, und dass Hygiene für sie nicht gilt. Hier in Bogotá allerdings muss nicht unbedingt demonstrativer Protest Ursache solchen Verhaltens sein. Es kann sich auch um Ignoranz handeln. Oder um mangelndes Vorstellungsvermögen, wie eigenes Agieren auf andere wirkt.</span></p><p><span style="font-size: large;"><i><span> </span>Haben denn die anderen im Wartezimmer nicht moniert, dass dies nicht angehe?</i></span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>Nein. Alle blieben stumm. Nach ein paar Minuten richtete ich mich an diese Frau und teilte ihr mit, dass mich ihre Schuhe auf dem Stuhl stören würden. Es sei unhygienisch,<i> </i>sagte ich in meinem gebrochenen Spanisch,<i> </i>und im Übrigen würde mich ihre fernmündliche Unterhaltung nicht interessieren, worauf alle Wartenden mir zustimmend zunickten. Die Frau nahm darauf kommentarlos ihre Schuhe vom Stuhl und ging auf die Toilette, wo sie ihr Gespräch fortsetzte. Man konnte es noch durch die geschlossene Türe hören.</span></p><p><span style="font-size: large;"><i><span> </span>Was folgt daraus?</i></span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>Dass offenbar viele nicht wagen, sich zu äussern, wenn sie etwas stört. Wahrscheinlich spielt da auch Angst vor den Konsequenzen einer kritischen Äusserung mit. Wir befinden uns schliesslich in einem Macho-Land. Alle wollen immer Recht behalten, weil sie sonst das Gesicht verlieren könnten. Es ist nicht ungewöhnlich, dass jemand, der sich infrage gestellt und kritisiert sieht, zu drohen beginnt und einen unschönen Streit anzettelt, um den Widersacher in die Schranken zu weisen. Womöglich zückt er sogar seine Waffe. Das hat in Kolumbien Tradition. Derjenige, der wagt, den Mund aufzumachen, wird schnell selbst zur Zielscheibe. Der vermeintlich Stärkere verteidigt sein Territorium und sein angebliches Recht wie Gorilla-Silberrücken ihre Grossfamilien. Selbst aufgebrachter Zwist wird gerne sofort und oft bis zum bitteren Ende ausgehandelt. Argumente spielen in solchen Situationen kaum mehr eine Rolle. Es geht um die physische Dominanz.</span></p><p><span style="font-size: large;"><i><span> </span>So sind Angst und Schweigen alltägliche Faktoren, um einem Kräftemessen aus dem Weg zu gehen?</i></span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>Die Geschichte Kolumbiens basiert nicht auf gegenseitigem Vertrauen, sondern auf Drohungen, Gewalt, Krieg, und, im friedlicheren Falle, auf Aushandlungen, wobei es auch dort meistens eindeutige Profiteure und eindeutige Verlierer gibt.</span></p><p><span style="font-size: large;"> <span> </span>Die Überlebensstrategie vieler wird somit geprägt von Kuschen, Hinnehmen, Nichthinterfragen, weil die Konsequenzen einer Kritik tödlich sein können. <br /></span></p><p><span style="font-size: large;"><i><span> </span>Wäre das auch eine Erklärung für den chaotischen Strassenverkehr?</i></span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>Zum Teil schon. Rücksicht wird hier anders interpretiert als bei uns in Europa und fängt erst dort an, wo unmittelbar Blechschaden am eigenen Auto droht. Doch bis dorthin wird gedrängelt und versucht, dem anderen zu zeigen, wer der Stärkere ist. Diese kleinen ungenierten Versuche der Vorteilsnahme geht nahtlos über in eine schon demonstrative Ignoranz.</span></p><p><span style="font-size: large;"><i><span> </span>Wie das?</i></span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>Mir fällt auf, dass hier im Strassenverkehr Vorkommnisse aufeinandertreffen, die sich, nach meinem Verständnis, ausschliessen müssten. Alle Verkehrsteilnehmer sind doch daran interessiert, dass es vorwärts geht. Jedes Hindernis hemmt den Fluss, weil man dann ausweichen muss. So entsteht Stau, der niemandem dient. Bei Hindernissen wird gehupt, was das Zeug hält. - Doch meine Beobachtung geht dahin, dass es die das Hindernis verursachenden Automobilisten oder Motorradfahrer, die irgendwo anh den anderen im Weg zu stehen. Wenn es hochkommt, schaltet er noch das Warnblinklicht an, was schon als sehr rücksichtsvoll gilt. Ansonsten ignoriert er das Hupen geflissentlich. Das ist dann die Machtdemo des kleinen Mannes. Vielleicht </span><span style="font-size: large;">verspürt er </span><span style="font-size: large;">sogar Genuss, wenn die anderen Autos sich an ihm vorbeizudrängelschlängeln versuchen. Er richtet seinen Blick stur aufs Handy, als ob er nach etwas suchen würde. Dabei wartet er einfach, bis seine Geliebte, die er abholt, von der Arbeit kommt. Das kann eine halbe Stunde dauern. Bei laufendem Motor.</span></p><p><span style="font-size: large;"><i><span> </span>Bei laufendem Motor?</i></span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>Ja, bei laufendem Motor. Alle jammern, dass die Benzin- und Dieselpreise steigen, doch fehlt wirklich fast allen das Verständnis, dass sie mit umweltfreundlicherem Verhalten viel Treibstoff sparen könnten. </span></p><p><span style="font-size: large;"><i><span> </span>Es scheint, dass die Kolumbianer auf den Umweltschutz pfeifen.</i></span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>Ich habe den Verdacht, es kommt ihnen erst gar nicht in den Sinn<i>, </i>dass der laufende Motor etwas mit Umweltverschmutzung zu tun haben könnte. <i> </i></span></p><p><span style="font-size: large;"><i><span> </span>Gibt es denn keine Kampagnen für den Umweltschutz?</i></span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>Doch<i>, </i>doch. Gibt es. Der öffentliche Verkehr wird Schritt für Schritt auf Elektromobilität umgestellt. Die chinesische Autofabrik BYD mit ihren Elektro-Bussen erlebt hier das Geschäft ihres Lebens. Es gibt auch zweierlei Abfalleimer auf den Strassen. Der eine ist gedacht für Wiederverwertbares, der andere fürs Andere. Aber es gibt eben Unsicherheit darüber, was denn überhaupt wiederverwertbar ist und was nicht. So schmeisst man halt alles in den nächstliegenden Kübel, ob wiederverwertbar oder nicht. Bereits in unserem Haus wirft Danika alles ins Wiederverwertbare. Ob Plastik, Papier, Flaschen oder Dosen, während ich immer noch zwischen Pet und Nicht-Pet unterscheiden möchte und die Aludosen nicht zusammen zum Papier werfen würde. Nur gerade der Kaffeesatz und die Orangenschalen gelangen bei Danika ins Nichtwiederverwertbare, Dinge, die ich als Kompostmaterial bezeichnen würde, wofür aber hier in unserem Stadtteil kein Abfuhrprogramm existiert. Die fleissigsten Abfalltrenner übrigens sind die Menschen mit ihren grossen Schubkarren auf den Strassen, die den Verkehr auch massgeblich behindern. Immerhin legitimieren sie ihre Präsenz mit der akribischen Durchsuchung aller Abfallsäcke und mit der Vornahme einer individuellen Trennung der Inhalte. Den Rest lassen sie weit verstreut auf der Strasse liegen, bis nach Mitternacht der Müllwagen aufkreuzt und das Übriggelassene einsammelt.</span></p><p><span style="font-size: large;"><i><span> </span>Alles paletti also?</i></span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>Für mein Gefühl nicht.<i> </i>Der übrig gebliebene, nicht getrennte Abfall wird ausserhalb der Stadt auf riesigen Müllhalden deponiert<i>, </i>die das dortige Grundwasser verschmutzen. Doch irgendwie lebt der Durchschnittskolumbianer noch in der Vorstellung, das Land sei gross genug, um unseliges Wirken verkraften zu können, worin es auch immer bestehen mag. Klar gibt es in der Presse öfters schockierende Berichte über verschmutzte Flüsse, vergiftete Fische, kontaminierte Luft. Auch das Wort "ambiente", d.h. Umwelt, ist hier kein Fremdwort. Doch so, wie man das Auto mit laufendem Motor inmitten der Strasse laufen lässt und sich nicht um Verkehrsbehinderung und Luftverpestung schert, so scheint auch die Umwelt etwas, das einen letztlich nichts angeht. Gerade in der Umwelt und im Verkehr kann man seinen Widerstand gegen staatliche Verordnungen und seinen Protest gegen Ungerechtigkeiten des Staates manifestieren, indem man Dinge ignoriert, die einer Allgemeinheit nutzen könnte, unterschiebe ich jetzt mal.</span></p><p><span style="font-size: large;"><i><span> </span>Ignoranz und Protest als toxische Mischung sozusagen...</i></span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>... und Mangel an Empathie, würde ich noch hinzufügen.</span></p><p><span style="font-size: large;"><i><span> </span>Und das ist auszuhalten?</i></span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>Ich trage schon lange den Gedanken mit mir herum, ein Zettelchen zu drucken und dieses wartenden Automobilisten mit laufendem Motor zuzustecken, auf welchem Folgendes stehen würde:<i> </i></span></p><p><span style="font-size: large;"><i><span> </span>- </i>Ich gratuliere Ihnen. Ich hoffe, Sie haben Aktien bei der Ecopetrol. Mit dem Laufenlassen<i> </i>Ihres Motors tragen Sie erfolgreich dazu bei, dass die kolumbianische Oel-Industrie saftige Gewinne einfährt;</span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>- ich gratuliere Ihnen. Mit dem Laufenlassen Ihres Motors beweisen Sie, dass Ihnen die ständige Erhöhung der Benzinpreise nichts antut. Sie gehören zu den Vermögenden in diesem Lande;</span></p><p><span style="font-size: large;"><i><span> </span>- </i>ich gratuliere Ihnen. Mit dem Laufenlassen Ihres Motors unterstützen Sie die hiesigen Lungenstationen in den Spitälern, weil immer mehr Menschen wegen der Luftverschmutzung, die hauptsächlich durch Autoabgase verursacht wird, an Atemwegsbeschwerden leiden. Auch Lungenkrebs gehört dazu;</span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>- ich gratuliere Ihnen. Mit dem Laufenlassen Ihres Motors tragen Sie dazu bei, dass Bogotá in Zukunft weniger kalt sein wird, weil der ausgestossene CO2-Gehalt Ihres Autos die Atmosphäre aufheizt... <br /></span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>Und so fort. Doch ich realisierte die Aktion bis jetzt aus zwei Gründen nicht. Erstens läuft Ironie in diesem Land anders, als ich sie von der Schweiz her kenne. Und Ironie birgt immer die Gefahr, dass die anderen es anders verstehen, als man es selbst meint. Und zweitens bin ich des Spanischen zu wenig mächtig, um für dieses Unterfangen die besten Worte zu wählen. Ach ja, und ein drittes kommt mir noch in den Sinn. Ich möchte nicht unbedingt in eine Messerstecherei geraten oder wegen eines beleidigten Chauffeurs abgeknallt werden. </span></p><p><span style="font-size: large;"><i><span> </span>Ach, so funktioniert das bei euch?</i></span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>Mehr oder weniger und tendenziell schon...<i> </i></span></p><p><span style="font-size: large;"><i><span> </span>Das mit der CO2-Neutralität kann in Kolumbien also noch etwas dauern. </i></span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>Mehr als etwas.</span></p><p><span style="font-size: large;">____________</span></p><p><span style="font-size: large;">© Nikolaus Wyss</span></p><p><span style="font-size: large;">____________</span></p><p><span style="font-size: x-large;"><b><a href="https://nikolauswyss.blogspot.com/2019/07/meine-weiteren-beitrage-schon-nach.html">Weitere Blog-Einträge auf einen Click</a></b><span> </span><span><br /></span></span></p><p><span style="font-size: large;"><i> </i> <br /></span></p><p><span style="font-size: large;"> <br /></span></p><p><span style="font-size: large;"> </span></p><p><span style="font-size: large;"> <br /></span></p><p><span style="font-size: large;"> <i><br /></i></span></p><p><span style="font-size: large;"><i> </i> <i> <br /></i></span></p><p><span style="font-size: large;"><i> </i></span></p>Nikolaus Wysshttp://www.blogger.com/profile/08341067860591791269noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6471077158947417277.post-7055723853083138632023-04-20T06:50:00.017-07:002023-05-23T13:52:42.237-07:00Liebe CUAL. Viele Grüsse aus Palermo<p></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhbPRo3qjZs8L7tMtjiBnHskiFklNAtu5T2FotL-Uieqf204CY0yzdMAmyW-SPu4UnyvGuJoH1Zg7wkv4faAXDpmjvgAxeZbL6WcJSSf0gTErdoaRHxtVuLOa4_STpiqBKP5c1I7cFwsvaq_tT-ygJlBVx96JaKfIAMMEkqFv7OwPbECRP0R6qjchJW2g/s2950/Paleremo-Katze.jpeg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1885" data-original-width="2950" height="255" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhbPRo3qjZs8L7tMtjiBnHskiFklNAtu5T2FotL-Uieqf204CY0yzdMAmyW-SPu4UnyvGuJoH1Zg7wkv4faAXDpmjvgAxeZbL6WcJSSf0gTErdoaRHxtVuLOa4_STpiqBKP5c1I7cFwsvaq_tT-ygJlBVx96JaKfIAMMEkqFv7OwPbECRP0R6qjchJW2g/w400-h255/Paleremo-Katze.jpeg" width="400" /></a></div><p> <span> </span><span style="font-size: large;">Schau CUAL, ich wollte dir einen Brief schreiben, habe ihn dann aber nicht abgeschickt, weil ja Lesen nicht gerade keine Stärke ist.</span></p><p><span style="font-size: large;"><i><span> </span>Das ist höflich ausgedrückt. Ich kann deine Sprache nicht lesen, so wenig, wie du mein Miauen verstehst. <br /></i></span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>Das ist auch höflich ausgedrückt. Leidest du darunter, dass ich dich nicht immer verstehe?</span></p><p><span style="font-size: large;"><i><span> </span>Ich muss die Grenzen zwischen uns zur Kenntnis nehmen. Ich kenne Frustration durchaus. Es gehört aber mittlerweile zu unserem Alltag, diese Grenzen zu pflegen. Das tust du auch mit deiner Partnerin.</i></span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>Immerhin sprechen wir miteinander, loten die Grenzen aus, befinden uns in ständigem Kontakt. Und wenn wir streiten, lassen wir immer durchblicken, dass das Ziel eine einvernehmliche Lösung sein muss.</span></p><p><span style="font-size: large;"><i><span> </span>Wow, das tönt nach Paartherapie.</i></span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>Das tönt nach Vernunft und Respekt, meine Liebe.<i> </i></span></p><p><span style="font-size: large;"><i><span> </span>Was mir auffällt: von Vernunft mir gegenüber spüre ich bei dir nicht gerade viel.</i></span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>Was meinst du damit?</span></p><p><span style="font-size: large;"><i><span> </span>Es ist doch unvernünftig, mir morgens und abends Fressen zu geben und nicht dann, wenn ich wirklich Hunger habe.</i></span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>Oh, interessant. Ich dachte, du seist an einer gewissen Regelmässigkeit interessiert. Das macht mich doch berechenbar. So kannst du auf<i> </i>mich zählen.</span></p><p><span style="font-size: large;"><i><span> </span>Ich stelle mich auf meinen Magen ein, das ist alles. Wenn ich zuweilen kotze, so habe ich nachher Hunger, da wird das Warten bis zum Abend zur Qual.</i></span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>Aber du frisst ja zum Teil dein Gekotze wieder auf. Das sollte doch reichen fürs erste.</span></p><p><span style="font-size: large;"><i><span> </span>Ich mache das nur, damit du nicht so viel aufwischen musst. </i></span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>Oh, wirklich? Das ist aber nett.</span></p><p><span style="font-size: large;"><i><span> </span>Ich bin ein durchaus soziales Wesen...<br /></i></span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>Darf ich dir jetzt meinen Brief vorlesen, den ich dir geschrieben habe?</span></p><p><span style="font-size: large;"><i><span> </span>Wenn es dir ein Bedürfnis ist, bitte schön.</i></span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>Ok. Hier<i> </i>ist er:<i> </i> <br /></span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>"Liebe Cual. Ich befinde mich gerade in Sizilien. Heute bin ich in der Altstadt von Palermo einer Katze begegnet, von der ich dir unbedingt Grüsse ausrichten muss. Es schien, als ob sie von dir gewusst hätte. <a href="https://nikolauswyss.blogspot.com/2023/03/was-guckst-du-cual.html">Sie hat mich so angestarrt, wie du das zu tun pflegst</a>. Doch als ich für eine Foto mein Handy zücken wollte, versteckte sie sich sofort hinter diesen Steinen. Ich erwischte nur noch das, was du auf dem Bild hier siehst. </span></p><p><span style="font-size: large;"><span><span> </span>Die scheue Begegnung mit deiner Artgenossin blieb mir</span> auf dem Weg zum Bahnhof, wo ich mir ein Billett nach Catania erstand, die ganze Zeit in Erinnerung. Einerseits, weil du mir dabei in den Sinn gekommen bist und ich mich fragte, wie es dir dort drüben in unserem Haus in Bogotá ergeht, und andrerseits, weil dieses Tier hier in Sizilien mir einmal mehr vor Augen führte, wie unterschiedlich derselbe Lebensraum von uns Kreaturen genutzt wird. Für mich war der Ort, wo ich diese Katze antraf, ein Marktplatz. Lärmig, farbig, voller Düfte, mit Menschen, die um Preise feilschten und reife Orangen drückten, ein Broccoli mit der anderen verglichen, Nüsse begutachteten, Kräuter beschnupperten und getrocknete Tomaten, eingelegt in mit Knoblauch durchdrungenem Olivenöl, kauften. Auf der anderen Seite des Platzes die Kleider, vermutlich billiger chinesischer Ramsch, Socken, Sneakers, Jupes, Unterwäsche... und mittendrin ein kaum beachteter Zoo von streunenden Hunden und Katzen, Vögeln, Ratten, Würmern, Ungeziefer, die alle auf ihre Weise an diesem Markt teilnahmen und das Leben erst zu dem machten, was man Leben nennt. Doch es brauchte einen zweiten Blick dafür, es brauchte die Erscheinung dieser Katze, welche mir diese Dimensionen der Diversität des Ortes wieder einmal vor Augen führte. <br /></span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>Ich stellte mir dabei die Frage, wie denn du, CUAL, unser Haus, dein Heim, wahrnimmst. Ob es aus denselben Ecken, Räumen, Wänden und Farben besteht, wie wir sie wahrnehmen und beleben. Manchmal kommt mir vor, dass du Gespenster siehst, die wir nicht sehen. Du machst plötzlich Luftsprünge, oder du beisst mich aus heiterem Himmel, und mit zunehmendem Alter bist du die reine Rätschbäse. Was du nicht alles zu erzählen weisst von Dingen, die uns entgehen, weil nur du sie erkennst und davon berichten willst.</span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>Erzähl doch mal nach meiner Rückkehr von deiner Umgebung, die wohl nur zum Teil meiner Umgebung entspricht, obwohl wir denselben Lebensraum in Anspruch nehmen. Wie würde deine Führung durch unser Haus aussehen? Worauf würdest du uns aufmerksam machen, was ich mit eigenen Augen nicht sehe?"</span></p><p><span style="font-size: large;"><i><span> </span>Das ist süss. Das hast du mir geschrieben? Ich bin ganz gerührt. Und dann hast du plötzlich aufgehört zu schreiben? Ist dir die Lust vergangen, den Brief zu einem Ende zu bringen?</i></span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>Ich habe mich plötzlich darauf besonnen, dass die Geschichten hier in meinem Blog mit dir eigentlich dialogisch sind und nicht monologisch. So habe ich mir gedacht, der Brief soll Bestandteil eines Gesprächs zwischen uns sein und nicht einfach ein Brief, der für sich alleinsteht. </span></p><p><span style="font-size: large;"><i><span> </span>Aha, eine ästhetisch-literarische Überlegung also.</i></span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>Naja, das ist etwas hoch gegriffen. Aber es hat doch etwas mit Stil zu tun.</span></p><p><span style="font-size: large;"><i><span> </span>Da sind wir schon wieder anders: ich kenne den Begriff Stil nicht. Ich habe keine Alternative zu dem, was ich wirklich tue. Mein Stil ist, Katze zu sein und nicht plötzlich eine Fliege, oder ein Hund.</i></span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>Mein Stil befindet sich auch nicht auf der Linie Affe oder Nicht-Affe. Ich bin in jedem Fall Nikolaus. Aber ich meine doch Entscheidungen treffen zu können, die konsistent zu vorangegangenen Entscheidungen sind, oder eben nicht. Und das ist Stil oder eben stillos.</span></p><p><span style="font-size: large;"><i><span> </span>Das ist mir zu kompliziert. Lass mich doch auf dem YouTube-Kanal Vögel gucken. Da habe ich mehr davon als von unserem Dialog.</i></span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>Hm.</span></p><p><span style="font-size: large;"> ______</span></p><p><span style="font-size: medium;">©Nikolaus Wyss</span></p><p><span style="font-size: medium;">________ <br /></span></p><p><span style="font-size: large;"><b><a href="https://nikolauswyss.blogspot.com/2019/07/meine-weiteren-beitrage-schon-nach.html">Weitere Blog-Einträge auf einen Click</a></b></span><span style="font-size: medium;"> </span><span style="font-size: large;"> <br /></span></p><p><span style="font-size: large;"><br /></span></p><p><span style="font-size: large;"><i> </i> <br /></span></p><p></p>Nikolaus Wysshttp://www.blogger.com/profile/08341067860591791269noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6471077158947417277.post-68111281057901795012023-03-14T07:58:00.002-07:002023-05-20T13:21:52.352-07:00Was guckst du, CUAL?<p></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj4hHSFgQhioBL4B622rrOEQBLqF9w1Tn4mlXNQcBVxO9eRv4Qzbe8kfesXRLBl6h7xTMEoXRXBtx5u3QPOTVX7gLBpijs8Ht3cGPHsHkU4KwcnYew5aVvC0XAPF4vJSIqKiTbFv1gbcfE0QK5nQOc_Sl8pXx2rf9f6zvMrRy5ZK8v5SLIaxXmU3Lfsmw/s4032/IMG_1503.jpeg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="4032" data-original-width="3024" height="640" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj4hHSFgQhioBL4B622rrOEQBLqF9w1Tn4mlXNQcBVxO9eRv4Qzbe8kfesXRLBl6h7xTMEoXRXBtx5u3QPOTVX7gLBpijs8Ht3cGPHsHkU4KwcnYew5aVvC0XAPF4vJSIqKiTbFv1gbcfE0QK5nQOc_Sl8pXx2rf9f6zvMrRy5ZK8v5SLIaxXmU3Lfsmw/w480-h640/IMG_1503.jpeg" width="480" /></a></div> <span style="font-size: large;"> </span>
<p><span style="font-size: 18pt;"><span> </span>Was guckst du, CUAL?</span></p>
<p><i><span style="font-size: 18pt;"><span> </span>Ich gucke immer.</span></i></p>
<p><span style="font-size: 18pt;"><span> </span>Stimmt. Leider. Dein Blick ist mir manchmal
unangenehm.</span></p>
<p><i><span style="font-size: 18pt;"><span> </span>Dein Problem.</span></i></p>
<p><span style="font-size: 18pt;"><span> </span>Wenn ich wüsste, was du dabei denkst, wären
mir deine Beobachtungen vielleicht erträglicher. Aber du guckst einfach nur
stumm und verfolgst mich kommentarlos mit deinen Augen. Du könntest mir ja
wenigstens mal sagen, wie blöd du mich findest, zum Beispiel, oder wie lieb,
oder wie herzlos, oder wie ungeschickt... was auch immer. Wenn du mir aber den
lieben langen Tag wortlos zusiehst, fühle ich mich irgendwie verfolgt und
ertappt. Ich frage mich dann unweigerlich, was ich falsch mache. Wenn ich es
richtig machen würde, käme wohl niemand auf die Idee, mich mit seinen Augen
pausenlos zu verfolgen. </span></p>
<p><i><span style="font-size: 18pt;"><span> </span>Das sind halt so ein paar Unterschiede
zwischen dir und mir. Mir ist es letztlich egal, ob du etwas richtig oder
falsch machst oder was du denkst. Ich lache auch nicht, wenn dir etwas zu Boden
fällt, ausser es sind Huhn oder Fisch. Dann wende ich meine Blicke von dir ab.</span></i></p>
<p><span style="font-size: 18pt;"><span> </span>Aha, du guckst mich eigentlich nur an, bis du
etwas zu fressen bekommst? Du denkst wohl, je bohrender dein Blick, umso
schneller meine Bereitschaft, mit etwas Fisch oder Huhn deine Blicke von mir
abzulenken? </span></p>
<p><i><span style="font-size: 18pt;"><span> </span>Feingeschnitten, bitte. Gehacktes geht
auch. - Sei doch froh, dass ich dich nur stumm anschaue. Ich könnte auch
anders. Das weisst du. Ich schaue dich aber auch ohne Hunger an.</span></i><span style="font-size: 18pt;"> </span></p>
<p><span style="font-size: 18pt;"><span> </span>Ich denke, du bist, auch kurz nach dem
Fressen, jederzeit bereit, weiter Hunger zu mobilisieren. - Weisst du übrigens,
dass ich einmal ein touristisches Erlebnis hatte, das mir immer in den Sinn
kommt, wenn du mich so anguckst?</span></p>
<p><i><span style="font-size: 18pt;"><span> </span>Wusste ich nicht, aber es wundert mich
nicht weiter. Ich bin schliesslich eine Katze und so Spiegel deines Lebens. Ich
widerspiegle alles. Du kannst dich durch mich an alles erinnern. Alles, was
dich an dir stört, siehst du in mir...</span></i></p>
<p><span style="font-size: 18pt;"><span> </span>... jetzt greifst du aber etwas hoch...</span></p>
<p><i><span style="font-size: 18pt;"><span> </span>Du wirst wohl meine Rolle bei dir nie
begreifen. Es ist manchmal mühsam für mich, im Hause eines Dummkopfs zu
leben.. </span></i></p>
<p><span style="font-size: 18pt;"><span> </span>Danke. Noch etwas?</span></p>
<p><i><span style="font-size: 18pt;"><span> </span>Erzähl schon, was kommt dir bei meinen
Blicken an Touristischem in den Sinn?</span></i></p>
<p><span style="font-size: 18pt;"><span> </span>Als ich mich vor 50 Jahren hoch oben in den
Anden von Peru und Bolivien als Rucksacktourist herumtrieb und Gassen,
Landschaften und bunte Märkte fotografierte, wurde ich von der einheimischen
Bevölkerung so angestarrt, als ob ich grad vom Mond kommen würde: stumm und
reglos. </span></p>
<p><i><span style="font-size: 18pt;"><span> </span>Genau, so kommst du mir zuweilen auch vor.
Ahnungslos vom Mond. Der ist gut.</span></i></p>
<p><span style="font-size: 18pt;"><span> </span>Offenbar. Ich selber aber hätte mich geniert,
sie mit ihren fünf Hüten auf dem Kopf und mit ihren zehn umgebundenen Röcken
und mit den bunten Tüchern um die Schultern anzustarren oder gar zu
fotografien, obwohl das exotische Bild einen Schnappschuss verdient hätte.
Gelebte Grenzen können zuweilen unangenehme Gefühle auslösen. Ich fühlte mich
jedenfalls noch nie so fremd wie in jenen Tagen dort oben. </span></p>
<p><i><span style="font-size: 18pt;"><span> </span>Und bei mir fühlst du dich auch
fremd? </span></i></p>
<p><span style="font-size: 18pt;"><span> </span>Zuweilen schon.<i> </i>Du schaust mir auch
zu, wenn ich aufs Klo gehe<i> </i>oder wenn ich dusche. Da brauche ich immer
noch eine gewisse Überwindung, das überhaupt zuzulassen. Was geht dir da durch
den Kopf?</span></p>
<p><i><span style="font-size: 18pt;"><span> </span>Erwartest wohl, dass ich dir endlich sage,
dass du für dein Alter gar nicht so übel aussiehst?</span></i></p>
<p><span style="font-size: 18pt;"><span> </span>Ich erwarte eher, dass du mich zuweilen von
deinen Blicken befreien könntest. </span></p>
<p><i><span style="font-size: 18pt;"><span> </span>Darauf kannst du lange warten. Was soll
ich denn sonst tun den ganzen lieben langen Tag? Immer schlafen? </span></i></p>
<p><span style="font-size: 18pt;"><span> </span>Wie viele Male hast mir schon zugeschaut,
wenn ich dein Kistchen leere. Du guckst mir aber dieser Tätigkeit noch beim
tausendsten Mal mit unverminderter Neugier zu, als ob es immer noch das erste
Mal wäre. Oder: wenn ich dir neues Wasser in den Fressnapf giesse, oder wenn
ich dich vor deinem Frühstück bürste... Verrichtungen, die du langsam auswändig
kennen könntest. Mich würde es langsam langweilen, hier zuzuschauen. Aber dir
ist bis jetzt noch nie in den Sinn gekommen, irgend etwas davon selber zu
erledigen. Du lässt dich lieber von mir bedienen und guckst mir dabei zu. Nicht
einmal ein Dankeschön ist von dir zu vernehmen.</span></p>
<p><i><span style="font-size: 18pt;"><span> </span>Jetzt übertreib mal nicht. Es gibt eine
klare Aufgabenteilung in diesem Haus. Das weisst du ganz genau. Und wenn etwas
vereinbart ist, muss man es nicht jeden Tag mit Dankbarkeit vergelten. Pflicht
ist Pflicht.</span></i></p>
<p><span style="font-size: 18pt;"><span> </span>Wie sehen<i>, </i>wenn ich fragen darf, denn
deine Pflichten in diesem Hause aus?</span></p>
<p><i><span style="font-size: 18pt;"><span> </span>Ich guck dir zu. Das ist meine Pflicht.</span></i></p>
<p><span style="font-size: 18pt;"><span> </span>Das haben wir so aber nie vereinbart. </span></p>
<p><i><span style="font-size: 18pt;"><span> </span>Ich begleite dich, in welchem Winkel des
Hauses du dich auch immer versteckst. Mir entkommst du nicht. Ich bin deine
Aufpasserin, man kann auch sagen: deine gute Seele, dein Schutz. Ich verlasse
dich nicht - im Gegensatz zu den vielen Lovers deines Lebens, denen es
irgendeinmal zu bunt wurde mit dir.</span></i></p>
<p><span style="font-size: 18pt;"><span> </span>Also das mit den Lovers stimmt so allerdings
nicht ganz. Ich habe ebensoviele verlassen<i> </i>wie die, die mich verlassen
haben...</span></p>
<p><i><span style="font-size: 18pt;"><span> </span>Willst du mir etwa sagen, dass du manchmal
in Erwägung ziehst, auch mich zu verlassen?</span></i></p>
<p><span style="font-size: 18pt;"><span> </span>Ich habe mir auch schon überlegt, wieviel
freier ich mich fühlen würde, wenn mich nicht ständig deine Blicke verfolgen
würden. </span></p>
<p><i><span style="font-size: 18pt;"><span> </span>Waas? Im ernst? Dann habe ich doch recht,
zuweilen sauer auf dich zu sein. Ich spüre doch, wenn du sauer auf mich bist!</span></i></p>
<p><span style="font-size: 18pt;"><span> </span>Ich meine, das gehört zum Leben wie das Salz
zur Suppe.<i> </i></span></p>
<p><i><span style="font-size: 18pt;"><span> </span>Hast du dir auch schon überlegt, auf
wieviel ich verzichten muss in meinem Leben, um dir meine Blicke zu schenken?
Ich werte aber meinen Katzendienst für höher ein als anderes, das mich auch
interessieren könnte. Ich bleibe bei dir, nehme meine Pflichten als Katze wahr,
und deshalb fütterst du mich.</span></i></p>
<p><span style="font-size: 18pt;"><span> </span>So habe ich es noch gar nie gesehen. </span></p>
<p><i><span style="font-size: 18pt;"><span> </span>Du siehst vieles nicht, was mich umtreibt.
Du betrachtest und urteilst alles nur aus deiner Perspektive. Ich akzeptiere
das. Aber bitteschön, dann lass auch meine Perspektive gelten. Ist dir schon
mal aufgefallen, dass ich dir immer dann den Rücken zukehre, wenn du am
Schreibtisch sitzt und ruhig vor dich her in den Computer tippst? Da gucke ich
dir nicht zu.</span></i></p>
<p><span style="font-size: 18pt;"><span> </span>Du tappst auf der Tastatur rum. Das ist mir
aufgefallen.</span></p>
<p><i><span style="font-size: 18pt;"><span> </span>Nur wenn ich etwas von dir will. Ansonsten
lasse ich dich in Ruhe und kehre dir hockend den Rücken zu. Weisst du, was das
heisst?</span></i></p>
<p><span style="font-size: 18pt;"><span> </span>Du interessierst dich in diesen Momenten
nicht für mich<i>. </i></span></p>
<p><i><span style="font-size: 18pt;"><span> </span>Ach wo. Im Gegenteil. Ich wende dir
vertrauensvollo meinen Rücken zu, um dir zu beweisen, dass ich dir vertraue.
Ich habe, dank dir, von hinten nichts zu befürchten. Du bist für mich eine Art
Schutzgarant. Und andrerseits scane ich nach vorn die Umgebung ab, damit ich
mögliche Feinde und Angreifer abfangen kann, bevor sie dich attackieren.</span></i></p>
<p><span style="font-size: 18pt;"><span> </span>Wie nett von dir.</span></p>
<p><i><span style="font-size: 18pt;"><span> </span>Du warst schon immer gut mit ironischen
Bemerkungen, dabei vergisst du, dass du zuweilen schon Angst vor mir gehabt
hast. Wenn ich dich anfauche, wenn ich die Ohren nach hinten ziehe. Du hast
auch schon mal den Besen geholt, um mich auf Distanz zu halten. </span></i></p>
<p><span style="font-size: 18pt;"><span> </span>Ja, das sind äusserst unangenehme Begegnungen
mit dir, und ich hoffe nicht, dass sie wieder überhand nehmen wie damals, als
wir im Streit lagen.</span></p>
<p><i><span style="font-size: 18pt;"><span> </span>Deine Schuld, du warst zu laut zu mir.</span></i></p>
<p><span style="font-size: 18pt;"><span> </span>Ich hatte auch allen Grund dazu.</span></p>
<p><i><span style="font-size: 18pt;"><span> </span>Mit einer Katze ist man, bitteschön,
niemals laut, ausser man will Streit mir ihr. </span></i></p>
<p><span style="font-size: 18pt;"><span> </span>Die Alternative zu deinen Blicken ist also
deine Pose zum Streit<i>?</i></span></p>
<p><i><span style="font-size: 18pt;"><span> </span>So kann man es sagen.</span></i></p>
<p><span style="font-size: 18pt;"><span> </span>Der Gerechtigkeit halber muss ich allerdings
hinzufügen<i>, </i>dass ich manchmal auch gucke. Bei langen Reisen mit dem Zug,
zum Beispiel, oder mit dem Schiff, lasse ich die Landschaft<i> </i>oder das
Wasser an mir vorbeiziehen. Das hat etwas vom gefühllosen Starren, wie ich das
von dir zu beobachten glaube.</span></p>
<p><i><span style="font-size: 18pt;"><span> </span>Gut, dass du mit diesem Beispiel kommst.
