Während ich versuche, die Falten aus meinen Hemden zu
glätten, legt sich mein Gesicht in Falten. Das Bügeln bringt mich dazu, darüber
nachzudenken, wie viele Ungereimtheiten, Konflikte und Missverständnisse ich in
meinem Leben schon ausbügeln musste. Stammen die Falten im Gesicht von den
Anstrengungen des Glättens solcher Verwerfungen und Anfechtungen?
Oder legen meine Falten eher Zeugnis von nicht geklärten Vorkommnissen
ab? Wo Dinge aus unterschiedlichsten Gründen ungebügelt geblieben sind bis auf
den heutigen Tag? – Unverhofft breitet sich auf dem Altar meines Bügelbretts
mein ganzes Leben mit all seinen Höhen und Tiefen aus. Mein Hemd wird zur
Landschaft meiner Seele und ihrer Geschichte. Es führt mir vor Augen, dass sich
nicht alles bügeln lässt im eigenen Leben. Nicht nur die schwierig zu
glättenden Falten um die Achseln bleiben bestehen, nicht nur die Ärmel erweisen
sich als Hindernis, nein, auch die eigene Geschichte stellt sich bei weitem
nicht so geschniegelt dar, wie man sie eigentlich gern möchte. So erinnert ein
simples Hemd an Unerledigtes, an Situationen, in denen man anders hätte handeln
sollen, an Reue, etwas nicht so ausgebügelt zu haben, wie man es sich aus
heutiger Sicht eigentlich wünschte. (Erschienen im Kirchenboten Schlieren, Herbst 2016)
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