Da meine
teuren Tommy Hilfiger-Jeans meine Haut im Schritt reizen, ging ich gestern zu
Arturo Calle, einem kolumbianischen Herrenmode-Geschäft mit Filialen überall im
Land und darüber hinaus in Costa Rica, El Salvador und Panama, und erstand mir gegen
weitere Reizungen schöne, weich-flauschige Boxer-Unterhosen. An der Kasse, und
deshalb erzähle ich dies überhaupt, fragte mich die junge Dame nach der Nummer
meiner ID, nach meiner Adresse und nach meiner Telefonnummer. Das scheint hier
üblich zu sein. Alle Käufe werden hier fein säuberlich im System festgehalten,
ob im Supermarkt oder bei Juan Valdez, der kolumbianischen Variante von
Starbucks. Und auf der Quittung steht dann dein Name, den du an der Kasse gar
nie genannt hast. Denn die Registrierkkasse liess ihn sich schnellschnell und automatisch
von der Einwohner-Datenbank des Landes geben.
So wird
jeder Einkauf zum Staatsakt. Jeder Konsum wird registriert. Und wenn schon der
kolumbianische Präsident und Friedensnobelpreisträger Juan Manuel Santos von
meinem Boxershort-Einkauf und von meinen Konsumgewohnheiten erfährt, so scheint
es mir das Mindeste zu sein, auch meine Bekannten und Freunde davon wissen zu
lassen. Übrigens hinterliess ich eine falsche Telefonnummer. Das geht auch. Das
war meine kleine, ohnmächtige Intervention gegen meine Entkleidung bis auf die Unterhosen.
© Nikolaus Wyss
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