Für mich bist du eigentlich auch Landschaft.</span></i></p>
<p><span style="font-size: 18pt;"><span> </span>Aber die Landschaft geniert sich nicht, wenn
ich sie anstarre. Das Wasser schlägt wegen meiner Blicke keine höheren
Wellen. </span></p>
<p><i><span style="font-size: 18pt;"><span> </span>Was weisst du. Die Landschaft weiss ganz
genau, wenn sie genossen wird, oder wenn man über deren Verschandelung den Kopf
schüttelt, du kannst ja kaum starren, ohne schon grad eine Meinung über das
Angestarrte zu haben.</span></i></p>
<p><span style="font-size: 18pt;"><span> </span>Aber bei der Landschaft oder beim Meer steht kein einzelnes, empfindsames Wesen, das unmittelbar auf meine Blicke reagieren würde. Es sind komplexere
Dinge, die dort herrschen, als der Blick eines einzelner Mensch<i> </i>bewirken könnte.</span></p>
<p><i><span style="font-size: 18pt;"><span> </span>Die Landschaft und das Wasser reagieren
nur deshalb nicht, weil sie dich nicht für wichtig genug halten. Bei mir
immerhin reagierst du wenigstens. Ich bin offensichtlich doch, ein bisschen
wenigstens, wichtig für dich. Danke.</span></i></p><p>
____</p><p><style>@font-face
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{page:WordSection1;}</style></p><p><span style="font-size: large;"><span style="font-size: medium;">©Nikolaus Wyss</span></span></p><p><span style="font-size: large;"><span style="font-size: medium;"><a href="https://nikolauswyss.blogspot.com/2019/07/meine-weiteren-beitrage-schon-nach.html"> </a><span style="font-size: large;"><a href="https://nikolauswyss.blogspot.com/2019/07/meine-weiteren-beitrage-schon-nach.html">Und hier noch, mit einem Click, die weiteren Beiträge dieses Blogs</a> </span> <br /></span></span></p><p><span style="font-size: large;"><span style="font-size: medium;"> </span> <br /></span></p><p><span style="font-size: large;"><i> <br /></i></span></p><p><span style="font-size: large;"><i> </i><br /></span></p>Nikolaus Wysshttp://www.blogger.com/profile/08341067860591791269noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6471077158947417277.post-66616452633289681502023-02-28T14:06:00.071-08:002023-12-30T08:49:17.566-08:00Wem Gott will rechte Gunst erweisen<p><span style="font-size: large;"></span></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj2hgNyc1bg7t4APG6QYuj9Aczfrnfj1iJH-vrJi84gnWqatJ63Yf-z6PFN50wDV33Bzapn_9TIYeNetKSkuqXuKSW3EO5i_a1FsVFF0Ah3QWcHeJQeHY0c_iRIErfc9ouBU5ockmNWx4dYu9ZeDymLkls1NELMUfMK6rl_PQPOsWX4VeT1wDaQoA-4SA/s2048/NW%20in%20Mitu%CC%81.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="2048" data-original-width="1440" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj2hgNyc1bg7t4APG6QYuj9Aczfrnfj1iJH-vrJi84gnWqatJ63Yf-z6PFN50wDV33Bzapn_9TIYeNetKSkuqXuKSW3EO5i_a1FsVFF0Ah3QWcHeJQeHY0c_iRIErfc9ouBU5ockmNWx4dYu9ZeDymLkls1NELMUfMK6rl_PQPOsWX4VeT1wDaQoA-4SA/w281-h400/NW%20in%20Mitu%CC%81.jpg" width="281" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">In Mitú, Vaupes, Kolumbien, 1971<br /></td></tr></tbody></table><span style="font-size: large;"><i><b><span style="font-size: x-large;">Diesen Text habe ich im Jahr 2013 in Schlieren, Schweiz, verfasst. Damals dachte ich nicht daran, je wieder nach Kolumbien zurückzukehren, um dort meinen Lebensabend zu verbringen. Ich war vielmehr daran, ein paar Erinnerungen an "mein" Lateinamerika der 70er Jahres des vergangenen Jahrhunderts zusammenzutragen. - Montebonito übrigens, dies vorweg, existiert mittlerweile auf Google Earth. </span> </b></i> <br /></span><p></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>Den Schauplatz dieser Geschichte finde ich auf Google Earth nicht.
Dabei wollte ich am Bildschirm auskundschaften, wie sich das
<a href="https://www.google.com/search?client=firefox-b-d&sa=X&sxsrf=AJOqlzVFrKDXUc8V8PD9omkCRn_etBm4Gg:1677613944650&q=Monte+Bonito,+Caldas,+Kolumbien&tbm=isch&source=univ&fir=x7qFW4FeB_XFSM%252C23aGCd2rp-cmMM%252C_%253BsbtNRR1bfTqdnM%252CHhvHzcWOEN8NhM%252C_%253B57f9VA37LOk68M%252CJkWQjGMh8-QnDM%252C_%253BAo0eGxwXOq87LM%252CdL2axUzEpKUHGM%252C_%253B0jf4RQ4x6t3PnM%252Cw7S4xOrcWyzLgM%252C_%253B1N1aZ2WR79kF8M%252CJkWQjGMh8-QnDM%252C_%253BpNAxOJj1cLd8qM%252CJkWQjGMh8-QnDM%252C_%253B1YlDEBVehSoH7M%252CPb-6S-ky1W26qM%252C_%253B8TTjJCDzB6A0QM%252CckHt4NB9ahskxM%252C_%253BF6od4AyhLMwrJM%252C97vltHg5QTsqDM%252C_&usg=AI4_-kScUiMnw0NEJvutaLHr1AbO0Ub-EQ&ved=2ahUKEwiAyPb5_rj9AhUzp5UCHZVrC54QjJkEegQIGRAC&biw=1173&bih=651&dpr=2">kolumbianische Dörflein </a><i><a href="https://www.google.com/search?client=firefox-b-d&sa=X&sxsrf=AJOqlzVFrKDXUc8V8PD9omkCRn_etBm4Gg:1677613944650&q=Monte+Bonito,+Caldas,+Kolumbien&tbm=isch&source=univ&fir=x7qFW4FeB_XFSM%252C23aGCd2rp-cmMM%252C_%253BsbtNRR1bfTqdnM%252CHhvHzcWOEN8NhM%252C_%253B57f9VA37LOk68M%252CJkWQjGMh8-QnDM%252C_%253BAo0eGxwXOq87LM%252CdL2axUzEpKUHGM%252C_%253B0jf4RQ4x6t3PnM%252Cw7S4xOrcWyzLgM%252C_%253B1N1aZ2WR79kF8M%252CJkWQjGMh8-QnDM%252C_%253BpNAxOJj1cLd8qM%252CJkWQjGMh8-QnDM%252C_%253B1YlDEBVehSoH7M%252CPb-6S-ky1W26qM%252C_%253B8TTjJCDzB6A0QM%252CckHt4NB9ahskxM%252C_%253BF6od4AyhLMwrJM%252C97vltHg5QTsqDM%252C_&usg=AI4_-kScUiMnw0NEJvutaLHr1AbO0Ub-EQ&ved=2ahUKEwiAyPb5_rj9AhUzp5UCHZVrC54QjJkEegQIGRAC&biw=1173&bih=651&dpr=2">Montebonito</a> </i>wohl entwickelt hat, seit
ich es vor nunmehr vierzig Jahren in Gesellschaft von zwei Freundinnen
zu Weihnachten aufgesucht hatte. In meiner Erinnerung klebte es an einer
Krete, scheinbar kurz davor, beidseits ins Tal zu stürzen. Die windigen
Häuser wurden von dürren Stelzen gestützt und lagen auf der Innenseite
am Berggrat auf. Sie bildeten aneinandergereiht eine Gasse, auf welcher
sich das ganze Dorfleben abspielte. Auf der Talseite aber befanden sich
Plumpsklos, von wo die Notdurft in freiem Fall den Hang hinunterpollerte.</span></p>
<p><span style="font-size: large;"><span> </span>Montebonito war autofrei. Nur ein Trampelpfad verband es mit der
Aussenwelt. Wir mussten unser Auto an einer Polizei-Sperre entlang der
Hauptstrasse auf der anderen Seite des Tales parken. Dort warteten schon
ein paar Mitglieder unserer Gastgeberfamilie auf uns mit Mauleseln und Pferden. Vorher aber wurden noch Autonummer, Automarke, Farbe und
Baujahr und ein paar Angaben zu unserer Person in ein dickes Buch
eintragen. Fürs Überwachen des Fahrzeugs drückten wir den Polizisten ein
paar Pesos in die Hand. Dann begaben wir uns auf den stotzigen Weg zum
Dorf hinüber. Er führte zuerst in eine Schlucht hinunter, um auf der
anderen Seite wieder hochzusteigen. Schwüle klebte in der Luft, der
Himmel tropfte, und Nebelschwaden zogen durch das dichte Grün. Der
abschüssige Pfad schlängelte sich an Felsvorsprüngen, Kaffeepflanzen und
Gestrüpp vorbei und verlor sich zuweilen im Geröll und in den zahllosen
Bächlein, die wir überqueren mussten.</span></p>
<p><span style="font-size: large;"><span> </span>Maria, unsere Gastgeberin, verbrachte ihre eigene Kindheit in Montebonito, bevor sie ins Colégio nach <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Manizales">Manizales, dem Hauptort des Departements Caldas</a>,
hinüberwechselte und später an der pädagogischen Hochschule in der
Hauptstadt Bogotá studieren ging. An Weihnachten besuchte sie jeweils
ihre Familie, diesmal mit uns im Schlepptau, das heisst mit ihrer
Arbeitskollegin Merced, der Autobesitzerin, einer frommen
Krankenschwester aus Argentinien, die im selben Armenviertel arbeitete
wie Maria, und mir.</span></p>
<p><span style="font-size: large;"><span> </span>Acht der zwölf Geschwister von Maria waren damals noch unverheiratet.
Zum Weihnachtsfest kehrten sie aus allen Himmelsrichtungen ins Dorf
zurück, wo nur gerade die beiden Nesthäkchen zusammen mit den Eltern
noch das ganze Jahr über wohnten. Die verheirateten
Kinder hingegen feierten mit deren eigenen
Familien anderswo.</span></p>
<p><span style="font-size: large;"><span> </span>Für den Konvoi auf die andere Talseite hinüber wurde mir zu Recht der
lahmste Gaul zugeteilt, denn im Vorfeld unseres Ausflugs hielt ich mich
mit kritischen Bemerkungen zur Unberechenbarkeit der Fortbewegung auf
Pferderücken nicht zurück. Schon beim Besteigen des Pferdes bekundete
ich Mühe, und in den Augen von Marias ledigen Brüdern musste ich da oben
eine trübe Gestalt abgegeben haben. Ich sass damals erst zum dritten
Mal in meinem Leben auf einem Pferd. </span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>Das erste Mal, als Bub noch, war es
in <a href="https://www.pferdehof-schnasberg.ch/">Elgg bei Winterthur</a>, wo ich eine Probereitstunde absolvieren musste.
Ich tat damit meinem Vater einen Gefallen. Er war Pferdenarr und
unterschob mir, auch einer zu sein. Auf sein Betreiben hin lautet mein zweiter Vorname <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Philipp">Philipp, auf Griechisch Pferdefreund</a>. Vater schenkte mir zum Beispiel jedes
Jahr einen Pferdekalender, den ich zwar brav an die Wand heftete, ihn
mir aber nie genauer anschaute, denn das Januarbild blieb
jeweils das ganze Jahr über hängen. Die Steigerung von Vaters
Pferdeliebe bestand dann in einem Gutschein zu einem Probegalopp, den er
mir zu meinem 10. Geburtstag schenkte. Einlösbar innert eines
Jahres. So fuhr ich in Erfüllung von Vaters Erwartung und in Begleitung
unserer Haushälterin Marga an einem heissen Sommertag mit dem Zug nach
Elgg. Bereits der Fussmarsch von der Bahnstation zum Gestüt war in
dieser Hitze eine Qual. Dann musste ich mir von einer strengen Domina
mit Stöcklein und Reitstiefeln endlose Instruktionen anhören. Ich
erinnere mich noch, wie sie mich aufforderte, zum Pferd eine Beziehung
aufzubauen. Dazu gab sie mir Zucker, den ich auf der flachen Hand dem
gefrässigen Tier entgegenstrecken sollte. Statt Zuneigung empfand ich
jedoch nur Ekel. Als sich das Pferd mit auskragenden Lippen den
Zucker schnappte, blieb Speichel auf meiner Hand kleben, was mich
wiederum an die unangenehm feuchten Abschiedsküsse meiner Grossmutter
erinnerte. Der darauffolgende Ritt an der Longierleine griff ernsthaft
meine Lenden an. Nachher konnte ich kaum mehr gehen. Gleichwohl schrieb
ich anschliessend meinem Vater, der damals im Ausland weilte, einen
überschwänglichen Dankesbrief. Gottseidank blieb es bei diesem einzigen Ausritt. Meine mangelhaften
Schulleistungen erlaubten später eine derart aufwändige
Freizeitbeschäftigung nicht mehr.</span></p>
<p><span style="font-size: large;"><span> </span>Kurz vor unserem Weihnachtsausflug nach Montebonito sass ich dann
zum zweiten Mal in meinem Leben auf einem Pferd. Wir weilten übers
Wochenende auf einem Gehöft<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Llanos"> in den Llanos</a>, dem unendlich weiten und
flachen Ostteil Kolumbiens, wo grosse Rinderherden sich satt fressen,
bevor sie später zum Schlachter gefahren und zu Churrasco, Hackfleisch und Würsten verarbeitet werden. Dort in den unwegsamen Sümpfen mit all dem Gestrüpp und
Unterholz war damals das Pferd das einzig mögliche Fortbewegungsmittel. Wäre
ich da nicht mitgegangen, hätte ich mich auch um den krönenden Abschluss unseres Besuchs
gebracht. Angekündigt war nämlich draussen auf dem Feld Fleisch am Spiess, gebraten über dem offenen
Feuer. So schwang ich mich unter Todesverachtung und knurrendem Magen
auf das mir zugewiesene Pferd, wohl wissend, dass da unten im Sumpf
Schlangen auf solche Leute wie mich nur warteten, um mich mit ihrem Gift
zu töten oder mit ihrer Kraft zu erwürgen und mich anschliessend zu
verspeisen. Mir schien dabei das Pferd als sicherer Schutz zwischen
diesen Naturgewalten und mir ein eher schwaches Versprechen zu sein.
Was, wenn das Pferd mich, von einer solchen Schlange aufgescheucht, abwerfen würde? Um mich wäre es glatt geschehen gewesen.</span></p>
<p><span style="font-size: large;"><span> </span>Und nun also zum dritten Mal auf einem Pferderücken. Jede Bewegung
des Tieres verlangt nach einer Gegenbewegung meines Körpers. Bereits der
Gedanke daran verursacht mir heute noch Muskelkater. In Serpentinen
ging es steil hinab und unter überhängenden Felsen durch. Manchmal
rutschten die Pferde auf dem feuchten Stein. Funken sprühten, und dieses
scharfe Kratzgeräusch der Hufeisen auf dem Felsen werde ich meines Lebtags
nie vergessen. Man hörte aber aus nicht allzu weiter Ferne auch das
Schnattern von Gänsen, das Geschrei keifender Frauen, das Klappern von
Geschirr und Pfannen. Das alles musste vom gegenüber liegenden Montebonito herstammen, das sich aber hinter einer tropfenden Nebelwand
verborgen hielt.</span></p>
<p><span style="font-size: large;"><span> </span>Wieso nur haben die Webmasters des Google-Universums dieses Fleckchen
Erde auf ihrer Karte nicht eingetragen? Wurde es in der Zwischenzeit
vielleicht durch eines der vielen Erdbeben vom Kamm geschüttelt und in
die reissenden Fluten unten in der Schlucht geworfen? Oder wurde es von
irgendeiner wahnwitzigen Guerilla-Einheit als strategische
Vorsichtsmassnahme oder Racheakt abgefackelt, wobei die Einwohnerinnen und Einwohner zuvor als Geiseln
genommen und womöglich in einer Massenexekution hingerichtet worden
waren? Dies alles war - leider - damals möglich in dieser Gegend. Was, wenn wir heute in der Erde buddeln und auf die Gebeine all
unserer Gastgeberinnen von damals stossen würden? – Ich erinnere mich noch an
ein Gespräch zwischen unserer Freundin Maria und ihren Verwandten im
Dorf. Sie liessen die Geschehnisse des Jahres Revue passieren, worunter
auch die Rede von einem Cafetero war, der kürzlich umgebracht worden
sei. Anteilnehmend mischte ich mich ein und fragte, was denn der Grund
dafür gewesen sei. Die Antwort war so lapidar wie auch im
kolumbianischen Kontext von damals überzeugend: Er hatte keine Freunde, <i>no tuvo amigos</i>.
Und schon wurde der nächste Klatsch durchgenommen: Ernte-Ergebnisse der
herumliegenden Kaffeeplantagen. Unwetter und Bergrutsche und wie viele
Bauern schon zur Coca-Pflanze gewechselt und sich damit dem Schutzdienst
der Guerilla überverantwortet haben. Dann kamen die Vermählungen, die
frisch Geborenen, die Wechsel von Besitzverhältnissen, Krankheiten,
Vorfälle und Vorhaben in der Gemeinde und weitere Todesfälle zur
Sprache…</span></p>
<p><span style="font-size: large;"><span> </span>Auch wenn es mir schwerfällt es einzugestehen: je näher wir uns nach
steilem Aufstieg auf der anderen Seite der Schlucht zum Dörfchen
gelangten, um so mehr fand ich Gefallen an diesem Pferdetreck. Am
eigenen Leib erlebte ich, wie sich, das Ziel vor Augen, die Angst in
Stolz zu verwandeln begann. Noch auf dem Weg brannte Marias Pferd durch
und musste von ihren Brüdern in einer kühnen Aktion kurz vor dem Abgrund
gestoppt werden. Ich weiss nicht mehr, ob sie dazu ein Lasso geworfen
oder sich mit dem eigenen Pferd dem rasenden Tier kühn in den Weg
gestellt hatten. Doch nach so einem Abenteuer auf dem Sattel geriet für mich der Einmarsch ins Dorf zum
Triumphzug. Ich fühlte mich jetzt als Held und spürte befriedigt die
neugierigen Blicke der Dorfbewohner auf mir ruhen, auch wenn mich das
gutmütige Pferd, im Gegensatz zu demjenigen von Maria, in keinem Augenblick zu einer Heldentat gezwungen hatte.
Wir waren Gast in jedem Haus. Überall standen für uns auf dem Tisch
schön aufgereiht Süsswasser, Bier und Schnaps bereit, und noch bevor wir
am Ende des Dorfes unsere eigene Unterkunft erreichten, hatten wir
schon einen ordentlichen Schwips beisammen.</span></p>
<p><span style="font-size: large;"><span> </span>Ja, so hatte ich mir Kolumbien eigentlich vorgestellt. Ein volles
Leben mit einer Machete am Gürtel und mit Schüssen in die Luft. Mit
Cowboy-Hut und gezwirbeltem Schnurrbart auf einem durchbrennenden Gaul.
Die Lasso-Kunst übend. Leidenschaftlich bis zu den äussersten
Fingerspitzen, euphorisch, kompromisslos. Steile Berge, die sich nur
gefaltet haben, um von ihnen herunterzustürzen. Doch sie belassen einen
beim Wiederaufrappeln die Hoffnung, es das nächste Mal doch noch zu
schaffen und oben zu bleiben. Musik voller rhythmischer Liebessehnsucht
und metaphorischer Poesie. Hier befanden sich Herzlichkeit und
Aggression auf einer Linie und nicht geschichtet wie bei uns. Vor jedem
Haus krabbelten ein Dutzend Kinder zwischen gackernden Hühnern herum,
und hundertjährige, dunkel gewandete und zahnlose Grossmütter, die mit
ihren Kopftüchern wie Vogelscheuchen aussahen, sassen vor den Türen
ihrer Behausungen und häkelten in einem fort…</span></p>
<p><span style="font-size: large;"><span> </span>Mit solchen Bildern vor Augen hatte ich zwei Jahre zuvor meinen
vertrauten Lebensraum der Schweiz verlassen, den ich dafür
verantwortlich gemacht hatte, nicht zu mir selbst finden zu können. Ich
reiste nach Kolumbien mit der ernsthaften Absicht, mich meines schweren
Rucksacks europäischer Neurosen zu entledigen, ihn in eine Schlucht zu
schleudern, mich frei zu fühlen und endlich mich selbst zu sein.</span></p>
<p><span style="font-size: large;"><span> </span>Was soll nur aus mir werden? – Das war mein Leitthema damals. Je
länger aber mein Aufenthalt in Kolumbien dauerte, um so weniger fand ich
auf diese drängende Frage eine Antwort. Ich arbeitete in der dünnen
Luft des Hochlands von Bogotá in einer Buchhandlung, später in einer
Käserei, half bei der Entwicklung eines Armenviertels mit, wo ich Maria
und Merced kennenlernen durfte, machte zusammen mit gestandenen
Ethnologen Ausflüge in den Dschungel, reiste nach Ecuator und Peru, fuhr
den Amazonas hinunter, und in Geldnot verkaufte ich im Nordosten
Brasiliens auf Kommissionsbasis <a href="https://www.google.com/search?client=firefox-b-d&sxsrf=AJOqlzU3BT-X7l0K8sdAynlSVczaD4FlpQ:1677615781077&q=grzimeks+tierleben+13+b%C3%A4nde&tbm=isch&source=univ&fir=V0DtnQgao9EQFM%252C5-CDWUrAME8fNM%252C_%253BDVnUKcdGFZwKqM%252CKyURH1Jwo1LKGM%252C_%253BXERbPeGy0I43RM%252CcKvYV98JlvLgBM%252C_%253B6T7Nklqq-mmFbM%252CMvxWjHLUfqtpDM%252C_%253BPDJ7dZ-ZfXSkqM%252CGvkbGObSdMGS8M%252C_%253BRpPs0lz5t-tAUM%252CKyURH1Jwo1LKGM%252C_%253BKBc4nw2AaZp1kM%252Cj0eBEOl8h2FhSM%252C_%253BmLIDWtIEKBNg_M%252Cl-6kY8RrMPvGHM%252C_%253Bnh0w2-0VB1lFiM%252CotVAXzk9Pu_kWM%252C_%253BiiDWcaJTFnrpeM%252CfWrGEhFroaoKuM%252C_&usg=AI4_-kSVbci0QvsYv0NNl-w8eZXLfluJMA&sa=X&ved=2ahUKEwiMl83lhbn9AhWjqpUCHdfnA6gQjJkEegQIKhAC&biw=1173&bih=651&dpr=2">Grzimeks Tierleben</a> in 13 Bänden.
Vor allem aber bemühte ich mich schriftstellerisch, doch es reichte
jeweils nur zu Tagebuchaufzeichnungen, in denen ich mich über meine
Unfähigkeit beklagte, mich glücklich zu fühlen und taugliche Sätze zu
formulieren. Nichts brachte ich auf den Punkt.</span></p>
<p><span style="font-size: large;"><span> </span>Allmählich versank ich in schreckliche Melancholie. Sie zeigte sich
vor dem Hintergrund des vibrierenden Südamerikas in noch gesteigertem
Masse, als ich sie von der ruhigen Schweiz her schon kannte, und die
mich damals ja veranlasst hatte, das Land zu verlassen.</span></p>
<p><span style="font-size: large;"><span> </span>Doch in Lateinamerika ging ich ein wie ein Enzian im Flachland. Ich
schnappte nach Luft, ass kaum noch etwas, die Sehnsucht nach der inneren
Befreiung frass mich förmlich auf. Was soll nur aus mir werden? Ein
seelisch behindertes Wrack? - Erst beim triumphalen Einzug nach Montebonito und nach etlichen Schnäpsen löste sich die innere Spannung und liess mich nicht mehr weiter an all die
Stationen meines Versagens erinnern. Jetzt, zu Weihnachten 1971, wo
meine letzten Tage in Lateinamerika angebrochen waren und ich bereits
das Flugticket zurück nach Europa in der Tasche hatte, jetzt arbeitete
es in meiner inneren Buchhaltung ganz heftig, und unverhofft wurden nach
einer tiefroten Bilanz endlich einmal Gewinne verbucht.</span></p>
<p><span style="font-size: large;"><span> </span>Dabei standen mir immer alle Türen weit offen. Ich hätte mich
mit drei verschiedenen Mädchen verloben können, ich hatte überall
Freunde, die mir Kost und Logis anboten, Einladungen, in diesem Projekt
mitzutun oder dort zu partizipieren. Unvergesslich zum Beispiel die
Fahrt ins <a href="https://es-m-wikipedia-org.translate.goog/wiki/Agua_de_Dios?_x_tr_sl=es&_x_tr_tl=de&_x_tr_hl=de&_x_tr_pto=sc">Lepradorf <i>Agua de Dios</i></a>, wo <i>padres</i> aus dem
Salesianer-Orden ihren humanitären Dienst taten und eine Schule für die
Dorfjugend unterhielten. Bei unserem Besuch ging es um die Erstellung
einer Wasserfassung, wobei das Überlaufbecken so ausgestaltet werden
sollte, dass es auch als Schwimmbecken benutzt werden konnte. Architekt
Fredi Habermacher, oder <i>Don Alfredo</i>, wie er sich von den
Einheimischen gerne anreden liess, war dorthin im Auftrag einer
Entwicklungshilfe-Organisation unterwegs. Ich durfte ihn zu diesem
Ortstermin begleiten.</span></p>
<p><span style="font-size: large;"><span> </span>Wäre ich doch nur dortgeblieben! Zu unserem Empfang sang die
Schülerschar in ihrer adretten Schuluniform und mit gellender Stimme den
<a href="https://www.youtube.com/watch?v=rwVTNjoLZPA">Schlager </a><i><a href="https://www.youtube.com/watch?v=rwVTNjoLZPA">Macondo</a>. </i>Dabei schwang die Soutane des dirigierenden
Pater Vargas in einem Rhythmus, wie ich diese Bewegung von den langen
Gewändern der Waggis an der Basler Fasnacht her kannte, wenn sie mit
Trommeln und Pfeifen im Gleichschritt durch die Gassen der Altstadt
marschieren. Mein Herz trat über. Ich liebte sie alle, diese Mädchen und
Buben mit ihren grossen, staunenden Augen, mit ihrem pechschwarzen,
glänzenden Haar und mit ihrer verführerisch samtenen Haut. Kinder von
Lepra-Kranken? Ich weiss es nicht, ich fühlte mich einfach im
Paradies. Das klösterliche Essen am Mittag schmeckte exzellent und war
reichhaltig. Wein gab es auch. Und die Gebete hielt ich für die Würze
Gottes, die das Aufgetragene noch besser munden liessen. Wieso nur
schlug ich das Angebot der <i>padres</i>, dort zu bleiben und an diesem Werk der Nächstenliebe mitzuwirken, aus?</span></p>
<p><span style="font-size: large;"><span> </span>Es gab viele solcher Momente spontaner Angebote für eine Beheimatung,
viele Möglichkeiten, sich auf die reichhaltigen Geschenke dieses
Kontinents einzulassen, einzutauchen in eine Welt, wo ich mich hätte
leicht fühlen können, im Hier und Jetzt. Muss ich sie alle, zur eigenen
Qual, noch einmal auflisten? Muss ich heute, nach 40 Jahren, in meinen
Tagebüchern nachlesen, wie wenig nachhaltig ich mich damals verhalten
und was ich alles verpasst habe, weil ich offenbar auf der Suche war
nach etwas, das gar nicht zu finden war?</span></p>
<p><span style="font-size: large;"><span> </span>Der Zwang zur Befreiung von meinen Fesseln wurde zum unüberwindbaren
Hindernis. Meine prinzipielle Verweigerung, vom gedeckten Tisch zu
kosten, begann krankhafte Ausmasse anzunehmen. Mit der Zeit kam mir als
einziges nur noch der Gedanke, lieber als Versager wieder nach Europa
zurückzukehren, als mich unfähig zu erweisen, hier etwas Nützliches anzufangen. Lieber machte ich ein zweites Mal meine Herkunft dafür
verantwortlich, nicht derjenige zu sein, den ich eigentlich sein wollte,
als auszuprobieren, wer ich denn sonst noch hätte sein können.</span></p>
<p><span style="font-size: large;"><span> </span>Cecilia zum Beispiel. <a href="https://de.wikivoyage.org/wiki/Cartagena_de_Indias">Cartagena</a> im Sommer 1971. Ich verbrachte mit
<a href="https://nikolauswyss.blogspot.com/2022/09/carlos-wiston-mein-freund-jener-tage.html">Carlos, meinem besten Freund aus der Buchhandlung</a>, ein paar erholsame
Tage am Meer. Wir beide hatten kaum Geld, doch Carlos kannte billige
Absteigen an der <i>Calle de la Media Luna </i>im Stadtteil Getsemani. Die Halbmond-Strasse war damals
auch das Halbwelt-Quartier der Stadt, wo Mädchen auf der Strasse
standen und mit ihren tiefen Ausschnitten und hohen Stöckelschuhen
Männer in ihre Séparées zu locken versuchten. Carlos hielt vor einer
Apotheke und hiess mich warten. Einige Augenblicke später kam er aus dem
Geschäft und streckte mir eine Handvoll Kondome entgegen. Damit ich
mich schütze, sagte er diskret, und liess mich allein meines Weges
ziehen, während er behauptete, zurück in unsere Pension zu gehen, um
sein Buch, <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Kunst_des_Liebens">Erich Fromms <i>Die Kunst des Liebens,</i> <i>El Arte de Amar</i>,
zu Ende zu lesen. Ein Bestseller damals</a>. In der Buchhandlung verkauften wir täglich einige
Dutzend Exemplare davon. Ich aber hatte mir geschworen, nie darin auch
nur eine Seite zu lesen, es wäre mir vermutlich zu nahe gegangen. Die
Kundschaft bestand fast ausschliesslich aus Frauen mittleren Alters mit
Panik in den Augen, die sie mit einem verklärten Blick zu übertünchen
versuchten. Sie alle befanden sich vermutlich gerade an einer Wegscheide
ihres Lebens. Entweder drohte der Partner sie zu verlassen, oder sie
waren daran, unter Vermeidung all ihrer früher begangenen Fehler eine neue
Beziehung aufzubauen. Diesmal systematisch. Da kam ihnen ein solches Büchlein gerade zupass.
Ich glaube, Carlos hingegen las es aus professionellem
Interesse eines engagierten Buchhändlers, eine Freundin hatte er zur
damaligen Zeit nicht…</span></p>
<p><span style="font-size: large;"><span> </span>Plötzlich befand ich mich also allein in diesem heissen Cartagena,
mit Kondomen in der Hand, und streifte durch die <a href="https://elgetsemanicense.com/noticia/calle-de-la-media-luna-segunda-parte">Halbmondstrasse</a>, als <i>gringo</i>
leicht erkennbar, als Ausländer oder Amerikaner also, angeblich mit
Geld und schlechten Manieren. Aufgedonnert, wie sie waren, stürzten sich
die Mädchen mit lärmigen Trippelschrittchen von allen Seiten auf mich zu,
zupften mich am Ärmel, zogen mich hierhin und dorthin und bekamen deswegen untereinander Streit. Ich hätte mich in diesem Moment nicht
gewundert, wenn ich wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses sofort
festgenommen, befragt und erst gegen eine satte Kaution wieder
freigelassen worden wäre. Doch nichts dergleichen geschah. Die Mädchen
kreischten in einem fort und versuchten sich bei mir mit ihren
körperlichen Vorzügen gegenseitig auszustechen. Die süsslichen und
billig wirkenden Parfum-Düfte, die sie verströmten, betäubten mich
förmlich, und fluchtartig versuchte ich dem angedrohten Kidnapping zu
entrinnen.</span></p>
<p><span style="font-size: large;"><span> </span>Dort hinten aber stand eine junge, sympathische Frau, die mich
lediglich mit grossen Augen ansah. Sie
beteiligte sich nicht am Gekreisch um mich. Sie wartete bloss und bot sich stumm als Retterin meiner misslichen Lage an. Ich lenkte hilfesuchend meine Schritte auf sie zu, und sie lächelte aufmunternd zurück. Ich folgte ihr, und sie zog mich in einen Hauseingang hinein, wo es dunkel war und kühl. Wir
gelangten durch verschiedene Patios an kochenden Müttern und quengeligen
Kindern vorbei in eine bescheidene Absteige mit einem raumfüllenden
Bett mit nicht mehr ganz sauberen Laken. An der Wand klebten
verschmierte Überreste einer Tapete, und über dem Kopfende des Bettes
hing ein Bild der Jungfrau Maria und ein Kruzifix. Die schäbigen Wände
verloren sich im Dunkel des Dachgestühls. Von dort oben, wo bestimmt
Dutzende von Fledermäusen der nächsten Nacht entgegendösten, hätte man
wohl Einblick in die anderen Zimmer des Hauses haben können – eine wunderbare
Totale für einen Pornofilm, so schoss es mir durch den Kopf. Wir aber
sprachen noch immer kein Wort. Wir küssten uns und küssten uns nach
einer Weile heftiger, und irgendwann lagen wir nackt auf ihrem Bett, und
ich versuchte vorsichtig in sie zu dringen. Immer noch fiel kein
Wort und erst später, sehr viel später, sagte sie, indem sie mir
den Arm streichelte und den Nacken kraulte, <i>me llamo Cecilia,</i> ich
heisse Cecilia. Und ich antwortete, immer noch erschöpft, dass ich
Nicolas heisse, und dann verging wieder eine lange Zeit des vertrauten
Beisammenseins, bis wir weitere Informationen auszutauschen begannen.
Irgendwann kam mir in den Sinn, dass ich mir ein Kondom hätte
überstreifen müssen, und dann kam mir auch noch in den Sinn, dass ich
ausser ein paar Pesos gar kein Geld auf mir trug. Mache alles nichts,
bedeutete Cecilia mir, ich solle doch einfach wieder kommen, und wenn
ich dann ein <i>regalito, </i>ein Geschenklein, bei mir hätte, so würde es sie freuen.</span></p>
<p><span style="font-size: large;"><span> </span>Bezaubert machte ich mich auf den Rückweg, nur einige Schritte bis zu
unserer Pension auf der anderen Strassenseite. Es war schon dunkel und
Carlos wartete bereits auf mich. Er hatte Hunger und wollte mit mir
essen gehen. Kein Wort über mein Abenteuer. Er hingegen hatte in der
Zwischenzeit die Kunst des Liebens fertig gelesen…</span></p>
<p><span style="font-size: large;"><span> </span>In diesen Tagen von Cartagena war ich öfters bei Cecilia, und
jedes Mal verpasste ich den Moment, mir ein Kondom überzustreifen.
