Ganz anders im Internet. Wenn ich mit jungen Freunden in
Südamerika oder Afrika chatte, fällt mir auf, dass viele von ihnen Gott in
einer viel unmittelbareren Weise ansprechen als wir. Sie rufen ihn als Helfer
in der Not an und erbitten ihn um Lösungen. Und selbstverständlich werde ich
zum Schluss der Unterhaltung mit „bendiciones“ entlassen, also mit einer ganzen
Portion Segnungen. Mich rühren solche Wünsche auf eine Weise, wie ich sie nicht
empfinde, wenn sich jemand von mir nur mit „Alles Gute“, „Ciao“ oder „Tschüss“
verabschiedet.
Klar, auch bei diesen transkontinentalen Chats übers Netz ist viel
Formelhaftes dabei, und nicht alles wird ernsthaft so geglaubt, wie es
formuliert wird. Auffällig ist aber doch der unmittelbarere Zugang zum Lieben
Gott. Er gehört zumindest im Sprachgebrauch in einer Weise zum Alltag, wie wir
uns das in unseren Breitengraden nicht mehr gewohnt sind. Deshalb erschrak ich
auch kürzlich, als sich in einer Versammlung eine Rednerin mit dem Wunsch
verabschiedete, Gottes Segen möge uns begleiten. Nachher nahm ich mich an der
Nase. Ist es nicht ein Privileg, diesen Wunsch mit auf den Weg zu bekommen? Ich
erinnerte mich plötzlich an meine herzerwärmenden Chats im Internet, die ich
nicht missen möchte.(Erschienen im Kirchenbote Schlieren, Juli 2016)
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