Der reich gedeckte Party-Tisch |
Und nun findet neuerdings auch die Babyshower Eingang in meinen Wortschatz. Der Hintergrund der Party aber, an welcher ich teinehmen durfte, wich in vielerlei Hinsicht ab von dem, was ich vorher darüber in Erfahrung bringen konnte. Da war der Umstand, dass es sich beim Elternpaar um zwei Männer handelte. Sie leben seit 15 Jahren zusammen. Die beiden liessen mit ihren gespendeten Samen künstlich zwei Eizellen einer sorgfältig ausgesuchten Frau befruchten. Dann wurden diese Eizellen einer Leihmutter eingepflanzt, die jetzt damit irgendwo in den USA im 8. Monat schwanger ist und laut einem herumgereichten Tweed unter dem Gewicht dieser fremden Frucht ziemlich zu leiden scheint. Hart ausgetragenes Geld. Es wird ein Mädchen und ein Bub. Das steht schon fest.
Die Party war bezaubernd. Die zwei Kinderbettchen und der Wickeltisch warten bereits auf ihren Einsatz. Es gab die leckersten Häppchen zu kosten. Musik spielte. Wein, Bier und Spirituosen wurden grosszügig nachgeschenkt, und die herrliche Wohnung mit Blick über die ganze Stadt war schön dekoriert. Ich stiess auf lauter interessante Menschen, welche dieser ungewöhnlichen Schwangerschaft einer abwesenden Leihmutter Wohlwollen entgegenbringen wollten und mit ihrer Anwesenheit freundschaftliche Unterstützung des Vorhabens dieser beiden Männer bekundeten. Als Geschenke brachten die Gäste, wie bei Babyshowers offenbar üblich, Spielzeuge, Kuscheltierchen, Windelvorrat, Fudi-Puder und Bilderbüchlein mit. Ich brachte Champagner...
Das bereits bestens eingerichtete Kinderzimmer |
Oh du heilige Babyshower. Wie konnte ich es aber zulassen, die vielen Gelegenheiten zu verpassen, wo es auch bei mir zur Zeugung eines Kindes hätte kommen können, durchaus im Einverständnis mit der potentiellen Mutter. Bei K. zum Beispiel, bei E. oder bei U.? - Oder beim speziellen Fall von Cecilia in Cartagena, 1971. Sie kommt in einem Text, der unter dem Titel Wem Gott will rechte Gunst erweisen Erinnerungen an meinen ersten Lateinamerika-Aufenthalt festhält, vor.
Mit der Zeit und bei abnehmendem Bedürfnis, Vater eines selbst gezeugten Kindes zu sein, stellte sich bei mir aber eine andere Familien-Rolle ein, in welcher ich mich über die Jahre immer wohler fühlte. Das Bildmaterial hier unten umfasst drei Familien, in Wirklichkeit aber sind es wohl zehn Familien, bei denen ich als zugewandter Onkel schon adoptiert bin.
Mal schauen, was bei den erwarteten, in der Retorte gezeugten, Babies aus mir noch wird. Ich glaube, sie bedürfen der besonderen Zuneigung. Doch in Erinnerung an diese Babyshower bin ich mir sicher, dass sich hier genügend Onkels und Tanten einstellen werden...
Teil meiner Familie Panmei anlässlich der Hochzeit meines Freundes Adai (vorne 4.vl) in Tamenglong, Manipur, Indien |
Teil meiner Familie Pang in Ipoh, Perak, Malaysia. Dazu hilfreich mein Text dies irae |
Teil meiner Familie Castrillon in Buenaventura. Dazu hilfreich der Text Treppauf- und ab in Buenaventura |
© Nikolaus Wyss
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