Cecilia war es recht, denn sie war sich solche Männer gewohnt, und ein
Kind von einem Gringo würde doch all ihre Träume übertreffen.
Mittlerweile wusste ich ihre Familiengeschichte, aber eigentlich
beschäftigte es mich mehr, was ich machen würde, wenn sie mir eine
Geschlechtskrankheit angehängt hätte.</span></p>
<p><span style="font-size: large;"><span> </span>Diese Frage besetzte mich mehr als die Chance, mit meinem Samen einem
jungen Wesen auf den Weg geholfen und den Keim zu einer
Familiengeschichte gelegt zu haben, die mir ein ganzes Engagement
abverlangt und mich in eine schicksalshafte Verstrickung von
Kinderwiegen, von Sorgen, Last und Not ums Brot eingebunden hätte.</span></p>
<p><span style="font-size: large;"><span> </span>Was ich in Montebonito noch nicht ahnte: Zwanzig Jahre später suchte
ich, vom Gewissen geplagt, Cartagena abermals auf. Insgeheim hatte ich
den Plan, Cecilia zu finden und mein bereits erwachsenes Kind in die
Arme zu nehmen und es an den besten Universitäten dieser Welt ausbilden
zu lassen. Die Calle de la Media Luna sah immer noch so aus wie damals,
nur dass dort in der Zwischenzeit die meisten Häuser durch reiche
Heimweh-Kolumbianer und Drogenbosse aufgekauft worden sind und einen
neuen Anstrich bekommen hatten. Mittlerweile war die ganze Altstadt zu
einem UNESCO-Weltkulturerbe aufgestiegen und sah entsprechend
herausgepützelt aus. Leichte Mädchen waren in diesem Quartier kaum mehr
anzutreffen, und Cecilia fand ich natürlich auch nicht. Hätte ich überhaupt
noch gewusst, wie sie aussah? Braune Haut, schwarze Haare, volle Lippen,
staunende Augen, süsses Lächeln, eher pummelig, pralle Brüste und
Lenden – sah dort nicht jede zweite junge Frau so aus? Vielleicht hätte
Cecilia heutzutage graue Strähnen, die sie sich regelmässig aus dem
verschwitzten Gesicht streift, sähe verhärmt aus, denn vermutlich musste
sie schwer arbeiten, in einer staubigen Bäckerei vielleicht, um ihre
Kinder aufzuziehen, bei all diesen Vätern, die ihr eines angehängt hatten
und danach verschwunden sind. Resigniert gab ich nach einer Weile die
Suche auf. <a href="https://nikolauswyss.blogspot.com/2018/07/terri-in-cartagena-1991.html">Dafür begegnete ich einem halbwüchsigen Jungen, einem Schuhputzer</a>, der mich vor allen anderen Schuhputzern in der Gegend
warnte. Diese würden versuchen, meine Schuhe zunächst mit stinkigem
Hundedreck zu beschmutzen, um sich anschliessend anzuerbieten, sie
wieder sauber zu machen. Er jedoch, Terri, sei ehrlich und ein armer Tropf. Er
öffnete darauf sein zerschlissenes Hemd und zeigte mir die Narbe eines
Schnittes, der von der Kehle bis fast zum Bauchnabel reichte. Ich war
entsetzt. Wie konnte es so weit kommen, fragte ich ihn. Und dann
erzählte er mir seine Geschichte. Er wuchs in Medellín auf und ging dort
auch ein halbes Jahr zur Schule. Lesen und schreiben aber hätte er sich später selbst beigebracht. Seine Mutter, eine Alkoholikerin,
schlug ihn regelmässig windelweich. Sie beauftragte ihn jeweils, das
Essen zusammenzubetteln, was nichts anderes bedeutete als
zusammenzustehlen. Eines Abends kam Mutter mit einem neuen Liebhaber
nach Hause und behauptete, es hätte jetzt keinen Platz mehr für ihn, den
Sohn. Das jedoch kam Terri gerade recht, und er schloss sich darauf einer Gang
an und übernachtete von nun an auf der Strasse. Dort allerdings wollte
man ihn eines Nachts betäuben und die paar Pesos, die er auf sich trug,
wegnehmen. Da hätte er sich gewehrt, worauf die anderen das Messer
gezückt und ihn damit ohne Vorwarnung quer über die Brust aufschlitzten.
Blutend rannte er zur nahen Kirche und suchte bei den <i>padres</i>
Schutz. Diese verarzteten ihn und empfahlen, die Stadt zu verlassen. So
sei er nach Tagen durch den Urwald und als blinder Passagier auf
Ladebrücken von Camions nach Cartagena gelangt und meide seither den
Kontakt zu den anderen Jungs auf der Strasse. </span></p><p><span style="font-size: large;"><span> Terri</span> hatte rotblonde Haare, blaue Augen
und mochte etwa 16 Jahre alt sein. Zu jung zwar für meinen möglichen
Sohn, aber immerhin. Ich führte ihn zu einer Imbissbude, wo ihm der
Einlass verwehrt wurde. Strassenkinder würden nicht bedient, meinte der
Mann hinter der Theke, worauf ich laut wurde. Terri wählte darauf einen
Hamburger mit Käse, Pommes-frites und eine Cola. Er hätte sowas zuvor
noch nie gegessen, sagte er, aber er hätte jeweils von draussen die
Leute beobachtet, wie sie es bestellten. Als wir bezahlt und uns mit dem
Essen auf dem Tablett auf eine festgeschraubte Bank an einen
festgeschraubten Tisch gesetzt hatten, brachte Terri kaum einen Bissen
runter. Es wurde ihm schlecht, und er musste sich übergeben. Ich rettete
das, was noch zu retten war, und verlangte nach einer Tüte. Der Mann
hinter der Theke konnte sich dabei die Bemerkung nicht verkneifen, dass ich
jetzt wohl wüsste, weshalb sie keine Strassenkinder bedienen würden.
Draussen überreichte ich Terri die Tüte mit den Resten. Wir
verabschiedeten uns. Seither habe ich ihn nie mehr gesehen und auch
nichts mehr von ihm gehört.</span></p>
<p><span style="font-size: large;"><span> </span>Weihnachten in Montebonito mit dem Entschluss, nach Europa
zurückzukehren: ich weiss nicht mehr genau, was dazu den Ausschlag gab. Wahrscheinlich eine Ansammlung von immer wiederkehrenden, bedrängenden Gefühlen des Versagens. Und
wenn ich dann zurück in der Schweiz sein würde, so würde ich mich zum Lehrer ausbilden
lassen und unterrichten. So hatte ich es mir vorgenommen. Es ist mir aus
heutiger Optik schleierhaft, wie ich zu einem solchen Berufsziel kommen
konnte. Vielleicht war es der Schweizer <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Milchmann">Schriftsteller Peter Bichsel,
dessen </a><i><a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Milchmann">Milchmann</a> </i>mich damals nachhaltig beeindruckt hatte.
Bichsel lebte seiner Leserschaft vor, wie man neben dem Brotberuf eines
Lehrers immer noch über genügend Zeit verfügte, sich schreibend zu
betätigen. Und ganz hatte ich ja die Hoffnung nicht aufgegeben, dereinst
doch noch schreibenderweise mein Leben zu bewältigen.</span></p>
<p><span style="font-size: large;"><span> </span>Ja Herrschaft, in diesem Südamerika hätte ich weiss Gott genug Zeit
zum Schreiben gehabt. Dafür hätte ich nicht erst Lehrer zu werden
brauchen. Ich hätte in der Zeit, in der ich in Kolumbien weilte, in
aller Ruhe zehn Romane und Theaterstücke verfassen können, soviel Zeit
hatte ich.</span></p>
<p><span style="font-size: large;"><span> </span>Der Entschluss, zurückzukehren, barg wenigstens das befreiende
Eingeständnis in sich, das die Schande des Versagens halbwegs aufwog:
offenbar war ich nicht geschaffen für eine weiterführende Existenz weit
weg von meiner ursprünglichen Heimat. Aber ich zweifelte natürlich, ob
ich, zurück in der alten Heimat, plötzlich zu machen imstande gewesen
wäre, was mir in der Fremde auch nicht gelang. Es gab schliesslich
einen Grund, weshalb ich mich damals auf den Weg gemacht hatte und
fortging, wie es denselben Grund gab, wieder zurückzukehren, ohne dass
sich bei mir in der Zwischenzeit irgend etwas Grundlegendes verändert
hätte.</span></p>
<p><span style="font-size: large;"><span> </span>Dabei hatte alles so gut angefangen. Kaum in Bogotá angekommen, nahm ich Kontakt mit Jaime auf, den ich auf der <i><a href="https://nikolauswyss.blogspot.com/2018/07/maskenball-auf-hoher-see.html">Donizetti</a>, </i>einem italienischen Auswandererschiff,<i> </i>kennengelernt
hatte. Wir beide hatten eine Schiffspassage von Genua nach La Guaira,
dem Hafen von Venezuelas Hauptstadt Caracas, gebucht. Er hatte in
Belgien Recht studiert und befand sich auf dem Rückweg nach Kolumbien.
Auf dem Schiff erzählte er mir, in die väterliche
Kanzlei einsteigen zu wollen und später eventuell in die Politik zu gehen. Als
ich, später als er, in Bogotá eintraf, kümmerte er sich rührend um mich, indem er mich zu seiner Familie einlud, in der Zeitung <i>El Tiempo </i>die
Zimmerangebote durchkämmte und mich auf meiner Suche nach einer
Unterkunft begleitete. Schliesslich gelangten wir zu einem stattlichen Haus in
einem ruhigen Wohnquartier auf der Höhe der 48. Strasse unterhalb der
14. Carrera. Eine attraktive, zierliche Frau öffnete uns die Tür. Im
Hintergrund lärmten Kinder. Möbel im Haus gab es keine. Alles war leer.
In den Räumen des Erdgeschosses lagen bloss ein paar Matratzen herum.
Der einzige Tisch des Hauses mit ein paar Stühlen stand in der Küche. Im
Obergeschoss, wohin ich geführt wurde, war auch alles leer. Ich konnte
mir ein Zimmer aussuchen, musste mir aber noch ein Bett mit Bettzeug,
eine Matratze, einen Tisch und einen Stuhl erstehen. Kein Problem, sagte Jaime, er
würde mich gerne zu den Strassen führen, wo solche Dinge günstig zu
kaufen seien. Also mietete ich das Zimmer, machte eine Anzahlung und zog
ein.</span></p>
<p><span style="font-size: large;"><span> </span>Zur selben Zeit nahm ich meine Arbeit in der Buchhandlung <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Buchholz_(Kunsth%C3%A4ndler)"><i>Buchholz</i></a>
in Chapinero auf. Die Zeichen schienen mir günstig. Ich befreundete
mich in kürzester Zeit mit vielen wertvollen Menschen an, und ich
gelangte zur Überzeugung, ein Land, das einen derart schlechten Ruf
geniesst wie Kolumbien, das geprägt war von einem bereits jahrzehntelang
dauernden Bürgerkrieg und dominiert wurde von der mächtigsten
Drogenmafia dieser Welt, ein Land, das andauernd bedroht war von Armut, Hunger,
Korruption und überforderten Institutionen, ein solches Land bringe im
Gegenzug dazu besonders freundliche und zuvorkommende Menschen hervor.
Ich erlebte ein Wochen andauerndes, euphorisches Glücksgefühl, das mir
insofern zum Verhängnis wurde, als ich alles, was mir später an Schönem
oder weniger Schönem widerfuhr, daran gemessen habe – mit erschütternden
Ergebnissen natürlich.</span></p>
<p><span style="font-size: large;"><span> </span>Meine Wirtin hiess Aida. Sie hatte drei Kinder, zwei Buben und ein
Mädchen. Von Anbeginn klebten diese an mir. Ich war für sie der Onkel
Nicolas, der <i>tio, </i>sie schenkten mir täglich neue Zeichnungen und
forderten mich auf, sie in den Lunapark zu begleiten. Ihre Mutter hatte den Kindsvater in Venezuela zurückgelassen, der in Caracas eine Fernsehstation betrieb und sich mit einer anderen Frau liiert hatte, während Aida jetzt allein für die Kleinen aufkam. Aida wiederum lebte in wilder Ehe mit dem
<a href="https://pijaoeditores.com/autores/hector-sanchez"> Schriftsteller Hector Sanchez zusammen, einem damals bildhübschen Mann, den man eher als Fotomodell für Herrenunterwäsche oder für ein Aftershave vermutete, denn als Literat. </a>Er war tagsüber abwesend und verdiente wohl etwas
Geld, abends jedoch hämmerte er seine Geschichten in die Schreibmaschine
auf dem Küchentisch, dort, wo gleichzeitig auch die Suppe serviert wurde. Und
immer wieder las er Aida und den Kleinen daraus vor. Ich hörte den
familiären Geräuschen vom ersten Stock aus zu und zählte mich zu den
allergrössten Glückspilzen, die es auf dieser Erde nur geben konnte.
Sein Schreibmaschinen-Geklapper animierte mich selbst zu
schriftstellerischen Versuchen. Auch wenn ich vom langen Stehen in der
Buchhandlung und von den unterschiedlichsten Wünschen der Kunden müde
war, setzte ich mich jeweils spätabends noch an meinen kleinen Holztisch
und versuchte, Sätze zu Papier zu bringen. Damals festigte sich in mir die
Überzeugung, mich schreibenderweise aus meiner Verpuppung zu befreien.</span></p>
<p><span style="font-size: large;"><span> </span>Eines Tages jedoch, ich befand mich wohl bereits auf Seite 30 meiner
ersten Novelle, klopfte es an der Tür. Aida trat ein, die Kinder im
Schlepptau. Mit Tränen in den Augen übergab sie mir ein handschriftlich schwungvoll
verfasstes Schreiben, das besagte, die Familie könne sich leider dieses
Haus nicht mehr länger leisten. Deshalb müsse ich binnen zweier Tage
ausziehen. Zum Schluss dankte sie mir noch für das schöne, wenn auch nur
kurze Zusammenleben unter einem gemeinsamen Dach und wünschte mir für
meine Zukunft alles Gute.</span></p>
<p><span style="font-size: large;"><span> </span>Nach einer schlaflosen Nacht und einem emotionalen und von vielen
Umarmungen geprägten Abschied von den Kindern tags darauf, die mir
nochmals neue Zeichnungen mit auf den Weg gaben, durfte ich immerhin
feststellen, dass sich mein frisch gewobenes Netzwerk als tragfähig
erwies. Ich fand sofort eine neue Unterkunft. Mal schlüpfte hier unter, mal dort. Doch
irgendwie war es von nun an anders. Dieses gleichsam romantische Werden
einer Dichterexistenz, das wie geschaffen gewesen wäre für den Anfang
einer Biografie eines nachmalig berühmten Schriftstellers, bekam einen
empfindlichen Dämpfer. Weder schrieb ich den angefangenen Text zu Ende,
noch fand ich je wieder die Bedingungen, die ich offenbar fürs
literarische Schreiben gebraucht hätte. Von jetzt weg schlugen sich
einzig meine Klagelieder in den unzähligen Tagebüchern nieder, eine
Auflistung all meiner Unfähigkeiten, vor deren Lektüre ich mich jetzt
noch, 40 Jahre später, herumdrücke, die damals aber dazu beitrugen, dass bei
mir irgendwann der Entschluss reifte, nach Europa zurückzukehren.</span></p>
<p><span style="font-size: large;"><span> </span>Trotz Übermüdung von der Anreise und trotz meines Schwipses dort
oben auf der Krete von Montebonito durfte ich mich im Haus meiner Gastgeber nicht ins Bett fallen lassen
und mich ausruhen. Man wollte mir keine Gelegenheit geben, jetzt zum Schluss meines
Kolumbien-Abenteuers in aller Ruhe Bilanz zu ziehen. Marias Verwandte
forderten meine ganze Gegenwart. Also zog ich mir die Schuhe wieder an
und stieg nach unten. Der Plattenspieler wurde angeworfen, die ersten
Cumbias ertönten und forderten zum Tanz auf. Das ganze Stromnetz des
Dörfchens hing an einem einzigen Generator. Er befand sich am Ende der
Strasse und lief nicht sehr regelmässig. Manchmal flackerten die Lampen
im Zimmer hell auf und blendeten uns, um bald darauf den Raum wieder in
schummriges Licht zu tauchen, auf und ab. Je nach Spannung lief
der Plattenteller einmal schneller und einmal langsamer und verursachte
andauernd <i>glissandi</i> und <i>accelerandi</i> und <i>ritardandi</i> in den unterschiedlichsten, schwebend wechselnden Tonarten,
was von uns Tänzern einiges an Geschick abforderte, um nicht aus dem
Takt zu fallen. Das Mitsingen populärer Lieder geriet so zum
Wolfsgeheul. Als Besucher konnten wir darüber herzlich lachen, doch nicht zu
laut, hätte es doch leicht als Auslachen missverstanden werden können, denn die Menschen von Montebonito hätten darob vielleicht das Gesicht verlieren können und wären
auf uns böse geworden. Dabei war es – unter anderem – gerade diese
lächerliche Qualität der Stromanlage, welche Weihnachten zu dem werden
liess, was mir bis heute als eines der schönsten und intensivsten Feste
meines Lebens in Erinnerung bleibt.</span></p>
<p><span style="font-size: large;"><span> </span>Von unserem Aufenthalt in Erinnerung geblieben ist mir auch die
Atemlosigkeit, in welcher sich dieses weihnachtliche Geschehen vollzog.
Kaum hatten wir uns im einen Hause niedergelassen, wurden wir ins
nächste gerufen. Und auch dort gab es Selbstgebratenes, Gebäcke,
Gekochtes und Getränke bis zum Umfallen. Und wieder schwangen wir das
Tanzbein, bis unser Wohlbefinden die Einladung ins nächste Haus
provozierte. Wir befanden uns in einem Wettbewerb, konstatierte ich
plötzlich. Welches Haus konnte uns am längsten behalten? Je länger wir
blieben, um so grösser der Druck, aufzubrechen und weiterzuziehen. Ich
konnte schon von Beginn weg nicht mehr. Doch ich musste. Und je mehr
ich vor lauter Erschöpfung nicht mehr in der Lage war, einen weiteren
Besuch abzulehnen, umso mehr steigerte ich mich in einen tranceartigen
Zustand, der einzig von gelegentlichen Gängen aufs Klosett unterbrochen
wurde. Auf dem Weg dorthin befand ich mich dann plötzlich in
Gesellschaft der einen oder anderen jungen Frau, die mich unbedingt
begleiten wollte. Mehr als einmal wurde mir geholfen, den Reisverschluss
meiner Hosen zu öffnen. Könnte es sein, dass ich einmal in meiner Not
sogar in den Rachen einer Begleiterin urinierte? Alles floss. Und wenn
ich mich dann, allein und mit sturmem Kopf, doch noch auf die Klobrille
setzen durfte, schienen mir alle Hemmnisse und Vorbehalte, die sich
während meiner Südamerika-Zeit angestaut hatten, den Hang hinunterzuplumpsen. In Montebonito entledigte ich mich endlich meines schweren Rucksacks an Bedenken und Versagensängsten auf natürlichste Weise.</span></p>
<p><span style="font-size: large;"><span> </span>Zurück vom Klo, wurde alles noch heftiger und wilder und verwandelte
sich allmählich zu dem, wozu ich ursprünglich die Reise auf der
Donizetti unternommen hatte. Nicht das Schreiben als wünschbare Existenz
oder die Beschreibung einer Story trieben mich in die neue Welt,
sondern der Wunsch, in eine Welt einzutauchen, die mich die Last meines
Ungenügens vergessen machte.</span></p>
<p><span style="font-size: large;"><span> </span>Ich war nicht der einzige Europäer. Im elften oder zwölften Haus
wurden wir einem Franzosen vorgestellt, der hier Sprachforschung
betrieb. Er sass hinter der üblichen Batterie von Süsswassern, Bieren
und Schnaps und schaute uns mit glänzenden Äuglein durch seine runden dicken Brillengläser an. Er hiess Professor Barbu, Claude Barbu. Offenbar
kam er seit Jahren um die Weihnachtszeit ins Dorf und untersuchte den
Wandel des lokalen Sprachgebrauchs unter dem Einfluss der Heimkehrer,
die jeweils mit neuen Ausdrücken, modernen Denkmustern und trendigen
Wendungen aus den Städten den lokalen Sprachschatz bereicherten. Seine
Frage lautete: Was bleibt kleben? Was wird übernommen, was abgestossen?
Gleichzeitig interessierte ihn aber auch, was an Lokalem in die grossen
Städte getragen wurde. Deshalb weilte er, wie ich später erfuhr, einen
Teil des Jahres auch in Bogotá, und plötzlich konnte ich mich schwach
daran erinnern, dieser Person einmal in unserer Buchhandlung begegnet zu
sein. Ich machte ihm aber offenbar keinen kompetenten Eindruck, denn er
erkundigte sich nach dem Chef, der allein ihm erschöpfend Auskunft
geben konnte über die Bestände in der linguistischen Sektion.</span></p>
<p><span style="font-size: large;"><span> </span>Als er hier auf dem Berg, selbst schon flott alkoholisiert, unser
ansichtig wurde, versuchte er umständlich, hinter dem Tisch aufzustehen.
Dabei fiel ihm aber die ganze Getränkebatterie vom Tisch. Sie
zerschellte auf den Holzboden und verursachte eine rasch sich
ausbreitende Pfütze aus Cola, Fanta, Schnaps und Bier, in welcher viele
scharfkantige Scherben herumschwammen. Statt sich aber zerknirscht zu
zeigen und sich zu entschuldigen, fragte er gleich alle Anwesenden, wie
man dem jetzt sage, diesem See, diesem Vorkommnis, dieser Situation, und
er verwickelte uns alle in ein äusserst anregendes Linguistik-Seminar,
bei welchem sich die Schuldfrage angesichts der vielfältigen
Beschreibungsmöglichkeiten eines solchen Vorfalls allmählich im
vorherrschenden Geruch aus Schnaps und Bier auflöste. Leider bekam ich
wegen meinen immer noch beschränkten Spanisch-Kenntnissen nur die Hälfte
mit. Die Hausherrin jedoch putzte später den Scherbensee auf und schnitt sich
dabei in den Finger. Kein Pflaster im Haus. Ich jedoch hatte in meinem
Gepäck einen Notverband, wankte in unsere Absteige hinüber und punktete
so als betrunkener Samariter.</span></p>
<p><span style="font-size: large;"><span> </span>Als ruchbar wurde, dass ich über einen kleinen Verbandkasten
verfügte, stellte ich ein Anschwellen von Verletzungsfällen fest.
Plötzlich hatte ich mit zittriger Hand laufend zu tun, wobei mein
schmerzfreies Desinfektionsmittel die grösste Aufmerksamkeit auf sich
zog. Offenbar benützte man im Ambulatorium von Montebonito, das über
Weihnachten geschlossen war, noch das auf der Wunde brennende Jod, was
Merced den Kopf schütteln liess. Sie versprach Maria umgehend, dafür zu
sorgen, dass das Dorf von nun an mit Wunddesinfektionsmittel versorgt
würde, das auf der offenen Haut nicht mehr brennt.</span></p>
<p><span style="font-size: large;"><span> </span>Professor Barbu fand den Unterschied zwischen brennendem Jod und moderneren Desinfektionsmitteln sehr interessant, denn er führe
vor Augen, wie Innovation seine Verbreitung finde: Jod werde zur
Vermeidung von Schmerzen durch Merfen ersetzt, allerdings erst unter
Mitwirkung der Aufschreie der Betroffenen und des Mitleids Aussenstehender. Ich gab darauf zu bedenken,
dass die Verantwortlichen des Ambulatoriums vielleicht sehr wohl über
schmerzfreies Merfen verfügten, aus pädagogischen Gründen aber Jod
applizierten, um zu verhindern, von allzu vielen Hilfesuchenden
konsultiert zu werden. Die Angst vor brennendem Jod könnte zu
sorgfältigerem Arbeiten und zur Vermeidung von Schnittwunden führen.
Damit war die Debatte aber noch lange nicht zu Ende. Barbu meinte,
Schnittwunden würden wegen des brennenden Jods unbehandelt gelassen, was
eitrige Wunden zur Folge haben könne…</span></p>
<p><span style="font-size: large;"><span> </span>Meine Trance hielt an, sie wurde immer schön alimentiert mit
Nachschub von Schnaps und Bier. Auch Merced war längst nicht mehr die
fromme Merced, wie ich sie kannte, sondern ein keckes, kicherndes, ja
quietschendes Häschen, das sich auf den Knien bulliger Cowboys und Kaffeebauern mit ihren
Schnurrbärten, rot angelaufenen Nasen und tränenden Augen bequem
machte. Ich tanzte bis zum Umfallen, versuchte aber doch noch
kontrolliert zu wirken, was zur Folge hatte, dass man mich mit noch mehr
Alkohol abzufüllen trachtete, um mich annähernd in den Zustand der
anderen zu bringen, der Schnapsleichen also, welche mehr und mehr Montebonitos Gasse säumten.</span></p>
<p><span style="font-size: large;"><span> </span>Was für ein Unterschied zu diesen vielen Lungenzügen mit Marijuana,
welches ich während meines Südamerika-Aufenthaltes bei
unterschiedlichsten Gelegenheiten angeboten bekam. Diese bewirkten bei
mir immer eine Scheibe, verstärkten mein Leiden, meine Distanz zu den
anderen. Klar, Johannes Brahms unter dem Einfluss von Gras zu hören, wie
ich dies am <a href="https://es.wikipedia.org/wiki/Lago_de_Tota">Tota-See</a> viele Male tat, war ein besonderes Erlebnis. Noch
nie hörte ich die Bass-Linien seiner Symphonien so deutlich heraus wie
dort, und die Musik wollte nie enden und gewährte mir so Einblicke in die
Ewigkeit. Klar, auch eine Schiffsfahrt auf dem Amazonas mit dem <a href="https://nikolauswyss.blogspot.com/2017/10/der-amakong.html">Genuss handgedrehter Raketen hatte ihren besonderen Reiz</a>. Wie sich die Wolken
am Himmel bewegten, wie sich asynchron dazu der Horizont verschob, wie
die Strömung des Flusslaufes mit der Bugwelle des Lord Kelvin, unseres Schiffes, interferierten, wie ich in meiner schaukelnden Hängematte all
diese Bewegungen nicht mehr zusammenbringen vermochte und mich vielmehr
in einem verrückten Dampfhaus zu befinden meinte, wo sich Millionen von
Wasserstoffmolekülen, in Kohorten zusammengefügt, einen andauernden
Kampf um Position und Strömung lieferten! Und jedes Steak schmeckte,
selbst wenn es zäh war wie Leder, grandios und wunderbar und veranlasste
mich zu andauerndem Kichern.</span></p>
<p><span style="font-size: large;"><span> </span>Doch in einem solchen Zustand nahm ich die Leute um mich herum nur
noch aus der Ferne wahr. Ich hatte kein Bedürfnis mehr nach Kommunikation,
vergrub mich vielmehr in meinen eigenen Empfindungen, von denen ich
bestenfalls später berichten konnte.</span></p>
<p><span style="font-size: large;"><span> </span>In Montebonito jedoch schob sich keine Milchglasscheibe zwischen mich
und den anderen. Ich war da, besoffen zwar, schwer von Begriff und noch
schwereren Schritts, aber ich war Teil eines grösseren Geschehens, ich
konnte lallen und wurde gehört. Und ich hörte das Lallen der anderen
und meinte zu verstehen, was sie sagten. Versuchte ich mich zurückzuziehen, so wurde mir schwindlig. Also blieb ich unter den Leuten. Sie
gaben mir Halt, und wenn mich jemand fürsorglich oder geil begleitete,
was hier keinen Unterschied mehr ausmachte, so nahm ich das gerne an.
Allmählich verwandelte sich Montebonito zu einer Bühne, zum
Dorftheater, das verrückte Weihnachten spielte. Und wie zu jedem Schwank
gehörten auch dort oben auf der Krete Irrungen und Wirrungen dazu, die sich gegen Ende des
Stückes wieder in Minne auflösten. Professor Barbu, so stellte sich
heraus, war sehr an Maria interessiert. <i>So ein hübsches Mädchen</i>, flüsterte er mir auf Deutsch mit französischem Akzent zu, damit sie es nicht verstehen konnte. Ob sie denn meine Freundin sei?</span></p>
<p><span style="font-size: large;"><span> </span>Unsicher, wie ich darauf antworten sollte, um nicht Komplikationen
heraufzubeschwören, rief ich fragend durch die ganze Stube, damit es
alle hören konnten <i>Maria, eres mi novia?</i>, bist du meine Braut? Und sie antwortete komplizenhaft <i>si claro soy!, </i>natürlich,
bin ich! Sie schien das Ansinnen des Professors und meine tollpatschige
Frage durchschaut zu haben und machte sich einen Spass daraus, sich mit
einer kecken Behauptung vor dem alten Knacker zu schützen. Alsogleich
wusste es auch das ganze Dorf, wer Marias neuer Freund sei, und in einer
Welle von Begeisterung wurden wir beide als künftiges Brautpaar
gefeiert. Noch mehr Schnaps wurde aufgefahren, bis Maria dann, im
Morgengrauen des nächsten Tages, mit der Wahrheit herausrückte. Ich sei
nur ein guter Freund von ihr, meinte sie und enttäuschte damit alle,
ausser den Professor natürlich, der sich sofort neue Hoffnungen machte.</span></p>
<p><span style="font-size: large;"><span> </span>Auch ich war ein bisschen enttäuscht. Denn in dieser Nacht wuchs in
mir plötzlich die Vorstellung, wie das wäre, wenn ich doch der
Bräutigam von Maria wäre, dieser gescheiten Frau, mit der es sich so gut
auskommen und zusammen feiern liess. Schliesslich hatten wir schon
einiges miteinander erlebt. Ich hatte sie in meiner Freizeit öfters in
ihrer Schule besucht, wurde dort leidlich akzeptiert als ihr Begleiter.
