Die
Hauswurz gilt als treu und bescheiden. Bei mir vor dem Haus sollen
diese pflegeleichten Pflanzen an die Gäste erinnern, die hier in Bogotá
in der Casa Wyss ein- und ausgegangen sind. Es waren zumeist
Austausch-Studierende, die hier an einer Uni ein Semester absolviert und
dabei auch recht gut Spanisch gelernt haben (meistens besser als ich).
Dann waren es aber auch Reisende, unter ihnen viele Freundinnen und
Freunde, ja, sogar Verwandte von mir, die ein paar Tage bei mir verbrachten
und dann weiter zogen. Es gibt ja so viel zu sehen in diesem Land. Bis
kurz vor dem Lockdown war ich etwas nachlässig mit der gärtnerischen
Buchführung. 40 Pflanzen waren gesetzt, dabei nahm in der Zwischenzeit
die Anzahl der Gäste um zwölf zu. Zeit, ihre Besuche hortikulturell
nachzutragen, zumal mein Gärtchen die Besonderheit aufweist, dass die
Setzlinge Botschaften absondern, die ich immer gerne lese, und die mich
zum Nachdenken anregen. Mit der Auswahl der Botschaften am Drehtag bin
ich zwar nicht so glücklich, ich hätte mir eine andere Mischung von
Mitteilungen gewünscht. Aber Einfluss auf die Ernte habe ich halt nicht.
Ich gehe einfach jede Woche schauen, was sie Neues zu berichten haben
und stecke dann die Nachrichten in ein Konfitürenglas. Bei Regenwetter
nehme ich es jeweils hervor und schwelge in Erinnerungen. Ich bin mir
sicher, dass ich ein nächstes Mal dem Publikum mehr, andere und
insgesamt ergiebigere kleine Notizen aus der Ferne darbringen kann. Für
heute nur dies.
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[Weitere Videos von mir sind auf meinem Youtube-Kanal kasimir4ever zu sehen]
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