Wir wohnen in einem Block mit gleichförmigen Eingängen. Als ich gestern Mittag heimkam, traf ich dort die Postbotin an. Sie suchte auf den Briefkästen nach einem Namen. Ich sagte zu ihr, dass sie keinen einfachen Job habe bei all diesen fremd klingenden Namen. Ob ich ihr denn weiterhelfen könne. Als sie mir den Adressaten nannte, wusste ich aber auch nicht weiter, obwohl mir sonst die Namen der Bewohner, welche unseren Eingang benutzen, bekannt sind.
Dann wollte ich meinen eigenen Briefkasten aufschliessen. Doch mein
Schlüssel dafür passte nicht. Erst jetzt wurde mir schlagartig klar, dass ich
mich im falschen Eingang befand. Mein eigener befindet sich 30 Meter weiter
vorn. Mir war das sowas von peinlich. Erst spiele ich mich als Insider auf, und
dann stellt sich heraus, dass ich nicht einmal zu meinem Hauseingang finde. Wie
konnte das passieren?
Als ich wieder auf den Gehweg trat, fiel mir auf, wie aufgeräumt und
ordentlich ausgerichtet die Velos vor diesem Eingang aufgestellt waren, etwas,
was sonst nur auf unseren eigenen Hauseingang zutraf. Die übrigen Hauseingänge
sind sonst mit Dreirädern, Kindervelos und Spielzeugautos völlig verstellt. Oft
liegen die Fahrräder auch ganz am Boden.
Gestern aber war es hier aufgeräumt wie nie zuvor.
Für mich eine Falle, in welche ich voll hineinfiel. Ich ärgerte mich über den
Ordnungswahn unserer Nachbarn, statt mich darob zu freuen. Nicht einmal mehr
den eigenen Hauseingang lassen sie mich finden! Ein Impülschen regte sich in
mir, dort wenigstens ein einziges Velo wieder ein bisschen schräg zu stellen.
Ordnung muss sein. Geschrieben im Sommer 2016 für den Kirchenboten Schlieren
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