Ich war dabei, als sie einmal zu einem Kurpfuscher musste, um die Frucht
einer Vergewaltigung abzutreiben. Ich war dabei, als sie nur einige
Monate später ins Spital eingeliefert wurde, weil Verdacht auf
Gebärmutterhalskrebs bestand. Und doch, irgendwie schien mein
vorläufiges Dasein auf sie als Barriere zu wirken, unwürdig einer Braut,
die von einem Mann mehr als nur ein Provisorium erwartete.</span></p>
<p><span style="font-size: large;"><span> </span>Irgendwann mussten wir alle dann doch noch den Weg ins Bett gefunden
haben. Ich konnte mich allerdings nicht flachlegen, sonst wäre ich nach
hinten weggerutscht und hätte mich nur noch übergeben. So blieb ich
torkelnd auf dem Bettrand sitzen, unfähig eines Gedankens und doch so
luzid, mir des besonderen Augenblicks gewahr zu sein. Irgendwie befand
ich mich in einer Mischung aus Dankbarkeit und Staunen, und zu meiner
nicht geringen Überraschung fiel mir dazu das Eichendorff-Gedicht ein,
das ich Monate zuvor in einer Sammlung Deutscher Lieder im Bücherregal
deutscher Texte unserer Buchhandlung entdeckt und in mein Tagebuch
kopiert hatte: <i>Wem Gott will rechte Gunst erweisen, den schickt er in
die weite Welt, dem will er seine Wunder weisen in Berg und Wald und
Strom und Feld</i>. Weiter wusste ich in diesem Montebonito nicht
auswendig, aber es genügte, um in mir plötzlich einer gewissen
Gottesnähe, oder wenigstens der Gewissheit, dass alles richtig ist, wie
es ist, bewusst zu werden.</span></p>
<p><span style="font-size: large;"><span> </span>Das erhabene Gefühl jedoch hielt nicht an, weil sogleich das
schlechte Gewissen da war, sich der Wunder dieser Welt nicht würdig
genug erwiesen zu haben. Eigentlich war ich mit meiner
Rückkehr-Fahrkarte nach Europa doch ein Sünder. In zwei Tagen war
Abfahrt. Ade du weite Welt, ich fahr zurück zu den <i>Trägen, die zu Hause liegen</i>, und die nur wissen <i>von Kinderwiegen, von Sorgen, Last und Not ums Brot</i>.</span></p>
<p><span style="font-size: large;"><span> </span>Ich glaube, so schlief ich dann ein, im Hause von Marias Familie, die
das Kinderwiegen, die Sorgen, Last und Not ums Brot zur Genüge kannte,
es sich aber nicht nehmen liess zu feiern, wenn dafür Zeit war. Mir schien,
die Last und Not ums Brot seien geradezu der Nährboden für ein
gelungenes Fest, und in meinen verwirrlichen Träumen kam ich zum
Schluss, mein Problem sei eigentlich, in meinem bisherigen Leben zu
wenig eigene Sorgen, Last und Not ums Brot erfahren zu haben, um die
Geschenke eines so reichen Kontinents annehmen und eine eigene Existenz
darauf aufbauen zu können. So lese ich es jedenfalls aus dem
dazugehörigen Tagebüchlein heraus, Jahrzehnte später, und die Lektüre
versetzt mich noch heute in den merkwürdigen Zustand der Trauer, den
falschen Weg eingeschlagen zu haben, aber auch der Einsicht, dies heute
wenigstens zu erkennen und in Worte fassen zu können. Auch so bekommt,
ich hoffe es wenigstens, das Leben einen Sinn.</span></p>
<p><span style="font-size: large;"><span> </span>Im Flugzeug zurück in die Schweiz zückte ich mein Tagebüchlein und schrieb: <i>Abschied
von Montebonito herzlich, wenn auch mit Kater. Alle kamen zusammen,
umarmten und küssten uns. Bevor wir das Dörflein verliessen, segnete uns
der Pater. Abends zuvor hatte er ohne Soutane mit uns das Tanzbein
geschwungen, ich glaube, Merced hatte ein Auge auf ihn geworfen. Maria
ist noch geblieben und kehrt erst nach Neujahr zurück. Wir beide aber
gingen den langen Weg zur Polizeistation zu Fuss zurück, holten dort den
VW ab und fuhren in mehrstündigen Etappen nach Bogota zurück. Merced
bat mich, sie daran zu erinnern, Merfen zu organisieren. – Bin traurig,
aber gefasst. Das wird wohl für eine Weile noch anhalten. Auf dem
Flughafen übrigens per Zufall Aida angetroffen. Als sie mich sah, brach
sie sogleich in Tränen aus. Sie war noch magerer als sonst. Als ich mich
nach ihrem Befinden erkundigte, erzählte sie unter Schluchzen, dass
Hector sie zu Gunsten einer Prostituierten verlassen habe. Die beiden
Buben musste sie darauf ihrem Ex nach Venezuela zurückgeben, die Tochter
wohne jetzt bei der Grossmutter, Aidas Mutter. Sie selbst sei nervlich
am Ende und jetzt auf dem Weg nach Mexico City zu ihrer Schwester, die
dort verheiratet sei. Aida wurde schon namentlich aufgerufen, als wir
uns verabschiedeten</i>.</span></p><p><span style="font-size: medium;"> ©Nikolaus Wyss </span></p><p><span style="font-size: medium;">_______________</span></p><p><span style="font-size: medium;"><a href="https://nikolauswyss.blogspot.com/2019/07/meine-weiteren-beitrage-schon-nach.html"> </a><span style="font-size: large;"><b><a href="https://nikolauswyss.blogspot.com/2019/07/meine-weiteren-beitrage-schon-nach.html">Alle Beiträge in diesem Blog auf einen Click</a> </b></span> <br /></span></p>Nikolaus Wysshttp://www.blogger.com/profile/08341067860591791269noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-6471077158947417277.post-71681826891930608102023-02-14T11:22:00.016-08:002023-02-15T14:03:20.838-08:00Die letzten Worte<p><br /></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh-kVWWvJld_yP256A9WcsHvseAXvuaR7RbDT-Zc3HkPxcl0ozx3Cq4UQOw6imBFNJ69GGYg_Vh9igc3_0w7yGAAiX7gzqvRC9LDpgLDxX2wvuzGRIa3BIHbsgpAs282TDJW-DwBXutQv3BHt_GahI0VodfcOJ2oEv04gLyITCoxNa3QUDCHPmukLOVcg/s1214/Sleep.png" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1100" data-original-width="1214" height="363" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh-kVWWvJld_yP256A9WcsHvseAXvuaR7RbDT-Zc3HkPxcl0ozx3Cq4UQOw6imBFNJ69GGYg_Vh9igc3_0w7yGAAiX7gzqvRC9LDpgLDxX2wvuzGRIa3BIHbsgpAs282TDJW-DwBXutQv3BHt_GahI0VodfcOJ2oEv04gLyITCoxNa3QUDCHPmukLOVcg/w400-h363/Sleep.png" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Hauptprobe in Berlins Hitzesommer 2019 <br /></td></tr></tbody></table><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><span style="font-size: large;"> </span></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: left;"><span style="font-size: large;">Alle, die der Sprache mächtig sind und sie im Alltag auch gebrauchen, werden einmal ihre letzten Worte gesprochen oder gehaucht haben. Manche sind sich der Tragweise ihrer Worte bewusst und setzen sie, als Vermächtnis sozusagen, ans Ende ihres Lebens. Oder sie drücken zumindest aus, was sie in diesem Moment empfinden: "Ich sehe Licht" oder "Liebe und Frieden" oder "Dankbar für alles" oder "Gott segne euch". </span></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: left;"><span style="font-size: large;"><span> </span>Andere werden von ihrem Ende überrascht, und es reicht vor dem Zusammenbruch vielleicht gerade noch zu einem "shit", oder zu einem ähnlichen Ausruf. </span></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: left;"><span style="font-size: large;"><span> </span>Dann kommt es aber auch vor, dass Sterbende kraftlos etwas vor sich hinbrabbeln, dessen Sinn die Angehörigen oder die Krankenschwester oder der Detektiv nicht zu erschliessen vermögen. "Was will Onkel John (oder Tante Mary oder Grossmutter Pricilla) uns bloss noch sagen? - Sag schon!" - Solche Szenen sind oft auch in Filmen zu beobachten, wo es darum geht, ob die sterbende Person kurz vor ihrem Abgang das Geheimnis noch preisgibt und den Bösewicht noch zu nennen vermag. Doch im Interesse des Storyverlaufs nimmt der Moribunde sein Wissen wohl besser mit ins Grab und erwirkt damit bei uns Zuschauern die notwendige Neugier und Spannung, bis zum Schluss und bis zur Auflösung des Rätsels im dunklen Raum des Kinos sitzen zu bleiben.</span></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: left;"><span style="font-size: large;"><span> </span>Letzte Worte werden später gern zitiert, besonders dann natürlich, wenn sie irgendwie tröstlich ausfallen oder zumindest einen Sinn ergeben. Mir scheint auch, dass Sterbende im letzten Moment oft noch zu Philosophen heranreifen. Ihre Worte sind die Quintessenz vieler gelebter Jahre. - <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Letzte_Worte">Wikipedia</a> und andere Plattformen beineln das Phänomen der letzten Worte aus bis zum letzten Hauch und versehen es mit vielen Querverweisen. Und richtig: den <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Sieben_letzte_Worte">sieben letzten Worten Jesu</a> oder der <a href="https://www.history.de/heute-vor/detail/sokrates-zum-tode-verurteilt.html">doch eher überraschend profanen Bemerkung von Sokrates am Ende seines Lebens, bevor der Schierlingsbecher seine volle Wirkung </a>zu zeitigen beginnt, ist nichts mehr beizufügen.</span><span style="font-size: large;"> </span></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: left;"><span style="font-size: large;"><span> </span>Was mich aber hier im Fortlauf meines eigenen Lebens zunehmend interessiert, ist die Frage, mit welchen Worten ich mich dereinst aus dieser Welt verabschieden könnte, so mir die Möglichkeit dazu geschenkt wird. Wenn ich aus dem Haus trete, überlege ich mir heute schon mal, mit welchen Worten ich mich grad verabschiedet habe. Ich könnte ja bei einem Strassenunfall oder bei einem Überfall zu Tode kommen. Was bliebe dann von mir akkustisch noch im Hause hängen? - Hier in Kolumbien zum Beispiel habe ich mir angewöhnt, für gute Wünsche oft den Lieben Gott herbeizuziehen. Hier sagen auch Ungläubige: Dios te bendiga. Gott segne dich. Wenn ich also zur Tür hinaustrete, rufe ich schon mal zurück: Dios vos bendiga - oder so ähnlich. Damit könnte ich leichten Herzens sterben. </span></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: left;"><span style="font-size: large;"><span> </span>Mein Spanisch ist aber lückenhaft, und es kommt allzu oft vor, dass ich meine Sätze nicht korrekt formuliere. Doch ich habe gemerkt, dass das gut ankommt hier und oft auch Anlass zu Heiterkeit und besonderer Aufmerksamkeit bietet. Jahrelang sagte ich zum Beispiel: Lo apreciso mucho, abgeleitet vom Englischen I appreciate it, also: ich wertschätze es. Dabei sagt man korrekterweise hier: Lo aprecio mucho. Seit ich es allerdings richtig sage, fällt der Unterhaltungswert in sich zusammen. Also sage ich weiter und koketterweise lo apreciso mucho und denke, das wären Abschiedsworte, die wenigstens etwas zum Schmunzeln hergäben. Doch als letzte Worte habe ich sie bis heute nicht in Erwägung gezogen.</span><span style="font-size: large;"><span> </span></span></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: left;"><span style="font-size: large;"><span><span> </span>Unter meinen Freunden und Bekannten</span> gelte ich vermutlich als eher cooler Typ, als einer, dessen Leidenschaft sich in Anteilnahme, freundschaftlicher Treue und Vergebung ausdrückt und weniger in Enthusiasmus und Zielerreichung. Darunter habe ich zeitweilig auch gelitten. Aber was soll's. Ändern kannst du es ja eh nicht mehr. Deshalb scheinen mir letzte Worte wie "Das wärs dann" oder, wenn ich dann des Englischen noch mächtig bin: "That's it", für durchaus angemessen. Oder ich sage zum letzten Mal, was ich wohl allzuviel gesagt habe in meinem Leben: "Entschuldigung". Sorry. Was auch immer war, das war es dann, und es ist jetzt gut, so wie es ist. In allen meinen Erinnerungen und Beobachtungen hier im Blog schwingt diese Grundhaltung mit. </span><span style="font-size: large;"> </span></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: left;"><span style="font-size: large;"><span> </span>Nun führen diese Wunschworte fürs letzte Stündchen aber dazu, dass sie mir einen gehörigen Schrecken einjagen, wenn sie mir aus nichtigem Anlass rausrutschen. Was durchaus vorkommt. Seit ich sie als potentiell letzte Worte identifiziere, mache ich jedesmal eine Nahtod-Erfahrung, wenn ich sie gebrauche. So baut sich, je mehr ich mich dem eigenen Tod nähere, ein Tabu auf, das mir wie eine lebensverlängernde Massnahme vorkommt. Ich versuche nämlich, nicht mehr leichthin that's it zu sagen, Entschuldigung. Ich möcht noch etwas Leben. Jawohl. Das wär's. Shit. </span></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: left;"><span style="font-size: large;">____</span></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: left;"><span style="font-size: large;"><br /></span></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: left;"><span style="font-size: large;">© Nikolaus Wyss</span></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: left;"><span style="font-size: large;">____</span></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: left;"><span style="font-size: large;"><br /></span></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: left;"><span style="font-size: large;">Und wenn wir schon dabei sind: <a href="https://nikolauswyss.blogspot.com/2019/02/las-flores-oder-wenn-ich-sterbe.html">Las Flores - oder wenn ich sterbe </a></span></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: left;"><span style="font-size: large;">___</span></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: left;"><span style="font-size: large;"><br /></span></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: left;"><span style="font-size: large;"><a href="https://nikolauswyss.blogspot.com/2019/07/meine-weiteren-beitrage-schon-nach.html">Und hier noch mit einem Click meine weiteren Blog-Einträge, schön nach Themen geordnet</a><br /></span></div><p><span style="font-size: large;"><span> </span> <br /></span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span> <br /></span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span></span></p>Nikolaus Wysshttp://www.blogger.com/profile/08341067860591791269noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6471077158947417277.post-2975483918912359012023-02-03T07:34:00.007-08:002023-02-06T04:45:52.904-08:00Ist Schnurren Liebe? - Mit CUAL im Gespräch <p></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhppnBSglVARRQHJIUKftO3faklzhNHJFuJ7hV61r9S5Ci0k5r_WAmB7I5OQr_Shd1QOS81o0lntcMiCFLHLLCDqyuv3gxEg6nw2Iq0djL5e0jRkMw2faR4CtvW_9cXv7qKEl2l_rydxKXnTECJ47JxJ_xNaNPa9dFHPhR0WWm02X5kcNcAzXdBK5EOsg/s4032/Cual.jpeg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="3024" data-original-width="4032" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhppnBSglVARRQHJIUKftO3faklzhNHJFuJ7hV61r9S5Ci0k5r_WAmB7I5OQr_Shd1QOS81o0lntcMiCFLHLLCDqyuv3gxEg6nw2Iq0djL5e0jRkMw2faR4CtvW_9cXv7qKEl2l_rydxKXnTECJ47JxJ_xNaNPa9dFHPhR0WWm02X5kcNcAzXdBK5EOsg/w400-h300/Cual.jpeg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">CUAL will mich nicht verstehen<br /></td></tr></tbody></table> <i><span style="font-size: large;">Du liebst mich nicht mehr.</span></i><p></p><p><span style="font-size: large;">Wie kommst du darauf?</span></p><p><span style="font-size: large;"><i>Du schubst mich von deinem Schoss.</i></span></p><p><span style="font-size: large;">Das hat doch nichts mit Liebe zu tun. </span></p><p><span style="font-size: large;"><i>Wenn du mich lieben würdest, dürfte ich hocken bleiben.</i></span></p><p><span style="font-size: large;">Wenn ich, wie heute, schwarze Hosen anhabe, meine Liebe, dann sind meine Hosenbeine in kürzester Zeit voller Haare. </span></p><p><span style="font-size: large;"><i>Da kann doch ich nichts dafür. Dass sie dich stören, ist Zeichen genug, dass deinen Gefühlen mir gegenüber enge Grenzen gesetzt sind. Wenn du mich lieben würdest, hättest du keine Probleme mit meinen Haaren. </i></span></p><p><span style="font-size: large;">Halt halt. Du gehst von einem Liebesbegriff aus, welcher der Alltagspraxis nicht standhält.<i> </i>Die besten Liebesbeziehungen anerkennen gegenseitig die Grenzen des Gegenübers. Respekt davor macht ihre Liebe erst gross und dauerhaft. <i> <br /></i></span></p><p><span style="font-size: large;"><i>Blablabla. In welchem Psychobuch hast du das wieder gelesen? - Auch wenn dich meine Haare stören, gibt es keinen Grund, mich runter zu schubsen. Du kannst ja die Hosen später wieder sauber lecken. Das mache ich schliesslich auch mit meinem Fell. Meinst du, es sei angenehm, all die Haare auf meiner Zunge zu spüren? Aber ich mache es. Aus Liebe für dich... </i></span></p><p><span style="font-size: large;">Du raspelst Süssholz. </span></p><p><span style="font-size: large;"><i>Tatsache.</i></span></p><p><span style="font-size: large;">Nein, nichts Tatsache. Du säuberst dein Fell, auch wenn ich ausser Hause bin. Beim Einkaufen oder in Europa zum Beispiel.<i> </i></span></p><p><span style="font-size: large;"><i>Wenn du nicht da bist, bin ich entweder einsam und das Lecken lenkt mich etwas davon ab. Oder Danika und ihre Freunde sind da, die wissen eine hübsche und saubere CUAL mehr zu schätzen als du. Dort lecke ich mich sogar, wenn ich auf deren Schoss sitze.<br /></i></span></p><p><span style="font-size: large;">Aber auch diese bekommen deine Haare ab.</span></p><p><span style="font-size: large;"><i>Deren Freude überwiegt. Ich darf bei ihnen hocken bleiben. Und ich schnurre voller Dankbarkeit.<br /></i></span></p><p><span style="font-size: large;">Du darfst bleiben, weil sie Angst vor dir haben. Wenn man dich nämlich wegschubst, zeigst du Krallen. Sieh dir doch all die Kratzer an, die du bei deinen Abhängen schon auf meinen Händen hinterlassen hast.<i> </i></span></p><p><span style="font-size: large;"><i>Die teile ich nur aus, weil du mich nicht akzeptierst, wie ich bin.</i></span></p><p><span style="font-size: large;">Ich mag auf meinen Hosen einfach keine Haare ablecken. Basta. Verstehst du das nicht? Wenn du dich auf meinem Schoss bequem machst, schnurrst du übrigens auch.</span></p><p><span style="font-size: large;"><i>Da siehst du nur, wie wenig du von meinen Liebesbezeugungen hältst. Du schickst mich weg, obwohl ich für dich schnurre. </i></span></p><p><span style="font-size: large;">Du schnurrst nicht, weil du mich liebst, du schnurrst, weil es dir wohl ist auf meinem Schoss.</span></p><p><span style="font-size: large;"><i>Ich sehe da keinen Unterschied. Mein Schnurren bezeugt, dass es mir wohl ist auf deinem Schoss. Richtig. Ich schnurre aber auch, um deine Aufmerksamkeit zu gewinnen, dir zu sagen, wie lieb ich dich habe. Ich schnurre aus Dankbarkeit und Liebe. </i> </span></p><p><span style="font-size: large;">Wie romantisch das klingt. Dabei ist dir jeder recht, der dich auf seinem Schoss sitzen lässt.</span></p><p><span style="font-size: large;"><i>Du vergisst vielleicht, dass ich nicht auf jedermanns Schoss Platz nehme. Es gibt Leute, denen ich nicht über den Weg traue. Ich riech das schon von weitem.</i></span></p><p><span style="font-size: large;">Mir gegenüber hast du ja auch Vorbehalte. Wenn ich dich zum Beispiel auf den Arm nehmen möchte, so wehrst du dich wie wild.</span></p><p><span style="font-size: large;"><i>Ich mag das nicht.</i></span></p><p><span style="font-size: large;">Siehst du! - Die Katze meiner Kindertage hingegen liebte es, in meinen Armen gewiegt zu werden. Wenn ich im Bett lag, so leckte sie sogar meine Haare und versuchte, dabei zu schnurren. Manchmal verschluckte sie sich dabei.</span></p><p><span style="font-size: large;"><i>Hahaha, wie lustig. Wie hiess das Viech?</i></span></p><p><span style="font-size: large;">Mutzi. Wir fanden sie in Roncchi am Rande eines schmutzigen Tümpels, allein, von der Mutter verlassen. Sie miaute jämmerlich mit ihrem Stimmchen.</span></p><p><span style="font-size: large;"><i>Das ist meine Geschichte. Wie wagst du, dieselbe Geschichte einer anderen Katze anzudichten?</i></span></p><p><span style="font-size: large;">Es gibt viele Katzenkinder, die von ihren Eltern verlassen werden. Manchmal kommen sie auch nicht zurück, weil sie auf der Strasse überfahren worden sind. </span></p><p><span style="font-size: large;"><i>Wo liegt Roncchi?</i></span></p><p><span style="font-size: large;">Roncchi ist ein Badeort in Italien, wo ich mit meiner Mutter in der Pension Ideale in den Ferien weilte. Da war ich vielleicht sechs oder sieben. Von Roncchi aus sah ich zum ersten Mal auch das Meer. </span></p><p><span style="font-size: large;"><i>Mutzi ist also eine Latina? Was für ein grässlicher Name. Ist das italienisch?</i></span></p><p><span style="font-size: large;">Ich gab ihr diesen Namen. Ich fand ihn damals offenbar passend.</span></p><p><span style="font-size: large;"><i>Wie seid ihr übrigens zu meinem Namen gekommen? Ich kann ihn selber kaum aussprechen, so blöd ist er.<br /></i></span></p><p><span style="font-size: large;">Ich sage dir deshalb auch "Psps" und nicht CUAL.<i> - </i>Danika wollte, dass du CUAL heisst. Mit diesem Namen kann man bei unseren Gästen spasseshalber etwas Verwirrung stiften, wenn diese fragen, wie du heisst. Wenn wir dann mit CUAL antworten, meinen sie, wir hätten die Frage nicht verstanden und fragen nochmals nach. CUAL heisst auf Spanisch "welche/s/r". Ist das nicht lustig?</span></p><p><span style="font-size: large;"><i>Ich habe nicht gern, wenn man sich lustig über mich macht.</i> </span></p><p><span style="font-size: large;">Ja, Humor ist bei euch Katzen wirklich ein Problem.</span></p><p><span style="font-size: large;"><i>Es ist eine Sache der Würde.</i></span></p><p><span style="font-size: large;">Hoppla, jetzt heizt du aber ein.</span></p><p><span style="font-size: large;"><i>Ich sage einfach, was Sache ist.</i></span></p><p><span style="font-size: large;">Vorschlag: Ich versuche, dich nicht mehr auf den Arm zu nehmen, und du bist mir nicht böse, wenn ich dich wegschubse, wenn ich schwarze Hosen trage.</span></p><p><span style="font-size: large;"><i>Habe ich eine Alternative?</i></span></p><p><span style="font-size: large;">Sonst versuche ich weiter, dich auf den Arm zu nehmen, schubse dich aber gleichwohl weg von meinem Schoss.</span></p><p><span style="font-size: large;"><i>So ist das Leben hier. Lieblos unerträglich.</i></span></p><p><span style="font-size: large;">Und wer gibt dir täglich das Fressen?</span></p><p><span style="font-size: large;"><i>Hör doch auf. Das ist reiner Machtkampf zwischen einer unschuldigen Katze und einem blöden Macho.</i></span></p><p><span style="font-size: large;">So ist das Leben. Undankbar und voller Kratzer.</span></p><p><span style="font-size: large;"><i>Leck mich doch!</i></span></p><p><span style="font-size: large;">Leck dich selber!</span></p><p><span style="font-size: large;">* * * <br /></span></p><p><span style="font-size: large;">[Ein nächstes Mal werde ich mich mit CUAL über unsere Frustrationstoleranz unterhalten. Guten Abend. N.W.]</span></p><p><span style="font-size: large;">_____</span></p><p><span style="font-size: large;"><span style="font-size: medium;">© Nikolaus Wyss</span></span></p><p><span style="font-size: large;"><span style="font-size: medium;">______</span></span></p><p><span style="font-size: large;"><span style="font-size: medium;"><span style="font-size: large;">Hier hat sich CUAL auch schon zu Wort gemeldet:</span></span></span></p><p><span style="font-size: large;"><span style="font-size: medium;"><span style="font-size: large;">- <a href="https://nikolauswyss.blogspot.com/2023/01/am-i-luckiestguyalive-und-was-meint.html">CUAL übers Glücklichsein</a> </span></span></span></p><p><span style="font-size: large;"><span style="font-size: medium;"><span style="font-size: large;">- <a href="https://nikolauswyss.blogspot.com/2022/11/alles-falsch-und-was-unsere-katze.html">CUAL als Click-Wunder </a></span> <br /></span></span></p><p>______<br /></p><p><span style="font-size: large;"><span style="font-size: medium;"><span style="font-size: large;"><a href="https://nikolauswyss.blogspot.com/2019/07/meine-weiteren-beitrage-schon-nach.html">Und hier sind sämtliche Veröffentlichungen auf diesem Blog wohlgeordnet abrufbar</a><br /></span></span></span></p><p><span style="font-size: large;"><i> </i> <br /></span></p><p><span style="font-size: large;"><br /></span></p><p><span style="font-size: large;"><i> </i> <br /></span></p><p><span style="font-size: large;"><i> <br /></i></span></p><p><span style="font-size: large;"><i> </i> <i> <br /></i></span></p><p><span style="font-size: large;"><i> </i> </span><i><span style="font-size: large;"> <br /></span></i></p><p><br /></p>Nikolaus Wysshttp://www.blogger.com/profile/08341067860591791269noreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-6471077158947417277.post-7278361195384170982023-01-22T08:08:00.026-08:002023-02-06T07:21:48.407-08:00Am I the #luckiestguyalive? Und was meint unsere Katze CUAL dazu?<p></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhI0iu3nVxSZ7iFZo1AsFk_1W-N5fbfrgqI3vKpMK7eX7lTKEF7U7V4-uAwzMCgvisL-9-xZdPnhd3Oa7AOqfCw1HTaSUrS7yMmKGAp8jCqsDQKu1eCkPMaydPBblMyaI0uzmNXctvjuCUJU29xTfNlKv_v0wcHQTu5YYIpk7HcdWH7Y8o7RysaNfQe4Q/s1093/Geburristrauss.jpeg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1093" data-original-width="913" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhI0iu3nVxSZ7iFZo1AsFk_1W-N5fbfrgqI3vKpMK7eX7lTKEF7U7V4-uAwzMCgvisL-9-xZdPnhd3Oa7AOqfCw1HTaSUrS7yMmKGAp8jCqsDQKu1eCkPMaydPBblMyaI0uzmNXctvjuCUJU29xTfNlKv_v0wcHQTu5YYIpk7HcdWH7Y8o7RysaNfQe4Q/w334-h400/Geburristrauss.jpeg" width="334" /></a></div><span style="font-size: large;">Meine
Freundin Milena pflegt ihre Posts auf Instagram mit dem Hashtag
"luckiestgirlalive" zu begleiten. Als glücklich verheiratete, bestandene, erfolgreiche Frau und
Mutter zweier erwachsener Söhne sich als "girl" zu bezeichnen, ist
natürlich der amerikanischen Kultur geschuldet. Sie wohnt schliesslich
in San Francisco. Dort wurde ich als 50jähriger von der Kassiererin im Supermarkt auch schon mit "honey" begrüsst, mit Schätzchen oder Liebling also. Was mich hier aber mehr interessiert,
ist der Superlativ "luckiest", das glücklichste Mädchen. Auch dies ist
sehr amerikanisch. Dort bezeichnet man sich ungeniert als sehr reich oder
als sehr glücklich, während in der Schweiz
zum Beispiel solche Superlative statt Mitfreude und Bewunderung eher Neid und Missgunst hervorrufen.
Oder zumindest Fragen, ob man angesichts des Elends in
dieser Welt überhaupt befugt oder gut beraten sei, von sich so
etwas zu behaupten. Es könnte ja als respektlos und provokativ gegenüber
denjenigen aufgefasst werden, denen das Glück nicht so hold ist. Zudem gibt es
bestimmt noch an Glück reichere Menschen, die aber nicht so angeben!
Bescheidenheit ist schliesslich eine Zier...</span><p></p><p></p><p></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>"...doch
besser lebt sich's ohne ihr." Grammatikalisch ziemlich falsch, doch, wenn man gnädig sein will,
immerhin witzig, will diese Redewendung die Ungenierten und Unbekümmerten ermutigen, zu ihrem Glück zu stehen. Der Satz siedelt sich nahtlos im Umfeld einer weiteren Redewendung an, welche der streitbare, einflussreiche und umstrittene Schweizer Politiker <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Christoph_Blocher">Christoph Blocher</a>
gerne im Munde führt: "Ist der Ruf erst
ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert." - Der alte Polterer hat natürlich gut reden mit seinen Milliarden im Hintergrund.<br /></span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>Ich fahre jetzt nicht fort mit einem moralischen Exkurs über mangelnde Empathie bei Angebern, über
Rücksicht und Mitleid, über das Unglück des Glücks, wenn es in falsche
Hände gerät und Argwohn provoziert, ganz im
Sinne von Schillers Willhelm Tell: "Es kann der Glücklichste nicht in
Frieden leben, wenn es dem neidischen Nachbarn nicht gefällt", auch wenn im Stück eigentlich vom Frömmsten und vom bösen Nachbarn die Rede ist. - Was soll's, dem
Sinn nach stimmt's...</span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>Nein, ich fahre vielmehr fort mit der Frage, wo
ungefähr ich, übers Ganze gesehen, mein eigenes Glück ansiedeln würde.
Reicht es zum "luckiestguyalive" (den "boy" lasse ich jetzt mal beiseite), oder doch eher nur zum "luckyman",
oder wenigstens zum zufriedenen Pensionär? Oder muss ich es <a href="https://nikolauswyss.blogspot.com/2017/02/auf-den-armen-meines-vaters.html">wie mein Vater halten</a>, der zum Schluss seines Lebens traurig resümierte: "Ich bin mit meinem Lebensglück in den roten Zahlen steckengeblieben." - Diese traurige Bilanz,
das war Ende der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts, beeindruckte und bedrückte mich sehr. Denn er galt in seinen jungen Jahren, so erzählte er es mir wenigstens, als Hoffnungsträger, als talentierter, gescheiter, ja brillanter Jurist, der auch den musischen Seiten des Lebens zugetan war. Er schrieb Gedichte, musizierte auf seinem zweimanualigen Cembalo und tauschte sich im <a href="https://odeon.ch/de/geschichte/">Zürcher Café Odeon</a> mit der literarischen Oberklasse der damaligen Zeit aus, wo auch die intellektuellen Freigeister des NZZ-Feuilletons, des Schauspielhauses, der Tonhalle und der Universität ihren Milchkaffee schlürften und Zeitungen aus aller Welt lasen. Offenbar erfüllte er aber die in ihn gesetzten Hoffnungen, an die er selbst glaubte, und welche Richtschnur seiner Karriere hätte werden sollen, später nicht, rutschte ab in die schlüpfrigen Gefilde eines Winkeladvokats und Scheidungsanwalts und in die stinkenden Schlammschlachten der Politik. Leider machte er </span><span style="font-size: large;">auch </span><span style="font-size: large;">als Vater nicht die beste Figur. <br /></span></p><p><span style="font-size: large;"><span> So</span> nahm ich mir an seinem Sterbebett vor, am Schluss meines eigenen Lebens nicht zum selben Ergebnis zu gelangen, zumindest was meinen eigenen Beitrag zum Glück angeht. Klar, Unbeeinflussbares, wie das Schicksal und die politische Grosswetterlage etwa, reden auch noch ein
Wörtlein mit. </span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>War ich nicht, wie mein Vater, auch mit vielen Talenten für ein abwechslungsreiches, buntes Leben ausgestattet, galt als origineller und <a href="https://nikolauswyss.blogspot.com/2017/03/anfragen-und-absagen.html">vielleicht auch etwas eigensinniger Kopf, in den man Hoffnungen setzen durfte?</a> - In Erinnerung aber bleibt mir, trotz meines eigenen Vorsatzes an Vaters Sterbebett, eigentlich eher, dass ich extrem faul war und aus meinen musischen und intellektuellen Talenten erstaunlich wenig machte. Ich verbrachte Stunden, Tage, Wochen, ja, Monate mit Nichtstun, streunte unglücklich in Herrensaunen herum, schrieb Klagelieder in meine Tagebüchlein und träumte von einem anderen Leben, das mich von aller Mühsal befreien würde. Trotz Vaters Schlussbilanz war ich nicht imstande, irgend etwas Gescheiteres für mein eigenes Glück zu unternehmen. So kam ich im Laufe meines Lebens allzu oft zum Schluss, der Apfel sei nicht weit genug vom Stamm gefallen. Im Rückblick sind diese Auszeiten wohl als Depressionen zu werten, gut versteckt hinter irgendwelchen Ausreden und Selbsttäuschungen. Dass ich es trotzdem schaffte, über die Runden zu kommen und mich heute zufrieden, ja, glücklich zu wähnen, ist wohl... </span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>Gerade jetzt, in diesem Moment, ich lüge nicht, ist CUAL, unsere Katze, ausgerutscht. Dazu muss man wissen, dass sie den ganzen lieben Tag um mich herumstreicht und meine Aufmerksamkeit einfordert</span><span style="font-size: large;">. Auch dann, wenn ich grad am Computer sitze</span><span style="font-size: large;">. (Manchmal macht sie es sich auf der Tastatur bequem und produziert unendlich lange, unentzifferbare Buchstabenfolgen, die ich dann wieder mühsam löschen muss.) Auf meinem Schreibtisch liegen allerlei Papiere, Kabel zum Laden des Laptops und des Tablets und noch zu bezahlende Rechnungen herum. Dazu kommen Berge von vor Unglücklichsein triefenden Tagebüchlein aus den unterschiedlichsten Abschnitten meines Lebens. Ich nahm mir nämlich kürzlich vor, sie probehalber neu zu lesen und sie anderswie zu gruppieren. Monatsweise. Das heisst, alle Texte, die ich über die Jahre in einem Januar niedergeschrieben habe, möchte ich dahingehend überprüfen, ob sie, zu einem Lauftext zusammengefasst, einen neuen Sinn ergeben könnten. Einen Monatssinn sozusagen. Dasselbe würde ich dann auch mit den vielen Februaren versuchen, und so fort. Ich bin jedenfalls gespannt, was dabei herausschaut, wenn der Januar 1973 mit dem Januar 1998 verbunden wird (und alle dazwischen natürlich auch), und ob sich irgendein Sinn erschliesst zwischen meinen Februar-Einträgen von 2012 bis 2021. Und so fort. </span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>Unsere Katze also wollte sich vorhin gerade auf ein blaues Tagebüchlein setzen, worauf dieses ins Rutschen geriet. Heft und Katze landeten krachend am Boden. Unwillkürlich musste ich über CUALS Missgeschick lachen, doch die Katze tat so, als ob gar nichts geschehen wäre. Sie leckte sich sofort das Fell, als ob sie das an dieser Stelle schon immer beabsichtigt hätte. </span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>CUAL: <i>Was guckst du blöd? Lachst du auf meine Kosten? Ist dies jetzt das Glücksgefühl, von dem du eigentlich reden möchtest, es aber nicht wagst, weil es unanständig ist, sich auf Kosten anderer lustig zu machen?</i></span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>Sorry, aber dein Sturz und deine Reaktion darauf entbehren nicht einer gewissen Komik. </span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>Ich mag mich aber jetzt nicht auf diese Art von Diskussion einlassen. Soll CUAL sich doch weiter ihr Fell lecken. Ich hingegen wende mich dem zu Boden gefallenen Büchlein zu und lese auf der aufgeschlagenen Seite folgenden Eintrag vom 7. Januar 2011: <i>... Ich staune über meinen Fleiss und das damit zusammenhängende Glücksgefühl. Die Worte Cornelias, seine Erfüllung, sein Glück zu suchen und zu finden in dem, was man hat, und nicht nachzutrauern von Verpasstem und sich nicht in Vergleich zu stellen mit denen, die Sichtbareres und Prestigereicheres wie Häuser, Autos, Positionen geerbt oder mit Glück bekommen oder sich erarbeitet haben (was ja noch keine Aussage über deren Glück zulässt). - Es geht also um das Akzeptieren und Gutheissen des selbst gelebten Lebens und der eigenen Aktivitäten, sie sind die einzige Quelle für mein eigenes Glück. Ich kann nur wirken (auf mich wie auch auf andere) mit dem, was mich ausmacht, mit meinem individuellen Leben. Das nimmt enorm viel Druck weg und macht frei...</i></span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>Wie gelegen mir dieses Zitat doch kommt. Ich lese es CUAL vor, damit sie von ihrem Beleidigtsein ablässt.</span></p><p><span style="font-size: large;"><i><span> </span>Und?</i> meint sie darauf, <i>wie kann ich mich mit anderen Katzen überhaupt vergleichen, wenn ich die ganze Zeit hier eingesperrt bleibe?</i></span></p><p><span style="font-size: large;"><i><span> </span></i>Du hast ja Schiss, vors Haus zu treten, und wenn du trotzdem deine Pfoten einmal vor die Tür setzst, so miaust du nach zehn Sekunden und willst wieder hereinkommen.</span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span><i>Ich will auf etwas anderes hinaus, Nikolaus. Das Glück stellt sich nicht nur bei der Abstinenz von Vergleichen ein. Ich habe jeden Tag Glücksgefühle, die aus mir selber kommen.</i></span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>Eben. Wenn du dich zum Beispiel saubergeleckt oder etwas zu fressen bekommen hast, so empfindest du Glücksgefühle, auch ohne miesepeterisch zu denken, ob andere Katzen vielleicht mit noch besserem Katzenfutter, noch frischerem Fisch oder mit 100 statt nur mit 85 Gramm Hackfleisch verköstigt werden. </span></p><p><span style="font-size: large;"><i><span> </span>Du nennst das meine "heure bleue", wenn ich wie wild im Wohnzimmer herumrenne und euch alle verrückt mache, weil ich den Überzug des Sofas zerkratze. Und wenn ich auf deinem Schoss hocke, so beginne ich zu schnurren. Ich kann gar nicht anders. <br /></i></span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>Das sind die spontan auftretenden, momentanen Glückswallungen. Ich weiss aber nicht zu sagen, ob die Kumulation täglicher Glücksanwandlungen etwas darüber aussagt, ob man sich grundsätzlich glücklich schätzen darf. Oder ob es auch beim Unglücklichsein einfach kleine Lichtblicke und bescheidene Glücksmomente gibt, ohne dass sich diese auf die Gesamtverfassung auswirken. <br /></span></p><p><span style="font-size: large;"><i><span> </span>Das Glück, von dem ich rede, ist spontan. Richtig. Ich habe glückliche Momente, auch wenn ich eingesperrt bin, auch wenn es mir nicht vergönnt ist, Kinder zu bekommen...</i></span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>... du hast Katzengesellschaft stets abgelehnt. Wir sind deine einzigen Bezugswesen. Wir wollten dir einen Katzengespahnen schenken. Mein Gott, war das ein Drama! Du hast das kleine Kätzchen beinahe totgeprügelt...</span></p><p><span style="font-size: large;"><i><span> </span>Lass mich in Ruhe damit. Dieses kleine Wesen, das ihr mir zumuten wolltet, mit seinen das ganze Gesicht beherrschenden Kugelaugen war eine Bedrohung unseres Hauses und verkörperte für mich das reine Unglück. Und wenn wir Katzen Unglück wittern und unser Revier in Gefahr sehen, so schlagen wir halt heftig und furchtlos zu, bis wir die Gefahr gebannt haben und wieder unserem Glück frönen können. So ist das bei uns. Das kannst du in Tausenden von Youtube-Filmchens überprüfen. <br /></i></span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>Ich weiss, ich weiss. Dann darfst du dich aber auch nicht beklagen, dass du allein geblieben bist.<i> </i></span></p><p><span style="font-size: large;"><i><span> </span>Kannst du schnurren?</i></span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>Nein.</span></p><p><span style="font-size: large;"><i><span> </span>Dann weisst du gar nicht, was Glück ist.</i></span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>Das ist jetzt etwas krass. Ich fühle mich aussergewöhnlich oft glücklich hier, auch wenn ich nicht schnurre. Gemessen an meinen vielen früheren Tagebucheintragungen in der Schweiz aus dem letzten Jahrhundert, die überfüllt sind mit Klagen, Depressionsbezeugungen, Kummer und Gejammer, überkommen mich hier in Kolumbien immer wieder auf eine Weise Glücksgefühle, auf die ich aufgrund meines bisherigen Gefühls und Lebenswandels nie zu hoffen wagte. Ich habe, seit ich hier bin, auch aufgehört, Tagebüchlein zu schreiben. Das ist, bei mir wenigstens, ein starkes Anzeichen fürs Glücklichsein. Dafür schreibe ich hier Blogeinträge. Die machen mich glücklich, selbst wenn sie nur von wenigen zur Kenntnis genommen werden. <br /></span></p><p><span style="font-size: large;"><i><span> </span>Und ich dachte, ich sei es, die dich glücklich macht. </i></span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>Du machst mich jedenfalls, auch wenn ich mich oft über dich ärgere, nicht unglücklich, CUAL. Und du führst mich dazu, mit dir ungeniert und unbedacht zu diagolisieren. So, wie du unsere Möbel zerkratzst, kratze ich an meiner Vernunft und fühle mich glücklich dabei. <i> </i> </span></p><p><span style="font-size: large;"><i><span> </span>Also der #luckiestguyalive? </i></span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>So eine Bezeichnung würde mich wieder in die Situation versetzen, mich mit anderen zu vergleichen, um zu diesem Befund zu kommen.</span></p><p><span style="font-size: large;"><i><span> </span>Du bist blöd. Du kannst dich doch unvergleichlich glücklich fühlen.</i></span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>Ja schon, aber dann lassen wir das "luckiest" doch beiseite. Es soll nicht zu einem Wettbewerb des Glücks ausarten. Der einzige Massstab, dem das Glück unterliegt, ist das Unglück, das Pech.</span></p><p><span style="font-size: large;"><i><span> </span>Gestern? Als dir ein Weinglas zu Boden fiel?</i></span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>Ich glaube, dass das Glück manchmal auch seine Opfer einfordert. Das Glück macht sich erst so richtig bemerkbar, wenn es sich aufgrund von Entscheidungen, Schicksalsschlägen oder, wie bei mir gestern, von Ungeschicklichkeiten manifestiert.</span></p><p><span style="font-size: large;"><i><span> </span>Ein zerschlagenes Glas und Weintropfen auf dem ganzen Boden machen dich glücklich?</i></span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>Ein zerbrochenes Weinglas wiegt schwerer und richtet grössere Schäden an, wenn man es als Unglück ansieht. Bei mir aber ist es eine Anekdote nur, um mir zu zeigen, dass es mir eigentlich nichts anhaben kann. Wir sagen auf Deutsch: Scherben bringen Glück. Da bin ich glaub' ich auf dem richtigen Weg.</span></p><p><span style="font-size: large;"><i><span> </span>Stellt sich also Glück ein, wenn du regelmässig ein Weinglas zu Boden fallen lässt?</i></span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>Du bist mühsam, CUAL. Das Glück kann man nicht erzwingen. Es stellt sich nur ein, wenn es ihm selber passt, und wenn man bereit ist, es als solches wahrzunehmen und willkommen zu heissen. </span></p><p><span style="font-size: large;"><i><span> </span>Das heisst, ein zerbrochenes Weinglas kann sowohl Glück wie auch Unglück bedeuten?</i></span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>Es ist in der Tat eine Sache der Interpretation. Nehme ich den Vorfall als Unglück wahr, oder kann er mir nichts anhaben? Im letzteren Fall bleibt nur, die Scherben aufzulesen und dabei aufzupassen, sich selber nicht in den Finger zu schneiden.<i> </i> <i> </i> <i> </i> <i> </i><br /></span></p><p><span style="font-size: large;"><i><span> </span>Dann ist Milenas Behauptung, #theluckiestgirlalive zu sein, ihre Entscheidung, sich in dieser Welt so positionieren zu wollen. Es soll den anderen nicht das Urteil überlassen werden, ob man es wirklich ist?</i></span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span>Ich staune über deine Intelligenz. </span></p><p><span style="font-size: large;"><i><span> </span>Für dich bin ich nur eine gefrässige Katze, ich weiss. Das könnte mich unglücklich machen, aber ich behaupte mal, trotz allen Widrigkeiten #theluckiestcatalive zu sein. Das erleichtert ungemein und prägt die Welt um mich herum mit anderen, fröhlicheren Farben. </i></span></p><p><span style="font-size: large;"><i><span> </span></i>Jetzt, wo ich langsam in Fahrt komme, läutet es unten an der Tür. Die Katze, neugierig wie sie ist, springt auf und rennt hinunter. Fertig lustig. Vielleicht ist es aber auch ein Glück, sich ins Thema nicht noch weiter zu verstricken. <br /></span></p><p>@Nikolaus Wyss</p><p>______<br /></p><p><b><i><span style="font-size: large;">Es gibt schon einen früheren Beitrag mit unserer Katze CUAL. <a href="https://nikolauswyss.blogspot.com/2022/11/alles-falsch-und-was-unsere-katze.html">Hier nachzulesen</a>. Und einen späteren. <a href="https://nikolauswyss.blogspot.com/2023/02/ist-schnurren-liebe-mit-cual-im-gesprach.html">Hier nachzulesen</a><br /></span></i></b></p><p><b><i><span style="font-size: large;">Im übrigen freue ich mich immer, Rückmeldungen und Grüsse zu bekommen und danke schon jetzt dafür. <a href="https://nikolauswyss.blogspot.com/2019/07/meine-weiteren-beitrage-schon-nach.html">Hier meine weiteren thematisch geordneten Blog-Einträge und Videos, abrufbar mit einem Click.</a></span><br /></i></b></p><p><br /></p><p><span style="font-size: large;"> </span></p><p><span style="font-size: large;"><br /></span></p><p><span style="font-size: large;"><br /><br /></span></p>Nikolaus Wysshttp://www.blogger.com/profile/08341067860591791269noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6471077158947417277.post-962971948449108012023-01-04T02:13:00.040-08:002023-07-29T06:59:54.622-07:00Tres dias <div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiWRSQigCpH2eZnQ3IZIOokGu6aXn3O-hegWYgR3zemaNTdb3LlKH7yRTZZ-wfbw29X1wxmRXUvQG0oscpFplVMuDb0XENq6j9scqGRS4e11T-OAgBHZ-LaHW-lC3MvrZvpcGXKiAnVyBgU0_Ym6MgSMWOhlSROtQaqHske_-GGz50loE3SDKxLd241YA/s2448/Tischbeiss.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="2448" data-original-width="2448" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiWRSQigCpH2eZnQ3IZIOokGu6aXn3O-hegWYgR3zemaNTdb3LlKH7yRTZZ-wfbw29X1wxmRXUvQG0oscpFplVMuDb0XENq6j9scqGRS4e11T-OAgBHZ-LaHW-lC3MvrZvpcGXKiAnVyBgU0_Ym6MgSMWOhlSROtQaqHske_-GGz50loE3SDKxLd241YA/w400-h400/Tischbeiss.jpg" width="400" /></a></div>
<p class="MsoNormal"><b><span style="font-size: 18pt;"> </span></b></p><p class="MsoNormal">
</p><p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><b><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 18pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;">Primer día</span></b><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><b><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 18pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"> </span></b><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 18pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;">Morgendämmerung. Der Himmel
wolkenbehangen. Die Strassen voller Pfützen, Überbleibsel einer regenreichen
Nacht. Darunter verbergen sich Schlaglöcher. Wir fahren im Zickzack. Zweimal
schlägt das Auto hart auf. </span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 18pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"> Um halb sechs Uhr
erreichen wir die Klinik. Pünktlich, was eindeutig zu früh ist. Hier rechnet
man mit dem Durchschnittskolumbianer, der in der Regel eine halbe Stunde zu
spät eintrifft. So werden alle Termine eine halbe Stunde früher angesetzt. was
für uns Pünktlichen ärgerliche Wartezeiten zur Folge hat. Wobei man auch warten
muss, wenn man eine halbe Stunde später erscheint. Bis heute habe ich die
ideale Ankunftszeit nicht herausgefunden. Vermutlich gibt es sie gar nicht. Ob
zu früh, zu spät oder pünktlich: immer musst du nach dem Eintreffen warten, bis
sich jemand bequemt, sich deines Anliegens anzunehmen. </span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 18pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"> Im Warteraum der
Klinik schauen wir Frühstücksfernsehen: Überschwemmungen, Werbung, Erdrutsche,
Werbung, Überführung eines Drogenbosses, Werbung, ein paar Tote bei einem spektakulären
Unfall eines Reisebusses, Werbung… Das Übliche also.</span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 18pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"> Wir sind in
dieser Klinik, weil sich Danika endlich ihre Brüste implantieren lassen will.
Sie liegt mir damit schon seit Monaten in den Ohren. Jede Unterhaltung endet
mit ihrer Frage, welche Grösse ich denn für angemessen halte. Die Diskussion
hängt mir seit langem zum Hals hinaus. Mir kommt dabei immer wieder meine
Arbeit beim Jelmoli-Versandkatalog in den Sinn. Das ist lange her, vor der
Onlinebestellzeit. Ich musste damals auch Texte für Frauenunterwäsche abfassen
und mit Angaben zu Körbchengrössen und Preisen versehen. Eine Heidenarbeit. Der
Streit von Fräulein Nydegger, der Product-Managerin, mit dem
Katalogverantwortlichen Peterhans drehte sich damals um die Frage, ob die
Korsetts, die „Panzer“, wie er sich auszudrücken beliebte, und alle grossen
Grössen auf einer einzigen Doppelseite abgebildet werden sollen, oder doch
besser verteilt über die gesamte Unterwäschestrecke von sechzehn Seiten und in
Nachbarschaft von attraktiven Tangas und anderer Reizwäsche. Den Sieg trug
schliesslich Fräulein Nydegger davon mit dem Argument, es schmeichle
schliesslich jeder festen Frau, in attraktiver Umgebung ihre Einkäufe zu
tätigen. So platzierten wir Mieder, Hüftgürtel und Corsagen zwischen durchsichtigen
BHs und hauchdünnen Höschen. </span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 18pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"> Mein Rat an
Danika zum x-ten Mal: nicht zu voluminös bitte. Du bist gertenschlank, gross
und hast schmale Hüften. Alles eine Frage der Proportionen. </span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 18pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"> Vor dem
chirurgischen Eingriff holte sie sich die Meinung verschiedener Ärzte ein,
verglich auch die Preise und entschied sich dann für ein Ehepaar, welches als
Team in dieser Klinik arbeitet. Die Frau soll dabei bereits im achten Monat
schwanger sein, lässt mich Danika flüsternd wissen. Ich bin als Familienangehöriger
hier. Kein Patient geht in diesem Land allein zu einem Arzttermin. Jeder kommt
in Begleitung - es könnte ja etwas passieren, und dann ist man froh, jemanden
bei sich zu haben… </span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 18pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"> Jetzt wird Danika
in den Operationsaal geführt, und ich packe meine vor unserer Abfahrt
zubereiteten Sandwiches aus, klaube mit meinen fettigen Fingern den Kindle
hervor und lese in <a href="https://draft.blogger.com/u/1/"><span style="color: blue;">Werner Herzogs</span></a> Autobiografie <a href="https://draft.blogger.com/u/1/"><i><span style="color: blue;">Jeder für
sich und Gott gegen alle</span></i></a>. Die Lektüre ist eine atemlose
Schilderung von Unglücksfällen, gefährlichen Situationen auf den Filmsets,
Schiessereien, Drohungen (Stichwort: der <a href="https://draft.blogger.com/u/1/"><span style="color: blue;">tobende Klaus
Kinski</span></a>) und sonstigen Widerwärtigkeiten, die sich aber in letzter
Minute oder beim dritten Anlauf immer wieder zu Gunsten eines für den
Filmemacher erfolgreichen Ausgangs auflösen. Mir kommt diese Aneinanderreihung
von oft aus (gespielter?) Naivität eingegangenen Gefahren und Risiken etwas
eitel vor und in ihrer Häufung mit der Zeit auch etwas langweilig. Sie ist die
seltsame Koketterie eines trotz aller Hindernisse vom Glück verfolgten,
beharrlichen, alten Mannes, die ich beim Anschauen seiner Filme so nicht wahrgenommen
habe. Seine Produktivität über all die Jahre als Film- und Opernregisseur, als
Buchautor und Dozent ist beeindruckend. Ein Rastloser und Fleissiger,
zweifelsohne.</span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 18pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"> Zum Ausgleich
zwischen den Kapiteln spiele ich auf dem Tablet ein paar Patiencen. Schade,
dass dort das Spiel immer schon fertig ist, sobald alle Karten aufgedeckt sind.
Das ist für mich unbefriedigend. Ich hätte es lieber, wenn ich nach dem
Aufdecken aller Karten noch Ordnung schaffen könnte mit den vier Königen an der
Spitze, so wie man das Geschirr in der Küche vor dem Weggehen noch gerne
verräumt oder nach dem Aufstehen das ungemachte Bett noch geradezieht… </span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 18pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"> In regelmässigen
Zeitabständen werde ich über den Zustand der Patientin informiert. Das erste
Mal teilt man mir mit, die Operation sei gut verlaufen, die Brüste befänden
sich am richtigen Ort. Danika sei aber noch nicht aufgewacht. Eine Stunde
später berichtet mir der diensthabende Krankenpfleger, Danika sei jetzt aus der
Narkose erwacht, fühle sich aber noch etwas beduselt. Das dritte Mal erhalte
ich die Mitteilung, Danika schlürfe jetzt eine warme Bouillon und fühle sich
gut. In einer guten Stunde dürfe ich sie abholen. So ist es dann auch. Im
Rollstuhl wird sie von der freundlichen Schwester Eliana in den Flur geschoben,
und ich bin für einen Moment lang versucht, sie zu umarmen.</span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 18pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"> Auf der Rückfahrt
schweigen wir zunächst. Manifestiert sich in diesem Moment zwischen uns nicht
eine gewisse Zufriedenheit, <a href="https://draft.blogger.com/u/1/"><span style="color: blue;">es trotz divergierender Lebenskonzepte gemeinsam geschafft
zu haben und seit über sieben Jahren füreinander da zu sein</span></a>? - Die
Pfützen sind jetzt weggetrocknet und lassen die Schlaglöcher erkennen. Wir
umfahren sie grossräumig, ja, elegant, fast übermütig schon. Vor unserer Ankunft
erklärt mir dann Danika noch mit ungewohnt leiser Stimme, was sie in den
nächsten acht Wochen alles nicht verrichten dürfe: Katzenkistchen leeren, den
Tisch decken, kochen, abwaschen… eigentlich alles Dinge, die ich schon vor
ihrer Operation im Alleingang erledigte. Ich muss leicht schmunzeln und kündige
im Gegenzug an, am darauffolgenden Abend nicht zu Hause zu sein, weil ich mit
Simon unser Einjähriges feiern möchte. Kein Problem, meint sie, und mobilisiert
über ihr Handy sofort ein paar treue Freunde, die ihr morgen etwas Essen
vorbeibringen werden.</span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 18pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"> Zu Hause
angekommen, bereite ich eine Hühnerbouillon mit Gemüseeinlagen zu. Danika
scheint sie zu schmecken. Doch das Heben des Löffels tut ihr weh. Mein Angebot,
ihr die Suppe einzuträufeln, lehnt sie aber entschieden ab. Es ist Zeit für den
ersten Schmerzmittelnachschub. </span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 18pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"> Der Nachmittag
schliesslich ist nicht weiter erwähnenswert. Bei Danika dringt zwar Körperflüssigkeit
durch den Wundverband. Ein Anruf in die Klinik aber beruhigt. Das sei normal.
So ist eine ausgedehnte Siesta angesagt. Sie wird später von keinen weiteren
Aktivitäten mehr abgelöst. </span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><b><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 18pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"> </span></b><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><b><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 18pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;">Segundo día</span></b><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><b><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 18pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"> </span></b><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 18pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"> Einer meiner
ersten Lovers hiess </span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"><a href="https://draft.blogger.com/u/1/"><span style="color: blue; font-size: 18pt;">Markus
Kägi</span></a></span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 18pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;">. Das war
Mitte der 70er Jahre. Wir hatten es nicht gut zusammen. Heute würde man von
einer toxischen Beziehung sprechen. Sie war bittersüss und quälend. Irgendwie
kam ich aber von ihm nicht los, und Markus wusste meine Verzweiflung genüsslich
zu schüren und tanzte mir auf der Nase herum. Als sich nach zehn Monaten doch
langsam ein Ende abzeichnete, sang Markus bei jeder Gelegenheit den damals grad
in der Hitparade gespielten Schlager <a href="https://draft.blogger.com/u/1/"><i><span style="color: blue;">Ein Frühling, ein Sommer, ein Jahr…</span></i></a> Stephanie
Lindbergh besingt darin mit hartem R, dass die Erinnerungen bleiben, auch wenn
nach diesem Jahr die Liebe ein Ende gefunden hat.</span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 18pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"> Nachdem dieser
Song bei unserer Trennung seine Schuldigkeit getan hatte, verkroch er sich für
lange Jahre in mein Unterbewusstsein. Erst kürzlich poppte er wieder auf, und
zwar genau in dem Augenblick, wo Simon und ich uns anschickten, unser
Einjähriges zu feiern. </span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 18pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"> Im Bewusstsein,
dass mir Danika zwar nicht als Partnerin aber als Mann langsam zu entgleiten
drohte, lernte ich wohl nicht ganz zufällig, aber unverhofft, im Pärkchen hinter
der <a href="https://draft.blogger.com/u/1/"><span style="color: blue;">Basilica
de Nuestra Señora de Lourdes</span></a> einen jungen Studenten kennen. Er sieht
nicht nur hinreissend aus, er scheint auch etwas im Köpfchen zu haben. Er
studiert Jurisprudenz an der besten Universität der Stadt und stammt, wie sich
im Verlaufe der Zeit herausstellen sollte, aus sehr gutem, vermögendem Hause,
was alsogleich mein Vorurteil entkräftete, dass sich junge Männer nur dann gern
auf ältere Herren einlassen, wenn bei diesen das <a href="https://draft.blogger.com/u/1/"><span style="color: blue;">Potential eines
Sugardaddys erkennbar ist</span></a>, der ihnen ein iPhone kauft, allfällige Studiengebühren
begleicht, die Spitalkosten der kranken Grossmutter übernimmt und sie in
angesagte Gaststätten einlädt. </span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 18pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"> Doch Simon hat
all dies nicht nötig. Sein Taschengeld reicht vom Kauf von Markenkleidern über
Taxifahrten, Flugreisen in der Business Class bis hin zu Club-Besuchen. Und ich
musste mich fragen, worin denn für diesen jungen Mann überhaupt der Reiz
bestand, sich auf diesen Schweizer Pensionär einzulassen. Gerontophilie? –
Simon kann es mir bis heute nicht erklären. Doch im Verlaufe des Jahres hörte
ich wenigstens mit dieser sinnlosen Hinterfragung auf und begann, Simons
Zuneigung einfach zu geniessen und im Gegenzug auch ihm meine uneingeschränkte
Aufmerksamkeit zu schenken. Wenn nur nicht plötzlich dieser verdammte Ohrwurm
von Stephanie Lindbergh wieder aufgetaucht wäre und in meinen abergläubigen
Gefühlen Verunsicherung geschürt hätte. Dieser Schlager spielte sich, völlig
ungerechtfertigt, als unheilverkündendes Vorzeichen auf. Nichts deutete
schliesslich auf ein Ende unserer Langzeit-Romanze hin, und schon fast trotzig
traf ich Simon heute Abend, um unser Einjähriges zu feiern. Wir gingen ins
Penta, eines unserer Lieblingsrestaurants, zehn Fussminuten von unserem Haus
entfernt. Maria Adriana, die Besitzerin, kennen wir gut. Sie studierte in
Europa Kunst und pflegt heute als Gastronomin beste Beziehungen zu Bogotás
Oberschicht, zu welcher sie selbst auch gehört. So erstaunte es uns nicht
weiter, als sie uns an diesem Abend wissen liess, dass eigentlich das ganze
Restaurant für einen eleganten Event ausgebucht sei. Sie bot uns wenigstens das
Katzentischchen draussen im Patio an. </span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 18pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"> Beim Essen
sprachen wir über Simons Papa, der seit seiner Rückkehr von einer
Geschäftsreise nach Japan gegenüber dem Sohn ein seltsames Verhalten an den Tag
legt. Plötzlich ist er ungewöhnlich streng mit ihm, will ihn erziehen, verhängt
ein generelles Ausgehverbot, kürzt das Taschengeld und droht, ihn aus dem Haus
zu werfen, sollte sich Simon nicht an seine Direktiven halten. Hintergrund ist
ein Vorfall an der Universität, wo Simon nicht die beste Falle gemacht hatte,
indem er einen Übeltäter deckte statt ihn anzuzeigen. Das hatte von Seiten der
Fakultät einen Verweis zur Folge. Sicherlich ein leichtsinniges Vergehen von
Simon, das mich als Vater auch sauer gemacht hätte. Doch die Fallhöhe der
strengen Massnahmen ist deshalb so gross, weil vorher derselbe Vater seinen
Sohn nach Strich und Faden verwöhnt hatte, ihm kostbare Uhren schenkte, unter
anderen eine goldene Rolex, und dessen weiteren Wünsche von den Lippen abzulesen
pflegte. </span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 18pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"> Unser Treffen im
Penta war also klandestin. Ich weiss nicht, was für eine Ausrede er erfunden
hatte, um das Haus überhaupt zu verlassen.</span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 18pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;">Eben wurde die Hauptspeise
aufgetragen, als die erwartete hohe Gesellschaft eintraf. Simon beobachtete die
eintretenden Gäste und bemerkte erstaunt: „Ich kenne die, die sind im selben
Club wie mein Vater“. Nur einen Moment später sprang er abrupt vom Tisch auf,
wandte sich ruckartig um und schlich auf allen Vieren zum nahen Busch im Patio,
hinter welchem er sich, so gut es ging, versteckte. Wie ein begossener Pudel
blieb ich sitzen. Nach ein paar Minuten bekam ich auf mein Handy eine
Textnachricht von ihm des Inhalts: „Mein Vater befindet sich unter den Gästen.
Ich kann mich nicht zeigen, er würde mich entdecken. Sorry.“</span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 18pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"> Statt für zwei zu
essen, verschlug es mir den Appetit. Ich schrieb Simon zurück: „Ich warte auf
dich draussen“. Ich liess mir darauf die leckeren Speisen einpacken, bezahlte
und versuchte beim Hinausgehen herauszufinden, wer unter diesen vielen Leuten
Simons Vater sein könnte, denn ich habe noch nie ein Bild von ihm gesehen. Kaum
draussen, begann es zu regnen, und ich suchte einen Unterstand. Die
unterschiedlichsten und widersprüchlichsten Gefühle standen bei mir in diesem
Moment Spalier, und ich wusste nicht, welches ich wählen soll. Eines war
geprägt von unverhoffter Abenteuerlust, ein weiteres von Irritation und
Befremden. Ein drittes deckte gleichzeitig Ungläubigkeit und Ärger ab, und
wieder ein anderes liess mich einfach nur lachen: Wie bin ich bloss in diesen
falschen Film geraten? </span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 18pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"> Zeit verstrich,
der Regen wurde stärker, die Papierverpackung des mitgenommenen Essens weichte
allmählich auf. Je länger ich wartete, umso unwohler wurde es mir in der Rolle
des unfreiwilligen Komplizen. Soll ich für mich einfach ein Taxi bestellen und
Simon hinter dem Busch hocken lassen? Als ob die Situation nicht schon genug
Sprengkraft gehabt hätte, ertönte just in diesem Moment in meinem Inneren das
unselige Lied von Stephanie Lindbergh, und ich musste zu mir selbst sagen, du
alter Trottel bist doch nicht 73 geworden, um so kindische Abenteuer, wie sie
allenfalls unter Jungen begangen werden, zu bestehen. Simons Vater hätte
schliesslich mein Sohn sein können. Alles hing irgendwie gewaltig schief an
diesem Abend, und ich stand im Regen. </span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 18pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"> „Geh nach Hause“,
textete mir Simon nach einer Weile, „ich warte, bis Papa aufs Klo geht, dann
werde ich versuchen, mich an all seinen Freunden vorbei aus dem Restaurant zu
stehlen und so schnell wie möglich nach Hause zu gelangen. Hast du bezahlt? Ich
bin pudelnass. Schlaf gut. Ich liebe dich. Und vielen Dank fürs Essen.“</span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><b><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 18pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"> </span></b><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><b><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 18pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;">Tercer día</span></b><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><b><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 18pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"> </span></b><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 18pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"> Heute morgen
fahre ich mit Danika zur Brustkontrolle. Das Korsett beengt sie. Der Brustkorb
ist geschwollen. Die Brustwarzen jucken. Ich empfehle Babypuder. Von meinem
nächtlichen Abenteuer im Penta erzähle ich ihr aber nichts. Ich warte unten im
Auto, bis Danika von der Untersuchung zurückkommt. </span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 18pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"> Über Mittag habe
ich mit René abgemacht, einem Schweizer, dem ich vom letzten Treffen her noch
ein Glas Wein und eine Tasse Kaffee schulde. Mein letzter Wissensstand bei ihm
ist, dass er sich jetzt, nach seiner Pensionierung, mit seinem kolumbianischen
Partner in Medellín niederlassen will. Heute aber äussert er plötzlich Bedenken,
denn er will die Krankenkasse in der Schweiz nicht verlieren und auch nicht das
Steuerdomizil, besonders jetzt, wo hier in Kolumbien nach den letzten Wahlen
ein <a href="https://draft.blogger.com/u/1/"><span style="color: blue;">linker
Präsident ans Ruder</span></a> gekommen ist und mit massiven Erhöhungen der
Abgaben droht. René weiht mich in seine Überlegungen ein und fragt mich um Rat.
Soll er pendeln? Ein halbes Jahr hier, ein halbes dort? Soll er eines der
beiden Appartements, die er sich in Medellín erstanden hat, verkaufen? Wieviel
würde er heute dafür bekommen bei dieser Inflation? Was macht sein Partner, der
keinen Schulabschluss und schon gar keine beruflichen Erfahrungen mitbringt, in
diesen halben Jahren in der Schweiz? Und was würde René hier in Kolumbien in
der anderen Jahreshälfte den lieben langen Tag tun?</span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 18pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"> Statt aufmerksam seinen
Erwägungen zu folgen, schweife ich ab und befrage mich, angestachelt durch
Renés Fragen, selbst. Wieso habe ich für mich selbst bis heute noch kaum
derartige Zukunftsgedanken angestellt? Bin ich, im Gegensatz zu René,
leichtsinnig und sehe dem Unabdingbaren nicht genug deutlich ins Auge? Was,
wenn ich pflegebedürftig werde? Was, wenn ich von Danika und Simon verlassen
werde? Was, wenn ich das Gedächtnis verliere? Wird mir jemand den Arsch
abwischen und beim Sterben helfen? - Ich habe keine einzige Antwort darauf
parat.</span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 18pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"> Ich befürchte,
ich bin für René heute ein schlechter Ratgeber. Ich scheine im Gegensatz zu ihm
in einer Weise in den Tag hineinzuleben, die wohl nicht ganz schweizerischem
Standard entspricht. Sollte mich meine Sorglosigkeit mehr beunruhigen, als sie
es tut? </span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 18pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"> Plötzlich läutet
mein Handy. Die Nummer ist mir unbekannt. Mit matter Stimme und schwerer Zunge
meldet sich Simon. Er berichtet, er sei spät nachts, nachdem sich die geladene
Club-Gesellschaft endlich aufgelöst habe, aus seinem Versteck gekrochen und vor
dem Penta in ein Taxi gestiegen. Von da weg könne er sich aber an gar nichts
mehr erinnern. Heute Mittag sei er dann völlig durchnässt und verdreckt hinter
einem Gebüsch eines nahen Parkes mit blutverschmiertem Hemd und Platzwunden im
Gesicht und an den Schultern aufgefunden worden. So habe es ihm die Polizei
berichtet. Sie habe ihn darauf zu einem Arzt gebracht, der bei der Untersuchung
im Blut betäubende Substanzen entdeckt habe. Alle Wertsachen seien weg und auch
sein Handy. Er habe heftiges Kopfweh. Später sei er von der Ambulanz nach Hause
gebracht worden, wo sein Vater ihn kühl und ohne grosse Anteilnahme mit den
Worten empfangen habe, das alles wäre nicht passiert, wenn sich sein Sohn an
die elterlichen Vorgaben gehalten hätte.</span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 18pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"> Meine
Aufmerksamkeit für René ist jetzt vollends dahin. Ich entschuldige mich bei ihm
für mein merkwürdiges Benehmen, bezahle die Konsumation und verabschiede mich
rasch und schnörkellos. Doch wohin mit meinen Sorgen? Simon liegt jetzt vermutlich
im Bett und ist wohl vorerst keines vernünftigen Gedankens fähig. Ich auch
nicht.</span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal"><style>@font-face
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{page:WordSection1;}</style><b><span style="font-size: 18pt;"> <br /></span></b></p><br /><p class="MsoNormal"><span style="font-size: 18pt;"><span style="font-size: small;">©Nikolaus Wyss</span> <br /></span></p><p class="MsoNormal"><span style="font-size: 18pt;"> </span></p><p class="MsoNormal"><span style="font-size: large;"><span style="font-size: medium;"></span></span></p><p><span style="font-size: large;"><span style="font-size: medium;"><span style="font-size: large;"><b> Ich freue mich immer über Kommentare und Grüsse. Danke. Hier noch: </b></span><a href="https://nikolauswyss.blogspot.com/2019/07/meine-weiteren-beitrage-schon-nach.html"><b><span style="font-size: large;">Weitere Beiträge auf einen Click</span></b></a> </span></span></p><p class="MsoNormal"><span style="font-size: 18pt;"> </span></p>
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{page:WordSection1;}</style><h2 style="text-align: left;"><br /></h2>Nikolaus Wysshttp://www.blogger.com/profile/08341067860591791269noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6471077158947417277.post-14516623145668703312022-11-10T07:06:00.008-08:002023-01-01T16:54:03.286-08:00Alles falsch - Und was unsere Katze namens CUAL dazu meint (auch wenn sie weder Choupette heisst noch ein Labrador ist)<p></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjm_9DKF9znoO7LFhHWR4RJIG9cLNMi8LW6Swp_5Ba2rvuVoP38I3_AvnJBRUK1oquffPe1KdRRdS-tTe6YaYvraVNgKlTH2qn8qq_E2XRh-eMOP1DFUG2PKeMzvAo1KF-mqRYk7ccZkRH2bXmZF_aqgxmanGhnilwmzlQ0LQsL1hLOIDeM8rxP08AmLw/s1152/Glu%CC%88ck.png" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1152" data-original-width="902" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjm_9DKF9znoO7LFhHWR4RJIG9cLNMi8LW6Swp_5Ba2rvuVoP38I3_AvnJBRUK1oquffPe1KdRRdS-tTe6YaYvraVNgKlTH2qn8qq_E2XRh-eMOP1DFUG2PKeMzvAo1KF-mqRYk7ccZkRH2bXmZF_aqgxmanGhnilwmzlQ0LQsL1hLOIDeM8rxP08AmLw/w314-h400/Glu%CC%88ck.png" width="314" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Foto: Alejandro Ardila<br /></td></tr></tbody></table><p><span style="font-size: large;">Qualität-Management ist das Gebot der Stunde. Doch was ist Qualität? In unserem <a href="https://nikolauswyss.blogspot.com/2020/06/nur-schwache-erinnerungen-luzern.html">Hochschulbetrieb in Luzern</a> verstand man darunter zuallererst das Beherrschen und Anwenden betrieblicher Prozesse. Jede Angelegenheit, jedes Vorgehen, jeder Lösungsweg anstehender Probleme oder Entscheidungen, alles musste sein schriftlich-schematisiertes, fixiertes Plätzlein bekommen. Die Belegschaft hatte sich dieses Regelwerk in ihrem Alltag und im Interesse einer transparenten und gerechten Produktivität zu verinnerlichen. Der magische Begriff, der den Massstab setzte für die Qualität der Vorkehrungen, hiess und heisst wohl immer noch EVALUATION. Wenn alle zufrieden waren mit dem Betrieb, wenn keine rufschädigenden Zwischenfälle zu verzeichnen waren und sich keine Klagen häuften, so konnte ich mich als Rektor für eine Weile dem gesunden Schlaf hingeben. Bei Geknorze aber, bei unliebsamen Vorkommnissen, Irregularitäten und bösen Rückmeldungen galt es Überstunden zu leisten, um die zum Vorschein gekommenen Schwachstellen auszumerzen oder zumindest dem Qualitätsverantwortlichen wegen seiner Versäumnisse auf die Finger zu klopfen... </span></p><p><span style="font-size: large;">Die bei den regelmässigen und gross angelegten Umfragen erreichte Punktzahl entschied dann über die Art des Labels, das man für diese qualitativen Anstrengungen verliehen bekam. Erfüllten wir die notwendigen Punkte, konnten wir fortan für eine Anzahl von Jahren alle Drucksachen und Homepages mit dem Label der Exzellenz schmücken. Bis der Evaluationstürk irgendwann wieder von vorne anfing. Die Erwartung war natürlich, dass wir während der Gültigkeitsdauer damit andere Institutionen ausstechen, was, so die Hoffnung, zu besseren Aufträgen, zu höherer Reputation und damit zu gescheiteren und talentierteren StudienabgängerInnen führen sollte. In unserer der Kunst und dem Design verpflichteten Hochschule bestand allerdings der immanente Konflikt darin, dass künstlerische Qualität und innovatives Design oft gerade in der Verletzung von Regeln und unter Missachtung von Prozessen entstanden. Brave Studierende reüssieren nicht, so die damals vorherrschende Meinung. Kreativität entstehe erst im Widerstand gegenüber Herkömmlichem und Autoritärem und könne deshalb prozessual kaum verordnet werden. Das brachte unsere Kunsthochschule in eine paradoxe Situation. Standen wir doch als Garantin für Kreativität und Innovation in der Pflicht, junge Menschen dazu anzustacheln, exakt das nicht zu tun, was wir von ihnen prozessual eigentlich einfordern hätten müssen. Unsere Schule empfing deshalb die Qualitätsvorgaben der vorgesetzten Stellen immer mit Argwohn und behandelte sie stets mit spitzen Fingern und im felsenfesten Glauben, dass wir eh besser sind als das, was in blöden Evaluationen zum Vorschein kommt. Die Überraschung bestand dann jeweils darin, dass man trotz grosser Vorbehalte gegenüber diesen institutionellen Vorgaben gar nicht so schlecht abschnitt wie erwartet. Lief da etwa etwas schief? <br /></span></p><p><span style="font-size: large;">Seit ich in Kolumbien lebe, schreibe ich ab und zu Blog-Einträge. Es ist langsam an der Zeit, mein Schreiben zu evaluieren. Denn bis dato machte ich mir über die Wirkungsweise und Verbreitung meiner Texte wenig Gedanken. Ich schrieb aus Launen heraus, aus einem inneren Bedürfnis. Es war mir angenehm, unter dieser Adresse hier einen Platz für meine Überlegungen, Erlebnisse, Erinnerungen und Beobachtungen zu haben. Und natürlich freute ich mich, wenn diese bei der einen oder anderen Person Anklang fanden und zuweilen sogar Rückmeldungen veranlassten. <a href="https://nikolauswyss.blogspot.com/2018/12/meine-meistgelesenen-blogs-20172018.html">Als ich die ersten hundert Beiträge zusammengeschrieben hatte, das war Ende 2018, machte ich einmal eine Zusammenstellung der Clicks auf die bis dahin veröffentlichten Beiträge</a>. Da ich insgesamt zufrieden war mit den Ergebnissen damals, liess ich weitere Hinterfragungen meiner Beiträge bleiben. </span></p><p><span style="font-size: large;">Heute aber, vier Jahre später, fällt mir auf, dass mir seither meine Beiträge keine weiteren Kreise erschlossen haben. Clickmässig dümpeln sie vor sich hin. Sie werden zwar von treuen Leserinnen und Lesern regelmässig belobigt, aber sie erzeugen keinen weiteren Traffic. So heisst das doch, oder? Bin ich an meine Grenzen gestossen? Oder habe ich in meiner Schreibkunst nachgelassen? Oder ist die Leserschaft meiner langsam überdrüssig? - Ich machte mir also in letzter Zeit diesbezüglich Gedanken, weil das Ziel, damit dereinst jeden Tag eine Tasse Kaffee zu verdienen, in weite Ferne gerückt ist. Zuweilen wird zwar, ohne mein Dazutun, zu einzelnen Texten noch Werbung geschaltet. Das sieht dann aber wie folgt aus: Geschätzte Einnahmen heute bis jetzt 0.00 CHF, gestern 0.00 CHF, letzte 7 Tage 0.01 CHF, aktueller Monat 0.01 CHF... </span></p><p><span style="font-size: large;">Nun, es ist natürlich ein Spiel, und ich verzichte aufgrund dieser schäbigen Einnahmen weder auf meine - alternativ finanzierte - tägliche Tasse Kaffee noch aufs Schreiben. Ich klage auch nicht. Ich stelle lediglich fest, dass Wachstum und Erfolg anders aussehen, und es veranlasste mich gestern, im Sinne des Qualitätsmanagements, eine Evaluation durchzuführen. Natürlich will ich damit meine kleine Leserschaft nicht belästigen und verzichte auf eine Umfrage. Doch ich begann mir zu überlegen, woran es an meinen Texten mangelt. Vorallem aber: wie machen das erfolgsgewöhnte Blogger, die oftmals nicht einmal den Akkusativ beherrschen, denen aber Heerscharen von Leserinnen und Lesern zufliegen und durch ihre Clicks täglich viele Liter Kaffee in deren Tassen spülen. Ganz abgesehen vom SUV vor ihren Häusern, von dem ich nicht einmal träume, und abgesehen vom Kleingeld, um sich damit den Kauf einer Wohnung in Paris und New York zu leisten? </span></p><p><span style="font-size: large;">Ich grub mich also in die Tiefen freizügiger Ratschläge professioneller Blogger ein und verglich sie mit meinen Leistungen. Das Resultat in Kurzform: ich mache alles falsch. Was und wie ich bis anhin publiziert habe, hat schon mutwilligen Charakter, mich dem Erfolg endgültig zu verschliessen. </span></p><p><span style="font-size: large;">Ratschlag eins: monothematisch und auf den Punkt gebracht. Ich: Mäandernd, ausufernd, gespickt mit Kraut und Rüben. (Gut, monothematisch bin ich insofern, als sich alles irgendwie um meine Person dreht. Doch das gilt hier in diesem Kontext nichts, so lange ich nicht<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Kardashian_(Familie)"> Kardashian heisse</a>). </span></p><p><span style="font-size: large;">Ratschlag zwei: regelmässig posten. Ich: nach Lust und Laune (habe nicht immer etwas zu sagen).</span></p><p><span style="font-size: large;">Ratschlag drei: Keyword-Recherche, bevor man mit Schreiben beginnt, damit man mich dann findet im Netz. Ich: noch nie gemacht. Was ist das überhaupt? Was könnten denn meine Keywörter sein? Hilfe! <br /></span></p><p><span style="font-size: large;">Ratschlag vier: Geile Titel und geile Zwischentitel. Ich: nur selten gelungen, trotz meiner journalistischen Vergangenheit. Doch das sind 30 Jahre her. Was heute einen geilen Titel ausmacht, weiss ich gar nicht.</span></p><p><span style="font-size: large;">Und so weiter. Kann ja jeder selber nachschauen, was dort alles noch steht, woran ich mich nicht halte, und was man sonst noch zu berücksichtigen hätte für die tägliche Tasse Kaffee. </span></p><p><span style="font-size: large;">Merkwürdig genug: die gestrige Lektüre dieser Ratschläge zeitigte für mich persönlich ein unverhofftes Resultat. Sie hat mich nämlich unmittelbar befreit von der Zwangsvorstellung, eigentlich erfolgreicher sein zu müssen und es nur aus lauter Dummheit nicht zu sein. Denn die Freiheit meiner Gedanken und die Eigenwilligkeit ihres Ausdrucks halte ich eigentlich für wichtiger als die Chance, mir damit eine Tasse Kaffee leisten zu können. Ja, ich fühle mich umso reicher, je weniger ich mich einem erfolgsversprechenden Diktat unterzuordnen habe. Ratschläge und Evaluationen sind gut zur Klärung eigener Werte, die ich privilegierterweise pflegen darf, weil ich von meiner Pension leben darf und zum schieren Überleben nicht auf Blog-Einnahmen angewiesen bin. Im Gegensatz zur überwältigenden Mehrheit der Menschen hier in diesem Lande, die sich für wenige Pesos für alles Mögliche verdrehen müssen. Was für ein Luxusleben ich doch führe! </span></p><p><span style="font-size: large;">Luxus aber führt zuweilen zu Übermut. Der besteht heute bei mir darin, für einmal doch einen Ratschlag aus dem Netz auszuprobieren. Ein Experte, der dort verschiedene Blogs hostet, inspirierte mich dazu. Er berichtet nämlich, er hätte als Experiment eine Zeitlang einen Blog bespielt, der sich ausschliesslich um seinen Labrador gedreht habe. Und dieser Labrador sei in Kürze sehr populär geworden und hätte Tausende von Followers angezogen und viele tausend Tassen Kaffee generiert. Die meisten, so er, suchten sowieso nur Rat im Netz und nicht so etwas, was ich zu bieten habe. Jeder hingegen, der einen Labrador besitze oder sich überlege, sich ein solches Tier zuzutun, will doch etwas über diese Rasse, deren Gewohnheiten und Eigenheiten wissen. Und deshalb werde auf alles und jedes geklickt, was unter diesem Namen läuft. </span></p><p><span style="font-size: large;">Leider haben wir keinen Labrador im Haus und können deshalb die Erfolgswelle dieses Blog-Spezialisten nicht beerben. Wie wär's denn mit unserer Katze? Klar, sie kommt an <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Choupette">Karl Lagerfelds Choupette</a> nicht ran. Sie ist weder eine blauäugige französische Birma-Katze noch modelt sie für Opel. Unsere Katze ist vielmehr eine Strassenmischung aus <a href="https://nikolauswyss.blogspot.com/2022/07/kior-in-buenaventura.html">Buenaventura</a>, ein Waisentier, dort vor vier Jahren winzigklein verlassen und halb verhungert am Wegrand aufgefunden, aufgelesen und auf einer langen Busfahrt nach Bogotá versetzt, wo sie jetzt mit ihren Launen, mit ihrem Hunger und ihrer Aufsässigkeit unser Haus dominiert. Die Gesellschaft eines Kamerädchens hatte sie fauchend abgelehnt. Charakteristisch für sie ist ihr liebenswürdiges Wesen, das sich aber in Sekundenbruchteilen, also ohne Vorwarnung, zu einem bissigen Monster verwandeln kann. Unerklärlich, geheimnisvoll, beängstigend. Sie heisst CUAL, und ich fragte sie vorhin, ob sie eventuell bereit wäre, ab und zu mit einem Kommentar meine Blog-Einträge zu bereichern, natürlich in der Hoffnung, damit neue Kreise zu erschliessen. Ihre Antwort war typisch: nur wenn sie Frischfleisch bekomme und nicht weiter diese verstaubten Trockensnacks. Also ging ich um die Ecke zu unserem Metzger Koller, einem Appenzeller, der vor 39 Jahren hierher eingewandert ist und wohl die besten Schüblinge und Longanizas in ganz Lateinamerika herstellt, und kaufte ihr 100g Hackfleisch vom Rind. Ready?</span></p><p><span style="font-size: large;">CUAL: <i>Was bezweckst du mit diesem Text hier?</i></span></p><p><span style="font-size: large;">Das sage ich ja. Ich überlege mir, wie ich meine Texte qualitativ verbessern und so einem grösseren Publikum zugänglich machen kann.</span></p><p><span style="font-size: large;"><i>Du bringst etwas durcheinander, du alter Sack. Du benützest das falsche Instrument. Statt Qualitätsmanagement musst du besseres Marketing machen. Das ist alles. Es liegt nicht an deinen Texten, es liegt an mangelndem und unprofessionellem Marketing. Lass deine Texte ruhig so, wie sie sind.</i><br /></span></p><p><span style="font-size: large;">Du hast ja keinen gelesen. Was veranlasst dich zu deinem Rat?<br /></span></p><p><i><span style="font-size: large;">Dieses verdammte Trockenfutter. Da steht auf der Verpackung alles Mögliche drauf. Es sei gut gegen meinen Haarausfall, gut für die Verdauung, das beste Produkt auf dem Markt. Und dementsprechend teuer ist es auch. Und du Schwachkopf kaufst diesen Ramsch und meinst, mir damit noch einen Gefallen zu tun. Doch schau mich an. Ich belege ganze Möbelstücke mit meinem Haar, und Magenkrämpfe begleiten mich jeden zweiten Tag. Ich sah dich noch nie begeistert, wenn du mein Gekotze aus dem Teppich wegkratzen musst. Was sagt dir das? Gutes Marketing! Keine Qualität!</span></i></p><p><span style="font-size: large;">Echt jetzt?</span></p><p><i><span style="font-size: large;">Mit mir kommst du auf mehr Clicks. Das kann ich dir vorweg schon sagen. Du wirst mit deinen Texten in meinem Schatten stehen. </span></i></p><p><span style="font-size: large;">Du meinst, Qualität und Marketing-Gedöns gehen nicht zusammen?</span></p><p><i><span style="font-size: large;">Hallo, ich bin auch Qualität, nicht nur eine Marketing-Tussi. Du musst mit deinen Texten dafür sorgen, dass ich für viele Sympathieträgerin werde. Ich habe darin ja schon Erfahrung. Alle, die zu uns ins Haus kommen, finden mich süss und wollen mich streicheln. Ja, Besucherinnen vergessen beim Streicheln meines Felles sogar ihre Katzenhaar-Allergie. </span></i></p><p><span style="font-size: large;">Du schlägst also vor, dass ich zu deinem Texter werde? </span></p><p><i><span style="font-size: large;">Ich werde die Hauptperson sein und du der Stichwortgeber. Das war schon bei Choupette der Fall. Der Unterschied zu Choupette ist lediglich, dass du nicht Karl Lagerfeld heisst. Das ist ein Handycap. Und ohne ihn komme ich auch nicht zu den Grossaufträgen, welche dir genug Kaffee in die Tasse spülen würden.</span></i></p><p><span style="font-size: large;">Dann bleibt also alles doch beim alten und deine Präsenz nützt mir gar nichts?<br /></span></p><p><i><span style="font-size: large;">Ich sage dir nur eins: ohne mich wirst du auf deinen vorliegenden Text hier lediglich ein paar mitleidige Rückmeldungen bekommen von Leserinnen und Lesern, die dich trösten wollen, weil du in einem Beachtungsloch steckst. Doch damit gewinnst du weder einen Blumentopf noch eine grössere Leserschaft.</span></i></p><p><span style="font-size: large;">Kluges Tier.</span></p><p><span style="font-size: large;"><i>Mit mir hingegen gibst du dir immerhin die Chance, deinen engen Leserkreis zu durchbrechen, sagen wir, mit 1000 Clicks mehr pro Publikation. </i><br /></span></p><p><span style="font-size: large;">Dafür lohnt sich der Aufwand aber nicht. Da bleib ich lieber bei meinem angestammten Stil. Ohne dich.<br /></span></p><p><i><span style="font-size: large;">Halt, Halt. 10'000 Clicks mehr?</span></i></p><p><span style="font-size: large;">Tönt schon ein bisschen besser. </span></p><p><i><span style="font-size: large;">Machen wir es doch so: Pro 10'000 Clicks kriege ich 1kg Rindfleisch. Deal?</span></i></p><p><span style="font-size: large;">_______</span></p><p><span style="font-size: large;"><span style="font-size: medium;">© Nikolaus Wyss</span></span></p><p><span style="font-size: large;"><span style="font-size: medium;">_________</span></span></p><p><span style="font-size: large;"><span style="font-size: medium;"><span style="font-size: large;"><b> Ich freue mich immer über Kommentare und Grüsse. Danke. Hier noch: W</b></span><a href="https://nikolauswyss.blogspot.com/2019/07/meine-weiteren-beitrage-schon-nach.html"><b><span style="font-size: large;">eitere Beiträge auf einen Click</span></b></a> </span><br /></span></p><p><span style="font-size: large;"> <br /></span></p><p></p>Nikolaus Wysshttp://www.blogger.com/profile/08341067860591791269noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-6471077158947417277.post-59574401357388815002022-10-20T08:44:00.030-07:002023-07-05T01:22:35.792-07:00Das Fröilein und das Herrlein<p><br /></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEjYIBBXh99QK_z17Ub8FEyfVNW66B-brbaGj3FIs05XLOv2lLxFHZMKeNCMvSV9-67iD-OuOc3SnGMgdR2Cu6kagG6BjCVN-H11NiDoNnV1Jt2kjMDvGaw6F0bJYNCQl6n7tZTJn6QnBnNPo38iK-XJbYBtZxBA2ukbSr9b_03jjRuHgi2LQJ-bhHYUJQ=s1600" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1600" data-original-width="1200" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEjYIBBXh99QK_z17Ub8FEyfVNW66B-brbaGj3FIs05XLOv2lLxFHZMKeNCMvSV9-67iD-OuOc3SnGMgdR2Cu6kagG6BjCVN-H11NiDoNnV1Jt2kjMDvGaw6F0bJYNCQl6n7tZTJn6QnBnNPo38iK-XJbYBtZxBA2ukbSr9b_03jjRuHgi2LQJ-bhHYUJQ=w300-h400" width="300" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Danika, mit Künstlernamen LOMAASBELLO, mit mir beim Brunch</td><td class="tr-caption" style="text-align: center;"> </td><td class="tr-caption" style="text-align: center;"> <br /></td><td class="tr-caption" style="text-align: center;"> </td><td class="tr-caption" style="text-align: center;"> </td><td class="tr-caption" style="text-align: center;"> </td><td class="tr-caption" style="text-align: center;"> </td><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><br /></td></tr></tbody></table><p class="MsoNormal" style="text-indent: 35.4pt;"><span style="font-size: large;"><span style="font-family: helvetica;"><span lang="DE-CH"> </span></span></span></p><p class="MsoNormal" style="text-indent: 35.4pt;">
</p><p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto; text-indent: 35.4pt;"><span style="font-family: Helvetica; font-size: 18pt; mso-bidi-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;">Auf diesem Bild sieht man uns im <a href="https://draft.blogger.com/u/1/"><span style="color: blue;">Restaurant Roca</span></a>
an der Cra.7#68. Anstelle von Namen sind die Strassen hier in Bogotá bloss mit
Zahlen versehen. Diejenigen, die von Ost nach West verlaufen, sind durchnummerierte
Calles, diejenigen von Nord nach Süd heissen Carreras und sind ebenfalls durchnummeriert.
So lokalisiert man einen Ort. Eigentlich gleich wie in Manhattan, wo sie streets
und avenues heissen. Das Roca befindet sich an der Ecke der Carrera sieben, der
Septima also, mit der 68. Strasse. - Es gibt aber auch Ausnahmen in dieser
Strassenanordnung. Zum Beispiel bei Diagonalen. Oder wenn grosse Überbauungen
oder Parks das System stören. Oder wenn ein Hügel umfahren werden muss und so
eine Richtungsänderung gebietet. Das verwirrt zuweilen selbst erfahrene
Taxifahrer.</span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto; text-indent: 35.4pt;"><span style="font-family: Helvetica; font-size: 18pt; mso-bidi-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;">Geübte Leserinnen und Leser ahnen es schon. Ich will
darauf hinaus, dass selbst bei einem gut und logisch angedachten Schema nicht
immer alles so ist, wie man es erwarten möchte. Manchmal weichen auch
Lebenskonzepte von der Norm ab und verwirren. Danika in der obigen Fotografie
zum Beispiel, mit welcher ich seit über sechs Jahren zusammenlebe, hat mich an
Weihnachten des vergangenen Jahres mit dem Entschluss konfrontiert, von jetzt
an eine Transperson zu sein. Anstelle ihres Namens Johan Danilo will sie von
nun an Joan Danika genannt werden.</span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto; text-indent: 35.4pt;"><span style="font-family: Helvetica; font-size: 18pt; mso-bidi-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;">Mir fällt die Umstellung schwer. Dabei vergesse ich
leicht, dass es für sie vermutlich ebenso schwer war, sich zu diesem Entschluss
durchzuringen. Mich aber stört, dass sie sich jetzt einer Gruppe zugehörig
fühlt, mit der ich, ehrlich gesagt, wenig anzufangen weiss. Fühlte sie sich
schon früher als Transperson, ohne dass ich mir dessen gewahr gewesen bin und
ohne dass sie es mich spüren liess? Jetzt hingegen korrigiert sie mich ständig,
wenn ich sie aus Unachtsamkeit noch als männlichen Johan anspreche. Ja, sie wird
sauer. Dabei war sie für mich ihrem Wesen nach schon immer exotisch, auch als
junger Mann. Von Anfang an. Das war für mich sogar der Reiz: nicht einer
bestimmten Gruppe verpflichtet. Eine seltene Art von Unabhängigkeit. Als
identifizierbare Transperson hingegen geht der Reiz dieser flirrenden
Einzigartigkeit verloren. </span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto; text-indent: 35.4pt;"><span style="font-family: Helvetica; font-size: 18pt; mso-bidi-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;">Als ich Danika vor nunmehr sechs Jahren in Cali
kennenlernte, lag sie mit einer Tuberkulose im Spital und nannte sich noch
Johan Danilo. Schläuche saugten gurgelnd Flüssigkeit aus seinen Rippen. Am
Bettrand sass die übernächtigte Mutter. Seit 14 Tagen kümmerte sie sich schon
um das Wohl ihres Sohnes und sorgte mit Selbstgekochtem für sein leibliches
Wohl. Die Nächte verbrachte sie neben ihm auf der viel zu schmalen Couch, während
im Vorraum Neffe Alex auf einem abgewetzten Sofa fläzte und verschwand, als ich
auftauchte. </span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto; text-indent: 35.4pt;"><span style="font-family: Helvetica; font-size: 18pt; mso-bidi-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;">Ich weiss nicht mehr, worüber wir uns unterhielten.
Mein erster Eindruck vom damaligen Johan war einfach der eines interessanten
Menschen, spindeldürr und hochgeschossen, intelligent, kommunikativ und stolz.
Es gab für ihn keine Zweifel, dass er sich von seiner schweren Krankheit
erholen würde. Das imponierte mir. Das, was sie auch heute noch auszeichnet,
hatte er damals schon: Charisma. Das führte dazu, dass ich ihn von Anbeginn für
eine spannende und aussergewöhnliche Person hielt. Ich meinte, mit Johan
jemanden wichtigen kennengelernt zu haben, auch wenn ich mich zu jenem
Zeitpunkt ausserstande gefühlt hätte zu bezeichnen, was an ihm besonders
wichtig gewesen wäre. Er gab mir einfach das Gefühl, es lohne sich, ihn zu
kennen. So kam es zu einer zweiten Begegnung 14 Tage später. Ich offerierte der
Mutter, für ihn Nachtwache zu schieben und im Spitalzimmer mit dieser schäbigen
Couch Vorlieb zu nehmen. Immerhin sparte ich mir damit eine Hotelnacht. Mir
taten allerdings Rücken und Glieder schon bei der Vorstellung weh, darauf eine
ganze Nacht verbringen zu müssen. </span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto; text-indent: 35.4pt;"><span style="font-family: Helvetica; font-size: 18pt; mso-bidi-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;">Auch vom zweiten Treffen habe ich keine präzise
Erinnerung. Worüber haben wir gesprochen? Doch das Erlebnis des ersten Males
wiederholte sich, an seiner Seite nämlich interessante Stunden zu verbringen.
Als am darauffolgenden Morgen seine Mutter, erschöpft vom Treppensteigen in den
6. Stock, eintraf (sie betritt aus Prinzip und Angst keine Fahrstühle), bedankte
ich mich bei ihr für die Zeit, die ich hier an der Seite ihres Sohnes
verbringen durfte. </span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: Helvetica; font-size: 18pt; mso-bidi-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;">Ich trug mich
zu jener Zeit mit dem Gedanken, meinen <a href="https://draft.blogger.com/u/1/"><span style="color: blue;">Lebensabend in Kolumbien zu verbringen. Ich wollte aus
verschiedenen Gründen meiner Lebensgeschichte noch ein neues Kapitel zufügen</span></a>.
Das in kürzester Zeit hergestellte Vertrauensverhältnis zwischen Johan und mir
gab der Realisierung dieser Idee mächtig Vorschub. Seine Signale waren
deutlich, und mir schien, sie könnten nicht das Schlechteste sein, was mir in
jenem Augenblick widerfuhr. War da Verliebtheit im Spiel? – Ich weiss es nicht.
Sicher nicht so, wie man dies jungen Menschen zuschreibt. Ich glaube, gerade
der riesige Altersunterschied zwischen ihm und mir erlaubte uns, diese sich
anbahnende Verbindung relativ vernünftig anzugehen, als Zweckbündnis sozusagen.
Ich hielt mich eher für seinen Grossonkel mit etwas inzestuösen Anwandlungen,
wobei sich diese für uns beide als der unbefriedigendste Teil unserer Beziehung
erwiesen und bald schon wieder eingestellt wurden. Was mich hingegen
überzeugte, war der Umstand, dass er schon einen Job als Modedesigner hatte und
wusste, dass man hart arbeiten muss, um es zu etwas zu bringen.</span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: Helvetica; font-size: 18pt; mso-bidi-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;">So ergab es
sich, dass er mir nach seiner Genesung half, hier in Bogotá eine Bleibe zu
finden, und es war irgendwie selbstverständlich, dass er bei dieser Gelegenheit
gerade bei mir einzog. Seither sind wir eine Art Paar. Wir hängen aneinander,
auch wenn ich anfangs Mühe bekundete, auf der Strasse an seiner Seite zu
wandeln, <a href="https://draft.blogger.com/u/1/"><span style="color: blue;">weil
er in Gehabe und Kleidung schon sehr auffällig war und immer wieder verwunderte
und neugierige Blicke auf sich z</span></a>u ziehen wusste. Ich erinnere mich
noch gut an den Tag, als er aufgebracht heimkam und berichtete, wie ihn auf
offener Strasse ein Macho angerempelt und ihm Schlötterlinge nachgeworfen habe,
weil dieser es offenbar nicht ertrug, dass sich Johan nicht so aufführte, wie
man das von einem "normalen" jungen Mann erwarten würde. Johan war
eine Marica, eine Schwuchtel also. Doch mein Held liess offenbar diese
Anpöbelung nicht auf sich sitzen, löste den Gurt von seiner Hose und schlug
diesen widerlichen Macho windelweich. Die ganze Nachbarschaft sei
zusammengelaufen und war zunächst der Ansicht, Johan sei der Übeltäter. Eine
ältere Dame aber hatte den ganzen Vorfall beobachtet und hielt überzeugend
dagegen, dass der Typ Johan in Schwierigkeiten bringen wollte. Das Gute an
diesem Vorfall war meine Erkenntnis, dass sich diese Schwuchtel offensichtlich
gut zu wehren weiss. </span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: Helvetica; font-size: 18pt; mso-bidi-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;">Laut seinen
eigenen Erzählungen waren seine dominante Stimme, seine Schlagfertigkeit und
seine Wehrhaftigkeit, aber auch seine klaglose Entgegennahme von Schlägen der
Mutter (die ihn aber nie von weiteren Streichen abhielten), charakteristische
Merkmale von ihm. Er wuchs in einem vaterlosen Haushalt auf, seine
Verwandtschaft verteilte sich in der ganzen Nachbarschaft. Alle nannten ihn
Piti. Dieser Name scheint mir zutreffend und hört sich keck an. Danika erzählte
mir einmal, dass er als Neunjähriger von einem Losverkäufer am Strassenrand
aufgefordert worden sei, ihm unanständige Wörter ins Ohr zu flüstern. Piti kam
diesem Ansinnen mit seinem schon damals unerschöpflichen Wortschatz (auch an
anstössigen Ausdrücken) gerne nach, allerdings verlangte er pro Wort ein paar
Pesos... </span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: Helvetica; font-size: 18pt; mso-bidi-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;">Doch so schadlos
schien Danikas Jugend als Johan dann doch nicht verlaufen zu sein. Sein Milieu
in der Hafenstadt <a href="https://draft.blogger.com/u/1/"><span style="color: blue;">Buenaventura am Pazifik</span></a> war geprägt von
Homophobie. Seine Onkel und Tanten, Cousins und Cousinen, Halbbrüder und
Halbschwester störten sich an seinem nicht ganz männlichen Gehabe und äusserten
früh schon den Verdacht, er könnte schwul sein. Das war nicht als Hänselei gemeint,
sondern als Drohung. Sein weibisches Getue und sein Interesse an Puppen und
Kleidern stellten offenbar die Rechtschaffenheit und Gottesfürchtigkeit seines
Familienclans infrage. Was, wenn wegen seiner sündhaften Neigung die ganze
Sippschaft zur Hölle fahren muss? - Das durfte nicht sein. Eine der Massnahmen
bestand darin, Piti von da weg Danilo zu rufen, so wie er, zusammen mit seinem
zweiten Vornamen Johan, auf dem Zivilstandsamt auch registriert war. Die
Familie entschied sich aber für Danilo, weil der Name am Schluss noch ein
maskulines O aufwies, was vielleicht doch noch etwas viriler klang als Johan,
der leicht ins weibliche Joan zu kippen drohte mit all den amerikanischen
Filmschauspielerinnen, die so hiessen: Joan Collins, Joan Fontaine, Joan Crawford
und so fort. Mit Danilo hingegen sollte die als notwendig empfundene
Geschlechtsangleichung erfolgreich vollbracht worden sein. - Doch weit
gefehlt. Auch als Danilo liess er zum Entsetzen der Verwandtschaft die Marica
erkennen. Es musste also gröberes Geschütz aufgefahren werden. Diesem Vorhaben
kam entgegen, als Danilo während der Pubertät in auffälliger Weise Brüste
wuchsen. Der Familienrat befand darauf, diese entfernen zu lassen, und sammelte
Geld für einen operativen Eingriff. </span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: Helvetica; font-size: 18pt; mso-bidi-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;">Es scheint, als
ob sich diese damalige körperliche Verletzung als Trauma erst heute so richtig
manifestiert, jetzt mit 32 Jahren. Denn zum Bekenntnis, eine Transperson zu
sein, trat noch der dringende Wunsch hinzu, sich operativ Brüste einsetzen zu
lassen, um den voradoleszenten Zustand wieder herzustellen. Dass Danika schon
ein halbes Jahr zuvor heimlich mit der Einnahme von Hormonen begann,
vervollständigte das bekenntnisreiche Weihnachtspaket 2021.</span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: Helvetica; font-size: 18pt; mso-bidi-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;">Ich gestehe,
dass meine erste Reaktion schroff ausfiel. Ich nahm es persönlich, als Danika
meinte, sie möchte endlich glücklich werden. Konnte es sein, dass sie die
vergangenen Jahre an meiner Seite unglücklich war? Ich antwortete ruppig:
"Ich habe noch keine Transperson kennengelernt, die ihrer implantierten
Brüste wegen glücklicher geworden wäre. Im Gegenteil. Das angestrebte Gefühl
wird sich auch mit Vorbau nicht einstellen. Entweder wird das Verlangen
wachsen, noch mehr an sich herumzuschnipseln, oder sich auf halbem Weg
einzugestehen, dass sich das Empfinden, nirgends so richtig dazuzugehören, eher
noch verstärkt hat." </span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: Helvetica; font-size: 18pt; mso-bidi-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;">Während Danikas
Bekenntnis aber einem fait acompli gleichkam, sah ich mich gezwungen, meine
Gefühle dazu erst einmal neu zu überdenken. Es zeigte sich, dass ich als alter
Mann, der meinte, sein Menschenbild sei durch langjährige Erfahrung gefestigt
und sinnvoll angeordnet, meine mehrfach geäusserten, dezidierten Ansichten zu
diesen Themen einer Prüfung unterziehen musste. Nicht, dass ich nicht gewusst
hätte, dass die geschlechtliche Orientierung der Menschen eine komplexere
Angelegenheit darstellt als die simple Aufteilung in Mann und Frau und deren
gegenseitige Anziehung, wie das die Bibel lehrt. <a href="https://draft.blogger.com/u/1/"><span style="color: blue;">Schliesslich
gehöre ich selbst zu einer Minorität</span></a>, die für sich in Anspruch
nimmt, den Begriff der Normalität in geschlechtlicher Hinsicht zu erweitern.
Ich hielt aber das weitergehende Aufdröseln individueller Neigungen weder für
dringend noch für opportun. Ja, meine Vorurteile gipfelten in lustvoller
Überheblichkeit. Transmenschen, denen ich begegnete, hielt ich in ihrem Gehabe
und in ihrer Kleiderwahl grossmehrheitlich für dumm und lächerlich. Die
minutiöse Splittung in non-binär, trans und in weitere Verästelungen
spezifischer Gefühlslagen, kurz LGBTQIA+, interessierten mich nicht eigentlich.
Ich hielt sie für Erschwernisse auf dem Weg zur gesellschaftlichen Anerkennung
von Homosexualität. </span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: Helvetica; font-size: 18pt; mso-bidi-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;">Gerade dieser
Tage, als bei der Übergabe des Deutschen Buchpreises der/die diesjährige
Transgender-PreisträgerIn <a href="https://draft.blogger.com/u/1/"><span style="color: blue;">Kim de l'Horizon</span></a> bei der Verdankung seinen/ihren
Kopf kahlrasierte (um sich einerseits mit den gegen die Kopftuch-Tragpflicht
kämpfenden Frauen im Iran zu verbünden und andrerseits zu betonen, dass nichts
so ist, wie man meint, es sei), bekam ich eine WhatsApp-Nachricht eines guten,
alten, heterosexuellen Freundes aus der Schweiz, der diesen Akt mit
Kopfschütteln verfolgt hat und mich fragte, was ich denn zu all diesem
Gendergetue denke. Ich schrieb ihm, etwas flapsig und nicht sehr wohlüberlegt,
wie bei WhatsApp-Nachrichten üblich, vorhin zurück: <i> </i></span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><i><span style="font-family: Helvetica; font-size: 18pt; mso-bidi-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;">Wenn ich
jeweils nicht mehr so richtig weiter weiss, so halte ich mich gern an <a href="https://draft.blogger.com/u/1/"><span style="color: blue;">Pierre Bourdieu </span></a>und
an seine Theorie der "<a href="https://draft.blogger.com/u/1/"><span style="color: blue;">distincion</span></a>", das heisst: an meine
Interpretation davon und deren Erweiterung. Das Bedürfnis, sich von anderen
abzugrenzen, ist fast gleich gross wie das Bedürfnis, sich genau damit einer
bestimmten Gruppe zugehörig zu fühlen. Bei Bourdieu geht es vor allem um
Ästhetisches und um Besitz, um die Präsenz bzw. Absenz eines Gemäldes mit
röhrendem Hirsch im Wohnzimmer zum Beispiel... also um den Geschmack als
Merkmal sozialer (Klassen-)Zugehörigkeit und -Abgrenzung. Doch ich denke,
anstelle des Geschmacks können auch Empfindungen treten, partikuläre Neigungen
und prekäre Gefühlslagen. </span></i><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><i><span style="font-family: Helvetica; font-size: 18pt; mso-bidi-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;">Wir sind immer
mehr Menschen auf dieser Erde, und es wird für den einzelnen immer schwieriger,
sich als Individuum zu begreifen und dem Gefühl der Vermassung und der
Nichtbeachtung zu entkommen. Eine individuelle Strategie dagegen könnte die
Kultivierung einer Eigenschaft, einer Neigung oder eines Merkmals sein, um sich
damit abzuheben von den anderen, um sich zu unterscheiden, vielleicht noch mit
der zusätzlichen Hoffnung, damit sogar einen Trend auszulösen oder zumindest
daran teilzuhaben und sich damit als individueller, einmaliger und besonders zu
fühlen. Ein gewichtiger Teil des Trans-Hype dieser Tage gründet meines
Erachtens seinen Erfolg in der Sehnsucht, etwas anderes zu sein als die
überwältigende Mehrheit der Menschen, den Normalos. Näher bei sich selbst und
dadurch individuell erkennbarer. So ein Hype umfasst also vermutlich nicht nur
diejenigen, die tatsächlich unter ihrem angeborenen Geschlecht leiden, er
erfasst auch viele, die der Masse des Normalen entfliehen möchten, um etwas
Spezielleres zu sein. </span></i><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><i><span style="font-family: Helvetica; font-size: 18pt; mso-bidi-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;">Diesem Hype
kommt die wissenschaftliche Erkenntnis entgegen, dass in jedem Menschen viele
Gene wirken, die ein diffuseres Geschlechtsbild zeichnen, als es die
öffentliche Meinung postuliert. Das heisst, die meisten Menschen tragen, in
unterschiedlichem Grad, auch Gene des anderen Geschlechts in sich und haben
darum in unterschiedlichen Massen auch Neigungen beziehungsweise Bedürfnisse,
welche dem anderen Geschlecht zugeschrieben werden. Bewusst oder unbewusst. Im
Normalfall stören diese Ausweitungen ein normales Sexualleben nicht und
verlangen nicht nach grundsätzlicher Überprüfung der Geschlechtszugehörigkeit.
Wenn man diese Erkenntnis aber zulässt und erst noch ausweitet, dass es nicht
nur um sexuelle Empfindungen geht sondern auch um die Frage, ob man im
richtigen oder falschen Körper lebt, so gäbe es nicht nur keine reine Hetero-
oder Homosexualität mehr, es wären an ihren Stellen, rein hypothetisch,
Millionen von Varianten geschlechtlicher Ausformungen und Identitäten möglich,
ob das jetzt rein physisch oder rein psychisch ist oder in Kombination...
Trans-Menschen betonen ja sehr, dass es vor allem auch um eine mentale
Disposition geht und nicht so sehr um eine körperliche. Weiter weiss ich auch
nicht. </span></i><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: Helvetica; font-size: 18pt; mso-bidi-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;">Ich weiss
nicht, ob diese Aussagen bereits meinen Lernprozess, der durch Danikas
Bekenntnis ausgelöst wurde, widerspiegeln. Für meinen Geschmack entbehren sie
beim Wiederlesen nicht eines gewissen überheblichen Spottes, den ich in der
Zwischenzeit offenbar noch nicht ganz ablegen konnte. Vielleicht sind sie aber
auch eine unnötige Konzession an meinen heterosexuellen Adressaten in der
Schweiz. Auch betonte ich zu wenig das Leiden derjenigen, die sich aus purer
Not als Transmenschen verstehen und nicht aus strategischen Gründen. Doch doch,
die gibt es schon. Und es gibt hier in Kolumbien auch Hilfsorganisationen, wie
zum Beispiel <a href="https://draft.blogger.com/u/1/"><span style="color: blue;">"Colombia
diversa"</span></a>, die sich darum kümmern, dass diese Menschen in diesem
unsäglichen Macho-Land nicht unter die Räder kommen. Während der Durchschnitt
der Lebenserwartung hier bei 74 Jahren liegt, können Trans-Menschen hier im
Durchschnitt mit nicht mehr als 35 Jahren rechnen. Sie leben gefährlich und
sind oft Opfer von Gewalt, Verbrechen und Drogen. </span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: Helvetica; font-size: 18pt; mso-bidi-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;">Wie dem auch
sei: Im Januar dieses Jahres reservierte ich einige Abende auf unserem roten
Sofa, um mir auf Netflix die zwei ersten Staffeln von <a href="https://draft.blogger.com/u/1/"><span style="color: blue;">Pose</span></a>
zu Gemüte zu führen, einer Serie aus der New Yorker Subkultur, wo vornehmlich
Trans-Gruppen an sonntäglichen Tanz- und Kostüm-Wettbewerben teilnehmen. Mit
all den dazugehörigen Intrigen, Geschwätzigkeit, Kümmernissen und Triumphen.
Und mit der Zeit stellte sich ein, was ich nicht für möglich gehalten hätte.
Die Figuren der Serie begannen mir sympathisch zu werden. Ihre
Empfindlichkeiten und Befindlichkeiten, ihre Schlachten auf dem Tanzparkett,
ihre pseudofamiliären Strukturen, denen jeweils immer eine mother vorstand,
liessen mich allmählich verstehen, wie diese Art von Subkultur tickt und worauf
es ihnen ankam. Vor allem aber: im Grunde durchlebten sie Sehnsüchte und
Gewohnheiten, die mir aus meinem eigenen Leben durchaus vertraut sind. Die
Serie half mir bei der Anhebung meiner zuvor niedrigen Motivation, Johan jetzt
Danika zu rufen. </span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: Helvetica; font-size: 18pt; mso-bidi-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;">Bei ihrer
eigenhändigen Umtaufung war für mich immerhin der Umstand hilfreich, dass
Danika ja unter ihrem Künstlernamen <a href="https://draft.blogger.com/u/1/"><span style="color: blue;">Lomaasbello</span></a> mit ihren Videos schon seit längerem
auf dem Feld der Geschlechterverwirrung respektable Arbeit leistet. Im Anhang
habe ich dazu einige ihrer Werke aufgelistet.</span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: Helvetica; font-size: 18pt; mso-bidi-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;">Hilfreich war
zudem, dass ich in meiner <a href="https://draft.blogger.com/u/1/"><span style="color: blue;">Zeit als Rektor der Luzerner Kunsthochschule</span></a>
immer wieder das Mantra sang, dass zur veritablen, kreativen und
leidenschaftlichen Kunstausübung das Anbohren des innersten Kerns seines Selbst
gehöre. Dort sitze die eigentliche Energie. - Offenbar war bei Johan noch eine
störende Schicht vorhanden, die abgetragen werden musste, um zur Danika zu
gelangen, die fortan Energiequelle ihres künstlerischen Wirkens sein soll. Ich
bin gespannt auf weitere Werke von ihr. - Nur sind eben nicht alle Transen
KünstlerInnen, und ihre Gefühlslage wirkt sich in einem Bürojob wohl delikater
aus als auf einer Bühne oder in einem Video. </span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: Helvetica; font-size: 18pt; mso-bidi-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;">Bleiben die
Brüste Danikas, die jetzt unbedingt implantiert werden sollen. Verleihen ihr
diese einen weiteren Schub zum eigentlichen Selbst? Das Nichtbeantwortenkönnen
dieser Frage lässt mich alt aussehen. Ich sehe mich mit meinen Vorbehalten in
eine konservative Ecke gedrängt. Oder ist diese Ecke gar der eigentliche Kern
meines eigenen Selbst? - Wichtiger jedoch als die Ergründung meines eigenen
Innersten scheint mir allerdings das Bekenntnis, dass Danika und ich, bei allen
Differenzen und halsbrecherischen Theorien, die sich hier manifestieren,
zusammenbleiben wollen, was immer noch kommt. Darauf vorbereitet bin ich heute
besser als noch anfangs dieses Jahres.</span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="text-indent: 35.4pt;"><style>@font-face
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{page:WordSection1;}</style></p><p><span style="font-size: large;"><span style="font-family: helvetica;"><span lang="DE-CH"><span style="font-size: small;">© Nikolaus Wyss</span> <br /></span></span></span></p><p><span style="font-size: large;"><span style="font-family: helvetica;"><span lang="DE-CH">---</span></span></span></p><p><span style="font-size: large;"><span style="font-family: helvetica;"><span lang="DE-CH">Und hier, wie versprochen, noch ein paar Video-Links:</span></span></span></p><p><span style="font-size: large;"><span style="font-family: helvetica;"><span lang="DE-CH">VIVAS -<a href="https://www.youtube.com/watch?v=4l456uiZ0pQ"> </a><a href="https://www.youtube.com/results?search_query=lomaasbello+vivas">Wurde eben als 1. Preis beim Kurzfilmfestival von Bogotá vorgeschlagen und handelt von Trans-Menschen, die sich nicht unterkriegen lassen wollen. Kernsatz: "tu normalidad nos cuesta la vida" (deine Normalität kostet uns das Leben)</a><br /></span></span></span></p><p><span style="font-size: large;"><span style="font-family: helvetica;"><span lang="DE-CH">RICO - <a href="https://www.youtube.com/watch?v=4xXUL5ROM5o">Der simple Inhalt heisst: Du vögelst gut. Wurde in unserer Wohnstube gedreht mit mehreren Kilo Sand auf dem Fussboden und Green Screen an den Wänden. Der Spiegel hängt noch, und am Tisch essen wir immer noch regelmässig</a>.<br /></span></span></span></p><p><span style="font-size: large;"><span style="font-family: helvetica;"><span lang="DE-CH">PENSANDOTE - <a href="https://www.youtube.com/watch?v=5tTkaj8H4lM">Sehnsucht nach einem vermissten Geliebten. </a></span></span></span></p><p><span style="font-size: large;"><span style="font-family: helvetica;"><span lang="DE-CH">SHUT UP -<a href="https://www.youtube.com/watch?v=Mm_A3dOLjdI"> Dieses Video entstand kurz vor Ausbruch der Covid-Pandemie grösstenteils auf unserer Dachterrasse. Kernaussage: "Ich bin nicht so geboren, ich habe mich erfunden". </a>---<span>---</span><span>--- </span><a href="https://www.youtube.com/watch?v=E4N643bikbo&t=39s">Davon gibt es von mir unter dem Titel FELLINI AUF DEM HAUSDACH auch eine Art von Making Of</a>f. <br /></span></span></span></p><p>---</p><p><span style="font-size: large;"><b><a href="https://www.lomaasbello.com/">LoMaasBello übrigens hat kürzlich ihre eigene Homepage aufgemöbelt. Hier ist sie unterlegt.</a></b></span> <br /></p><p><span style="font-size: large;">Und hier noch die Fortsetzungen der Geschichte: </span></p><p><span style="font-size: large;"><a href="https://nikolauswyss.blogspot.com/2023/01/tres-dias.html">Die Brüste sind drin</a></span></p><p><span style="font-size: large;"><a href="https://nikolauswyss.blogspot.com/2023/07/ein-tag-im-leben-von-danikalomaasbello.html">Ein Tag im Leben von Danika / Lomaasbello</a> <br /></span></p><p><span style="font-size: large;">In diesem Kontext vielleicht auch interessant zu lesen dieser Beitrag: <a href="https://nikolauswyss.blogspot.com/2018/02/hast-du-dich-je-einmal-geoutet-nikolaus.html">Wenn das Schaumbad kalt wird (über mein eigenes Coming-out)</a></span></p><p>--- <br /></p><p><a href="https://nikolauswyss.blogspot.com/2019/07/meine-weiteren-beitrage-schon-nach.html"><span style="font-size: large;"><span style="font-size: medium;"><span style="font-size: large;"><b>Ich freue mich immer über Kommentare und Grüsse. Danke. <i>Hier noch die thematisch gegliederte Liste weiterer Blog-Einträge auf einen Click. </i></b></span></span></span></a><span style="font-size: large;"> </span><br /></p><br /><p></p>Nikolaus Wysshttp://www.blogger.com/profile/08341067860591791269noreply@blogger.com3tag:blogger.com,1999:blog-6471077158947417277.post-46511260899034006652022-10-08T18:20:00.024-07:002023-03-26T09:26:48.626-07:00Brief an meinen ungeborenen Bruder<p></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEioLDIwN4ZIEbG8VHNntF01Q3VLjskv5-eRpytSjR3p0MjLNc_h7ULrCd8hHbhBa5Eusk6b51xSAfSsIsSE6jv7E4HDF1yH8NMbS5vah_byhSz4FKTMpKSKp3RujWtOaO-vQ6SmIBCYfvtQQibx9TJMJjMbj1lZ5KNZTFYHy3KxGMT30MUoIJJNnCr24w/s1196/6E8630A6-430F-41A0-9D61-4B144F296E82_1_201_a.jpeg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1196" data-original-width="899" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEioLDIwN4ZIEbG8VHNntF01Q3VLjskv5-eRpytSjR3p0MjLNc_h7ULrCd8hHbhBa5Eusk6b51xSAfSsIsSE6jv7E4HDF1yH8NMbS5vah_byhSz4FKTMpKSKp3RujWtOaO-vQ6SmIBCYfvtQQibx9TJMJjMbj1lZ5KNZTFYHy3KxGMT30MUoIJJNnCr24w/s320/6E8630A6-430F-41A0-9D61-4B144F296E82_1_201_a.jpeg" width="241" /></a></div><p class="MsoNormal"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 18pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;">Lieber
Karlsohn oder Emilsohn, was weiss ich</span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 18pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"><span> </span>Karl war längere Zeit der Geliebte
meiner Mutter, und Emil hiess mein Vater, vielleicht auch deiner, was weiss
ich. Oder wärst du ein Mädchen geworden? Mein Schwesterherz? Was weiss ich...
Ich weiss lediglich, dass unsere Mutter dich abgetrieben hat.</span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 18pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"><span> </span>Es gab in den 90er Jahren des
letzten Jahrhunderts eine Welle von selbstbewussten Frauen, welche das Thema an
die Öffentlichkeit trugen. Meine Mutter war auch darunter und bekannte sich in
einer grossen Zeitungsannonce, zusammen mit tausend anderen Frauen, zu ihrer
Tat. Das Inserat bekam ich nie zu Gesicht. Doch anlässlich einer späteren
Begegnung sah unsere Mutter in der Meinung, ich hätte von dieser
Veröffentlichung erfahren, den richtigen Zeitpunkt für gekommen, mich auch noch
persönlich von deinem kurzen Leben in ihrem Bauch in Kenntnis zu setzen und
allfällige Fragen zu beantworten. Daraus hätte sich bestimmt ein lohnendes Gespräch
entwickeln können. Doch ich sah mich in diesem Moment ausserstande, darauf in
adäquater Weise einzugehen. Ich hätte überrascht und neugierig sein und alles
über dich erfahren müssen. Diese Neugier aber wurde gestört vom lächerlichen
Umstand, dass ich ihre Mitteilung für unpassend hielt, weil sie meines
Erachtens dreissig oder vierzig Jahre zu spät gemacht wurde. Meine Mutter ging
zu diesem Zeitpunkt auf die 80 zu, und ich war nicht darauf vorbereitet, so ein
Bekenntnis, das sie so lange und so cool bei sich aufbewahren konnte, als
tiefgreifendes Erlebnis in ihrem eigenen Leben zu begreifen und zu würdigen.
Das tut mir heute leid für sie wie auch für dich. Ändern kann ich es nicht
mehr. Vielleicht bist du ihr drüben schon einmal begegnet, und ihr konntet eure
Standpunkte - hoffentlich friedlich - austauschen, was weiss ich. Ich meine
einzig zu wissen, dass du auf seltsame Weise bei mir immer wieder präsent
gewesen bist, auch zu Zeiten, wo ich noch gar nicht von deiner allzu kurzen
Existenz wusste.</span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 18pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"><span> </span>Überdeutlich zum ersten Mal, als ich
als Dreikäsehoch dem Christkind einen Zettel schrieb mit dem Wunsch, ein
kleines Brüderlein zu bekommen. Meine Mutter half mir beim Texten, und
gemeinsam legten wir das Stück Papier, mit einem Stein beschwert, abends auf
das Fenstersims. Am nächsten Morgen war der Zettel weg, und bei mir wuchs die
Hoffnung, das Christkind würde meinen Wunsch erfüllen. An Weihnachten jedoch
lag unter dem Christbaum lediglich ein Teddybär.</span></p><p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 18pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"> </span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 18pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"><span> </span>Zum zweiten Mal warst du mir präsent
im Skilager auf Trübsee. Ich war da vermutlich in der 5. Primarklasse und
musste in Reih und Glied warten, bis ich an einem der paar
Kaltwasser-Spülbecken meine Zähne putzen und mit dem Waschlappen übers Gesicht
fahren konnte. Das Warten machte mir aber nichts aus, denn vor mir stand ein
Junge, der mir ausserordentlich gut gefiel. Ich erschrak über meine
Empfindungen, gleichzeitig fühlte ich mich diesem Buben aber so nah und
verbunden, dass ich meine Gefühle für ihn als brüderliche Nähe deutete.</span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 18pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"><span> </span>Dieses Erlebnis wurde zu einem
Grundmuster in meinen Neigungen zu jungen Männern. Ich war wohl auf der Suche
nach dir, mein Lieber. So legte ich mir das wenigstens zurecht. Und es hält an
bis heute. </span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 18pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;">Wieso ich dir aber ausgerechnet
heute schreibe, hat mit der Verleihung des diesjährigen Nobelpreises für
Literatur zu tun. Ich habe zwar von der Preisträgerin <a href="https://draft.blogger.com/u/1/"><span style="color: blue;">Annie Ernaux</span></a>
nichts gelesen, aber bei der Würdigung ihres literarischen Schaffens erwähnte
ein begeisterter Literaturkritiker im Radio das Buch <a href="https://draft.blogger.com/u/1/"><i><span style="color: blue;">L'Autre Fille</span></i></a>
aus dem Jahr 2011, worin die Schriftstellerin einen Brief an ihre Schwester
schreibt, die als sechsjähriges Kind, zwei Jahre vor der Geburt der Autorin,
gestorben war. Offenbar hatte die Familie einen Mantel des Schweigens über
deren Tod gelegt, und Ernaux hat erst viel später von der Existenz der
verstorbenen Ginette, so ihr Name, erfahren, was sie dann anregte, zu ihr eine
persönlich-literarische Verbindung herzustellen, um ihr nicht nur vieles
geschwisterlich anzuvertrauen, sondern ihr auch ein ehrendes Denkmal zu setzen.</span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 18pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"><span> </span>Ich glaube zwar nicht, dass es
zwischen uns so weit kommen wird. Aber der Gedanke, dass zu mir eigentlich ein
Bruder (oder doch eine Schwester?) gehört, macht mich glücklich und rückt mich
in die Nähe familiärer Normalität, deren Ausbleiben ich damals, in jungen
Jahren, so schmerzlich empfand. Ich wuchs, du weisst es, als Einzelkind bei
unserer Mutter auf, <a href="https://draft.blogger.com/u/1/"><span style="color: blue;">der Vater war in unserem Alltag k</span></a>aum präsent. Im
Kindergarten bei <a href="https://draft.blogger.com/u/1/"><span style="color: blue;">Fräulein Werling</span></a> und später im Wolfbach-Schulhaus
wurde ich oft nach meinem Vater und meinen Geschwistern gefragt und hatte
darauf keine passende Antwort. Ich beneidete meine Schulkameraden aus
kinderreichen Familien, den Rolf Stoffner zum Beispiel von der Froschaugasse,
und konnte nicht verstehen, dass Rolf wiederum mich beneidete, weil ich die
Spielzeuge mit niemandem teilen musste. - Wie wäre das bei uns gewesen,
Karl-Emil? Ich als älteres Geschwister hätte vermutlich stets nachgeben und dir
die Spielsachen überlassen müssen. Und hätte mich dann eifersüchtig an den
Rockzipfel unserer Mutter gehängt und weinend mein Schicksal beklagt. Diese
Situation halte ich noch heute für zehnmal attraktiver als das Alleinsein mit
all seinen angeblichen Privilegien. Ich hätte mit dem Akzeptieren solcher
Situationen zusätzlich noch soziale Kompetenz gelernt. Du hast mir
gefehlt.</span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 18pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"><span> </span>Ja, du wurdest umgebracht. Das ist
schon so. Noch bevor du hättest leben können. Du warst ein Opfer der Umstände,
die ich auch nicht so genau kenne. Wenn dein Vater auch mein Vater war, dann
sicher auch wegen der Unverträglichkeit unserer Eltern. Unsere Mutter wollte
sich wohl nicht noch mehr Lärm, wie Vater ihn zu veranstalten pflegte,
aufhalsen. Warst du hingegen Karls Fötus, so hätten wohl auch noch
gesellschaftliche Faktoren eine Rolle gespielt. Karl war verheiratet, hatte
selbst zwei Kinder und eine schweizweit bekannte Frau. Er hätte unsere Mutter
wohl wissen lassen, dass er nicht bereit wäre, dich anzuerkennen. Damals
konnten Männer noch bestimmen, ob sie sich zu ihrer Brut bekennen wollten oder
nicht. Das war bei meinem Vater (oder dem unsrigen) auch so. Ich war als
uneheliches Kind nicht erbberechtigt und trug den Familiennamen meiner Mutter,
welche wiederum auf den Ämtern als "Fräulein Wyss" angesprochen
wurde.</span></p><p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 18pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"><span> </span>Ich glaube, unsere Mutter sah sich damals wohl als Opfer und körperlich
wie seelisch überfordert, noch ein weiteres Kind aufzuziehen, was ihren
Scharfsinn zur Situation der Frauen in unserem Land sicher schärfte, der sich
dann später in ihrem feministisch-journalistischen und schriftstellerischen
Wirken fruchtbar niederschlug. Doch davon hast du nichts. Was du hingegen
allen, die jetzt noch leben auf diesem Planeten, voraus hast, ist dein Tod. Du
weisst, wie es drüben aussieht, während wir hier immer noch darüber rätseln.
Klar, wir gehen unwissend unseren Weg, bis es so weit ist. Wir machen uns
unsere Gedanken über Verstorbene und über den eigenen Tod, und wenn es gut
kommt, so stellt sich sogar eine gewisse Befriedigung und Dankbarkeit ein über
das, was wir verleben durften. Das fehlt dir. Du kannst dich lediglich für die
Wärme im Uterus unserer Mutter bedanken, hast vielleicht von aussen auch noch
Stimmen vernommen oder Mutters vielgeliebten Mozart. Tröstet dich das, oder
hast du das Gefühl, unsere Mutter sei dir noch etwas schuldig?</span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 18pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"><span> </span>Ich sage dir, und vielleicht kannst
du es von weitem beobachten, unsere Welt hat auch schon bessere Tage gesehen.
In meinem Umkreis lebte ich meine 73 Jahre in der falschen Gewissheit, dass wir
Menschen anstehende Probleme auf anständige und friedliche Art lösen können,
ohne eindeutige Opfer und ohne eindeutige Sieger. In Balance sozusagen. Du
hingegen musstest die Erfahrung machen, dass unsere Mutter deine Präsenz nicht
auf die Reihe kriegte und dich, als Konsequenz davon, abtrieb. Du wirst für
ewig dich als eindeutiges Opfer sehen und kaum Verständnis dafür finden, dass
sich meine Mutter auch in einer beklemmenden Situation befinden mochte und
Entscheidungen treffen musste, über die sie später offenbar jahrzehntelang
schwieg, weil sie sie so heftig schmerzten. Deine traumatische
Sterbenserfahrung hingegen lässt dich anders auf die Weltgemeinschaft blicken,
die momentan in existentielle Krisen hineinschlittert. Du hast den
Zusammenbruch, das Nicht-mehr-Können früh erfahren und musstest mit deinem
Leben büssen. Ich hingegen, ohne von deinem Schicksal zu wissen, wog mich im
Glauben ans Gute im Menschen, an die Liebe, an die Machbarkeit und an die
Lösung von Konflikten, an Vergebung, Reue, Zuversicht und Vernunft. In mir
taucht erst jetzt allmählich die Ahnung auf, dass wir kurz davor sein könnten,
in globo von dieser Welt abgetrieben zu werden.</span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 18pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"><span> </span>Ohne dass ich von dir wusste, hast
du mir in der Gestalt verschiedener Liebhaber und treuer Freunde immer wieder
das Gefühl vermittelt, das Leben sei schön und lebenswert. Dafür danke ich dir.
Deine feinstoffliche Präsenz ermöglichte mir Glücksgefühle, Erfahrungen und
auch Enttäuschungen, die mich, unter dem Strich, immer ein Stück weitergebracht
haben. Aber solange ich selbst bin, bist du mir immer etwas voraus. Soll ich
mich freuen, mich bei dir dereinst einzufinden. Was rätst du mir? Was ist noch
zu tun, bevor ich komme?</span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 18pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"><span> </span>Ich warte gerne noch ein bisschen
auf deine Antwort.<span> </span></span></p><p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 18pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;">Alles Liebe</span></p><p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 18pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;">dein Bruder Nikolaus</span></p>
<p><style>@font-face
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{page:WordSection1;}</style></p><p><span style="font-size: large;">___</span></p><p><span style="font-size: large;"><span style="font-size: medium;">©Nikolaus Wyss</span></span></p><p><span style="font-size: large;"><a href="https://nikolauswyss.blogspot.com/2019/07/meine-weiteren-beitrage-schon-nach.html"><span> <span>Weitere Blog-Einträge, thematisch geordnet, auf einen Click</span> </span></a> <br /></span></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><span style="font-size: xx-small;"><img alt="" border="0" class="placeholder" height="20" id="2244e1a5d1ebd" src="https://www.blogger.com/img/transparent.gif" style="background-color: #d8d8d8; background-image: url('https://fonts.gstatic.com/s/i/materialiconsextended/insert_photo/v6/grey600-24dp/1x/baseline_insert_photo_grey600_24dp.png'); background-position: center center; background-repeat: no-repeat; opacity: 0.6;" width="20" /></span></div><span style="font-size: large;"><br /><br /></span><p></p><p><span style="font-size: large;"><br /></span></p><p><span style="font-size: large;"> <br /></span></p><p><br /></p>Nikolaus Wysshttp://www.blogger.com/profile/08341067860591791269noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-6471077158947417277.post-2855209172523383852022-10-04T06:46:00.015-07:002023-09-09T16:01:16.234-07:00Un po' di spaghetti alla bolognese<p></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjkhqkn-t2m9B-HgOCI0D2CXny8uU_53Dbpplkp6Cji3ljcbG04MBKIaxdAxSTAk6aouauQo77vD_j6RV1uxiEc3_zcVdrlfsjD5yMs2sL_xNRMmxnPmBeElucArLk9xZ65nQ2b9YI4jwclAoKZOVTQhk8IWhh20ZxAFjoJro3pTQvtfajR-Gm-sQ0xRQ/s4032/Rossi.jpeg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="4032" data-original-width="3024" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjkhqkn-t2m9B-HgOCI0D2CXny8uU_53Dbpplkp6Cji3ljcbG04MBKIaxdAxSTAk6aouauQo77vD_j6RV1uxiEc3_zcVdrlfsjD5yMs2sL_xNRMmxnPmBeElucArLk9xZ65nQ2b9YI4jwclAoKZOVTQhk8IWhh20ZxAFjoJro3pTQvtfajR-Gm-sQ0xRQ/w300-h400/Rossi.jpeg" width="300" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Lina Rossi in der Küche von Mutters Wohnung an der Winkelwiese 6<br /></td></tr></tbody></table><span style="font-size: large;">Ich kann ziemlich genau sagen, wieviele Male im Jahr mir Lina Rossi in den Sinn kommt: ein- bis zweimal. Nämlich immer dann, wenn ich ein Bolognese-Ragù zubereite. Sowas koche ich nur, wenn ich das Hackfleisch für ein Chili con carne oder für einen Braten nicht ganz aufgebraucht habe. Dann gibt es eben eine Bolognese, was nicht mehr als ein- bis zweimal im Jahr vorkommt.<br /></span><p></p><p><span style="font-size: large;">Frau Rossi aus dem Friaul war die Haushaltshilfe <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Laure_Wyss">meiner Mutter </a>im fortgeschrittenen Alter. Sie kam einmal pro Woche an die <a href="https://nikolauswyss.blogspot.com/2018/08/winkelwiese-6.html">Winkelwiese in Zürich</a> und hielt nicht nur die Wohnung sauber, sie kochte auch das Mittagessen, und zwar in grösserer Menge, damit meine Mutter das Übriggebliebene später einfach aufwärmen konnte. </span></p><p><span style="font-size: large;">Es kam vor, dass ich Frau Rossi antraf, wenn ich meine Mutter besuchen ging. Oft köchelte dann auf dem Herd gerade eine Bolognese-Sauce vor sich hin und verströmte ihren appetitanregenden Geruch in der ganzen Wohnung. Eine Stunde lang. Besser zwei. Bis alles sämig war. Frau Rossi erklärte immer wieder gern aufs Neue, worauf es dabei ankam: bei sehr kleinem Feuer</span><span style="font-size: large;"> lange kochen. Den Deckel einen Spalt breit offenlassen, im Laufe der Zeit mit Wasser etwas nachgiessen, damit die Sauce flüssig bleibt und nicht anbrennt</span><span style="font-size: large;">. Weitere Schlüsselwörter von ihr waren jeweils "un po": </span><span style="font-size: large;">un po' di olio d'oliva, un po' di passata di pomodoro, un po' d'aglio und so weiter. Und zum Schluss: un po' di burro. Ich wartete jeweils noch auf den Hinweis </span><span style="font-size: large;">"un po' di vino rosso", der allerdings stets mit einiger Verzögerung vorgebracht wurde, denn Alkohol war in ihrer Familie ein leidiges Thema. Ihr Mann war ihm allzufest zugetan, so dass der Gutsch Wein in der Sauce einer kleinen Sünde gleichkam. </span></p><p><span style="font-size: large;">Meine Mutter konnte es gut mit Frau Rossi. Sie besuchte ihre Familie manchmal in Seebach draussen und wurde dabei wie eine Königin empfangen. Herr Rossi zeigte sich stets von der besten Seite und liess seinen lateinischen Charme spielen, und die halbwüchsigen Kinder zogen sich extra schön an, wenn sie zu Besuch kam. Die Tochter Francesca konnte anpacken und war ehrgeizig. Die Schulen schaffte sie mit Bravour. Die zwei Söhne hingegen, deren Namen mir entfallen sind, waren eher von sanfter Natur und wirkten schüchtern und fragil. Doch wenn es bei meiner Mutter in der Wohnung etwas zu reparieren oder anzustreichen galt, waren sie immer zur Stelle. Ja, meine Mutter stattete einmal sogar einen Besuch bei der Familie Rossi im Friaul ab. Daraus entstand ein Text, der glaub ich in ihrem Lesebuch "Das blaue Kleid" publiziert wurde. Da ich aber schon fast aus Prinzip die Bücher meiner Mutter nie las, kann ich das nicht genau belegen. </span></p><p><span style="font-size: large;">Mir schien, dass sich die beiden Frauen </span><span style="font-size: large;">in bestimmten sprachlichen Dingen </span><span style="font-size: large;"> im Laufe der Zeit annäherten. Aus dem Mund meiner Mutter meinte ich immer öfters Diminutive zu hören, wenn es um Quantitäten ging. Sie antwortete zum Beispiel auf die Frage, ob sie noch etwas Wein möchte, mit "nur ganz weneli" (nur ganz wenig). Oder wenn sie sich zum Mittagsschlaf hinlegte, so ruhte sie sich "nur es bitzeli" (nur ein bisschen) aus. Sie wurde öfters "e chli" (ein wenig) müde, und wenn es ihr zu viel wurde, dann bezeichnete sie es "es Spürli zvill" (eine Spur zuviel). </span></p><p><span style="font-size: large;">Was der einen die Sauce war, waren der anderen ihre Empfindungen. Wobei ich glaube, dass ihre Gefühle um ein Vielfaches stärker waren, doch sie wurden in Rossi'scher Art gefiltert und auf ein undramatisches Niveau eingekocht. Dies war umso erstaunlicher, als meine Mutter gleichzeitig gewisse Dinge, die ich für nicht so besonders schlimm hielt, mit Worten wie "grauenhaft", "entsetzlich" oder "wahnsinnig" bezeichnen konnte. Auch diese hemmungslosen Urteile schienen mir bei ihr im Verlaufe des Alterns inflationär. Ein Auseinanderdriften also von einer von Bescheidenheit getriebenen Sanftmut und übertriebener Erschrockenheit.</span></p><p><span style="font-size: large;">Frau Rossi habe ich aus den Augen verloren. Ist sie ins Friaul zurückgekehrt? Was ist aus ihren Kindern geworden? Wobei: diese Fragen interessieren mich eigentlich nur "es bitzeli", nicht so, dass ich sie jetzt wirklich beantwortet haben möchte. Die Erinnerungen genügen mir vollauf mit der jährlichen Würdigung ihres Wirkens beim Kochen meiner Bolognese-Sauce. </span></p><p><span style="font-size: large;"><span style="font-size: small;">©Nikolaus Wyss</span> </span></p><p><span style="font-size: large;"><a href="https://nikolauswyss.blogspot.com/2019/07/meine-weiteren-beitrage-schon-nach.html">Die weiteren Blog-Posts, schön nach Themen geordnet, auf einen Click</a> <br /></span></p><br /><p><span style="font-size: large;"> </span> <br /></p>Nikolaus Wysshttp://www.blogger.com/profile/08341067860591791269noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-6471077158947417277.post-61242460390630663982022-09-19T13:39:00.013-07:002023-09-12T07:20:25.872-07:00Die Bussfahrt<h2 style="text-align: left;"><br /><br /></h2><h2 style="text-align: left;"><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEixGMgjjaMh5xL-OXUFMnkDUDJY2CJ8_AVPPQdwRjEO8aMwJj6JNHEFiJBHmnKxVqNpmTsly8sfDDlVxDTbo29B77aleY1hyHGJj9O-muiQWbi6cMjclev-kCAhoMKK9wSsRWnVuRiAdeJ_IJYil47zZpC-pVbScnBHp3oFuKkuAh-fDasqV42w4lkgCA/s1640/Pola,Guaduas.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1286" data-original-width="1640" height="314" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEixGMgjjaMh5xL-OXUFMnkDUDJY2CJ8_AVPPQdwRjEO8aMwJj6JNHEFiJBHmnKxVqNpmTsly8sfDDlVxDTbo29B77aleY1hyHGJj9O-muiQWbi6cMjclev-kCAhoMKK9wSsRWnVuRiAdeJ_IJYil47zZpC-pVbScnBHp3oFuKkuAh-fDasqV42w4lkgCA/w400-h314/Pola,Guaduas.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Tatort: Panaderia Pola in Guaduas, Cundinamarca, Kolumbien<br /></td></tr></tbody></table><span style="font-size: large;"> <span><span> </span>Nach über dreistündiger, anstrengender Berg- und Talfahrt, wo uns einmal ein entgegenkommender Bus bei seinem Überholmanöver bedrohlich nahe kam, wo uns Kolonnen von schweren Lastern das Fahren im Schneckentempo aufzwangen, und wo jede Kurve als Abenteuer abgebucht werden kann, hatte ich als Fahrer das dringende Bedürfnis, auf unserer Fahrt nach La Dorada in <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Guaduas">Guaduas</a> einen Zwischenhalt einzulegen. </span></span></h2><div style="text-align: left;"><span style="font-size: large;"><span> </span>Kennt man dieses Guaduas nur von der staubigen Durchgangsstrasse her, so würde ich es als einen der hässlichsten, ungemütlichsten und lärmigsten Orte von ganz Kolumbien bezeichnen. Erst später hat mir das Internet vor Augen geführt, dass sich hinter dieser unwirtlichen Hauptstrasse dem Touristen ein historisches Bijou auftun würde, ein hübsches Städtchen mit viel Geschichte. Das wussten wir damals aber nicht. Uns ging es nur um eine erholsame Erfrischung. Wir kehrten in der Panaderia Pola ein, zufällig, und ich wunderte mich noch, wie eine Bäckerei zu so einem Namen kommt, denn eine Pola bedeutet in Kolumbien eine Dose Bier. Auch hier löste später das Internet das Rätsel: </span><span style="font-size: large;"><span class="ILfuVd" lang="es"><span class="hgKElc"><a href="https://es.wikipedia.org/wiki/Policarpa_Salavarrieta"> Policarpa Salavarrieta Ríos</a>, genannt la Pola, wurde hier am 26. Januar 1795 geboren und prägte sich </span></span></span><span style="font-size: large;"><span class="ILfuVd" lang="es"><span class="hgKElc">während der Unabhängigkeitskämpfe </span></span></span><span style="font-size: large;"><span class="ILfuVd" lang="es"><span class="hgKElc">als tapfere Spionin ins Geschichtsbewusstsein Kolumbiens ein. Sie büsste übrigens ihren Einsatz mit dem Leben. Sie wurde in Bogotá am 14. November 1817 von den Spaniern exekutiert.<br /></span></span></span></div><div style="text-align: left;"><span style="font-size: large;"><span class="ILfuVd" lang="es"><span class="hgKElc"><span> </span>Wir aber tranken dort bloss unseren Kaffee, assen ein Biscuit und kauften uns für unterwegs noch eine Flasche Wasser. Es war klar, dass hier für uns kein Ort zum Verweilen ist. Wir benützten noch schnell die Gelegenheit für den Besuch der Toilette, und schon befanden wir uns auf der Weiterfahrt.<span> </span>Wir aber tranken dort bloss unseren Kaffee, assen ein Biscuit und kauften uns für unterwegs noch eine Flasche Wasser. Es war klar, dass hier für uns kein Ort zum Verweilen ist. Wir benützten noch schnell die Gelegenheit für den Besuch der Toilette, und schon befanden wir uns auf der Weiterfahrt.</span></span></span></div><div style="text-align: left;"><span style="font-size: large;"><span class="ILfuVd" lang="es"><span class="hgKElc"><span> </span>Wir waren schon fast eine weitere Stunde unterwegs, da stellte Reisegefährte Pino die Frage, wieviel er mir für die Konsumation in Guaduas noch schulde. Und ich: Hast nicht du bezahlt? - So kamen wir unverhofft zum unangenehmen Schluss, in die Geschichte Guaduas wohl als Zechpreller einzugehen - wenn wir nicht unverzüglich zurückkehren würden. Letzteres verwarfen wir aber, denn diese Aktion schien uns dann angesichts des recht geringen Betrags doch etwas zu aufwändig. Gleichwohl beschäftigten uns, als besonders korrekte Schweizer, diese Schulden noch einige Male, verpackten sie zwar in ein Witzchen hier und ein Spässlein da, aber sie blieben irgendwie hängen. </span></span></span></div><div style="text-align: left;"><span style="font-size: large;"><span class="ILfuVd" lang="es"><span class="hgKElc"><span> </span>Nun ergab es sich, ein gutes Jahr nach diesem Vorfall, dass mich der Weg, allerdings mit anderer Begleitung, wieder durch Guaduas führte, und ich nahm mir bei dieser Gelegenheit vor, die Schulden von damals zu begleichen. Wenn ich allerdings im Vorfeld von meiner Absicht erzählte, belächelte man mich mitleidig. Niemand hielt es für angebracht oder gar für notwendig, auf unsere damalige Unterlassung zurückzukommen. </span></span></span></div><div style="text-align: left;"><span style="font-size: large;"><span class="ILfuVd" lang="es"><span class="hgKElc"><span> </span>Ich aber machte es mir zur Aufgabe, in Guaduas einen Zwischenstopp einzulegen, um unsere Unterlassung von damals wieder gutzumachen. Ich stieg aus und erkundigte mich im Pola nach der Geschäftsleitung. Die Serviertochter antwortete, heute sei Sonntag, sie und ihre Service-Kolleginnen seien heute allein im Lokal zugange, das übrigens zu dieser Stunde voll mit Leuten war. Es schien, als ob Leidi Maria, so hiess sie, auf mein Anliegen nicht gerade gewartet hätte. Hier einen Café con leche, dort einen Tinto, da hinten ein paar trockene Süssigkeiten und einen Orangensaft, und ein paar Gazeosas an einem weiteren Tisch, bitteschön. Gleichwohl versuchte ich ihr im Gedränge zu erklären, was vor einem Jahr vorgefallen war. Sie meinte darauf: so zeigen Sie mir doch bitte die Rechnung von damals. Ich sagte, wir hätten gar keine Rechnung erhalten, weil wir es ja unterliessen, danach zu fragen. Beide seien der Meinung gewesen, der andere hätte die Rechnung bezahlt, während man selber auf der Toilette weilte... </span></span></span></div><div style="text-align: left;"><span style="font-size: large;"><span class="ILfuVd" lang="es"><span class="hgKElc"><span> </span>Ich glaube, sie hielt mich für verrückt oder zumindest für sehr seltsam. Als ich ihr einen Geldschein, dessen Wert weit über unsere Schulden hinausging, überreichte und sagte, das Geld gehöre nicht ihr persönlich sondern der Kasse, verstummte sie ganz und liess mich stehen. Ich folgte ihr und wiederholte: das sei kein Trinkgeld und schon gar keine Spende, sie solle diese 50.000 Pesos vielmehr der Kassiererin überreichen und erklären, dass ich gekommen sei, die Schulden von damals gutzumachen. Und der Restbetrag decke unser schlechtes Gewissen. Ihr unverständiger Blick wird mich noch eine Zeitlang verfolgen, so, wie mich früher diese Schulden verfolgten. Hatte ich freudige Dankbarkeit erwartet? <br /></span></span></span></div><div style="text-align: left;"><span style="font-size: large;"><span class="ILfuVd" lang="es"><span class="hgKElc"><span> </span>Ich verzog mich und kehrte etwas ratlos zum Auto zurück. Statt Erleichterung machte sich jetzt Befremden breit. Über mich. Über die Situation - ein Gefühl, vor welchem ich gottseidank jahrzehntelang verschont geblieben bin. Doch jetzt war es plötzlich wieder da. <br /></span></span></span></div><div style="text-align: left;"><span style="font-size: large;"><span class="ILfuVd" lang="es"><span class="hgKElc">Ich war mir in diesem Moment so etwas von peinlich und kam mir nur noch kautzig vor. Unsere Schulden von damals spielten hier nach einem Jahr doch keine Rolle mehr. Und ich stellte Leidi Maria vor ein Problem, womit sie nichts anzufangen wusste. Wie soll dieses Geld bloss verbucht werden? - Jetzt, noch bevor ich wieder ins Auto einstieg, stellte sich der Wunsch ein, die Serviertochter würde das Geld für sich selbst behalten und es als unverhofftes Geschenk betrachten. Und noch mehr wünschte ich mir in diesem Moment, sie wären uns vor einem Jahr hinterhergerannt und hätten uns als Zechpreller beschimpft, als wir Anstalten machten, das Lokal zu verlassen ohne zu bezahlen. Das hätte das System wieder in Ordnung gebracht. Aber so... </span></span></span></div><div style="text-align: left;"><h2 style="text-align: left;"><span style="font-size: small;">[Dieser Text ist dem Direktionspräsidenten der <a href="https://www.fhnw.ch/de/startseite">FHNW</a>,
Prof. Dr. Crispino Bergamaschi, freundschaftlich zugeeignet, der
während seines Sabbaticals im Herbst 2021 drei Monate in unserem Haus in
Bogotá, Kolumbien, verbracht hat, dabei fleissig Spanisch lernte und
online erfolgreich einen Programmierkurs in Künstlicher Intelligenz
absolvierte. Man frage mich bloss nicht, wie der Fachausdruck dafür
lautet]</span></h2><span style="font-size: large;"><span class="ILfuVd" lang="es"><span class="hgKElc"></span></span></span></div><div style="text-align: left;"><span style="font-size: large;"><span style="font-size: small;">©Nikolaus Wyss</span></span></div><div style="text-align: left;"><span style="font-size: large;"><span style="font-size: small;"></span></span><h3 style="text-align: left;"><span style="font-size: large;"><span style="font-size: small;"><a href="https://nikolauswyss.blogspot.com/2019/07/meine-weiteren-beitrage-schon-nach.html"><span style="font-size: large;">Übersicht der weiteren Beiträge in diesem Blog auf einen Click</span></a> </span> </span></h3></div>Nikolaus Wysshttp://www.blogger.com/profile/08341067860591791269noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6471077158947417277.post-54733537993917346582022-09-07T17:54:00.047-07:002023-09-08T01:03:32.930-07:00Carlos Wiston - mein Freund jener Tage<p style="text-align: left;"><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEghPCiy1IdAtk6QttAswZhT_17DQWbmcFpVns1O8KCnCrDF4sbsaDJrPIWkhNvyNeWGrtr_p9hkhu0m5_mQ0i2gcjIoWCvQ0VfjsJImzFqCsmqddXyT1eN1meptjeSHKEXg1Ac6JwDSHDOBv_PlXIdcd3X027vYCvAIiqFk8Tl65kLQrmjComQzwJo5PA/s4032/C.W.1.jpeg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="4032" data-original-width="3024" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEghPCiy1IdAtk6QttAswZhT_17DQWbmcFpVns1O8KCnCrDF4sbsaDJrPIWkhNvyNeWGrtr_p9hkhu0m5_mQ0i2gcjIoWCvQ0VfjsJImzFqCsmqddXyT1eN1meptjeSHKEXg1Ac6JwDSHDOBv_PlXIdcd3X027vYCvAIiqFk8Tl65kLQrmjComQzwJo5PA/w300-h400/C.W.1.jpeg" width="300" /> </a></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"> <span style="font-size: large;"><span lang="DE-CH"> </span></span></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><div style="text-align: left;">
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 24pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;">Es ist
zuweilen nicht unwichtig, den Rahmen zu kennen, in welchem sich eine Geschichte
oder ein Gefühl entwickelt. Im Herbst 1970 war es so, dass ich von Europa nach
Lateinamerika aufbrach in der Absicht, fernab heimatlicher Zwänge mein eigenes
Leben zu gestalten. <a href="https://draft.blogger.com/u/1/"><span style="color: blue;">Nach zweiwöchiger Schifffahrt auf der MS Donizetti</span></a>
landete ich, von Genua aus und nach Zwischenstopps in den Häfen von Neapel,
Barcelona und Las Palmas, in La Guaira, dem Hafen von Caracas.</span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 24pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"><span> </span>Ich fühlte mich von Anbeginn in
diesem Venezuela ziemlich verloren. Ich sprach kaum Spanisch, alles war für
meine Verhältnisse so fremd und zu teuer, und die zwei Adressen, die ich mit
mir führte, erwiesen sich beide als Sackgassen. Es handelte sich dabei um
ausgewanderte Europäer, die dort zu Reichtum gekommen sind, mich zwar in ihren
scharfbewachten Villen am Stadtrand freundlich zum Tee empfingen, gleichzeitig
aber in ihrem grossbürgerlichen Verhalten den Beweis erbrachten, dass wir uns
weder praktisch noch emotionell etwas zu sagen hatten. Sie lebten in ihrer Welt
aus Privatflugzeugen, viel Personal und gepanzerten Limousinen. Ich hingegen,
in Jeans und mit Flaumbart, hatte gerade mal Ersatzwäsche, Zahnbürste, das
South America Travel Handbook und <a href="https://draft.blogger.com/u/1/"><span style="color: blue;">Imodium</span></a> im Gepäck, und im Gürtel mit
Reissverschluss ein paar Travellers Cheques, die ich mir in der Schweiz für
diese Reise auf der <a href="https://www.blick.ch/">Blick</a>-Redaktion und bei der Werbeagentur Rothenhäusler
zusammengespart hatte. Meine Gastgeber in Caracas hingegen leisteten sich ab
und zu Shoppingtouren nach Miami oder New York City und liessen ihre Kinder an
Schulen und Universitäten in den USA oder in Europa ausbilden. Klar, dass sie
auf der einen oder anderen Karibik-Insel auch noch ein Ferienanwesen oder eine
Bananen- oder Kaffeefarm unterhielten. Netterweise luden sie mich sogar ein,
dort einmal ein Wochenende zu verbringen. Doch das eine Mal vereitelte
schlechtes Wetter den Anflug, das andere Mal war ich es selbst, der die
Einladung ausschlug, weil ich in meinem Unwohlsein schon so weit
fortgeschritten war, dass ich hastig Reisevorbereitungen traf, um in Richtung
Westen aufzubrechen. </span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 24pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"><span> </span>Bald schon fuhr ich mit dem Bus dem
Land entgegen, wovor mir in Venezuela wirklich alle abrieten: nach Kolumbien.
Dort seien Diebe und Drogenbanden zuhause, der Alltag würde von
bürgerkriegsähnlichen Zuständen, Schmutz und Korruption beherrscht, und zu
essen gebe es nicht viel mehr als Kartoffeln, Reis und Kochbananen. Deshalb
würden viele Kolumbianer nach Venezuela fliehen und damit leider auch das
zivilisatorische Niveau und den Wohlstand des reichen Ölstaates bedrohen.
Kolumbien hingegen sei stinkbillig, hiess es. Letzteres liess mich wegen meinen
bescheidenen ökonomischen Verhältnisse natürlich aufhorchen und generelle
Bedenken hintanstellen.</span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 24pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"> <span> </span>Auf der langen Reise ins
«gelobte» Land leistete ich mir einen Zwischenhalt in <a href="https://draft.blogger.com/u/1/"><span style="color: blue;">Mérida</span></a>
und fuhr mit der Gondelbahn zum <a href="https://draft.blogger.com/u/1/"><span style="color: blue;">Pico Espejo </span></a>hinauf. Auf der 4765 Meter über Meer
befindlichen Bergstation empfing mich dichter Nebel. Die Sicht betrug
geschätzte drei Meter. Die Höhe machte mir zu schaffen. Sie verursachte
Schwindelgefühle und starkes Kopfweh. Es war kalt, feucht und windig, und das
Bergrestaurant geschlossen. Für mich ein weiterer Beweis, dass Venezuela nicht
mein Land sein konnte. Auf der Weiterfahrt zur kolumbianischen Grenzstadt <a href="https://draft.blogger.com/u/1/"><span style="color: blue;">Cucutá</span></a>
überfuhren wir dann noch eine fette Sau. Der Chauffeur hielt es aber nicht für
nötig, deswegen anzuhalten. </span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 24pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"><span> </span>Nun gut. Auf den ersten Blick
unterschied sich Kolumbien in nicht so vielem von Venezuela. Es gab auch hier verkehrstüchtige
Busse, die Leute waren nett und nicht so ruppig, wie sie mir in Caracas
geschildert worden sind. Ich meinte sogar zu spüren, dass sich die Kolumbianer
ihres schlechten Rufes bewusst waren und sich gerade deshalb besonders
zuvorkommend und freundlich zeigen wollten. Was mich aber am meisten freute,
waren die Preise fürs Essen und für die Unterkunft, die ich mir hier ohne
unmittelbare Existenzängste leisten konnte.</span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 24pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;">Später, in der auf 2600 Meter über Meer gelegenen
Hauptstadt Kolumbiens, Bogotá, hatte ich das Glück, eine Adresse mit mir zu führen, die mir
einen Job in der Buchhandlung Buchholz ermöglichte. Der wirblige <a href="https://draft.blogger.com/u/1/"><span style="color: blue;">Patron Karl
Buchholz</span></a> mit seinem schlohweissen Haar und seiner sehr deutschen
Diktion im Spanischen verfügte über eine bewegte Buchhändler- und
Kunsthändler-Vita. Man munkelte damals, dass er mithalf, in Nazi-Deutschland
entartete Kunst loszuschlagen. Nach Stationen in Berlin, Madrid, Lissabon und
New York führte ihn seine Laufbahn zum Schluss nach Bogotá, wo er damals zwei
Geschäftslokale betrieb. Das eine im Stadtzentrum an der Avenida Jimenez, das
andere im damaligen Norden der Stadt, in Chapinero, welcher heutzutage nicht
mehr als Norden bezeichnet werden kann, weil sich die Stadt mittlerweile so
viel weiter nach Norden ausgedehnt hat, dass man heute auf der Strassenkarte
Chapinero in der Mitte der Stadt findet. </span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 24pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"><span> </span>Meine Chefin war Mary,
verantwortlich für das internationale Sortiment im Hochparterre. Sie kam aus
Buenos Aires und war mit einem Kolumbianer verheiratet. Sie nahm sich meiner an
und lud mich ab und zu bei sich zu Hause zu einem <a href="https://draft.blogger.com/u/1/"><span style="color: blue;">Churrasco</span></a>
ein. Dort lernte ich die Notwendigkeit kennen, vor dem Essen erst einmal ein
paar Züge Marijuana zu rauchen. Das zähe Stück Fleisch liess sich nachher
leichter kauen und geniessen. </span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 24pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"><span> </span>Ich wohnte bei einer
Schriftstellerfamilie mit drei Kindern, die alle süss waren, mich liebten und
mir ab und zu eine Zeichnung unter dem Türspalt in mein Zimmer schoben. Abends
schrieb ich Texte, die mich in der Meinung bestärkten, <a href="https://draft.blogger.com/u/1/"><span style="color: blue;">eigentlich sei
ich Schriftsteller</span></a>, was natürlich nicht stimmte, denn die damit
einhergehende, quälende Einsamkeit hielt ich kaum aus und konnte sie schon gar
nicht nutzen für kreatives Arbeiten. Die Buchhandlung blieb mir aber, offen
gestanden, auch fremd. Ich bekam mit, wie alle über alle anderen schlecht
sprachen. Buchholz pflegte dann noch Oel ins Feuer zu giessen, indem er mich
des Öfteren wissen liess, dass den Kolumbianern nicht zu trauen sei. Er sang
das venezolanische Lied: Diebe seien sie hier und Falschspieler, und Mischlinge
würden eh nicht über eine gute Erbmasse verfügen.</span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 24pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"><span> </span>So ungefähr war der Rahmen, in
welchem ich Carlos Wiston in der Verpackungsabteilung der Buchhandlung
kennenlernte. Er repräsentierte genau den Menschentyp, mit welchem der deutsche
Chef so grosse Mühe bekundete. Ich hingegen entdeckte in Carlos Wiston einen
jungen Mann, der zehnmal belesener war als ich und in der Buchhandlung
eigentlich an meiner Stelle hätte arbeiten müssen. Er verdiente gut einen Drittel
weniger als ich, zögerte aber, schlecht zu reden über den Inhaber. Das verlieh
ihm eine gewisse Würde, seine Leidensfähigkeit transformierte sich bei ihm zur
Noblesse. Ich begann ihn zu bewundern. Wir gingen von jetzt an oft zusammen zum
Lunch, wobei die Suche nach einem Restaurant zuweilen zu einer nervenaufreibenden
Tour verkam. Er konnte sich kaum je für ein Speiselokal entscheiden, meinte
aber, die Suche erhöhe immerhin den Appetit. Jeder eingesparte Peso galt ihm
als Triumph. Um Geld jedoch ist er mich nie angegangen, dafür war er zu stolz. </span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 24pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;">Ich fragte ihn einmal, wieso er
Carlos Wiston heisse und nicht so, wie man es erwarten würde: Winston. Die
Antwort: Sein Vater bewunderte Winston Churchill und wollte seinen
Erstgeborenen unbedingt auf den Namen des britischen Kriegspremierministers
taufen lassen. Doch beim Zivilstandsregister ging etwas schief, denn der Beamte
vergass das N im Namen, so dass in allen amtlichen Papieren Wiston zu stehen
kam, ohne N. – Um Schwierigkeiten und Missverständnisse zu vermeiden, gewöhnte
sich Winston an, sich selbst Wiston zu nennen und – vor allem – als Wiston zu
unterschreiben. Mir hingegen kam sein ungewollter Name insofern gelegen, als er
mich ans englische «wisdom» erinnerte, also genau an die Art von Weisheit, die
ich bei ihm zu entdecken glaubte. </span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 24pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;">Mit Wiston sah ich zum ersten Mal
auch ein Fussballspiel im <a href="https://draft.blogger.com/u/1/"><span style="color: blue;">Stadion Campín</span></a>, und mit Wiston fuhr ich nach <a href="https://draft.blogger.com/u/1/"><span style="color: blue;">Cartagena ans
Meer</span></a>. Wir logierten im Gestemani-Quartier an der <a href="https://draft.blogger.com/u/1/"><span style="color: blue;">Halbmondstrasse</span></a>.
Kaum angekommen, führte sein erster Weg in eine Apotheke, wo er – ungefragt –
für mich Kondome kaufen ging, denn vor unserem Hostel standen die
Prostituierten Schlange. Ihm zuliebe liess ich mich sogar auf eine hübsche,
junge Frau ein und verbrachte bei ihr, zum eigenen Erstaunen, ein paar
wunderbare Tage.</span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 24pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"><span> </span>Meine Neigung zum eigenen Geschlecht
aber war kein Thema. Sie fand keinen Platz in unserer Freundschaft, sie wäre,
dies meine scheue Einschätzung, der Reinheit unserer Beziehung abträglich
gewesen. So aber konnten wir an einer Art von Freundschaft arbeiten, die ich
schon fast als ideal bezeichnen würde. Wäre ich je darauf angesprochen worden,
ich hätte Carlos Wiston in jenen Tagen unumwunden als meinen besten Freund
bezeichnet und dabei die Ergänzung unterlassen, dass er damals auch mein
einziger Freund war, den ich hatte. </span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 24pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"><span> </span>Klar, da waren noch meine Freunde
von vor meiner Abreise. Der eine schrieb mir von seinen Studien an der Harvard
University, der andere studierte Geschichte und wollte Diplomat werden, und der
dritte berichtete in langen Briefen von seinen Mädchen und von seinen
Depressionen, die ihn später in den Selbstmord treiben sollten. Und hier in
Bogotá pflegte ich Kontakt zu ein paar Schweizern, die für ein Hilfswerk
unterwegs waren. Sonntags stiess ich zu ihnen und half mit bei der
«concientización» von Armenvierteln, wie man das damals nannte, auf Deutsch:
Bewusstwerdung. Man verteilte Flugblätter, organisierte Suppenessen, hielt
Versammlungen ab und stachelte die Bevölkerung auf, sich gegen staatliche
Übergriffe zu wehren. Das Viertel <a href="https://draft.blogger.com/u/1/"><span style="color: blue;">Pardo Rubio</span></a> zum Beispiel, das über dörfliche
Strukturen verfügte und ganz oben am Hang klebte mit fabelhafter Aussicht auf
die ganze Stadt, sollte wegen <a href="https://draft.blogger.com/u/1/"><span style="color: blue;">einer Schnellstrasse, der Circumvalar,</span></a>
aufgerieben werden. (Zum Schluss hatten die Proteste nichts bewirkt, doch
damals wog man sich noch im Glauben, das Projekt bei genügender Mobilisation
abwehren zu können.)</span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 24pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"><span> </span>Ich nahm ein paarmal Carlos Wiston
ins Pardo Rubio mit, musste aber erkennen, dass die Schweizer kein grosses
Interesse bekundeten, ihn als meinen Freund anzuerkennen. Das lag vielleicht
auch an seiner eigenen, reservierten Haltung gegenüber unseren Aktivitäten,
denn er hielt sie für reichlich idealistisch und nutzlos. Er jedenfalls, der
aus ähnlich ärmlichen Verhältnissen stammte wie die Leute in diesem Viertel,
konnte unserem Wirken nicht viel abgewinnen. So blieb ich etwas allein mit
meinem besten Freund, was einerseits meine Gefühle für ihn verstärkte und
andrerseits mich aber auch daran hinderte, ein richtiger Revolutionär zu werden.
Denn aus diesem Kreis von damals erwuchs tatsächlich so etwas wie eine
umstürzlerische Zelle, welche Sprengkörper zu Hause im Badezimmer versteckt
hielt und auch einen Anschlag auf eine Polizeistation verübte. Typischerweise
wurden darauf Einheimische verfolgt und verhaftet, während die ausländischen
Agitatoren, ergänzt mit kolumbianischen Studenten aus gutem Hause, untertauchen
und ins Ausland fliehen konnten. Doch das geschah, als ich schon wieder in der
Schweiz war, als Kellner und als Co-Therapeut in einer kinderpsychologischen
Praxis arbeitete und nebenher Ethnologie studierte.</span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 24pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"><span> </span>Von meinem Ausflug nach Cartagena
kehrte ich allein nach Bogotá zurück. Carlos Wiston musste noch schnell einen
Abstecher nach Santa Marta machen, um ein Mädchen, das ihm bei früherer
Gelegenheit schöne Augen machte, aufzusuchen. Als er wenige Tage später und arg
enttäuscht, weil aus der Romanze nicht mehr wurde, in der Verpackungsabteilung
der Buchhandlung Buchholz wieder auftauchte, wurde er fristlos gefeuert wegen nichtrechtzeitigen
Erscheinens zur Arbeit. </span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 24pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;">So ging das erste Kapitel unserer
Freundschaft zu Ende. Von da weg mussten wir abmachen, um uns zu sehen. Die
regelmässigen Mittagessen blieben aus. Er arbeitete jetzt als selbständiger
Buchvertreter und reiste mit irgendwelchen Schrottpublikationen im ganzen Land
herum und versuchte diese den Papeterien, welche auch noch ein bescheidenes
Buchsortiment führten, anzudrehen. </span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 24pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"><span> </span>Und ich selbst, von Depressionen
gepeinigt, musste langsam einsehen, dass ich den kolumbianischen
Herausforderungen nicht gewachsen war. Ich trug mich mit dem Gedanken, in mein
Heimatland zurückzukehren und dort psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen,
was dann, mit einiger Verzögerung, auch geschah.</span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 24pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;">Wir schrieben uns noch, Carlos Wiston
und ich, aber die Briefe erwiesen sich als etwas anstrengend. Mein Spanisch war
dafür zu wenig entwickelt und fiel gegenüber den Ausführungen von Carlos Wiston
dermassen ab, dass ich mich nur noch schämte. Übersetzunghilfen von Google gab
es damals noch nicht. So versiegte die Korrespondenz allmählich, auch wenn das
Gefühl blieb, einen Freund in Kolumbien zu wissen.</span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 24pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;">***</span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 24pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"><span> </span>Es muss Ende der 80er Jahre des
vergangenen Jahrhunderts gewesen sein, als ich mich anschickte, Kolumbien
wieder einmal zu besuchen. Das Land versank damals gerade in den Wirrnissen der
Drogenkriege und Guerillakämpfe. Ganze Talschaften befanden sich auf der
Flucht. Sicherheitskräfte, Lehrpersonal und die Beamtenschaft machten sich
jeweils als erste aus dem Staub und liessen die hilflose, verängstigte
Bevölkerung allein zurück, wo sie von Paramilitärs, Guerilleros oder von
regulären Streitkräften (<a href="https://draft.blogger.com/u/1/"><span style="color: blue;">Stichwort: falsos positivos</span></a>) entweder massakriert
oder vertrieben wurden, wenn sie sich nicht den neuen, rücksichtslosen und
brutalen Herrschern bedingungslos unterwarfen. Meiner Unwissenheit und Naivität
ist es aber zuzuschreiben, dass ich trotz allem ein Flugbillett löste, um
Carlos Wiston wiederzusehen. Wobei mich der Gedanke streifte, auch er könnte
Opfer dieser violenten Zeiten geworden sein. Vielleicht würde ich wenigstens
seine Hinterbliebenen ausfindig machen, um mit der mir noch unbekannten Witwe
sein Grab aufzusuchen und dort eine weisse Rose niederzulegen. </span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 24pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;">Ich erinnere mich noch, dass ich
einen Moment lang enttäuscht war, als ich, in Bogotá eingetroffen, ohne Umwege
seine Adresse fand - ohne Abenteuer und Romantik. Ich rief an, er meldete sich,
und wir machten auf den nächsten Tag in der Nähe des Goldmuseums ab. Dort
tauchte er mit einer ganzen Kinderschar auf. Ich glaube, es waren fünf. Oder
sechs. Sein Haar war etwas angegraut, doch sein strahlendes Lachen und seine
vornehme Art kamen mir vertraut vor. </span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 24pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"><span> </span>Er erzählte, dass er eine Zeitlang
als Vertreter von Haushaltsgeräten gutes Geld machte, doch später wieder aufs
Buchgeschäft zurückgekommen sei. Und die Kinder? Seine damalige Frau schenkte
ihm fünf Töchter. Leider verstarb sie im Kindbett der letzten. So wurde Carlos
Wiston alleinerziehender Vater, gab aber den Wunsch nie auf, noch einen Sohn zu
zeugen. Als die älteste Tochter, sie war damals vielleicht 16 Jahre alt, eine
Schulfreundin heimbrachte, schien der Zeitpunkt gekommen, diesen Wunsch in Tat
umzusetzen. Sie schenkte ihm einen Sohn und wurde zu seiner zweiten Ehefrau.</span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 24pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"><span> </span>Ich schreibe freihändig, das heisst,
aus der Erinnerung. Es könnte sich auch etwas anders zugetragen haben.
Festgesetzt hatte sich allerdings der Eindruck, dass die alten
freundschaftlichen Gefühle für ihn nicht mehr dieselben waren. Während ich mir
eingestehen musste, wohl keine Familie gründen zu können, er aber das Hohelied
der Familie sang, entglitt mir die Lust, ihm von meinem eigenen Leben zu
erzählen, um so auf Augenhöhe die alte Freundschaft zu retablieren. Ich kam mir
als weitgereisten Versager vor. Ich hatte nichts zu berichten, was sein
Familienglück hätte aufwiegen und ihn hätte interessieren können. </span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 24pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;">*** </span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 24pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"><span> </span>Das zweitletzte Kapitel dieser
Freundschaft jener Tage trug sich um meinen 50. Geburtstag herum zu. Ich hatte
den Ehrgeiz, zu diesem Fest Freunde aus allen Lebensphasen einzuladen. Ich war
damals Rektor der Kunsthochschule Luzern und in der Lage, auch eine weite Reise
zu finanzieren. Deshalb kontaktierte ich auch Carlos Wiston und wollte ihn an
diesem Anlass dabeihaben. Er antwortete überrascht, doch auch mit Freude. </span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 24pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"><span> </span>Wenige Tage vor seinem Abflug
jedoch, am 25. Januar 1999, bebte die Erde in Kolumbien. In <a href="https://draft.blogger.com/u/1/"><span style="color: blue;">Armenia, Quindío</span></a>,
zeigte die Richterskala 6,1 Punkte an. Die Provinzhauptstadt wurde zu grossen
Teilen dem Erdboden gleichgemacht. Die Eltern von Carlos Wiston wohnten dort.
Er musste hinfahren und zum Rechten schauen und sagte seine Teilnahme am
Geburtstagsfest ab. </span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 24pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"><span> </span>Wir sahen uns nie mehr. Auch nicht,
als ich Ende 2016 nach Kolumbien übersiedelte. Ich entdeckte ihn zwar auf
Facebook, jetzt mit seinem eigentlichen Namen Carlos Winston. Doch die vielen
Einträge seiner weitverzweigten Familie, wo sich eine Taufe an die andere
reihte, wo Fotos von Hochzeits- und Geburtstagsfesten mit vielen bunten
Ballonen und Herzchen im Hintergrund kumulierten, und Carlos Winston, jetzt ein
alter Mann, von allen liebevoll umsorgt schien, hielten mich irgendwie davon
ab, den Schritt auf ihn zuzutun. </span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 24pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"><span> </span>Als ich kürzlich seine Seite wieder
aufschlug, las ich unter dem Datum 10. Mai 2020 folgenden Eintrag von Carolina,
und ich nehme an, es handelt sich dabei um eine seiner Töchter: «Mein
Väterchen, du bist heute von uns gegangen, aber du bleibst uns lebendig und
bist eintätowiert in unseren Gedanken und Herzen. Wir lieben dich.» Und am 4.
Juni desselben Jahres schrieb Monik, wohl eine andere Tochter: «Mein
wunderbarer Papa, heute würdest du einen weiteren Geburtstag feiern, doch jetzt
weilst du beim Lieben Gott. Ich vermisse dich sehr. Alles Gute einem weiteren
Engel im Himmel. Mein Papito, ich liebe dich.»</span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 24pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;">***</span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
<p class="MsoNormal" style="mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 24pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"><span> </span>Ich weiss nicht recht, wie ich
diesen Text zu einem befriedigenden Schluss bringen soll. Texte verlangen nach
einer gewissen Dramaturgie und nach einem Sinn, wozu sie überhaupt geschrieben
worden sind. Erinnerungen hingegen hängen in der Luft, einer Wolke gleich, aus
welcher manchmal Wehmut tropft.</span><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"></span></p>
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{page:WordSection1;</font></style> <br /></div></div><p></p><p></p><p></p><p></p><p></p><p></p><p></p><p></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi9rLUkO2o_cVjCXRo0gXI4upi4nTlv7nz2PMmEUTlSyWfJowYSAd96lwfU8hm2jYwFzIXCVafPQ3BJZURpVDO6LJzNl03RqwETAqdG9v5S3ae-0JVMGLCsToC_Be7qFWw2-zTdcdnn6PnDIeZ1Wul-6yviTVC2oNLwOv_NfpYyIdTtqNO9kETv4XPlEg/s4030/C.W.2.jpeg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="3023" data-original-width="4030" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi9rLUkO2o_cVjCXRo0gXI4upi4nTlv7nz2PMmEUTlSyWfJowYSAd96lwfU8hm2jYwFzIXCVafPQ3BJZURpVDO6LJzNl03RqwETAqdG9v5S3ae-0JVMGLCsToC_Be7qFWw2-zTdcdnn6PnDIeZ1Wul-6yviTVC2oNLwOv_NfpYyIdTtqNO9kETv4XPlEg/w400-h300/C.W.2.jpeg" width="400" /></a></div><br /><p>© Nikolaus Wyss</p><p></p><p><span style="font-size: large;"><a href="https://nikolauswyss.blogspot.com/2019/07/meine-weiteren-beitrage-schon-nach.html"><span>Weitere Blog-Einträge mit einem Click auf einen Blick</span></a></span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span></span></p><p><span style="font-size: large;"><span>Zur Atlantik-Überfahrt noch dies: <a href="https://nikolauswyss.blogspot.com/2018/07/maskenball-auf-hoher-see.html">Maskenball auf hoher See </a></span></span></p><p><span style="font-size: large;"><span> </span></span></p><p><span style="font-size: large;"><span>Ganz besonders zu empfehlen in diesem Zusammenhang ist diese Geschichte: <a href="https://nikolauswyss.blogspot.com/2023/02/wem-gott-will-rechte-gunst-erweisen.html">Wem Gott will rechte Gunst erweisen.</a> Im Zentrum des Geschehens stehen hier die Schlusstage meines ersten Lateinamerika-Aufenthaltes... </span></span><br /> </p>Nikolaus Wysshttp://www.blogger.com/profile/08341067860591791269noreply@blogger.com2